Wir fahren einen Tag früher dem neuen Jahr entgegen

Weihnachten 2017 ist nun endgültig Geschichte, es geht mit großen Schritten auf Sylvester zu. Die Frage, was wir Sylvester dieses Jahr machen, ergibt sich nicht. Für mich ist klar, ich will mit Zottl los.

Meine Freundin signalisiert, dass sie wohl auch mit kommt. Ich würde gerne schon Freitag, 30.12. los, sie hat jedoch am Samstag noch einen Termin wahrzunehmen. Okay, dann fahren wir halt erst Samstag los. Ihr nächster Termin ist dann am  Montag, 1. Januar, wir müssen um 14:00 Uhr also wieder zu Hause sein. Das bekomme ich ohne Probleme hin, denke ich mir so.

 

So begebe ich mich am Donnerstag mal auf Google Maps und schaue mir mögliche Ziele an. Mein Plan ist Graubünden, allerdings ist das ein schwieriges Terrain im Moment:

1.     Es gibt heute am Donnerstag viel Neuschnee, manche Straßen sind nur mit Ketten befahrbar oder werden zumindest als schneebedeckt geführt. Gut, bis Samstag sollte sich das bessern.

2.     Jeder mögliche Platz, den ich mir auf Google Maps aussuche, kann theoretisch unter Massen von Schnee liegen, schlecht geräumt, oder doch befahrbar sein. Alles ist möglich.

Aber von sowas lasse ich mich nicht abschrecken, das ist das Salz in der Suppe. Ich hoffe einfach mal, ich versalze die Suppe nicht.

 

Am Samstagmorgen 10:30 Uhr, ich sitze gerade chillig beim Frühstück und bearbeite ein Video (ja, Multitasking, kauen und schneiden, geht!), kommt meine Freundin ums Eck und erzählt mir, ihr Samstag Termin hätte aufgrund der Schneelage abgesagt. Wir könnten somit schon heute, Freitag, los.

Oookaaaay, das kommt jetzt überraschend. Aber hey, da soll man jetzt nicht lange fackeln, fahren wir halt heute schon ab, ist ja cool.

Oh man, aber wo sollen wir uns nun hinstellen für die Nacht. Die Straßen in Graubünden sind noch immer mit Schneeketten Symbolen versehen. Dort heute auf irgendeinen Pass zu fahren, ist selbst für mich zu gewagt. Somit brauchen wir einen Freisteh-Platz am Fuß der Bündner Alpen. Aber wo????

 

Da hilft nur Google Maps. Als erstes suche ich mir eines der wenigen tiefen Gebiete in Graubünden. Die Region rund um Chur bietet sich an. Ich zoome diese Region ein, suche nach Parkplätzen, Wanderparkplätzen etc. Viel sehe ich nicht. Zudem muss ich die Anfahrt der Plätze beachten, könnten total zugeschneit sein oder schlecht erreichbar. Während ich mich freue, dass wir heute schon los können, stehe ich auch etwas unter Strom, einen Nachtplatz zu finden.

Ich suche und suche und zoome irgendwann den Bereich um Bonaduz ein…und…hey…was seh ich, da ist ein großer Parkplatz, zwar direkt an einer Landstraße und ortsnah gelegen, aber man kann sich doch recht weit weg von der Straße hinstellen. Google Street View zeigt keine Verbotsschilder. Hm…kein perfekter Platz, aber eine Möglichkeit (46°48'45.7"N 9°23'19.9"E).

Ich suche weiter, bin noch nicht 100% happy.

 

Und dann seh ich ihn: kleiner Parkplatz (46°48'31.2"N 9°22'22.0"E), am Wald, außerhalb Bonaduz, an einer sehr schmalen, einspurigen Straße gelegen. Das ist es! Aber: ist die Straße dorthin auch geräumt? Und der Parkplatz selber? Ein Lotteriespiel, aber no Risk no Fun. Und das Risiko hält sich doch recht in Grenzen. Zieladresse schicke ich mir direkt aufs Handy, die des ersten Platzes auch, immer gut eine Alternative zu haben. Als Dritte Option such ich mir noch einen weiteren Platz raus der auch in der Nähe ist (hier stellt sich im Nachhinein heraus, dass es ein offizieller Stellplatz ist, jedoch ohne alles (vorgestellt von vanamericana.ch auf YouTube), 46°48'46.5"N 9°22'44.5"E

 

Nun, da die Hirn-, Maus- und Klickarbeit getan ist, beginnt die physische Aktivität. Zottl laden. Mit meiner Ikea Box renne ich viermal die Treppe hoch und runter, dann ist alles drin und ich fühle mich temperaturmäßig wie im Sommer. Zwei Stunden nach der spontanen Mitteilung meiner Freundin, sie könne jetzt auch früher, sitzen wir in Zottl. Ich drehe den Zündschlüssel, überlege vorher nochmal ob ich wirklich den Stromstecker abgezogen habe…japp, hab ich, und lasse Zottl an. Los geht das Abenteuer. Wir fahren dem Jahresende entgegen.

 

Natürlich sind wir ziemlich leer. Brauchen noch Sprit und Wasser. Beides kein Problem. Diesel gibt’s gegen teuer Geld, Wasser kostenlos an der Autobahn. Wasser bunkern funktioniert mit dem eingelegten Schlauch ziemlich gut. Bin recht zufrieden wenn auch nicht 100%.

 

Voll wie ein Eimer fahren wir vom Versogungsplatz, gut gelaunt und komplett entspannt, Richtung Bonaduz. Ich liebe es weiterhin, mit Zottl zu fahren, die hohe Sitzposition, die damit verbundene Aussicht, das Schleichen mit entspannter Geschwindigkeit. Man setzt den Tempomat und fährt damit viieeele km ohne auch nur an das Gaspedal oder die Bremse zu denken. Vor allem wenn keine LKW unterwegs sind. Die Schweiz ist, was das angeht, das perfekte Womo Land.

 

Je tiefer wir in die Alpen fahren, desto weißer wird es um uns. In Chur liegen doch einige cm Schnee und je weiter es dann geht, wird es jeden Kilometer etwas mehr. Was Nordstau und ein paar Höhenmeter doch ausmachen. In Bonaduz fahren wir von der Autobahn und ins Dorf. Im Dorf liegen sicher 20 cm Schnee, davon Neuschnee so 15 cm, die Räumarbeiten sind noch im Gange, die Strassen sind aber frei und gut befahrbar. Dies nährt bei mir die Hoffnung, dass wir da hinkommen, wo wir hin wollen. Aber zuvor heißt es: Stopp beim Volg. Freundin brauch noch Zeug, will auch noch einen Brief einwerfen, übersieht aber den großen gelben Kasten vor dem Volg…dabei bin ich doch der „Blinde“ von uns beiden.

 

 

Kurz drauf geht es weiter. Ich gebe zu, ich bin ein wenig aufgeregt. Wenn ich mich so umschaue, sind noch viele Plätze nicht geräumt oder nur teilweise. Und das im Ort. Wie sehen dann wohl Plätze aus, die außerhalb des Ortes liegen?

Google navigiert uns sauber in Richtung Zielgebiet. Bis zum Sportplatz sieht alles gut aus. Achtung: da ist auch ein großer Parkplatz, campieren ist dort aber verboten!

Auch an den Pferdekoppeln vorbei, alles gut. Straße schwarz geräumt. Aber sie wird schmaler und einspurig und etwas schneematschig. Aber kein Problem für Zottl, außerdem ist es fast eben. Es geht raus aus dem Dorf, leicht bergan, die Straße ist hier noch etwas matschiger. Wir biegen um die letzte leichte Kurve und blicken auf……ja, auf was….hm…einen teilgeräumten Parkplatz (46°48'31.2"N 9°22'22.0"E). Der Schneepflug war schon da, hat aber nicht zu Ende gebracht, was er begann. Ich denke aber, das reicht. Ein kleiner Bereich ist sauber geräumt und unbeparkt. Ich beschließe, rückwärts rein zu fahren, das erspart uns die Rangiererei bei der Abfahrt morgen. Der geräumte Untergrund sieht nach hartem Schnee aus, darunter ist aber wohl Eis. Es stehen ein paar Autos rum, allerdings in den Bereichen, wo noch nicht geräumt ist.

Also, Rückwärtsgang rein und langsam in Richtung vorgesehenem Standplatz fahren. Dabei komme ich mit den rechten Reifen etwas in den ungeräumten Bereich, es ist auch gaaanz leicht ansteigend und so verlieren die Reifen an Haftung. Ich rutsche kurz und merke, es geht nicht weiter. Ich rolle einen Meter vor, wieder Rückwärtsgang rein und dann gaaaanz langsam anfahren und noch vorsichtiger mit dem Gas. Und siehe da, die Reifen greifen wieder und ich fahre sauber auf meinen vorgesehenen Platz. YEAH!!!!! Job done! Sehr gut Zottl!!! Meine Freundin überwachte all das von draußen und filmte.

 

Der Parkplatz gehört zu einer Waldhütte (Blockhus) die scheinbar gemietet werden kann für gewisse Anlässe. Daher auch einige Autos auf dem Parkplatz. Störte uns aber nicht. Die Hütte ist vom Parkplatz nicht zu sehen und zu hören war auch nix. Gut, wenn da natürlich im Sommer mal ne Party steigt und die Grillstelle angeworfen wird, könnte man sicher etwas hören. Aber diesmal: Ruhe! Toll!

 

Wir richten uns ein und beschließen noch eine kleine Runde zu laufen. Gerade als wir los wollen, hören wir etwas Großes kommen. Aha...der Schneepflug (und was für ein Ding!!!) kommt ums Eck und macht sich daran, den Rest des Platzes zu räumen. Wir lassen ihn in Ruhe arbeiten und machen uns auf den Weg.

Die Straße, die wir kamen, führt weiter den Berg hinauf. Wir folgen ihr und biegen kurz darauf links ab in einen wunderschön verschneiten Waldweg. Ich liebe das. Diese Ruhe, der Schnee dämpft alle Geräusche, die weißen Tannen, alles so friedlich und unberührt. Für einen Moment ist da die Welt wirklich in Ordnung.

Eine Stunde später sind wir zurück bei Zottl, der war beim Spaziergang natürlich nicht dabei. Er erwartete uns jedoch brav und schön warm an seinem Platz. Hab ich je schon erwähnt, dass ich meine Dieselheizung liebe?!

 

Den Rest des Abends verbringen wir mit kochen, essen, Videos bearbeiten und stricken. Ihr könnt euch jetzt aussuchen, wer da von uns was gemacht hat. J

 

Die Temperaturen sind alles andere als kalt. Es tropft mittlerweile von den Bäumen, der Schnee wird schwer und fällt von den Tannen. Jedoch parke ich NICHT unter einem Baum, somit bekommen wir nix ab. Es taut und regnet sogar auf den schönen Schnee. Schade drum.

(Video zum Trip ganz unten)

 

 

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