Schönen guten Morgen zusammen,
wunderbare Nacht hier unterhalb des Leuchtturms verbracht. Sehr ruhig, auch heute morgen nur sehr vereinzelt mal ein Auto oder Motorrad. Diesen entlegenen Ort fahren wohl doch nicht alles Touris an. Was ein Glück. Weniger Glück und etwas Sorge bereitet mir das Wetter. Die Hoffnung von gestern Abend hat sich nicht erfüllt. Mist Wetter. Weiterhin grau, Wolken, Wind bis Sturm und immer wieder mal Regen. Jeweils nur kurz aber dennoch, feuch von oben.
Da braucht also erstmal kein Stress aufkommen. Ich mache meine Morgenroutine wie immer, sitze gerade in den letzten Zügen meines Frühstücks als hinter mir ein Van vorbeifährt. Schwarz, Österreichisches Kennzeichen...hey...das sind doch die, die gestern Abend oben am Leuchtturm standen.. Wenn die jetzt weg sind...wer steht dann da oben? Wohl niemand! Ist keiner Hochgefahren. Mein Hirn fängt an zu arbeiten...sollen wir hoch...auf den geilen Spot...das wäre schon was...aber andererseits...ist auch nur ein Platz...wie jeder andere, nur steht man exponierter im Wind...andererseits...was für coole Fotos gäbe das, Zottl vor Leuchtturm im Wind schwanken....oh man... Okay, jetzt muss es schnell gehen.
Ohne Diskussion ist der Entscheid gefallen, ich fahre hoch. Zottl wird innerhalb von 60 Sekunden fahrfertig gemacht. Laptop aufs Bett geworfen, Kamera ins Cockpit, alles Systeme starten, dreckiges Geschirr alles in die Waschbox und weg damit in den Schrank...alle Türen und Schubladen zu, Motor an, Rückwärtsgang rein...und keine 30 Sekunden später stehen wir oben am Leuchtturm...der Platz...nun...nicht immer hab ich Pech, ist frei. Wir können uns direkt draufstellen und das Belegt Schild raushängen. :)
So geil!
Das Wetter leider nicht wirklich besser geworden durch unsere Aktion. Es ist ein Auf und ab, irgendwann wirds doch mal etwas heller und ich packe meinen Rucksack, ziehe mehrere Schichten Klamotten an und mache mich auf den 3 Meilen Klippenwanderweg zum Old Man of Stoer. Ein Fels der frei stehend in der Brandung vor den Klippen steht. Selbst die Drohne schleppe ich mit, auch wenn ich kaum Hoffnung habe, dass sie zum Einsatz kommt. Der Wind legt eher zu als dass er abflaut.
Der Weg ist nicht sooo anspruchsvoll, allerdings macht der stete Wind von vorne es ziemlich anstrengend und ermüdend. IMmer mal muss durch über Steine durch Matschpassagen, Treppen laufen oder über Matschlöcher springen. Wie ein Jump and Run Spiel. Einzige Konstante ist der Sturm und der Leuchtturm. Den hab ich lange im Rücken, Zottl davor, was für ein toller Anblick. Es ist fast so, als würde Zottl die Wanderung mitmachen.
Irgendwann biege ich ums Eck, der Leuchtturm verschwindet, dafür erscheint vor mir Majestätisch der Old Man of Stoer. Wow...wie er da so im Meer den Wellen trotzt. Der hat kein leichtes Leben da draußen vor den Klippen. Und doch hält er sich gut und überlebt uns wahrscheinlich noch.
Doch wir sind noch nicht da, wir sehen in zwar, müssen aber nochmal ganz hoch auf die Klippen und wieder runter zum alten Mann. Puh...ich bin jetzt schon durchgewindeet und nur kommt in der Ferne auch noch ein Regenband auf mich zu. Nur gut ist der Co-Pilot in Zottl geblieben. Der jetzt noch dabei...das gejammer würd mir den Rest geben...trag mich...ich hab Knoten im Pelz vom Wind...meine Ohren wackeln so im Wind...wie weit ist es noch...und dann natürlich noch der strafende Blick.
ALso los, hoch und wieder runter und ich steh vorm Klotz. Ist schnell geschrieben, hat aber nochmal ne halbe Stunde gedauert. Auf Klippen höhe kommt mir ein Mädel entgegen, spricht mich sofort auf meine Kamera an und was ich mache. Natürlich auf Englisch. Ich erzähle und sie fragt wo ich schon überalle war, ich frage sie wo sie herkommt: Schweiz! Hä...wie jetzt...warum sprechen wir Englisch wenn sie aus der Schweiz kommt? Gut, könnte ja sein, sie kommt aus der Westschweiz...ich schalte mal kurz auf Deutsch und siehe da, schon stehen hier zwei Landsleute, sie aus St. Gallen, ich aus Schwyz. Das sind die lustigen Begegnungen am Hintern des Globusses. Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen. Kurz reden wir noch, dann trennen sich die Wege, sie ist auf dem Weg zum Auto und will noch nach Durness, und ich will zum alten Sack der da hinten im Wasser steht.
Über Graspiste geht es bergab und schon steh ich oberhalb von ihm. Fotografieren ist nicht einfach, man muss recht nah an den komplett ungesicherten Klippenrand. Wohl fühle ich mich dabei nicht. Aber jetzt braucht es auch gescheite Bilder. Und dann immer noch die Windböen...die Fegen über den Klippenrand...bringen einen immer wieder aus dem Gleichgewicht. Daher gehe ich auf die Knie zum fotografieren, etwas sicherer. So kann ich zumindest nicht stolpern. Aus vielen verschiedenen Winkeln halte ich mit Canon, DJI OSMO ACTION, Samsung S8 auf den alten Herren im Wasser. Imposant und die Mühe wert. Kurz muss ich pausieren, ein Regenschauer überrollt mich. Mittlerweile hab ich auch meine Regenhose...bzw. die meines Vaters an. Will ja hier nicht noch patschnass werden. Das hatte ich ja erst gestern am Wasserfall.
Drohne fliegen is nicht. Bei weitem zu starker Sturm. Das ärgert mich schon sehr. Das wären geile Aufnahmen geworden. Auch von der Wanderung...aber no way. Der Wind hätte sie wohl bis an die Ostküste getragen. Und ich brauch sie ja noch die nächsten Tage.
Der Marsch zurück ist übel, Wind und Sturm mit etwas Regen begleiten mich. Die Sonne zeigt sich null. Aber ich kämpfe mich zurück, erreiche Zottl, zieh noch kurz die Wanderklamotten aus und leg mich aufs Bett....und schlaf ein...ein Dämmerschlaf und gegen 16 Uhr wache ich wieder auf und sehe draußen...nee, oder?! Ich fühle mich verarscht....Sonne...von einem blauen Himmel...es stürmt zwar noch immer, aber es ist sonnig...aus Protest filme ich das nicht. Die Sonne kann mich mal.
Aber auch diese Sonne hält nicht ewig, später zieht wieder Regen auf, gegen 21 Uhr kommt der Sonnenuntergang in Fahrt. Als die Sonne einen kurzen moment organge durch die Wolken lugt, hechte ich in Tshirt, Jogginghose und ohne Socken aber mit Schuhen nach draußen. Bewaffnet mit meinem Handy und umkreise noch schnell Zottl um das festzuhalten. Ich schaffe es so gerade eben, da ist die Sonne auch schon wieder weg und ward nicht mehr gesehen. Da hab ich echt nochmal Schwein gehabt!
Den restlichen Abend wage ich mich nicht mehr vor die Tür. Vorhin war es affenkalt, das brauch ich nicht nochmal. Ich schneide Video, schreibe diesen Blog, mache mir noch eine Ravioli Dose auf, kein Bock zu kochen, und verbringe einen gemütlichen Abend in Zott auf unserem Fels. Einfach genial!
Die Wetteraussichten für morgen sind ebenfalls Bescheiden...es wird wohl einen Fahrtag werden. Vorräte aufstocken und hoffen dass es übermorgen wieder besser wird. Sonst haben wir nämlich ein Problem....
Viele Grüsse an euch alle da draußen und herzlichen Dank fürs Mitreisen.
Liebe Grüsse
Kai und das Team
GPS:
Schlafplatz Old Man of Stoer morgens: 58.238464, -5.401196
Schlafplatz Old Man of Stoer abends oben am Leuchtturm: 58.239442, -5.402563
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