Um 8.30 Uhr wache ich wieder mal in Zottl auf. Schöne Nacht gewesen, sehr ruhig hier. Eigentlich bin ich auch noch recht müde, bekomme aber die Kurve nicht mehr. Gestern bin ich bei bewölktem Himmel in die Horizontale übergegangen. Wie mag es heute wohl aussehn? Restfeuchte an den Bergen? Nebel? Doch wieder Regen…hilft nix, ich muss dem Übel ins Auge schauen: ich öffne die hintere Verdunklung und sehe……woooohoooo….blauer Himmel und Sonne!
Hammer wie sich mal kurz über Nacht das Wetter ändern kann. Kein Phänomen, dass man nur dem Wallis zuschreiben kann natürlich, aber dennoch immer wieder geil. Bei Wolken ins Bett, bei Sonne raus. Das gibt mir auf jeden Fall den richtigen Push fürs Aufstehen. Ich hänge meine Rübe mal vorne aus dem Dachfenster raus und stelle fest, dass es sogar schon angenehm warm ist.
Nach diesem Push bin ich wach und ready für Frühstück. Das ist schnell gemacht und während ich frühstücke editiere ich neben bei noch ein wenig ein Video. Macht sich ja nicht von
selbst.
Bei dem schönen Wetter hält es mich nicht ewig im Kasten. Ich packe meinen Rucksack, Drohne und Kamera Equipment kommen rein, und los geht’s. Eigentlich will ich den schmalen Weg an Zottls Hintern entlang laufen. Aus der Ecke kommt aber heftiges Hundegebell. Das ist mir ein wenig suspekt. Wahrscheinlich wird da gerade schon jemand zerfleischt, so laufe ich lieber in die andere Richtung. Sicherer…für mich. Dafür dann halt bergauf.
Es ist nicht so, dass ich massive Angst vor Hunden habe, aber einen gesunden Respekt. Und wenn es irgendwo schon heftig bellt, dann muss ich da nicht unbedingt auch hin. Mag daran liegen, dass
ich noch nie einen Hund besessen habe. Erinnere mich aber noch gut an den Hund eines alten Freundes….aber das wäre jetzt eine andere Geschichte. Will hier ja nicht abschweifen.
Wo war ich…äh…genau, bergauf laufen. Bei strahlendem Sonnenschein, angenehmen Temperaturen laufe ich durch die Weinberge, schaue mir noch den Schlafplatz an, der nicht funktioniert hat, ist
Privatbesitz der zu einem Chateau oder ähnlichem gehört. Laufe noch weiter, biege irgendwann links in einen Feldweg ab, versuche keine Fliegen einzuatmen die sich hier im Schatten noch tummeln
und lauf anschließend einen schmalen Pfad über alte und derzeit stillgelegte Weinberge, alle Terrassiert angelegt.
Belohnt werde ich mit einer tollen Aussicht. Das schreit nach Drohen. Aber wo starten? Überall Gras…hm…so werde ich kurz zum Schaf und rupfe in einem kleinen Bereich einen Startplatz frei. Mache
das allerdings dann doch mit den Händen und nicht mit dem Mund.
Bevor ich jedoch loslege, werde ich noch überrascht. Ich drehe mich gerade um, und dann geht es schnell. Ich erhasche noch einen Blick auf ein Reh das mich genauso entgeistert anschaute wie ich
es. Dann ist es auch schon weg. Wahrscheinlich hab ich es mit meinem Gelaber in die Kamera verwirrt, oder warum sonst sollte es jetzt flüchten.
J Menschen schauen mich ja auch immer seltsam an, wenn sie sehen, dass ich mit einer Kamera am ausgestreckten Arm spreche. Sie rennen dann zwar nicht weg, machen aber lieber einen Bogen um
mich.
Kurz drauf geht’s ab in die Luft. Allerdings muss ich aufpassen. In der Nähe ist ein Airport, doch einiges an Flugverkehr, Helis die durchs Tal fliegen und Sportflugzeuge. Ich muss also aufpassen
was ich treibe. Bin ja ein verantwortungsbewusster Drohnen Pilot.
Klappt alles gut, Drohne fliegt top. Leider werden die Aufnahmen verloren gehen (SD Karte ist verschwunden) und nur die übertragenen Daten von der Drohne an mein Handy überleben. Somit nur reduzierte Qualität. Aber das weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt zum Glück noch nicht.
Nach dem Flug steige ich wieder ab zu Zottl und mache ihn so langsam fahrfertig. Hab ja noch n paar Kilometer vor mir. Will noch in den Jura und zwischendurch kurz noch entsorgen.
Also geht’s los, in Zottl herrschen nun jedoch doch schon 30°C, ich packe das erste mal meinen USB Ventilator aus. Klippe in irgendwohin und schon bewegt sich die Luft in Zottl. Sehr leise, der Venti, und doch bewegt er gut die Luft. Es wird dadurch zwar nicht kühler, aber angenehmer.
15 Minuten später bin ich ready to go. Motor an, los geht’s. Bergab. Straßenbreite ok. Es geht noch ewig durch Weinberge, zum Teil ist es auch wieder eng, aber ich komme gut durch. Kein Gegenverkehr an den kritischen Stellen…bis….ich bin kurz vor der Autobahn wo es sau schmal ist und mir kommen zwei Autos entgegen. Rechts eine Steile gemauerte Wand, links Geländer. Keine Chance irgendwohin auszuweichen. Jetzt muss ich mich dünn machen mit Zottl und der Autofahrer sich möglichst in Luft auflösen.
Gaaanz langsam fahren wir an einer etwas breiteren Stelle der Straße aneinander vorbei. Es ist sehr eng, viele cm Luft sind da nicht mehr. Aber es reicht, so grade. Und das zweite Auto ist glücklicherweise ein Fiat 500. Schön, gibt es heutzutage auch noch Kleinwagen. Macht mir das Leben etwas leichter. Danke dafür!
Nachdem die Engestelle geschafft ist, läuft der Rest reibungslos. Entsorgung, kein Problem. Und so fahre ich kurz hinter Lausanne, Fahrtrichtung Bern, von der Autobahn und halte mich gen Jura.
Es geht bergauf, Moped Fahrer sind hier einige unterwegs, ich passiere den Col du Mollendruz. Kurz danach kommt ein Parkplatz, von dort geht eine einspuriger Weg (wieder mal) in Richtung meines Schlafplatzes. Allerdings schiebt da eine mörder Biker Gruppe gerade den Berg hoch. Die will ich jetzt nicht stressen. So halte ich erstmal auf dem Parkplatz, schön im Schatten und mache mir mein Mittagessen. Immerhin schon 15 Uhr. Da kann man schon mal Hunger bekommen.
Eine Stunde später fahre ich auf den kleinen schmalen Weg zu und hoffe, dass niemand entgegenkommt. Die Strecke ist ca. 2 km lang. Ich fahre über Wiesen, Felder und meist bergauf. Und habe wieder mal Schwein, mir kommt keiner entgegen. Viele Ausweichstellen gibt es auch nicht. Dann sehe ich meinen Parkplatz, Google hat mich gut hingelotst. Ich stehe keine 10 Sekunden auf dem Übernachtungsplatz, als ein Auto an mir vorbei fährt, in die Richtung aus der ich kam. Das nenne ich mal Timing.
Wieder packe ich meinen Rucksack, vergesse diesmal aber mein Wasser und laufe los. Erstmal an blühenden Wiesen entlang, dann berghoch bis zum Buvette de Châtel. Von hier aus lasse ich die Drohne steigen und denke mir….wow! Allerdings muss ich auch hier wieder aufpassen, mir waren Segelflugzeuge aufgefallen die hier unterwegs sind. Der Himmel ist stärker bevölkert, als man so allgemein denkt.
Und dann passiert es. Ich fliege, die Drohne ist 150 m hoch und weit weg. Ich seh sie so gerade noch. Da bricht die Verbindung ab zwischen Controller in meiner Hand und der Dohne. Erstmal: halber Herzinfarkt. Ich kann die Drohne nicht mehr steuern. Wars das jetzt? Die Drohne steht in der Luft, das erkenne ich noch und macht nix. Dann setzt sie sich in Bewegung. OMG!! Was passiert jetzt? Schmiert sie ab? Hm…wird größer und wird sichtbarer. Sie kommt zurück zum Home Point. Ganz von alleine. Na das ist ja ein cleveres Kerlchen…äh Dröhnchen. Und als sie in 30 m über mir schwebt, verbindet sich der Controller wieder mit ihr. Landen kann ich sie manuell. Erstmal durchatme.
Ich packe meinen Kram zusammen und wandere zurück zu Zottl. Hab jetzt ganz schön Durst bei der Wärme. Als ich an meinem lauschigen Schotterplatz ankomme, umgeben von hohen Tannen, muss ich erstmal Pause machen. Was trinken, Laptop an, und ein wenig Video editieren. Parallel dazu überlege ich, ob ich heute Abend nicht den Grill auspacke. Lust hätte ich, entsprechendes Futter auch, also warum nicht?!
Ich stelle den Lapi beiseite und beginne den Grill aufzubauen. Dazu muss ich auch die Gasflasche (6Kg) ausbauen. In Zukunft stelle ich mir eine zweite Gasflasche mit eigenem langem Gasschlauch in Zottl. So bleibt die Flasche im Kasten und der Schlauch übernimmt die Flexibilität der Grillplatzierung. Heute fehlt mir dazu jedoch noch ein Druckminderer.
Gasflasche und mein Enders Urban 2095 Tischgrill, den ich jetzt auf dem Boden stehen habe, zu faul den Tisch aufzubauen, werden verbunden und los geht’s. Zündet sofort, er brennt! Um ihn nicht komplett einzusauen, hab ich den Boden des Grills noch mit Alufolie ausgelegt. So versaut das runter tropfende Öl und Fett den Grill nicht so sehr.
Das Hünchenfleisch wird mit Zitrone, Salz und Kräutern der Provence bearbeitet, die Cervelat eingeschnitten und die Augergine mit Öl getränkt. Anschließend kommt alles auf den heißen Grill.
Oh…was für ein Fest!
So schnell wie gegrillt ist, so schnell ist auch alles gegessen. Überbleibsel werden weggetuppert. Jetzt noch den riesen Abwasch bewältigen, alles wegräumen, Feierabend.
Einige Stunden editiere ich noch Videos und nach Mitternacht stelle ich fest, dass es bereits nach Mitternacht ist und beende das Treiben. Ich gönnen meinen Augen etwas Ruhe und meinem Hirn eine
Auszeit. Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai
Kommentar schreiben