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#3 Schwyz äh...Zug - Eingeschneit und die rote Lampe leuchtet!

Hallo liebe Mitleserinnen und Mitleser,

 

vorweg möchte ich sagen: ich habe es darauf angelegt! Ich wusste genau, was ich tue! Und ich wusste genau, was auf mich zukommt. 
Denn, meist bin ich informiert und lasse mich von Wetter nicht überraschen.


So auch an diesem Wochenenden, der einsetzende Schneefall gestern Abend war bekannt, auch, dass es einiges geben wird über Nacht. Zudem war klar, da wo ich stehe, auf ca. 1.200 m Höhe, gibt es 20-40 cm Neuschnee. 

 

Als ich also um 8 Uhr an diesem Sonntag Morgen aufwache und raus schaue, trifft mich nicht der riesen Schlag, aber doch ein wenig der Schreck. Es liegen sicher 20-30 cm Neuschnee. Meine Spuren von gestern Nacht im Schnee wurden gut zugeschneit.

 

Als ich aus dem Bett steige um vorne aus dem Dinette Fenster zu schauen, sehe ich noch den Schneepflug in Form eines Traktors mit Schneeschaufel dran, wegfahren. Die Straße ist also befahrbar, leider hat er den Parkplatz jedoch nicht gepflügt. Ich hatte ehrlich gesagt aber auch nichts anderes erwartet!

Immerhin hat der Schneepflugfahrer ein Stückchen in den Parkplatz rein gepflügt. Das kommt mir doch schon sehr entgegen. Danke dafür!

Bei so viel Neuschnee hält mich nix in Zottl. Anziehen! Raus! Zack, stehe ich im hohen Schnee. Draußen herrscht Ruhe, Nur der Wind rauscht noch immer leicht durch die Bäume. Und es schneit noch. Nicht mehr so stark, aber spürbar. Zottl liegt unter einer ordentlichen Packung Schnee. Überall hängen Eiszapfen rum. Über Nacht ist es wieder tiefster Winter geworden. Wow!

Ich laufe vor an die Straße und mache mir ein Bild. Die Straße ist schwarz geräumt. Allerdings trennen Zottl und die Straße ca. 8 m Tiefschnee. Da stellt sich nun die Frage, was machen?
Denn ich will nicht lange mit den Ausgrabungen warten, wir haben zwar jetzt -2°C und der größte Teil des Schnee ist Powder Snow. Wenn die Temperatur jedoch steigt, verwandelt der sich in schweren, nassen Schnee. Den will ich nicht bewegen müssen!

Somit gehen nun verschiedene Szenarien durch meinen Kopf:
1. Klar, Zottl muss so gut es geht vom Schnee befreit werden

Wie aber komme ich jedoch aus der Parklücke und durch den Schnee vor bis zur Straße?

Somit muss ich entscheiden zwischen:

1. Schneeketten aufziehen

2. Mit meiner Schaufel einen Weg freischaufeln bis vor zum gepflügten Bereich

3. Warten bis alles geschmolzen ist

4. mit heißem Wasser den Schnee schmelzen

5. Den Co-Piloten beauftragen, den Karren..äh Zottl aus dem Dreck...äh Schnee zu ziehen.

Die sicherste Alternative wären Ketten. Damit käme ich gut durch und bis vor an die Straße. Aber wo bleibt da die Herausforderung?
Somit, und weil ich keine Lust auf kalte und blutige Finger habe, entscheide ich mich für Nr. 2. Ich grabe einen Weg frei. Dafür fahre ich ja seit Herbst einen Klappspaten spazieren. Den hole ich und beginne sofort damit, einen Weg frei zu räumen. Ich komme recht flott voran. Der Schnee ist locker und fliegt gut zur Seite. Dennoch ist es anstrengend. 

Nach 20 Minuten ist der Weg parat. Allerdings bessere ich nochmal nach und mache ihn in den leichten Biegungen etwas breiter. Sonst bleiben die Hinterräder im Schnee hängen. Dieser ist seitlich nun natürlich hoch aufgetürmt. 
Mein Ansatz ist richtig...doch leider....aber ich will nicht vorgreifen.
 

             

Nach einigen Nachbesserungen bin ich der Meinung: das könnte so funktionieren!
Dumm, dass ich keine Winterreifen mehr drauf habe, sondern schon wieder mit angegriffenen Allwetterreifen unterwegs bin.

Immerhin hab ich Glück, der Boden ist aufgrund dessen, dass wir bereits Anfang Mai haben, noch warm und somit gefriert der Schnee nicht am Boden. Davon verspreche ich mir besseren Grip. Der Untergrund ist ne Mischung aus Schotter und Waldboden.

 

Rein in Zottl, Traktion+ aktivieren und los geht's. Der erste Versuch läuft nicht gut. Ich setzte ein Stück zurück, so dass die Vorderräder mehr Grip haben, unter Zottl liegt ja kein Schnee. Mit etwas Schwung läuft es besser. Ich komme vom Fleck. Wir fahren einen leichten Linksbogen, erst ganz ok, dann verlieren die Vorderräder Grip. Wir stehen! Verdammt! Muss ich jetzt doch noch Ketten aufziehen? Bitte nicht!


Ein Blick nach draußen zeigt: das linke Hinterrad steht in der Schneemauer. Mein Weg ist zu schmal. Ich hab den Versatz von Vorder zu Hinterachse in der Kurve doch unterschätzt. Das lässt sich aber zum Glück beheben. Schaufel zur Hand, raus in die Kälte. Ich grabe das Rad frei, verbreitere den Weg so, dass wir hoffentlich um die kleine Biegung kommen. 
Wieder rein in Zottl, weiter! 
Der Motor lief die ganze Zeit, meine Batterie muss geladen werden, die war über Nacht in den roten Bereich gerutscht! Ich war schon mit nicht voller Batterie losgefahren, musste die ganze Zeit seit Freitag heizen und bin kaum gefahren....tja...aber ich schweife ab.

Ich gebe wieder Gas, Zottl zottlt etwas unwillig an, kommt aber ins Rollen, bis es dann leicht rechts geht und nun das Gleich wieder passiert. Diesmal bleibt das rechte hintere Rad in der Schneemauer hängen. Wir verlieren Grip und stehen.

Hallo Schaufel?! Ah...die hatte ich ja gleich draußen stecken gelassen. Somit grabe ich nun das andere Rad aus, verbreitere den Weg nochmals, so dass wir um die leichte Biegung kommen. 

Wieder rein in Zottl, Gas und los. Jetzt geht es auch noch leicht bergauf. Das macht's nicht einfacher. Wir kommen zwar um die leichte Biegung, nun in den Bereich wo der Schneepflug schon war, doch aufgrund der Steigung und der nicht wirklich gut gepflügten Straße, stehen wir drei Meter später wieder. Die Reifen drehen durch. Nix geht mehr!

Oh verdammte Axt!
Oh apropos Axt...gestern hatte ich ja eine Astschere hier auf einem Baumstumpf liegen sehen. Mich dann gefragt, ob das evtl. der Parkplatz des unbekannten Astscherenmörders ist....jetzt bin ich aber beruhigt, ist es nicht. Denn ich lebe ja noch! Naja...oder er mag einfach keinen Schnee....wer weiß das schon...aber ich schweife ab.

 

Wo war ich....ah...genau, die Reifen drehen durch, ich muss wieder raus. Sofort finde ich die Schaufel, begebe mich damit vor Zottl und entferne ALLES, was auch nur nach Schnee aussieht. Bis runter auf die Erde. Ein viertes Mal will ich nicht stoppen müssen.
So grabe ich für beide Räder eine möglichst schneefreie Fläche. Jetzt MUSS es klappen.

Rein in Zottl, behutsam gebe ich Gas. Die Räder greifen, drehen kurz durch, greifen wieder....langsam setzt sich der gute Zottl in Bewegung, nimmt leicht Fahrt auf, kämpft jedoch stark mit der Traktion. Es ist ein Tanz auf dem Drahtseil, doch wir gewinnen. Mit Hängen und Würgen schaffen wir es mit der Vorderachse auf die Straße und den somit gut geräumten Bereich! Geschafft! Wir sind frei!

Co-Pilot wie auch Friedrich, während der Rettungsaktion mucksmäuschenstill....äh...ja...ich staune, von außen sieht es tatsächlich so aus, als würden sie die Tatzen heben wollen und einen Daumen nach oben zeigen. Vielleicht täusche ich mich auch und die Schneeflocken vernebeln mir mein Hirn. Auf jeden Fall ginsen beide! Na super Jungs, Hauptsache ihr hattet euren Spaß!

Egal, ich sammel Kamera und Spaten ein, begebe mich wieder in Zottl und fahre mit leichten Problemen an und weg. Was mir jetzt noch etwas zu denken gibt: ich hab ne Menge Schnee auf'm Dach. Hoffentlich passiert da nix. 
Aufgrund der Menge, konnte ich die Schiebedächer nicht öffnen. Sonst hätte ich mit langem Arm und Handfeger den Schnee vom Dach entfernen können. Aber so, keine Chance. 

Wir fahren also mit ordentlicher Hutze auf dem Dach gen Raten Pass. Und wie soll es anders sein, in einer Rechtskurve, bergab, muss ich bremsen, war etwas zu schnell vor lauter filmen und reden. Dazu kommt noch ein Auto von vorne und zack...rutscht eine Dachlawine meine Windschutzscheibe herunter. Ich sehe....nix....für einen sehr kurzen Moment! Dann kommt mir die Idee, die Scheibenwischer zu aktivieren. Und zack...wieder Sicht! Uff...das war knapp und ging gerade nochmal gut. Für zukünftige Einschneiausflüge, sollte ich mir da was überlegen. 

Als ich am Raten ankomme ist die Straße gut geräumt, der Parkplatz, auf dem ich eigentlich vor hatte, zu frühstücken, jedoch nicht. Nochmal hängen bleiben brauche ich nicht, daher biege ich rechts am gen Oberägeri. Zurück ins Tal.

In Oberägeri ist auch alles weiß, aber die Schneehöhe doch deutlich geringer. Was ca. 400 Höhenmeter doch ausmachen. Ich biege im Dorf gen Sattel ab, fahre noch einige Kilometer und bald kommt rechts ein Parkplatz. Direkt am See und dazu noch keiner hier. Bietet sich also an für eine Pause und ein schönes Frühstück. Auch wenn es nach Hause sicher keine 10 km mehr sind. 

Den Motor lasse ich aufgrund meiner Strom Problematik laufen. Noch immer verharrt die Spannung bei 11.6 Volt. Immerhin kann ich die Heizung ausschalten. Aus dem Cockpit kommt genug Wärme um den Kasten im Bereich der Dinette gut zu wärmen. Hätte ich nicht gedacht, dass das so gut funktioniert. 


Während des Frühstücks genieße ich die Sicht auf den See, beobachte verschiedene Schneeschauer die über uns hinweg ziehen und schreiben den Blog von Freitag bis jetzt. Langeweile? Nie?! Keine Sekunde!

Gegen 14 Uhr verlasse ich diesen schönen Platz und mache mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, stelle ich fest, dass ich noch immer zu viel Schnee auf dem Dach habe. Ich passe nicht auf meinen Stellplatz! Kaputt machen will ich nix, das hab ich am Start der Tour schon geschafft, meine GoPro Hero5 Black geschrottet...das Display zeigt nix mehr an. Doch immerhin nimmt sie noch auf. Nervt aber leicht! Da muss wohl mal wieder eine Investition her!

Meine Aufbaubatterien haben nach 2 Stunden wieder eine Spannung von 12 Volt erreicht, Als ich zu Hause eintreffe, liegen sogar wieder 12,3 Volt an. Ich könnte also weiter machen. Doch morgen ist Montag...das Bergwerk ruft!

Zu Hause schnappe ich mir erstmal mein Beseli, würge mich durch die Dachfenster und befreie das Dach vom Schnee. Als das erledigt ist, kann ich beruhigt auf meinen Parkplatz fahren, genug Abstand zur Beton Decke ist nun wieder vorhanden.

Jetzt noch schnell noch ausladen und hochtragen. Die Kassettentoilette werde ich erst heute Abend leeren und auch Co-Pilot und Friedrich dürfen noch ein wenig in Zottl verbleiben. Sie werden auch später geholt.

Das wars schon wieder für dieses Wochenende. Was für ein Trip! 
Nächstes Wochenende bin ich mal wieder nicht alleine unterwegs. Ein alter Bekannter kommt vorbei und wir gehen gemeinsam on Tour...wohin? Tja, wer weiß....dahin wo kein Schnee liegt! :)

Liebe Grüsse aus der Schweiz
Kai

 

GPS Koordinaten:
Waldparkplatz: 47.152268, 8.658249

Parkplatz am Ägerisee: 47.118106, 8.639288

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