Ein Tag in Saas Fee, Snowboarding und Schneeketten

Heute gibt es nur ein Ziel, ab auf die Piste. Der erste Snowboard Tag seit bald zwei Jahren steht an. Und der Tag fängt früh an. Ich bin um 06:30 Uhr wach, eine Stunde vor dem Wecker, an einem Samstag. Was’n da los?! Muss die Vorfreude sein.

Ein Blick nach draußen: wie ist das Wetter?

Hm…trocken, -4°C, Sicht hier unten gut. Gute Voraussetzungen. Ich krabble aus dem Bett, Hunger hab ich noch keinen, noch zu früh. Also sichere erstmal noch Daten von meinen vielen SD Karten. Das hatte ich gestern Abend nicht mehr geschafft.

Anschließend mache ich mein Frühstück fertig, erstmal einen starken Kaffee um vollends wach zu werden. Ah…das tut gut!

 

Ein weitere Blick raus, es geht auf 8 Uhr zu (wo ist die Zeit hin??), sehe ich es hinter den Bergen orange werden. Wow, das sieht toll raus. Schnell mal raus, Kamera draufhalten. Kommt da heute Vormittag evtl. noch Sonne raus? Das wäre ja fantastisch. Draußen auf meiner Stufe liegen ein paar cm Neuschnee. Sowie auf meinen Solarpanels. Da es evtl. sonnig werden könnte, fege ich das vordere Panel frei. Wäre froh um jedes Watt das reinkommt. Steh hier ja ohne Stromanschluss.

 

Kalt fühlt es sich draußen nicht an. Wind geht auch keiner. Hole mein Snowboard aus dem Keller.

Zurück im Inneren von Zottl, geht es ans Anziehen. Meine Klamotten hatte ich bereits vor einer Stunde aus meinem Verließ unter dem Bett geholt. Die hatte ich da bei der Beladung einfach reingeworfen. Normalerweise sind die zwei Verließe für Kleidung zum Aufhängen. Ich entfremde Dinge gerne. Aber: die Klamotten sind im Verließ natürlich sau kalt. So breitete ich sie schön aufm Bett aus, um Zottl sie aufwärmen zu lassen.

 

Also, rein in die Kleidung, etliche Schichten. Warm ist anders, aber saukalt sind sie auch nicht.

 

Um 9 Uhr bin ich angezogen. Hoffe, nix vergessen zu haben. Die Schneesitutation hatte ich noch versucht über das Handy und die Saas-Fee Bergbahnen Seite zu checken, aber irgendwie wollte sich die Seite nicht laden. So hab ich also keinen Plan ob die Bahnen laufen und wie die Situation generell ist.

Zur Talstation des Alpin-Expresses fährt ein Bus, man kann die Distanz aber auch gut laufen. Naja, vielleicht nicht unbedingt in Skistiefeln, aber in Snowboard Boots. J

Im Dorf ist tote Hose. Ich komme mir komplett alleine vor. So wenig wie hier los ist, laufen die Bahnen gar nicht? Ein mulmiges Gefühl beschleicht mich. Ich sehe keinen Menschen mit Ski oder Skiklamotten. Nur an der Bushaltestelle ist jemand. Ansonsten fühlt sich das an, als wäre das Dorf über Nacht evakuiert worden und ich der letzte Vergessene. Echt schräg.

 

So latsche ich in meinen Boots weiter gen Talstation. Und kurz davor sehe ich endlich einen anderen Menschen, mit Ski. Puh, okay, ich bin nicht der Letzte. Wir sind zu zweit! J Ein Blick auf die Anzeigetafel des Pistenplans: Kaum was offen. Gletscher, wenig überraschend, zu. Alpin Express II läuft nicht, aber immerhin Alpin Express I.

Hole mir mein Ticket, zahle 71 CHF (inkl. 5 CHF Chipkarte), kein Anstehen. Etwas ärmer laufe ich zur Gondel. Nix los, aber so was von nix. Niemand vor mir, niemand hinter mir. Ich steige in eine Gondel für 20-30 Personen und bin…ALLEINE.

 

Und ab geht’s auf den Berg. Gute Aussicht. Wolken hängen nicht zu tief. Auf den Pisten hier und da ein sehr vereinzelter Skifahrer. So alleine schwebe ich durch die Luft bis auf ca. halber Strecke die Anlag plötzlich stillsteht. Ich baumle in der Luft an einem Stahlseil, die Kabine schwankt aufgrund des Stopps ein wenig….Stille. Unter mir geschätzt 50 m freier Fall. Ein etwas komisches Gefühl um ehrlich zu sein. Man liest in der Schweiz immer mal wieder von Anlagen, die ausfallen und evakuiert werden müssen. Ich stelle mir kurz vor, wie sie mich aus der Gondel evakuieren würden…komme aber zu dem Entschluss: Lasst mich hier einfach versauern bis es weitergeht. Hab gut gefrühstückt!

Eine halbe Minute später, mein Gedankengang ist gerade abgeschlossen, setzt sich die Fuhre wieder in Bewegung. Schön, es geht weiter. 

Ohne weitere Unterbrechung komme ich oben an. Nix los. Board an die Haxen und ab geht’s. Piste top präpariert. Die ersten Schwünge sind noch etwas wackelig aber das Gefühl kommt wieder. Toll! Sicht ist ziemlich weiß, aber man sieht zumindest noch halbwegs Konturen. Dennoch fühle ich mich so ganz alleine auf der Piste recht verlassen. Zumal ich das Gebiet nicht sooo gut kenne. Da hab ich es normalerweise ganz gerne, wenn zumindest irgendwo noch jemand vor mir ist, so dass man ca. sieht wo es lang geht.

 

Es geht hoch und runter, links und rechts. Es haut mich einige Male böse rein. Einmal verkannte ich aus voller Fahrt an einem steilen Hang rückwärts und es haut mich auf den Rücken, es dreht mich um 360°C Grad. Dann bekomme ich die Kante wieder sauber in den Schnee, und fahre mit dem verbleibenden Schwung einfach weiter. Muss ausgesehen haben, als hätte ich das so gewollt. Gut fahre ich mit Rückenprotektor und Helm. Außer überall Schnee an mir, ist nix passiert.

                   

Gegen halb 12 Uhr bekomme ich Hunger. Pause! Mittlerweile ist auf der Piste deutlich mehr los. An der Gondel ist anstehen angesagt. Dadurch, dass kaum Anlagen offen sind, bündelt sich nun alles an den wenigen offenen Anlagen.

Im Resti ist nicht viel los. Ohne anstehen komme ich an meine Bratwurst mit Pommes + Snickers. Ersteres und zweiteres ist keine geschmackliche Offenbarung. Das Snickers ist wie immer: fantastisch! Auch cool: Im Restaurant an der Bergstation des Alpin Express I gibts kostenlosen Zugang ins Wlan.

 

Lange Pause. Dann geht’s wieder auf die Piste. Es schneit leicht. Die Sicht ist schlechter geworden. Im Tal unten werden die Wolken dunkler. Oh, oh! Ich fahre ab und merke schnell, ich sehe kein Konturen mehr. Ich fahre im Prinzip blind, sehe keine der zusammen geschobenen Hügeli auf der Piste und auch keine Geländeveränderungen. Mühsam... und zack…hauts mich rein. Nicht schlimm, aber voll auf meinen Schlüsselbund den ich in der Hosentasche habe. Das gibt eine bleibende Erinnerung für ein paar Tage. Nach unten wird es mit der Sicht besser, die Piste ist aber schon arg mitgenommen.

Bis 15 Uhr mache ich noch ein paar Höhenmeter. Dann hab ich genug. Sicht richtig mies jetzt. Ich mache Schluss, laufe zurück zu Zottl. Freue mich auf eine Dusche.  

Es schneit, leicht. Es wird jedoch mehr kommen. Später. Frage mich, wie ich nach Neuschnee aus meinem Parkplatz kommen soll. Wohl nur mit Ketten. Jetzt aufziehen, wo ich noch gut an die Räder komme, oder erst morgen bei möglicherweise viel Neuschnee? Ich entscheide mich für jetzt, sofort. Bin ohnehin noch in meinen Snowboard Klamotten und schon nass.

Das Ketten aufziehen geht problemlos. Rechts, links fertig. Toll! Jetzt kann der Schnee kommen, ich bin bereit. Und falls er doch nicht kommt, gehen die Ketten auch ruckzuck wieder ab.

 

Ab unter die Dusche. Ca. 10-15 Liter später bin ich fertig, Dachfenster und Fenster auf im Bad, ordentlich durchlüften, Tür zu. Gut hab ich kein Raumbad. Nur nicht vergessen, alles später wieder zu schließen.

 

Anziehen….und jetzt? Es ist 16:15 Uhr. Der Tag ist noch jung. Mir ist nach etwas zu Trinken das nicht pures Wasser ist. Also, ab nach Saas Fee rein. In die Jacke und raus aus Zottl…..ups, was’n hier los. Es schneit heftig, große dichte Flocken. Mein Board, das seitlich unter Zottl liegt, ist schon gut weiß. Sieht toll aus draußen, ich liebe Schneefall. Ruckzuck bin auch ich weiß. Auf dem Weg ins Dorf komme ich noch an einem weiteren Womo-Stellplatz Schild vorbei. Scheinbar kann man auch oben auf dem Parkhaus stehen. Besser geräumt ist der Platz aber auch nicht.

In Saas Fee such ich mir eine schöne Beiz aus, schon gut besucht, ich setze mich direkt an den Tresen, nah an den Nachschub. Zwei Dinge bereue ich recht schnell: mein Handy Akku ist fast leer und ich hab keine Power Bank dabei und auch in der Beiz haben sie kein passendes Ladegerät. Zudem hätte ich meinen Laptop mitnehmen sollen, hätte hier schön Videos editieren können, bei Landstrom. Da ich also nix zu tun habe, trinke ich Bier und unterhalte mich mit dem Barkeeper. Die Zeit geht rum, das Glas ist leer, wird wieder aufgefüllt. Erdnüsse kommen zu mir, Chips finden den Weg in mich. Oh, schon wieder leer, noch eins bitte. Danke!

Hätte ich vielleicht besser noch etwas essen sollen bevor ich Bier trinke? Ach egal…sieben Bier sind auch eine Mahlzeit. Fahren muss ich auch nicht, den Weg zu Zottl find ich auch auf allen Vieren wenn es sein muss. Weit ist es auch nicht. Kalt auch nicht.

Ups…schon wieder leer…und wieder voll. Danke!

Um 21 Uhr hab ich den Eindruck, ich hab genug. Ich bin nicht betrunken, aber ich spüre die Biere gut. Besser, jetzt zu gehen, sonst endet es morgen mit Kopfschmerzen. Zahle. Gehe raus, es schneit noch immer, aber weniger heftig.

Anmerkung: ich trinke in der Regel kaum Alkohol, erst recht nicht wenn ich alleine bin. Ich glaube, dass war heute das erste Mal in meinem Leben, dass ich mehr als ein Bier trinke wenn ich irgendwo alleine unterwegs bin. Wieder eine neue Erfahrung die ich Zottl zu verdanken habe.

 

Zurück in Zottl mache ich mir erstmal noch was zu Essen. Bin recht hungrig. Bis ich abgewaschen habe und alles wieder sauber ist, geht es auf 23 Uhr zu. Ich bin durch für heute, war ja auch schon um 06:30 Uhr wach. Gespannt wie es morgen früh aussieht, geh ich schlafen.

 

Gute Nacht!

 

Das Video zum Trip:

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Kommentare: 2
  • #1

    Jens (Dienstag, 06 Februar 2018 11:41)

    Danke für den Beitrag, Kai
    Ergänzt das Video prima. Ich hatte in Saas Fee definitiv besseres Wetter beim Skifahren, aber ich bin auch an meinem Geburtstag im Juli dort gewesen ;-) Trotzdem waren da ordentlich Minusgrade auf dem Mittelalalin und geniale Pisten.
    Grüsse
    Jens

  • #2

    Kai (Dienstag, 06 Februar 2018 16:12)

    Hallo Jens,
    danke Dir! Skifahren im Sommer steht bei mir auch noch auf der to do Liste. Hab ich bisher nie hinbekommen, aber jetzt mit Zottl sollte das ein leichtes Unterfangen werden. Und dafür suche ich mir definitiv einen Tag mit schönem Wetter aus! Juli wäre da sicher nicht schlecht. Nebel und Wolken hat man ja schließlich schon immer im Winter.
    Viele Grüsse
    Kai