Guten Morgen zusammen,
eine italienische Stimme reißt mich aus dem Schlaf...hä...spricht der Co-Pilot jetzt plötzlich italienisch? Oder Friedrich etwa? Ungeahnte Talente bei den beiden? Oder kommt das Gelaber doch aus
deren Richtung!
Als ich endlich vollends wach bin und geradeaus denken kann, merke ich, weder Friedrich noch Co-Pilot sprechen, da steht draußen ein Italiener in der Nähe von Zottl und telefoniert. Am heiligen
Sonntag Morgen um 9 Uhr! Alter...gehts noch?!!
Naja, egal. Wenn ich schon wach bin, kann ich auch mal einen Blick nach draußen werfen. Dachrollo auf: huch...wo ist der schöne blaue Himmel hin. Sieht leicht milchig aus. Aber man erkennt auch
Sonne. Da bedarf es wohl noch eines weiteren Blicks. Vorne raus! Gen Meer! Hoffentlich ist es noch da!
Ich spähe durch die Vorhänge und sehe...hm...leicht nebelig, diesig und Gewölk unter mir der Küste entlang. Unten also nicht so prickelnd, dagegen ist es hier oben, über dem Nebel, recht gut. In
mir beginnt ein Gedanke zu reifen.
Abär erstmal Frühstück. Und während ich das in mich reinschaufel, schreibe ich den Blog von gestern. Das muss ich immer während des Frühstücks machen, sonst komm ich nicht mehr dazu und vergess
es komplett. Und wenn erstmal einige Tage zwischen dem Geschehenen und heute vergangen sind, wirds noch schwieriger alles zu rekonstruieren.
Während ich kauen, drucksen Co-Pilot und Friedrich ein wenig rum auf ihrem Sitz, als hätten sie eine Idee, die aber noch nicht spruchreif ist. Ich lasse sie mal weiter brüten und hacke wie wild
auf die Laptop Tastatur und kaue meine Nüsse. Eine Stunde später, mit Frühstück im Bauch, ist die Blog-Rohfassung von gestern fertig. Bevor sie live geht, wird zweimal nochmal Korrektur gelesen
und das Hintergrundbild eingefügt.
So, aber was jetzt? Was machen wir heute? Nach dem Frühstück ist vor....ja, vor was?
Runter in den Dunst/Nebel fahren? Nicht wirklich oder? Wir halten kurz eine Teambesprechung ab. Und es wird einstimmig entschieden: wir fahren heute nirgendwo hin. Zottl war an dieser
Entscheidung maßgeblich beteiligt. Ich glaub, er hat nach zwei anstrengenden Tagen, keinen Bock sich wieder anstrengen zu müssen. Irgendwo verständlich, oder?
Ja, und so fällt die Entscheidung. Keiner bewegt sich, wir bleiben einen Tag hier. Schön! Fast wie Urlaub...äh...is ja Urlaub. Aber was mach ich jetzt den ganzen Tag? Denn "keiner bewegt sich"
ist natürlich nicht ganz richtig.
Zwei Dinge stehen auf meiner to do Liste:
1. die Kirche oben aufm Berg anschauen.
2. Bike Tour
So schnappe ich mein Equipment und laufe hoch zur Kirche (Santuario Madonna della Guardia). Wer kam nur auf die Idee, da oben sowas hinzubauen?! Schon ein wenig verrückt. Von aussen sieht das
Gebäude schon etwas älter aus, innen aber tiptop. Klein aber fein. Da hinterlasse ich doch glatt mal einen Kommentar im Besucherbuch.
Über den Kirchgarten sollten sie aber nochmal nachdenken...der sieht aus wie Kraut und Rüben. Ah...und öffentliche WCs finde ich auch noch. Wobei...da muss der Notfall schon enorm sein. Geputzt
wurden die dieses Jahr sicher noch nicht. Ich erspare euch weitere Details.
Zurück bei Zottl esse ich noch einen Happen. Sonst geht mir bei der anstehenden Bike Tour ja gleich der Saft aus. Der Co-Pilot kann es gar nicht glauben, dass ich schon wieder aufs Bike steige!
Im Dezember! Er bekommt schon beim Gedanken daran ein kaltes Füdli.
Nach dem Essen, Omnia Reste von gestern Abend, ziehe ich mich um. Kurze Radlerhose, obenrum drei Schichten und meinen Rucksack. Den Fahrradhelm versehe ich mit der GoPro Kopfhalterung. Aus dem
Keller hole ich mein Bike, pumpe die Reifen kurz auf und ab gehts.
Bergab in rasantem Tempo...leider ist mir natürlich auch klar, dass ich jeden dieser Höhenmeter auch wieder hoch strampeln muss. Denn von meiner Location geht es NUR bergab!
Kurz darauf biege ich von der asphaltierten Straße ab, berghoch und dann Single Trail. Das zweite mal in meinem Leben, dass ich einen Single Trail fahre. Und dieser hat es in sich. Matschlöcher,
extrem steile Abschnitte, noch mehr Matschlöcher, Felsen, große Steine, Laub, Erde...alles ist dabei. Aber es macht richtig Spaß. Das geht eine ganze Weile so und irgendwann komme ich wieder auf
die Straße. Da kein schöner Trail weiter führt, fahre ich die Straße wieder hoch zu unserem Parkplatz. Das zieht sich, teilweise gut steil. Ich komme ins Schwitzen.
Mit der GoPro auf dem Kopf, meiner Canon in der Hand bin ich neben dem Bike auch ziemlich beschäftigt mit filmen.
Oben auf unserem Parkplatz angekommen, fahre ich noch auf der anderen Seite, die wir gestern hochgefahren waren, ein Stück runter. Der Ausblick ist einfach atemberaubend schön. Sonne, die sich
jetzt wieder besser gegen den Nebel durchgesetzt hat, dunkelblaues ruhiges Meer, Alassio das unten in der Bucht liegt. Wow!!
Ich drehe um, triebel wieder den Berg hoch. Jetzt zurück zu Zottl. Bike wird wieder verschafft in den Keller. Ich selbst, stell mich unter die Dusche. Eine meiner weiteren
Lieblingsbeschäftigungen in Zottl...duschen. Macht mir irgendwie Spaß. Weiss auch nicht warum. Das Bad wird schön hochgeheizt, die zwei Heizungsausströmer im Bad schaffe schnell eine
Wohlfühltemperatur.
Wasserboiler wird auf 60°C hochgeheizt. Will ja nicht kalt duschen. 30 Minuten später ist alles bereit. Ich versuche, den Duschvorgang mit der GoPro zu filmen...hoffe man sieht etwas vor lauter
Wasser, Schaum und Kai.
Später am Nachmittag, kurz nach dem Sonnenuntergang zeigt die Natür nochmal alles. Die verbleibenden Wolken am Himmel leuchten in Rot- und Violett-Tönen, die ich so am Himmel noch selten gesehen
habe. Ein imposantes Schauspiel. Der Himmel brennt, könnte man meinen. Der Co-Pilot deutet an, man solle evtl. die Feuerwehr rufen....Friedrich schüttelt nur den Kopf.
Das Schauspiel zieht sich ewig hin, ich habe den Eindruck, hier dauert ein Sonnenuntergang deutlich länger als bei uns zu Hause.
Da man von einem Sonnenuntergang leider nicht satt wird, muss ich noch kochen. Wieder packe ich meinen Omnia Ofen aus. Belade ihn mit Gemüse, vorgekochtem Reis, Hühnchenfleisch, Käse und diversen
Gewürzen. Warte eine Stunde et voila: Essen is fertig! Das Teil ist echt phänomenal. Und ganz ohne Kochbuch, einfach das Zeug rein stapeln, 1 h erhitzen und fertig.
Den Rest des abends verbringe ich mit Jens von Vanamericana und mir...also, ich schneide das St. Gallen Video. Vor lauter schneiden, bekomme ich irgendwann sogar wieder Hunger!
Gegen 3 Uhr Nacht ist das Video fertig. Ziemlich erledigt gehen wir alle ins Heck von Zottl und legen uns schlafen.. In der Hoffnung, dass uns morgen kein telefonierender Italiener weckt.
Viele Grüsse und gute Nacht.
Kai
GPS Koordinaten:
Nicht bewegt, daher noch immer hier: 44.018752, 8.146283
Kommentar schreiben