Schönen guten Abend,
Freitag, 16 Uhr…ich lasse den Stift im Büro fallen, schalte den PC aus, hechte zu meinem Auto in der Tiefgarage, jage auf die Autobahn….und steh im Stau. Danke Zürich! Immer wieder toll! Ich hasse es.
Egal, durch den Stau bin ich irgendwann durch. Jetzt aber flott und ohne Beweisfoto nach Hause. Um 17:15 Uhr rase ich mit quietschenden Reifen, rauchendem Auspuff und einem James Bond mäßigen 180° U-Turn auf meinen Parkplatz neben Zottl….naja, möglicherweise übertreibe ich hier ein wenig, evtl. rolle ich auch ganz gepflegt auf meinen Parkplatz zu Hause, neben meinem geliebten Zottl.
Jetzt aber:
Deadline: 19:00 Uhr muss ich kurz hinter Disentis am Fuß des Lukmanier Passes sein. Warum? Jens von Vanamerica wartet dort auf mich. Ein lange im Voraus geplantes Wochenende steht bereit für eine toll gemeinsame Tour. Er im Clever (Oski), ich in meinem Globecar (Zottl). Das verspricht schön zu werden.
Aber erstmal muss jetzt noch Zottl geladen werden. 80% ist zwar schon an Bord, Holz, Mountain Bike, Laptop und ein paar weitere Kleinigkeiten wie 100 L Wasser müssen noch rein. Dann mal flott. Immerhin sitzt der Co-Pilot schon in Zottl…seit heute Morgen wartet er dort auf die Abfahrt. Geduldig ist der Gute, dass muss man ihm echt lassen.
Das Mountain Bike stellt mich vor eine kleine Herausforderung. Biketräger besitze ich (noch) nicht. Somit muss das Bike in den Keller. Bei logischerweise aufgebauten Betten. In einem Stück passt es nicht rein, das sieht ein Blinder mit Krückstock. Ich demontiere schnell das Vorderrad und versuche, das Fahrrad in den Keller zu würgen. Zwei Anläufe brauch ich. Dann ist es drin. Hinterrad zuerst rein, passt es so grade rein. Länger dürfte es nicht sein. Der Grill muss zu Hause bleiben, dafür nehme ich Helm, Holz und Luftpumpe mit.
Bis auf Wasser ist irgendwann alles drin. So parke ich Zottl oben an die Straße, ziehe meinen 20 m Schlauch vom Keller die Treppe hoch und fülle Zottl. Läuft.
15 Minuten später sitzen der Co-Pilot und ich im Cockpit, ich lasse den Motor an und wir rollen los.
In Flüelen stoppen wir kurz und stocken bei Lidl noch ein wenig die Vorräte auf. Mit Jens wird ja immer gut gegessen, da muss Ware im Kühlschrank sein.
Was jetzt bereits schon länger absehbar ist, um 19 Uhr bin ich bei weitem nicht am Treffpunkt. Meine Fahrt über Andermatt, Oberalppass, Sedrun, Disentis bis zum Treffpunkt zieht sich wie Kaugummi.
Der Oberalppass ist auf der Andermatt Seite sehr gut zu fahren, breite Straße, weite Kurven. Das geht auch mit großen Fahrzeugen gut. Oben auf dem Pass ist es zwar dunkel, ich sehe jedoch die Baustelle und neue Liftanlagen. Hier beginnt der Zusammenschluss der Skigebiete Sedrun und Andermatt.
Auf der anderen Passseite, sieht der Streckenverlauf deutlich anders aus. Enge Kehren folgen eine nach der anderen. Mit Zottl gut zu fahren, aber einiges zu kurbeln und auch die Strecke ist nicht so breit wie auf der Andermatt Seite. Nach zig Kurven und entlang des Tals erreiche ich irgendwann Sedrun. Im Anschluss durchrolle ich Disentis und biege im Ort rechts ab gen Lukmanier Pass. Als ich hier zuletzt war, lag Schnee, das ist jetzt schon wieder 11 Monate her.
Mit Jens hatte ich unterwegs kurz telefoniert. Er hat den Treffpunkt weiter den Pass hoch verlegt, da sein Vorschlag als Platz nicht mehr in Frage kam aufgrund meiner Verspätung. Zu schräge ist
halt beim Kochen nicht so positiv.
So jage ich den Pass hoch, der Lukmanier ist top zu fahren, viele Geraden und eher wenig Kurven. Die Reifen qualmen, die Lachgaseinspritzung pumpt und der Turbo glüht….wir sind im Anflug…oder so…
J
In einer engen Rechtskurve schieße ich geradeaus auf eine kleine Stichstraße in ein Seitental. Hoffe ich bin hier richtig. Koordinaten hatte ich in mein Navi nicht eingegeben, mir jedoch das Ganze bildlich eingeprägt. Einige Meter später sehe ich, dass ich richtig bin: da steht ein grauer Kasten in der Wildnis…wenn das nicht Oski und Jens sind. Sieht aus, als sei ich hier richtig!
Zottl parke ich direkt neben Oski, bin ja bekennender Kuschlcamper
J. Leicht hungrig steige ich aus Zottl, Jens öffnet seine Schiebetür und der erste Atemzug sagt mir: es riecht köstlich!!! Jens ist schon voll in der Küche zugange!
J Lecker!
Abendessen also heute in Oski. Ich sortiere mich kurz und ruckzuck sitzen wir beide in Jens‘ Van und genießen ein köstliches Abendessen. Bestehend aus Polenta und Hühnchen mit Gemüse. Ein
Gedicht! Dazu gibt’s ein lecker Bierchen und so verbringen wir einen entspannten Abend. Immer wieder ein Traum, wie schnell man aus dem Alltag Modus in den Zottl Modus kommt. Zum Abschalten ist
so ein Camper für mich das Beste was es gibt! Die Probleme bleiben immer zu Hause.
J
Gegen Mitternacht beschließen wir den Tag. Ich mache mich auf den langen Heimweg zu Zottl, sind dann halt doch so 7 m zu laufen. Schnell noch durchs Bad und dann ab ins Bett. Der Co-Pilot hat es
sich da auch schon gemütlich gemacht und schnarcht schon leise vor sich hin. Wenig später bin ich auch weg. Gute Nacht.
Morgen geht’s hier weiter, über den Lukmanier Pass bis zum Lago di Luzzone. Zwischendurch wollen wir auf dem Pass oben noch eine kleine Bike Tour machen.
Viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
Parkplatz am Lukmanier Pass: 46°37'27.3"N
8°50'26.8"E 46.624237, 8.840785
Passhöhe Lukmanier Pass: 46°33'50.3"N
8°48'02.3"E 46.563970, 8.800637
Lago di Luzzone: 46°33'46.1"N
8°58'23.0"E 46.562792, 8.973052
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