Stellt euch vor, ihr habt zwei Autos. Eines, dass noch mit Sommerreifen unterwegs ist, weil der Besitzer es noch nicht geschafft hat, die Reifen zu wechseln, und eins mit Allwetterreifen, genannt Zottl. Nun muss eben dieser Besitzer für das Bergwerk wieder mal in die Westschweiz, für den Abend ist Schnee und Sturm angesagt. Was macht der Besitzer?
Genau, er macht Zottl parat und fährt bei schönstem Sonnenschein und -3°C am Vormittag in der Zentralschweiz los. Immer weiter westlich gen Lausanne. Wobei das Wetter immer schlechter wird. Auf Höhe Bern ist es vorbei mit Sonnenschein, hohe Wolken ziehen auf. Irgendwo bei Payern stelle ich fest, hm….irgendwie windet es. Das sind wohl die Vorboten des schlechten Wetters.
Am Frühen Nachmittag erreiche ich Lausanne und habe mein Bergwerk-Meeting. Das geht zwei Stunden und als ich wieder ans Tageslicht trete, stelle ich fest…es regnet…äh…nee, warte….da sind ja Schneeflocken mit dabei. Die Temperatur zeigt jedoch noch 3°C an. Alles easy. Da ich am folgenden Tag noch einiges in der Westscheiz zu erledigen habe, hatte ich mir überlegt, anstatt Hotel, in Zottl zu pennen. Viel besser!
Aber, da ich vor dem Meeting keine Zeit hatte Wasser zu bunkern, muss ich das nun noch machen. Dafür fahre ich von Lausanne 10 km Richtung Bern, an die Autobahnraststätte Bavois (Fahrtrichtung Lausanne -> Bern: 46°40'28.4"N 6°34'13.9"E, Fahrtrichtung Bern -> Lausanne 46°40'26.3"N 6°34'09.9"E). Shell Tankstelle und auf beiden Seiten gibt es eine Ent- und Versorgesäule. Richtig gut gemacht.
Auf der Fahrt zur Tankstelle wird aus dem Schneeregen in Lausanne ein Schneesturm an der Tankstelle. Die liegt nämlich etwas höher, die Temperatur zeigt 1°C und es beginnt schon weiß zu werden. Bei übelstem Schneefall darf ich somit meinen Wassertank füllen. Was mir eh schon keinen Spaß macht, macht bei Sturm und Schneefall noch weniger Spaß. Nach 6 Kannen à 10 L hab ich die Schnauze gestrichen voll, bin durchnässt und meine Hände frieren fast ab. Alles schnell zusammenräumen und ab in den warmen Zottl. Was für ein Dreckswetter!
Als Übernachtungsplatz will ich auf den Jaunpass (46°35'31.2"N 7°20'23.8"E). Der liegt in der Richtung, in die ich am nächsten Tag ohnehin muss. Also quasi aufm Weg. Ich fahre zurück gen Lausanne, dann weiter Richtung Montreux und wieder den Berg hoch in Richtung Fribourg. Es schneit auf der Strecke bis Montreux sehr stark. Die Autobahn wird schon langsam weiß und ich frage mich, ob es eine wirklich eine gute Idee ist, auf den Jaunpass zu fahren. Doch je näher ich der Autobahnabfahrt Bulle komme, desto wenig Schnee fällt, irgendwann ist es trocken. Yeah!!! Mein Plan scheint doch zu funktionieren, denke ich. Ja, hoffentlich freu ich mich da nicht zu früh.
Pass Straße top geräumt und gestreut, kilometerlang geht es durch wahrscheinlich schöne Landschaft. Da es ziemlich dunkel ist, erkenne ich nicht viel davon.
Der Pass ist eigentlich harmlos, wären da nicht die letzten Kilometer, die sie „vergessen“ haben ordentlich zu streuen. Denn plötzlich, sehe ich erste Schnee-Ansammlungen auf der Straße. Nur wenig, aber sichtlich weiß. Und es wird etwas rutschiger. Zudem kommen noch ein paar enge Kurven.
Gefühlt nach jeder Kurve sieht es etwas weißer aus auf der Straße. Bis, ja bis ich plötzlich eine komplett weiße Straße vor mir habe, die sich durch Wald und rechts stark abfallendes Gelände, den Berg hochzieht.
Da geht der Puls wieder hoch. Nach jeder scharfen Kurve, die ich langsam im zweiten Gang nehme, warte ich nur drauf, dass Feierabend ist. Aber wieder hab ich Schwein, es geht weiter. Traktion vorhanden.
Nach etlichen dieser Kurven komme ich endlich oben an. In Dunkelheit muss ich mir nun einen Parkplatz suchen. Ich schaue auf mein Handy und will Google Maps um Hilfe bitten. Aber…nix Empfang. Null, nüd, gar nix. F****, denke ich mir.
Gut, ich hatte mir den Pass natürlich vorher auch schon auf Google Maps angeschaut und wusste ungefähr wie es da oben aussieht.
Am ersten Parkplatz fahre ich vorbei, zu nah an der Straßen. Auf den zweiten biege ich rechts ab. Ich sehe gleich, dass der Platz nicht sonderlich gut geräumt ist, außerdem ist der Platz schräg ansteigend. Egal, ich fahre drauf, ein Stück den Berg hoch und merke schon, das ist zuviel. Ich verliere Traktion und Schwung. Reißleine! Ich schaffe es noch zu drehen und den Parkplatz wieder abwärts gen Straße zu fahren. Puh….
Somit fahre ich die Straße weiter in der Hoffnung, dass meine Erinnerung korrekt ist und gleich rechts noch ein weitere Parkplatz kommt.
Und tatsächlich, da ist er. Mehr oder weniger eben, aber auch nicht top geräumt. Aber parkbar.
Ich parke Zottle ganz rechts an den Rand, so weit wie möglich weg von der Straße.
Ob das eine gute Idee ist? Schließlich muss ich morgen die Strecke zur Straße zurück fahren. Übernacht könnte es schneien und stürmen. Egal, ich stehe schon. Motor aus, Licht aus. Grabbenacht! Alleine!
Ein Rundgang zeigt, der Untergrund ist Hartschnee, jedoch liegen so 5 cm Neuschnee.
In Gedanken lege ich schon Schneeketten an morgen früh. Vor allem, wenn es heute Nacht noch schneien sollte.
Nach Meeting und Fahrt verspüre ich Hunger. Koche mir schnell Hackfleisch, Gemüse, Ei, Reis Eintopf. Schmeckt erstaunlich gut.
Internetempfang mit Sunrise habe ich nur, wenn ich das Handy oben an das Dachfenster halte. Und auch dann nur einen Balken, max. zufällig zwei. Natürlich kann man so nicht arbeiten, surfen oder sonst was. Also ziehe ich das Rollo halb raus und stelle das Handy aufrecht drauf. So geht das halbwegs, wobei, so wie jetzt, die Verbindung gerade abgebrochen ist….und jetzt wieder da ist. Ein Auf und Ab.
Jetzt wird noch etwas gearbeitet und der Blog getippt. Dann werde ich bald pennen gehen. Morgen geht’s zeitig weiter.
Gute Nacht und drückt mir die Daumen, dass ich hier morgen wieder raus und runter komme. :)
PS: Meine Motorkontrolllampe ist wieder aus. Werkstattermin bei Citroen hatte ergeben: Sinnlose Fehlermeldung, Sensor konnte Partikelfilter nicht finden. Neue Software wurde aufgespielt. Seither ist Ruhe. Toll war: der nette Händler hat Zottl gewaschen und das Cockpit gesaugt. Ganz fetter Daumen hoch für Citroen in Seewen!
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