Guten Morgen zusammen,
ein Blick auf die Uhr gefällig? Ui....10 Uhr und wir wachen so langsam auf. Noch immer müde, aber es wird Zeit, sonst kommen wir heute nie los.
Die morgendliche Routine läuft wie im Schlaf ab...gegen 12 Uhr ist alles erledigt. Noch schnell ein paar Aufnahmen von unserem tollen Übernachtungsplatz machen, nah am Wasser, mit türkisgrüner Schattierung und tollem geschwungenem Sandstrand. Wie aus dem Buch: so baue ich einen Sandstrand!
Und nach dem Sandstrand ist vor dem Sandstrand. Unser erstes Fahrziel ist heute nur ein paar Meilen weg, der Dalmore Beach. Ein geniales Stück Erde. Doch als erstes begrüßt mich wieder ein Friedhof, in bester Lage mit perfektem Strandblick. Wow! Was für ein Fotomotiv. Erst der Friedhof und im Hintergrund der goldgelbe Strand und die schwarzen Wolken am Himmel. Nicht zu vergessen der Regen der auch hier und da noch fällt.
Als erstes gehe ich mal das WC benutzen. Gute und moderne WCs, sauber und geräumig. Daumen hoch. Der Parkplatz vor dem Friedhof ist allerdings enorm schräg, nächtigen ist da nicht. Das lässt sich auch mit Keilen oder Luftfahrwerk nicht ausgleichen. Doch als ich ein paar Meter laufe, treffe ich noch ca. 5 Plätze die ziemlich eben sind. Ein Kasten mit 640 cm Länge würde da noch hinpassen. Längeres allerdings nicht.
Der Strand, selbst bei miesem Wetter, Wind und Regen, eine Wucht. Seitlich eingefasst mit Felsen, vielleicht 300 m breit und feinster Sand. Schade, passen Temperatur und Wetter nicht zu einem längeren Aufenthalt. Denn bevor ich noch nasser werde, die Canon trieft schon wieder vor Nieselregen, begebe ich mich in Zottl, lege alles trocken und fahre weiter, in der Hoffnung auf besseres Wetter.
Als nächstes komme ich an einem alten Haus vorbei, dem Dun Carloway Broch. Ein altes Gebäude aus der Eisenzeit, um die 1900-2300 Jahre alt. Doppelwände, die Innenräume begehbar. Die Ruine, ein halbes Haus ohne Dach, die hier noch steht, ist sogar noch richtig erforschbar, man kann in die ein oder andere Kammer klettern. Ich habe das Glück, das alte Gemäuer 10 Minuten alleine für mich zu haben. Das nutze ich natürlich aus. Krieche drin rum aber streike auch. Das hab ich vom Co-Piloten gelernt (siehe Video).
Alles in allem ein lohnender Besuch, wenn nur der Wind nicht so heftig wäre. Sobald man aus dem alten Gemäuer wieder heraus tritt, bläst er heftig ins Gesicht und lässt mich mit allem etwas schneller machen.
Wohin als nächstes?
Hm...ein Blick auf Google Maps...oh...Standing Stones ist gleich ums Eck. Keine 10 Meilen weiter südlich. Na, dass ist doch cool, nix wie hin.
Der Vorteil auf den äußeren Hebriden: die kurzen Distanzen. Wir fahren immer Ruckzuck von einer Location zur nächsten. Verlieren so wenig Zeit und können viel an einem Tag anschauen. Und auch jetzt, sind wir 20 Minuten später bei den stehenden Steinen. Allerdings lassen wir uns noch ein wenig Zeit, denn eine Reisegruppe belagert das Areal gerade. Und um die rum filmen oder fotografieren, ist schlicht unmöglich So stehe ich, wie ein stehender Stein, im Sturm und warte...dabei geht mir durch den Kopf...mir geht das nach 10 Minuten schon auf den Keks hier zu stehen...wie muss es den Steinen gehen, die hier schon Jahrhunderte rumstehen und nicht weg können. Da will ich nicht tauschen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, macht sich die Busreisegruppe auf den Weg...Platz für mich und ein paar weitere Touristen. Das Wetter leider nicht wirklich filmfreundlich, aber immerhin trocken.
Ich verweile recht lange, kann aber nicht so richtig das mystische Gefühl verspüren das viele andere bei solchen Locations finden. Aber jeder Mensch ist anders, die einen fassen jeden Stein hier an, als seien sie heilig und versprühten Kraft. Andere setzen sich im Schneidersitz vor den größten Stein in der Mitte und sagen ein langes Ohhhhmmmmmmmmmmm...und es gibt mich....der versucht, das ganze irgendwie so zu filmen, dass es nachher ein gutes Video gibt und auch ein wenig Mystik aufkommt.
Und ich bleibe sogar lange genug, um das ganze Areal fast für mich alleine zu haben. Manchmal zahlt es sich halt aus, lange im Wind zu stehen. Das denken sich die Steine hoffentlich auch!
Doch irgendwann hab auch ich genug, zurück zu Zottl, aufwärmen. N Happen in Form von Reiswaffeln und Nudossi essen. Ausruhen von dem Sturm und überlegen: wohin jetzt?
Zum Abschluss will ich nochmal ordentlich ans Meer. Liegt zwar ein Stück weit weg, westliche Seite, aber auf Google Maps sieht der Strand genial aus. Also rein in Zottl und los.
Von Callanish nach Ardroil und dort an den Strand. Tolle Strecke zu fahren, sehr abwechslungsreich. Durch Berglandschaften, an Seen vorbei durch halbe Canyons...bis es sandig wird.
In Ardroil gibt sogar noch eine Tankstelle und einen Supermarkt. Und einen kostenlosen Stellplatz, direkt hinter den Dünen. Der Strand selbst, über einen kurzen Marsch durch die Dünen erreichbar, wieder mal gigantisch. Es ist Ebbe, ein riesige Sandfläche liegt vor mir. Das Wasser fast nicht zu sehen, der Sand weiss-gelb und fein. Doppel Wow!
Und wenn man am südlichen Ende ein wenig den Dünen entlang folgt, kommt noch eine wunderschöne kleine Bucht mit einmaligem Sandstrand. Den Stränden nach, sollte Schottland eigentlich irgendwo liegen, wo es heiß und sonnig ist.
Doch es ist kalt, stürmisch und uhhh...Nieselregen. Ich bin hauptsächlich damit beschäftigt, mein Objektiv möglichst wasserfrei zu halten. Wenn ich zu viele Wassertropfen drauf hab, ist Friedrich sonst mit der Videoqualität nicht zufrieden. Er ist da schon recht kritisch!
Um den ganzen Strand erfassen zu können, muss ich nochmal auf die andere Seite latschen. Das macht jetzt nicht unbedingt sehr viel Freude bei dem Wetter. Aber ich will sehen, wie hinter der Kurve die Küstenlinie aussieht. Also los! Der Nieselregen verlässt uns dann auch endlich...oder haben wir ihn abgehängt? Keine Ahnung, aber er ist weg und nur der Sturm bleibt.
Der zweite Spot gibt einen weiteren gewaltigen Einblick auf den Rest des Strandes, hier sammeln sich auch die Zelt Fans und schlagen am nahen Ufer ihre Camps auf.
Ich habs gesehen, laufe zurück zu Zottl und frage mich, ob es hier auch V&E gibt. Immerhin gibt's ja auch mehrere öffentliche WCs... Und als ich mit Zottl abfahre, sehe ich doch tatsächlich Frischwasseranschlüsse und eine Entsorgungsmöglichkeit für Schwarzwasser. Nix wie hin. Es regnet zwar wieder und ist übelstes Wetter für V&E, mein Wassertank ist aber bei 50% und könnte etwas Nachhilfe vertragen. Und Toilettenkassette leeren kann auch nicht schaden.
15 Minuten später ist voll, was voll sein muss und leer, was leer sein muss. Perfekt! Das reicht ja jetzt fast bis nach Hause!
So zottln wir von dannen. Übernachten möchten wir hier nicht, zu voll. Also weiter, zurück nach Tarbert, kurz davor kommen wir noch an einer Tanke vorbei, kaufen Diesel und ne Tüte Gummibären (Sorry Co-Pilot und Friedrich)...ich würde ja nie Bären essen...aber an Gummibären komme ich schwer vorbei.
Ach, unterwegs natürlich wieder hammer Landschaften, heftiger Wind, heftiger Regen, Sonne und trockene Abschnitte. Also wie immer: Einmal alles und davon viel.
Hinter Tarbert wieder hoch in die Berge, bei grusigem Wetter machen wir Höhenmeter, um auf der anderen Seite wieder herunter zu rollen. Wir kommen an zwei schönen Parkplätzen vorbei, fahren aber weiter. Ein Fehler!
Denn was nun beginnt, ist Zeitverschwendung. Alle Plätze die ich unten an der Küste anfahre, sind voll. Jedes Eck. Steht schon einer. Auf dazustellen hab ich keine Lust bzw. ist meist schlicht kein Platz. So fahre ich immer weiter...aber nix...alles voll. Das Ende vom Lied, ich fahre zurück, sicher 20 Meilen, und stelle mich in die Berge auf den oberen Parkplatz entlang der Straße. Er ist zwar ein wenig zurückgesetzt von der Straße, aber dennoch recht nah an eben dieser. Dafür ein genialer Blick auf die Bucht unten. Da es 23 Uhr ist, schnell noch die Suppe vom Vortag in den Topf, verlängern mit zwei weiteren Würstli und 10 Minuten später steht sie dampfend vor mir und ich muss warten bis sie abkühlt bzw. puste mir einen Elch.
Um Mitternacht schaut mich ein fragend wirkender Co-Pilot an, so als wolle er sagen: Zeit fürs Bett? Nee, noch nicht ganz...ich muss noch ein paar Sachen erledigen...das dauert nochmal eine geschlagene Stunde und so trage ich einen wieder mal leicht grummeligen Co-Piloten ins Heck gefolgt von einem Friedrich, der seit er seine Mütze trägt, viel ausgeglichener und zufriedener wirkt.
Soweit für heute. Ein langer anstrengender Tag, viel gesehen und erlebt....wir wünschen eine Gute Nacht und sagen mal bis Morgen.
Viele Grüsse
Kai und die zwei mit ihren Hosen
GPS:
Morgens bei Siabost Bho Dheas: 58.330810, -6.694233
Schlafplatz im Nirgendwo hinter Tarbert: ca. 57.861802, -6.869836
Kommentar schreiben