Einmal Sonne bitte!

Nach einem kurze Business Trip an die Cote d’Azur mit Sonne, 10 Grad und einer Luft die an Frühling erinnert, bin ich gestern (Freitag, 9. Feb.) wieder in Zürich gelandet. Grau, kaum über Null Grad kalt und einfach nur frustrierend. So das Wochenende verbringen? NEIN! Kein Bock auf Nebel und Hochnebel. Ich will Sonne! Aber wie und wo?

 

Freitag Abend noch abfahren? Oder Samstag erst? Und: wohin!?? Wo versteckt sich die Sonne?

 

Gut, eins nach dem anderen. Als erstes mal das WOHIN klären. Dazu studiere ich die Wetterlage und den Wetterbericht. Nordseite der Alpen bleibt das Wetter schlecht.

Und im Süden? Tessin? Besser! Deutlich besser!! Sonne und im Tal 10°C. Somit auch in der Höhe nicht affenkalt und natürlich auch sonnig. Ich zoome zu Hause Google Maps auf Tessin ein und finde einen Stausee der nett aussieht. Lago di Luzzone, ca. 1.500 m hoch gelegen. Das sollte passen.

Naja, wenn ich jetzt wüsste, was ich Samstag Nachmittag sehe....aber lassen wir das ich will nicht vorgreifen.

 

Und wann soll ich los? Heute, also Freitagabend noch? Ich entscheide mich dagegen. Zu stressig. Bin erst um 18:00 Uhr zu Hause. Eh ich dann weg komme…nee. Außerdem möchte ich bei Licht ankommen und nicht bei Dunkelheit. Nachträglich gesehen war dies eine sehr weise Entscheidung!

 

Ich lege also mal fest, spätestens um 12 Uhr Mittag in Zottl sitzen zu wollen am Samstag. Meist wird es ja ohnehin noch später.

 ACHTUNG: Zeitsprung!

 

Samstag Morgen, 10 Uhr. Es sieht grauslig aus draußen. Wir hängen voll in den Wolken, haben kaum Sicht, es schneit unmotiviert etwas vor sich hin. Ich  bin schon dabei Zottl zu laden, aufzuwärmen an Landstrom und um 11 Uhr komme ich los. Wow, ne Stunde eher als gedacht. Nicht schlecht….hab wahrscheinlich wieder die Hälfte zu Hause vergessen.

 

Jetzt bedarf es aber noch diverser Stopps. Ich muss noch Essen kaufen, zwei Zucchini, ne Zwiebel und 10 Eier begleiten mich. Die Hünchenbrust nehm ich von zu Hause mit.

 

Nächster Stopp: Vignette! Zottl hat noch keine 2018er Autobahnvignette für die Schweiz. Und da wir schon Februar haben, wird’s jetzt Zeit. Die 2017 war ja noch „haltbar“ im Januar. Ab Februar ist aber die Neue notwendig. Die COOP Tanke in Seewen verkauft mir gerne eine für 40 CHF.

KLEB!

Gut, jetzt darf ich auch wieder auf die Schweizer Autobahn. Mach ich auch sofort. Ab gen Gotthard.

 

Verkehr ist nicht viel, Gotthard staufrei und ich fahre knappe 17 km durch einen langweiligen Tunnel. Bei grauem Wetter, -1°C und Schneefall fuhr ich rein. Im Tunnel ist dann Frühling und Sommer. Die Temperatur steigt bis auf sommerliche 26°C. So warm hatte Zottl es noch nie seit ich ihn habe. Man sieht förmlich sein Grinsen auf dem Kühlergrill. 

Was erwartet mich wohl nun auf der anderen Seite? Auch Nebel und kalt? Bitte nicht!

Vor der Ausfahrt ins Tessiner Tageslicht macht der Tunnel einen Linksknick. Man sieht also lange nicht wie das Wetter ist. Aber man sieht nur an der Tunnelwand, dass es hell ist.

Kaum bin ich raus aus dem schwarz Loch. SONNE!!!! YEAH!!!! Plan ging auf! Noch kein ganz strahlend blauer Himmel, aber Sonne!

Danke Alpen! Hallo Sonnenbrille?

Und Schnee liegt hier oben mal rum…alter Schwede, locker 1,5 m. Zum Glück älterer Schnee, die Straße ist top. Ich kram erstmal meine Sonnenbrille raus. Zum Glück hab ich die noch aus'm Auto geholt und mitgenommen.

Nächster Stopp: Ich brauch noch Wasser. Wollte keine 50-70 Liter über die Alpen schleppen. Der Tank somit noch so trocken wie die Sahara.

Einen Parkplatz mit Ent- und Versorgung gibt es an der Autobahn im Tessin (Chiasso – Gotthard, 46°26'41.9"N 8°49'57.6"E).

Allerdings laut meiner Recherche nur auf dem Parkplatz der Gegenrichtung, also gen Fahrtrichtung Norden. Ich fahre jedoch gen Süden. Das ist blöd und komisch.

Als ich dem Parkplatz auf der Gegenspur näher komme, ist auch auf meiner Seite ein Parkplatz. Den fahr ich mal raus, vielleicht gibt’s ja auf meiner Seite doch auch wider alle Erwartungen eine Ver- und Entsorgung.

 

Tja, da tritt mich doch ein Pferd, tatsächlich. Ver- und Entsorgung Spur vorhanden (46.447161, 8.829858)….aber geschlossen! F****! Spur per Schild abgesperrt, Versorgungsturm abgedeckt. No Chance!

Mir geht durch den Kopf: das wird auf der Gegenspur nicht anders aussehen. Kann mir also das Anfahren des Parkplatzes auf der Gegenseite sparen.

Wo bekomme ich jetzt Wasser her? Dry Camping? Bleibt wohl nix anderes übrig. Die Toilettenhäuschen haben zwar Wasser, aber ohne Druck. Da brauch ich für 40 Liter den restlichen Tag.

Ich steige wieder in Zottl und fahre weiter. Hab ja keine andere Wahl. Bevor ich einsteige, spreche ich noch kurz mit einem älteren Herren der am Klohäuschen lustlos rumstand. Er meinte, evtl. gäbe es am nächsten Parkplatz Wasser. Na dann....ein Versuch ist es wert.

Ca. 10 km später erreiche ich besagten Parkplatz (46.373430, 8.917267), die Temperatur mittlerweile bei 10 Grad…wow. Fahre den Parkplatz an, parke, schau mich um. Logischerweise nix was nach Ver- und Entsorgung aussieht. ABER: ein Waschbecken mit ordentlich Wasserdruck. Da passt auch meine Gießkanne drunter. Puh...doch kein Dry Camping. Ich renne ein paar mal hin und her und hab am Ende so 30-40 Liter im Tank. Das reicht dreimal für eine Nacht. Muss ja Sonntag wieder zu Hause sein.

 

Kurz genieße ich noch die Sonne und Wärme….und schon geht’s weiter.  Kaum wieder auf der Autobahn, verlasse ich sie in Biasca endgültig und fahre in eins der Seitentäler rein in Richtung Lago di Luzzone. Unten liegt keinerlei Schnee mehr, es geht aber gut bergauf und je höher ich komme, desto mehr türmen sich die Schneeberge. Der Süden scheint mir deutlich mehr Schnee zu haben als der Norden.

Nach vielen Kurven, Tunneln, schmalen Straßen stehe ich vor dem Ende. Die Straße zum Stausee hoch ist nicht geräumt, zudem steht ein Auto mitten im Weg. Mein Plan geht nicht auf. Eine Alternative hab ich diesmal nicht. Da steh ich nun mit einem großen Fragezeichen im Gesicht. Gut ist es erst 14:00 Uhr. Noch lange Tageslicht und Zeit Plan B zu finden. Ich geh dann mal suchen….Google Maps hilft mir hoffentlich.

Bei dem vielen Schnee hier muss man erstmal einen geräumten Parkplatz finden. In der Nähe finde ich einen Parkplatz einer Skistation. Aber nicht so der Knaller. Zur Not aber möglich.

 

Ich erinnere mich an eine Abzweigung die in Richtung eines Langlaufgebietes ging. Auf Google schau ich mir das an, sieht okay aus. Drei Parkplätze dort die sicher geräumt sind…hoffe ich. Also, Berg wieder runter, abbiegen, Berg wieder hoch, in Richtung Lukmanier Pass. Geht ordentlich hoch. Schlechte Straße aber frei und sauber von jeglichem Schnee. Die schlecht aneinander gelegten Betonplatte, die hier eine Straße darstellen, lassen Zottl ziemlich erscheppern.

 

Im Zielgebiet angekommen, sehe ich, dass die Straße abrupt schlechter, also schneebedeckter, wird. Es geht hier weiter gen Lukmanier Passhöhe. Da will ich heut nicht hin. Keine Experimente. Ich drehe auf dem Parkplatz des Langlaufgebietes (eng hier) und fahre ein Stück zurück zum ersten Parkplatz. Der liegt am weitesten weg vom Loipeneinstieg. Will ja nicht im Weg stehen. Platz gibt es auch, und Sonne bekomme ich auch noch etwas. Prima.

Drauf fahren, rückwärts in die Parklücke. Angekommen. 

So bin ich nun irgendwo gelandet, wo ich gar nicht hinwollte. Aber immerhin bin ich aus dem Nebel raus und sehe Sonne. Das zählt. Und eigentlich ist es hier ganz nett. Heut Abend ist hier sicher auch nix los. Ab 18 Uhr ist die Strecke zum Pass geschlossen. Das Einzige was hier vorkommen könnte, ist ein Bär….aber die halten ja Winterschlaf.

 

Ich schau mich noch ein wenig um. 30 km Lanflaufloipe mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden stehen zur Verfügung. Auch Spazierwege sind angelegt.

Latten hab ich nicht dabei, geschweige denn, dass ich welche besitze. Ich genieße die Sonne und als die hinter dem echt mal verdammt hohen Berg da vorne untergeht, ziehe ich mich in Zottl zurück und schreib diesen Blog, editiere Videos und sehe zu, wie sich der Parkplatz leert..und esse meine mitgebrachten Maroni.

 

Gegen später meldet sich der Hunger. Die paar Maroni die ich essbereit dabei hatte, hielten nicht lange vor. Jetzt gehts ans Kochen. Zucchini, Zwiebel in einen Topf. Später kommt da noch ne Dose gewürfelte Tomaten dazu.  Im zweiten Topf mache ich meine Bratkartoffeln. Sobald die fertig sind, kommen sie raus auf einen Teller und die Hähnchenbrust kommt in den Topf. Anbraten, Kräuter der Provence und Salz drüber, paar mal wenden. Später die Bratkatroffeln nochmal kurz dazu geben. Will sie ja nicht kalt essen. Fertig.

 

Den Abwasch mach ich mal flott nach dem Essen bevor alles eintrocknet. Und Spaß macht es jetzt nicht und später auch nicht. Also bring ich es hinter mich. 

Der Abend endet mit -5°C, meinen Videos und Musik. Und meiner geliebten Dieselheizung die mich und Zottl gut wärmt. 

                   

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Kommentare: 2
  • #1

    Jens (Donnerstag, 22 Februar 2018 17:37)

    Wieder mal ein toller Trip, Kai. Und der Übernachtungsplatz ist auch genial - du hast dafür eine gute Spürnase ;-)
    Der Lago di Luzzone ist wirklich schön. Und eine imposante Staumauer. War mal im Sommer dort...
    Grüsse
    Jens

  • #2

    Kai (Freitag, 23 Februar 2018 19:24)

    Der Lago di Luzzone kommt im Frühjahr nochmal auf die Liste. Da oben muss man sehr schön stehen können. Und die Staumauer sieht auf den Bildern schon immer enorm aus...bin sehr gespannt wie sie in Realität wirkt.
    Der alternative Stellplatz war auch nicht schlecht, Glück gehabt und Google Maps. Die zwei Dinge sind unerlässlich bei der Übernachtungsplatz Suche. :)
    Viele Grüsse
    Kai