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Zottl schnauft und ich bekomme fast ne Kriese

Der Platz kann was! Was für eine ruhige Nacht. Ein echter Glücksgriff!

Am Morgen schlage ich die Augen auf und höre....nix. Ruhe! Meine erste Amtshandlung: Verdunklung Dachfenster auf, wie ist das Wetter?

Kaum offen, steigt die Laune gleich an, ich sehe blauen Himmel. Was gibt es besseres als bei blauem Himmel aufzustehen? Eben! Nix! :)

Ich schwinge mich aus dem Bett, meine ruhigen Reisegenossen bleiben unterdessen ruhig liegen und pennen weiter. Gut so.

Ich mache mir mein Frühstück zurecht, Zeitdruck hab ich noch keinen, es ist mit 7 Uhr noch recht früh, Meeting ist um 10:00 Uhr, Anfahrt keine 30 Minuten.

Nach Frühstück und kleinem Abwasch bin ich neugierig und begebe mich raus an die frische Luft. Meine filmerischen Aktivitäten nutze ich, um Zottl gleich mal zu lüften. Eine Weile später erst fällt mir ein, dass ich ja die Heizung noch auf 17°C eingestellt habe, laufe zum Kasten zurück, höre sie schon laufen und stelle sie ab. Es ist nicht clever, zu lüften und die Heizung voll am laufen zu haben. Zumal dann, wenn man anschließend ohnehin weiterfährt und der Tag warm wird.

Nach der kurzen Unterbrechung Schaue ich mir Platz, Schautafel und Umgebung an. Toll hier, stehe am Rande eines Naturschutzgebietes, die Vögel zwitschern, die Sonne scheint durch etwas Hochnebel, und ich bin hier super alleine. 

Die Parkplätze sind recht lang, Zottl passt da locker hin, er könnte sogar noch n Meter länger sein und würde noch immer nicht im Weg stehen. Der Platz ist leicht nach hinten abfallend. Ihr kennt mich, juckt mich nicht. Auch Regen wird der Traktion nix anhaben, schön geschottert das Teil. 

Es ist ein echtes Privileg so abseits aufzuwachen und den zwitschernden Vöglen zu lauschen, kein Straßenlärm, keine anderen Menschen, nur Zottl, meine ruhigen Reisegenossen und ich. Ein toller Ort.

Wer also mal von Ost nach West durch die Schweiz düst und einen Autobahn nahen Platz benötigt, nicht länger als 7,4 m ist und gerne frei steht, das wäre ein Platz. Absolute Empfehlung. 

 

Wenig später kommen die ersten Hundebesitzer mit ihren vierbeinigen Freunden vorbei. Für mich ist es langsam an der Zeit, zusammen zu packen und mich auf den Weg gen Lausanne zu machen. Aber zuerst noch ein paar Emails checken.

Emails checken ist immer gefährlich, dabei vergeht die Zeit deutlich zu schnell. Plötzlich ist es 09:20 Uhr, verdammt, ich muss los. Schnell alles weg räumen und los gehts. Über gefühlt 2.500 Speed-Bumps (Bremshügel) geht es Richtung Autobahn. Von dem vielen Auf und Ab wird man fast Seekrank, steht dauernd auf der Bremse, flüssiges Fahren ist anders.

 

Eine halbe Stunde später bin ich in Lausanne, pünktlich fürs Meeting.

 

Nach 2 Stunden komme ich zurück zu Zottl und gehe danach noch kurz einkaufen. Immerhin muss ich bis Samstag (oder sogar evtl. bis Sonntag) überleben. Das bedarf noch etwas Lagerbestand an Futter. 

 

Mein nächster Stop ist gleich ums Eck. Muss etwas bei unserer Marketing Agentur abgeben. Zufällig gerade Mittagszeit und zufällig kochen die Kollegen gerade das Mittagessen und laden mich spontan ein mit zu essen. Zu Essen kann ich selten NEIN sagen, also setzte ich mich mit an den Tisch und genieße ein Mittagessen in entspannter Runde. Nach dem obligatorischen Kaffee sage ich DANKE und verabschiede mich. Die Arbeit ruft und es sind noch ein paar Kilometer zurück zu legen. Bis Genf und dann weiter ins Wallis

       

Alles läuft nach Plan, am späteren Nachmittag, auf der Fahrt ins Wallis, stoppe ich an einem Autobahnparkplatz mit toller Aussicht. Direkt auf den Genfersee. Eigentlich sollte man hier wohnen und nicht parken und die Autobahn komplett durch den Berg gehen. Die ist nämlich recht laut. Die Sicht entschädigt aber. WOW!

Wasser gibt es hier sogar auch, Gießkanne füllen möglich. Ich bleibe 10 min, lasse mir und Zottl die Sonne auf den Pelz scheinen, dann gehts weiter.

 

In Conthey beschließe ich den Tag. Hier hab ich mir wieder einen schönen Platz in den Weinbergen ausgesucht, nicht ganz so exponiert wie beim letzten mal, sondern Richtung Tal etwas durch Bäume abgeschirmt. So sieht es zumindest auf Google Maps aus. Der Platz liegt etwas erhöht, aber es ist ja Frühling und von Schnee weit und breit nix mehr zu sehen. Die Anfahrt dürfte somit kein Problem sein. Wie man sich doch täuschen kann....

Die Sache mit Google Maps ist, dass man Steigungen nicht richtig einschätzen kann. Ich fahre also mit Zottl im Feierabendmodus der Routenführung nach, biege im letzten Dorf links ab und fahre entspannt auf die Weinberge zu.

 

Ich fahre an einem Schilderbaum vorbei der mich aufmerken lässt. Keine Busse, nicht über 2,30 m Breite...und....lese ich da echt richtig, kann das sein? Waaaassss? Das muss ein Schreibfehler sein! Das kann doch nicht sein. Ich schaue nochmal hin. Doch, das steht da tatsächlich, hier ist eine Steigung von 27% anzutreffen. SIEBENUNDZWANZIG Prozent!!! So eine Steigung bin ich noch nie in meinem Leben gefahren. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was mich da jetzt gleich erwartet.

Noch ist die Steigung im, sagen wir, normalen Bereich. Mal schaun was noch kommt.

Eine Kurve und einen fast ebenen Abschnitt später, sehe ich, was 27% Steigung bedeutet. Die Straße steigt massiv an...und wird dazu auch noch schmaler, ein schmaler geteerter Weg. Wobei ich die Schmalheit gar nicht so richtig bemerke.

Ich bin etwas geschockt ob der heftigen Steigung. Fahre derzeit noch im zweiten Gang, merke aber, dass die Leistung zu gering ist, Zottl wird im zweiten Gang deutlich langsamer und mir bleibt irgendwann nix anderes übrig, als in den ersten Gang zu schalten. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Mir wird leicht warm und ich frage mich, ob das, was ich hier treibe, eine gute Idee ist. Und jetzt kommt auch noch die nächste Haarnadelkurve.

Die meistere ich gut, danach wird es gefühlt noch enger, links Felswand, rechts Abgrund, geradeaus Steigung.

Kurz denke ich, weiter oben ist die Straße gesperrt, stellt sich dann aber heraus, da ist "nur" der Hang abgerutscht und daher eine Sicherheitsabsperrung gestellt. Nicht auszudenken, ich käme hier nicht weiter und müsste rückwärts zurück. 

In Schlangenlinie geht es am Hang entlang, sau steil. Einmal liegt etwas Schotter auf dem Weg und ich merke wie Zottls reifen mit der Traktion kämpfen. Mein Puls steigt, mir wird noch wärmer...Zottl und ich kämpfen. 

Ich bin auf einer Single-Track Road unterwegs, was wenn mir jetzt einer entgegen kommt und ich stoppen muss. Bei der Steigung und schlechter Traktion anfahren? Ich bin mir nicht sicher ob Zottl mit seinem Vorderradantrieb das packen würden. Doch ich habe mal wieder Glück, von oben kommt niemand.

Weiter geht es steil den Hang hoch. Und dann....endlich...sehe ich das Ziel. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich in dem Moment bin. 150 Meter noch, die schaffen wir, ich kann sogar wieder in den zweiten Gang schalten, nicht mehr ganz so steil. 100 m noch, nochmal gehts knapp an der linken Felswand vorbei, dann wird es noch ein wenig flacher und ich bin mir sicher, wir kommen oben an.

 

Was soll ich sagen, ich liege richtig, fahre rechts auf einen kleinen Schotterplatz, checke kurz die Lage und stelle mich so hin, dass ich rückwärts einparken kann. Bevor ich das jedoch mache, steige ich kurz aus, sondiere die Lage. Denn: da stehen Bäume, Äste hängen rum und wenn man zu weit rückwärts fährt, gehts den Hang runter. Fremdkontakt möchte ich vermeiden, auf freien Fall hab ich auch keine Lust. Haben uns ja hier erst hoch gekämpft.

Nachdem ich weiß, wo ich hin muss, gehts rückwärts in die schmale Parklücke zwischen Bäumen und Sträuchern, zwischendurch steige ich nochmals aus um zu schauen ob noch alles passt. Kurz darauf stehe ich richtig. Motor aus. Durchatmen!

Bin doch ein wenig erleichtert, dass wir diesen Berg mit der Steigung geschafft haben. Viel steiler hätte es aber auch nicht sein dürfen. Feucht auch nicht.

 

Hinweis:

Falls ihr euch entscheidet, hier auch mal stehen zu wollen: maximale Länge in meinen Augen 6,4 m, Breite nicht größer als ein Kastenwagen, 2,30 m. Standard Weißware in Form von TI oder Integrierten sind zu breit. Das stelle ich auf der Rückfahrt ziemlich gut fest.

 

Der Platz an sich ist aber der Hammer. Schön verdeckt in Richtung Tal. Dennoch ist der Blick ins Tal nicht völlig dicht und man sieht schön durch die Bäume. Toller Ausblick. Ich liebe das Wallis. Auch wenn die Berge hier....eine Herausforderung sein können. 

 

Von meinem Parkplatz schaue ich auf den Weg, die Weinberge und die dahinter liegenden Berge. Die Straße führt hier auch noch weiter den Berg hinauf, ab und an kämpft sich ein Fahrzeug den Berg hoch, ansonsten ist es hier ruhig und abgelegen.

 

Als erstes starte ich meinen Laptop, einige Emails bedürfen noch meiner Aufmerksamkeit, später sichere ich die Videodaten der ersten zwei Reisetage und will dann, mein Abendessen kochen. 

Doch bevor es wirklich ans Kochen geht...mache ich noch etwas schönes. Ich lasse meine DJI Mavic Pro in die Luft steigen. Und es funktioniert sogar.

Statt meinem dummen LG G6 nehme ich für die Steuerung mein altes und cleveres LG G4. Das verbindet sich ohne Probleme mit dem Controller. Und ich fliege über Weinberge, Blicke ins Tal und erspähe eine Hütte die neben mir auf einem Hügel steht. Die kann man mieten und Party machen! Das zumindest sagt das Schild welches an meinem Parkplatz hängt...einiges muss ich jedoch interpretieren, denn es ist mal wieder alles auf französisch geschrieben.

Die Drohne liegt top in der Luft, trotz der ein oder anderen kleinen Windböe. Ich hab meinen Spaß, langsam gewöhne ich mich an die Steuerung der Drohne, muss aber noch immer höllisch aufpasse. Besonders wenn ich irgendwo langsam nah dran vorbeifliege möchte, muss ich erst nochmal die Steuerbewegungen durchgehen bevor ich losfliege. Meine vielen Ferngesteuerten Autos hatten nämlich ein wenig eine andere Bedienung. 

 

Nach zwei verballerten Akkuladungen bin ich zufrieden und benötige eine Pause. Daher wird gelandet. Auch der Hunger meldet sich so langsam und so hänge ich die Akkus ans Ladegerät und begebe mich an den Herd. Da wo ein echter Mann halt auch hingehört...hahaha.

Alles weitere ist weniger spannend. Um zu überleben wird gekocht. Ich mache Hühnchenbrustfilet mit Reis, Ei, Tomate und Oliven. Völlig unspektakulär, aber es erfüllt seinen Zweck.

 

Den Rest des abends reiße ich mir kein Bein mehr aus. Ich sichte Videos und editiere noch ein wenig bevor ich müde auf die Schlafstätte sinke und einer hoffentlich ruhigen Nacht entgegen schlummere.

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

Kai

 

GPS Koordinaten:

1. Übernachtungsplatz bei La Sarraz vor Lausanne: 46°39'57.1"N 6°28'43.6"E

2. Übernachtungsplatz bei Conthey im Wallis: 46°12'48.8"N 7°15'02.6"E

Autobahnrastplatz mit Wasser oberhalb Genfersee: 46°26'15.9"N 6°54'58.2"E

=> zu meinen GPS Karten für Freistehplätze, Ver- und Entsorgung

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