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Graubünden und sogar Italien - Über das Wochenende geht es sehr hoch hinaus....#1

Juhu…Freitag…Wochenende und die Pläne stehen. Zottl wird gepackt und mit allem befüllt was für zwei Nächte benötigt wird. Es soll bereits heute, Freitagabend losgehen. Wohin? Wartets ab. Nur so viel, ich bleibe in der Schweiz...hmm...nee, eigentlich nicht...aber egal... und fahre nach Graubünden und noch ein Stückchen weiter.

Um 16 Uhr starte ich die 163 Pferde meines Zottls und begebe mich, zusammen mit dem Co-Piloten, auf die Strecke. Ich habe es vermisst! Sehr sogar! Nach 3 Wochen Nordkap hätte man ja meinen können, es reicht erstmal für die nächsten 3 Monate. Falsch gedacht.  Es ist noch immer die schönste Nebenbeschäftigung.

Der Verkehr läuft etwas stockend am Freitagnachmittag auf der Autobahn gen Chur. Als wir aber am Walensee vorbei sind, wird’s besser und wir cruisen mit 110 km/h gen Graubünden. SO macht reisen Spaß. Bei Chur halten wir uns in Richtung Davos, es soll über den Flüelepass (2.383 m) gehen. Dort ist auch der erste Stopp geplant.

Die Fahrt den Pass hoch, verläuft easy. Die Landschaft hier oben ist eher karg, Flechten und Steine sind hier tonangebend. Die Straßen breit und in sehr gutem Zustand. Nicht zu steil, landschaftlich schön und auch nicht übermäßig befahren an diesem Freitag. Wir kommen gut voran und stehen schon bald auf der Passhöhe. Ich halte etwas vor dem eigentlichen Passparkplatz. Finde einen schönen Spot zum Freistehen (46°45'09.2"N 9°56'40.1"E), der allerdings nicht ganz einfach zu erreichen ist. Etwas „huppelig“. Denke aber, wenn man sich um die Rillen und Löcher eine gute Route zurecht legt, kommt man ohne Beschädigungen am Fahrzeug auf den großen Schotterplatz.

 

Da ich jedoch hier nicht bleiben will über Nacht, mach ich mir darüber keinen Kopf. Wir haben noch ein paar km zu fahren. Also rein in Zottl und ab geht’s, jetzt begab. Was für eine Bremserei. Zum Teil fahre ich im zweiten Gang weil ich nicht dauernd auf der Bremse stehen will. Zum Glück ist nicht viel los, so steht Zottl nicht allzu sehr im Weg wenn wir nicht schnell fahren. Die Landschaft ist auch auf der anderen Seite sehr schön und schon bald sind wir in Zernez unten und fahren weiter gen Ofenpass.

Den hatte ich irgendwie gar nicht so auf dem Radar. Auch dieser Pass ist gut ausgebaut, top Straßen und landschaftlich komplett anders als der Flüelepass. Während wir auf dem Ofenpass unterwegs sind, fahren wir durch einen Schweizer Nationalpark. Die Strecke ist stark bewaldet und bei weitem nicht so karg wie der Flüelepass. Langgezogene Kurven wechseln sich mit Serpentine ab. Die Passhöhe liegt auf 2.149 m Höhe. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm.

Leider sind alle und zwar wirklich alle Parkplätze mit Camping verboten Schildern versehen. Und in der Schweiz, besonders im Nationalpark, nehme ich diese Hinweisschilder nicht nur als gut  gemeinten Rat, sondern als Tatsache. Sonst kanns teuer werden.
Die ganze Region ist auch eine Wanderecke, überall sind Wanderschildli zu sehen. Gut, ist der Ofenpass ohnehin auch nicht mein Ziel für heute Abend. Nach einer Pause auf der Passhöhe, fahre ich weiter. Bekomme es aber noch hin, meine DJI Mavic Pro Drohne in die Luft zu bekommen und Zottl beim Fahren aus der Luft zu filmen. Immer wieder ein Erlebnis und nur möglich bei sehr wenig Verkehr.

 

Irgendwann liegt auch der Ofenpass hinter mir, schön wars. Wir fahren weiter in Richtung Santa Maria. Die Strecke bis dort ist unspektakulärer und wir können uns von dem links/rechts und auf und ab der letzten Meilen etwas erholen. In Santa Maria heisst es: Blinker rechts, Anker werfen, ums Eck und ab jetzt geht’s nur bergauf. Die Ortsdurchfahrt in Santa Maria ist eng, für einen Kastenwagen aber problemlos. Die PKWs machen mir auch freundlich Platz.

Es geht auf den Umbrail Pass zu. Die Straße windet sich in sehr engen Serpentinen, steil den Berg hoch. Eine Menge Kurbelei, ich muss auch die Gegenspur benutzen um durch die Haarnadelkurven zu kommen. Auch hier merke ich wieder, wie leicht Zottl zu fahren und zu manövrieren ist. Er geht leicht um jedes Eck. Trotz der gefühlt Millionen Kurven finde ich noch Zeit, die Drohne steigen zu lassen. So eine Strecke muss man einfach aus der Luft filmen. Allerdings stehen hier einige Bäume rum, die mir das Leben nicht einfacher machen.

 

Wiederum bin ich froh, ist es schon bald 21 Uhr und außer mir kaum noch jemand unterwegs. Hier mit Gegenverkehr hantieren zu müssen, wäre schon etwas nervig. Die Strecke ist teilweise auch eng und einspurig im unteren Teil des Passes.  Im oberen Teil wird es von den Platzverhältnissen besser, auch die Kurven wieder ein wenig weiter. Dennoch bin ich gut am Kurbeln, hab aber meinen Spaß.

      

Ihr fragt euch, wo ich hin will? Moment Geduld noch!

 

Nach sehr vielen Kurven und Höhenmetern komme ich an der Passhöhe des Umbrail Passes (2.503 m) an und schwubs fahre ich über die Grenze nach Italien. Zottl und Kai, das erste mal in Italien! Wieder eine Premiere! Und schon hört es auch auf mit den blöden Schildern „Camping verboten“.

Wir ihr schon seht, will ich auch auf dem Umbrail Pass nicht nächtigen. Ich will woanders hin und muss mich jetzt etwas sputen. Es wird immer dunkler. Wohin es mich zieht? Auf 2754 m über Meer, das Stilfserjoch soll es für heute sein! Mit dem Moped war ich hier schon zweimal, mit Zottl noch nie. Da es dieses Wochenende heiß werden soll, dachte ich, suchen wir uns doch einen kühlen Platz in der Höhe.

 

Wir aktivieren nochmal die letzten Reserven und fahren die verbleibenden 250 Höhenmeter bis wir oben stehen. Es ist dämmrig, ich suche mir oben auf dem Pass einen Platz, etwas weg von der Straße um es ruhiger zu haben. Parke, steige aus…bin aber irgendwie nicht so ganz glücklich. Stehe in der Nähe von sehr vielen Mülltonnen, unter Starkstromleitungen und ohne wirklich schöne Sicht. Hm….ich steige mal aus, schnappe mir die Kamera und laufe ein paar Meter. Schaue auf der anderen Passeite die vielen Spitzkehren an. Eindrucksvoll, immer wieder.

Dabei streift mein Blick auch einen großen Schotterparkplatz an Kehre 1, gleich nach der Passhöhe. Allerdings sehe ich dort bereits einen Camper stehen. So überlege ich hin und her, der Platz ist groß, da passt Zottl auch noch gut hin, ohne dass man irgendwie nah aneinander steht. Nach viel gedanklichem hin und her die Entscheidung: ich fahr auf den Schotterplatz. Der andere Camper wird’s überleben.

Zurück zu Zottl, Motor an, ab geht’s. Und dann wird’s witzig: als ich am Schotterplatz ankommen. Ist er leer. Komplett. Keiner mehr da. Alles meins. Ich grinse fett und denke: alles richtig gemacht! Der Camper ist während meiner Anfahrt doch tatsächlich abgefahren. COOL!!!

Ich parke Zottl ans hintere Ende des Parkplatzes, parallel zur Mauer die verhindern soll, dass man aus Versehen runter fällt. Wir schlafen also direkt am Abgrund! So cool! Dazu gibt es einen genialen Ausblick auf Gletscher, ins Tal, auf die umliegenden Berge. Die Anfahrt hat sich mal echt gelohnt. Zu allem Glück geht auch noch ein Vollmond hinter dem Berg auf. Wow!

 

Mein Co-Pilot, dem zwischendurch doch etwas übel war ob der vielen Kurven, hat wieder sein breites Grinsen im Gesicht und freut sich über den aufgehenden Mond. Sieht er doch aus wie er. :)

Als nächstes steht nun noch Abendessen für mich auf dem Programm. Zum Glück hab ich etwas dabei und muss nicht komplett kochen. Einfach nur aufwärmen. Eine üble Mischung allerdings. Kartoffel-Gemüsebrei, gebratene Aubergine und eine Weißwurst. Überbleibsel der Woche sozusagen. Alles in einen Topf, aufwärmen, essen. Ich kenn da nix, so lange es satt macht, ist mir die Zusammensetzung und das Aussehen egal.

 

Nach dem Essen sichere ich noch Daten und arbeite etwas an einem meiner Nordkap Videos. Gegen Mitternacht falle ich ziemlich müde ins Bett, freue mich aber auf morgen.

 

Viele Grüsse und bis morgen.

Kai

 

GPS Koordinaten:
Flüelepass: 46°45'09.3"N 9°56'40.0"E

Schlafplatz Stilfser Joch: 46°31'55.7"N 10°27'23.6"E

 

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