Hallo zusammen,
nach zwei Wochen Stillstand bei Zottl, heißt es wieder: klar machen fürs Ablegen...aber Moment...erstmal muss noch geladen werden und Wasser tanken ist Pflicht.
Drei mal laufen und Zottl hat alles notwendige an Bord....hoffe ich! Zu diesem Zeitpunkt merke ich noch nicht, dass ich etwas ziemlich wichtiges zu Hause vergessen habe.
Die ersten zwei meiner vier anstehenden Nächte bin ich nicht alleine. Naja, alleine bin ich ja eh nie, ihr seid ja alle dabei und auch der Co-Pilot. Aber diesmal ist auch ein Mensch dabei. Wobei,
nicht dabei, sondern ich treffe einen. Ich bin mit Adrian in Egerkingen verabredet. Adrian kenne ich nun schon einige Monate, er hatte mich mal per Email angeschrieben, wir waren dann mal spontan
zusammen am Creux Du Vans, er lieh mir seine ganzen Skandinavien Karten für meinen Nordkap Trip und jetzt wollen wir nach Frankreich. Naja, nicht tief rein ins Land, sondern ins Elsass. Genauer
gesagt, auf den Grand Ballon (Großer Belchen).
Mit allem an Bord fahre ich somit zu Hause los, komme entspannte 20 Minuten zu spät in Egerkingen an (sorry Adrian!!!!) und wir fahren bei heißen 30 Grad im Zweierkonvio los gen Basel. Dort
überqueren wir die Grenze nach Frankreich und so sind Zottl, der Co-Pilot und ich zusammen das erste Mal in Frankreich. Wieder mal eine Premiere. Nach Italien, Deutschland, Norwegen, Schweden,
Finnland, Österreich nun ein weiteres Land.
Nachdem wir die Autobahn verlassen haben, geht es noch ein wenig über Land, durch kleine französische Dörfli mit den typischen Einbahnstraßen und Bremshügeln. Ersteres finde ich nett, zweiteres
geht mir schon sehr bald wieder auf den Sack. Aber so ist das halt in anderen Ländern.
Was auffällt: Frankreich sieht vertrocknet aus. Herbstlich! Braune Bäume stehen rum, verlieren ihr Laub, das Gras ist braun und die Temperatur über 30 Grad. In der Schweiz redet man ja schon von
Trockenheit, aber hier sieht es aus, als hätte es jahrelang nicht mehr geregnet.
Wir sehen die ersten Erhebungen des Elsasses und schon bald kennt die Streckenführung nur noch eine Richtung: bergauf mit Links-Rechts-Kombinationen. Über wellige Straßen kämpfen wir uns
hoch.
Auf der ersten Anhöhe stoppen wir an einem großen Denkmal des ersten Weltkriegs. Hier liegen 12k Soldaten begraben. Erschreckend was Krieg anrichtet. Und die Menschheit hat nicht wirklich etwas
daraus gelernt. Das ist noch erschreckender.
Etwas bedrückt setzen wir unsere Reise fort, es geht kurzzeitig bergab um dann wieder ordentlich anzusteigen. Nochmals zig Kurven und Höhenmeter später, erreichen wir die Passhöhe des Grand
Ballon. Rechts ist ein großer staubiger Parkplatz, beidseitig der Straße steht je ein Restaurant. In einem neuen Gebäude befindet sich ein Honig/Marmelade/Kerzen und Nugat Shop.
Wir biegen auf den Parkplatz ab, dabei müssen wir höllisch aufpassen, dass wir an der hohen Kante und dem damit einhergehenden Gefälle auf den Parkplatz, nicht noch mit Auspuff, Trittstufe oder
Grauwassertank hängen bleiben. Schön schräg drüber fahren und es funktioniert ohne Fremdkontakt. Puh!
Es ist unter der Woche, dennoch der Parkplatz fast voll. Der hintere Bereich ist fest in Camper Hand. Keine Chance da noch ein Plätzchen zu ergattern. Wir müssen also auf dem Hauptparkplatz eine
Lücke finden. Und wir haben richtig Glück, gerade als wir kommen, fahren zwei PKW weg. Sie hinterlassen Lücken, die für unsere Kästen groß genug sind. Rückwärts rein. Fertig. Das Heck ragt nun in
eine grüne Wiese mit Sicht auf die weichen Hügel des Elsasses.
Der Magen ist leer, so entschließen wir, erstmal einen Happen im Resti zu essen. Nach Kaffee und Kuchen fühlen wir uns gut gestärkt für die nächste Herausforderung: hoch auf den Grand Ballon, zu
Fuß. Das sind nochmal ein paar Höhenmeter. Bewaffnet mit der Kamera machen wir uns auf. Erst sieht es nach einem steilen und anspruchsvollen Anstieg aus. Das täuscht jedoch, denn nach der ersten
leichten Kurve flacht der Weg ab und man kann entspannt vor sich hin laufen. Keine 20 Minuten später stehen wir oben. Die Aussicht ist leider etwas diesig, zudem geht ein ordentlicher Sturm.
Dennoch ist die Aussicht in alle Richtungen ein Genuss. Rheinebene, Schwarzwald, Alpen, Frankreich und Elsass. Alles zu sehen oder zu erahnen. Der Aufstieg hat sich gelohnt.
Genauso schnell wie hoch, geht es auch wieder runter. 20 Minuten später, kurz bevor wir wieder den Parkplatz erreichen, passiert es dann. Ich schaue nicht wo ich hinlaufe, mein einer Fuß bleibt
an einer Stolperfalle in Form einer losen Baumwurzel hängen, der zweite irgendwie dann auch noch. Ich verliere das Gleichgewicht, mein Körper fällt nach vorne während die Hacksen hängen bleiben.
Zum Glück kommt ein Hacksen aber wieder frei und ich kann einen Sturz abfangen, zudem kommt mir meine katzenhafte Geschmeidigkeit zugute und bringt mich wieder in Balance. Während all das
passiert, auf einem Gefällstück, werde ich aber irgendwie schneller und muss, nachdem das Gleichgewicht wieder hergestellt ist, die Geschwindigkeit schnell drosseln auf schotterigem Grund. Auch
das gelingt, allerdings erschrecke ich eine vor mir laufende Dame etwas, die ganze Aktion ging nämlich mit Fluchen und Schnlittergeräuschen auf Schotter einher.
Anschließend drehen wir noch eine Runde durch den Marmeladen, Honig und Co. Shop und finden, wir könnten eine kleine Stärkung vertragen: so kehren wir wieder in die Beiz ein, diesmal darf es ein
Eis sein.
Gegen Abend ist es Zeit für echtes Essen. Der Parkplatz leert sich zusehends, die Tagestouristen verlassen in ihren PKWs die Passhöhe und überlassen sie uns Campern für die Nacht. Wir stellen
unsere beiden Camper zusammen, mit so 3 m Platz dazwischen. Dieser Raum soll unsere Terrasse sein. Stühle, Tisch und Grill stellen wir auf. So wie richtige Camper halt. Heute wird Hühnchen
gegrillt, dazu gibt's aus Adrians Omnia noch frisches Gemüse mit Käse überbacken. Ein Festschmaus!
Gegen Abend ziehen noch einige Wolken auf, Regen ist allerdings nicht in Sicht. Und als die Sonne sich daran macht, den Arbeitstag zu beenden, bekommen wir noch einen fantastischen
Sonnenuntergang zu sehen. An sowas kann ich mich nicht satt sehen. Das ist ähnlich wie mit schönen Stränden. Stundenlang könnt ich da zuschauen. So lange dauert's heute allerdings nicht. Zack,
Sonne weg. Die Abenddämmerung dauert noch lange an, wir drehen noch eine Rund über den Platz, schauen in die Rheinebene und sind überrascht ob der vielen Lichter da unten im Tal. Das sah über Tag
gar nicht soooo bewohnt aus.
Gegen 23 Uhr ist dann Schluss. Müde sinke ich ins Bett und werde nachts von einem kurzen Regenschauer geweckt. Das wars aber auch schon, reicht gerade so, um Zottl schmutzig wirken zu lassen. Na
danke!
Gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
Gedenkstätte 1. Weltkrieg: 47.858625, 7.148855
Grand Ballon: 47.905128, 7.103691
Kommentar schreiben