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#3 Berner Oberland - Sturm, Sturm und noch mehr Sturm!

Guten Morgen zusammen,

 

wobei…es ist noch recht früh…um 3 Uhr wache ich auf. Zottl schüttelt sich, der Wind heult und Regen prasselt auf Zottls linke Seite. Das wars wohl mit Nachtruhe.

Draußen zieht ein veritabler Sturm mit Orkanböen auf den Bergen durch. Und wir stehen auf einem Berg, dem Gurnigel. Und das spürt man jetzt.

 

Das hintere Dachfenster macht am meisten Lärm und klappert. Eine Dichtung habe ich dabei um eben dieses Klappern zu verhindern, aber eingebaut hab ich sie noch nicht. Das jetzt zu machen ist natürlich nicht drin. Dafür müsste das Fenster geöffnet werden…keine gute Idee. Zudem ist es logischerweise dunkel.

Aber ich habe noch ein großes Stück Schaumstoff dabei, das klemme ich zwischen Dachfensterhebel und Dachfenster. Dann ist zumindest da Ruhe.

 

Jetzt fällt mir noch meine 4G Antenne ein, die noch auf dem vorderen Dachfenster liegt. Somit, raus aus dem Bett, Dachfenster vorne ein wenig öffnen und schnell die Antenne reinholen. Wenig elegant aber immerhin kommt dabei kaum Regen rein. Zottl wackelt dabei im Takt der Windböen. Einen solchen Sturm hab ich Zottl noch nicht erlebt.

 

Ab zurück ins Bett. Es fühlt sich an wie in einem alten Zug. Es schüttelt und rüttelt, mal weniger mal mehr. Es fällt mir schwer, bei diesem ungewöhnlichen Gehabe von Zottl wieder einzuschlafen.

Als ich endlich einschlafe, ist es ein unruhiger Schlaf, ich wache immer wieder auf von dem Sturm und dem Wackeln. Den Sturm kann ich zwar mit meinen Ohrstöpseln etwas lindern, das Wackeln bleibt.

 

Auch Co-Pilot und Friedrich sind unruhig. Ziehen sich gegenseitig die Decke weg und ihre Ohren lauschen dem Sturm.

 

Irgendwann finde ich dann doch wieder in richtigen Schlaf zurück und als ich wieder aufwache ist es schon hell draußen. Ich vermute es ist um die 8 Uhr…bin dann aber doch überrascht als ich einen Blick aufs Handy werfe: 09:25 Uhr! Wow…scheint, irgendwann hatte sich mein Körper an die Schaukelei gewöhnt…oder sich an die Kindheit im Kinderwagen erinnert??!

 

Wie auch immer, ich werfe meinen Körper mal in die Senkrechte und stehe auf. Zottl wackelt weiterhin ordentlich, es stürmt wie blöd draußen. Ein Blick nach draußen zeigt das graue und trübe Wetter. Die Tannen schwanken im Wind, die Sicht ist nicht wirklich als eine solche zu bezeichnen.

Aber irgendwie hat das Ganze auch was Gemütliches. Nix zieht einen nach draußen, in Zottl stelle ich die Heizung auf 20°C, die Dieselheizung erreicht diese in Kürze, denn kalt ist es mit 6°C draußen nicht. Sieht nach einem Tag IN Zottl aus.

 

Dennoch, ich zieh mich mal ordentlich an und nutze eine Regenpause um kurz vor die Tür zu gehen. In Zottl’s Windschatten ist es auszuhalten. Als ich jedoch daraus hervor trete, packt mich der Wind mit voller Wucht. Es erinnert mich an meinen zweiten Tag am Nordkap. Es ist schwer, geradeaus zu laufen, die Böen schlagen immer wieder unvermittelt zu, das Wasser am Boden wird über den Teer gejagt und selbst Eisschollen die am Boden noch liegen werden mitgerissen. Auf eine trete ich vor lauter Filmerei noch drauf, so dass es mich fast noch auf den Hosenboden setzt.

Wolken jagen gehetzt über den Himmel…mit denen wollte ich jetzt nicht tauschen. Sich am Sonntag hetzen lassen? Nee danke!

 

Ich drehe eine Parkplatzrunde. Versuche den Sturm per Kamera einzufangen. Das gestaltet sich schwierig, die Kamera ruhig zu halten geht nur im Windschatten eines Schneebergs. Kaum steh ich im Wind…schaukelt die Kamera fröhlich in genau diesem.

Obwohl wir hier 6°C haben,  fühlt sich das recht kühl an. Mit Rückenwind renne ich über den Parkplatz, die Rampe hoch in Richtung Skigebiet. Mal schauen, wie es auf der anderen Seite aussieht.

 

Nix los hier. Wir sind weiter ziemlich alleine. Bei dem Wetter fährt kaum einer freiwillig hier hoch. Soll uns recht sein. So hat doch schlechtes Wetter auch sein Gutes. Bei Sonne und 10°C wäre hier der Teufel los.

Aber immerhin erhasche ich noch einen tollen Blick runter ins Tal. 

 

Durch den Sturm kämpfe ich mich wieder zurück zum schaukelnden Zottl. Er schaukelt zwar, hält dem Sturm aber gut Stand. Immerhin gibt er dem kleineren und leichteren Duc von Sandra noch etwas Windschutz. Hoffe, bei ihr wackelt es dadurch etwas weniger

Nach den letzten Aufnahmen unserer Location begebe ich mich wieder ins trockene Innere von Zottl. Puh…was für ein Wetter.

 

Nachdem ich mich sortiert und aufgewärmt habe, bespreche ich mich mit Sandra wie es weiter geht. Frühstück steht auf der Agenda. Die Frage „Bei Dir oder bei mir“ wird mit „bei ihr“ beantwortet. Prima, dann geh ich mal meine Ausgleichsmasse vorbereiten, mache einen leckeren Kaffee mit der Nanopresso und stehe 30 Minuten später wieder im Sturm. Mit Essen und Kaffee in der Hand öffnet mir Sandra zum Glück schnell die Tür ihres Ducs und lässt mich eintreten.

 

Was folgt, ist ein ausgiebiges Frühstück während draußen weiter der Sturm tobt. Auch der Duc tanzt im Sturm. Dennoch wird niemand Seekrank und wir Frühstücken genüsslich. Gibt doch nix gemütlicheres als im Womo zu sitzen, während draußen der Sturm alles gibt und versucht, uns von der Platte zu wehen.

 

Während der Sturm nochmal ne Schippe drauflegt, schaut auch mal kurz die Sonne durch die Wolken. Eher milchig und auch nur für 10 Sekunden. Aber das lässt hoffen. Vielleicht sehen wir ja noch mehr davon in den nächsten Stunden?

 

        

     

Nach dem Frühstück ziehe ich mich ein wenig in Zottl zurück. Ich muss noch ein Video bearbeiten, so dass dieses am Mittwoch live gehen kann. Wer mit mir unterwegs ist, muss damit rechnen, dass ich mal 2-3 Stunden etwas arbeite. Das ist keine Unhöflichkeit von mir, gegenüber der/den mitreisenden Person(en) sondern eine Notwendigkeit um pünktlich Videos fertig zu haben. Von nix kommt nix!

Allerdings ist die Videobearbeitung heute etwas tricky. Durch die permanente Wackelei ist es schwer, die Maus ordentlich zu schieben und zu platzieren beim Schnitt. Mehrmals muss ich neu ansetzen weil eine Windböe dazu führt, dass sich der bereits platziere Mauszeiger wieder verschiebt.

 

Da Sandra auch ihren Lapi dabei hat, wird ihr auch nicht langweilig. Sie bearbeitet Fotos und postet fleißig auf Instagram.

 

Gegen 15 Uhr wage ich mich mal wieder vor die Tür und laufe die zwei Meter rüber zu Sandra. Frage: wie siehts aus mit Mittagessen?

Hunger haben wir zwar beide nicht so, aber wenn wir jetzt nicht essen, schlägt der Hunger wahrscheinlich zu, wenn wir gerade abfahren wollen. Also: Essen. Jetzt!

 

So wärme ich die Reste von gestern auf. Was da übrig blieb, hätte auch noch gut für eine Dritte Person gereicht. So reicht es mir nun zu einem üppigen Mittagessen. Sandra kocht sich Tortellini auf und haut sich Philadelphia drüber.

 

So sitzen wir 20 Minuten später in Zottl und speisen. Dabei schaukeln wir munter im Takt von Zottl und dem Sturm.

Dem Co-Pilot bekommt diese Schaukelei nicht so, er mag nicht sitzen, bleibt lieber liegen. Friedrich scheint dagegen immun zu sein und ich hab fast den Eindruck, er genießt es.

 

Nach dem Mittagessen beginnen wir so langsam, unsere Kästen aufzuräumen. Was nach knapp 24h stehen doch immer wieder überall rumliegt. Echt faszinierend! Wie mag das erst sein, wenn man 1 Woche an einem Ort gecampt hat. Da benötigt man ja locker einen halben Tag, bis man fahrfertig ist.

 

Um 17 Uhr starten wir die Motoren und fahren in den Sturm. Erstmal vom Gurnigel runter, und kaum schauen wir über den Berg, sehen wir Sonne! Das Tal bei Spiez wird nach einem heftigen Graupelschauer gerade schön von einer abendlichen Sonne erleuchtet. Was für ein tolles Licht! Leider ist noch immer starker Sturm, ein Drohnenflug kommt nicht in Frage.

 

Da zwischen Bern und Zürich viel Verkehr und Stau ist, entscheide ich, gen Interlaken und über den Brünig Pass zu fahren. Bei kaum Verkehr kommen wir gut voran.

 

Sandra haben wir schon kurz nach der Abfahrt aus dem Rückspiegel verloren. Wir haben sie nicht abgehängt, sondern sie ist in Richtung Bern und nach Hause gefahren. Unterschiedliche Richtungen also.

 

Die Rückfahrt vom Brünig Pass bis kurz vor Zug verläuft relativ trocken. So habe ich die Hoffnung, dass ich auch trocken durch die Entsorgung komme.

Allerdings bricht kurz nach Zug wieder der Sturm und Regen los. Es schüttet wie blöd. Mir schwant Böses. In Affoltern am Albis drehe ich, fahre auf die Gegenspur auf und schaukle zurück gen Entsorgung.

 

Immerhin ein wenig Glück bleibt mir vergönnt. Als ich die Entsorgung beginne, tröpfelt es nur noch leicht. Schwein gehabt. Der Co-Pilot grinst…freut sich wohl, dass ich nun doch nicht durchweicht werde.

 

Kurz darauf sind alle Tanks geleert und wir begeben uns auf die letzten Kilometer, bergauf und nach Hause.

 

Danke schön, dass ihr wieder mit uns unterwegs wart. Bis zum nächsten Reisli.

 

Viele Grüsse

Kai

 

PS: eins möchte ich gerne noch loswerden: Ich danke euch allen ganz herzlich für die rege Nutzung meines Amazon Partner Links und das fleißige Schauen unserer Videos. Ganz lieben Dank dafür und bis in Kürze! 

 

GPS Koordinaten:
Gurnigel Parkplatz: 46.723469, 7.444333

 

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