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#956 Rumänien - Die Bärenstraße, Transfogarascher und Autos die stehen

19.06.2024 Transfogarascher Bären und Autos

        

Schönen guten Morgen, 

 

6:45 Uhr...wach. Verdammt früh. Draußen noch keine Sonne, drinnen frisch. Unser Canyon Platz lässt es erstmal kühl bleiben, die Sonne braucht hier länger bis sie den Boden berührt. So bleibe ich erstmal noch gemütlich etwas liegen. Endlich mal wieder keine Wärme am Morgen die mich aus dem Bett jagt. Schön zudecken und Handyarbeit erledigen. 

 

Gegen 8 Uhr stehe ich auf, räume im Van auf, sauge mit meinem POWERCLEANY alle Leichen auf, viele tote, blöde, kleine Fliegen. Lebendige kommen auch noch dran. Danach mal kurz vor die Tür. Die Sonne kommt langsam zu uns. Noch immer ne Menge kleiner Fliegen unterwegs. Meine ganze Solartasche ist voll davon. Der Handfeger lässt sie aufstoben und wegfliegen. Drecksdinger! Meinen Hobo packe ich auch weg. Nach Rücksprache mit Dirk, auch meinen Starlink über den er gerade ein Video hochlädt. Seine Starlink Antenne ist das zweite mal defekt. Eine neue ist unterwegs zu ihm, so nutzt er nun halt mein Starlink Wlan. 

 

Um 9 Uhr bin ich abfahrbereit...schneide noch kurz unmotiviert vor mich hin. Um 9:15 Uhr ist Dirk auch soweit und wir ziehen los. Wieder durch die Schlucht und zurück in die Zivilisation. Tolle Strecke! 

 

Unser Ziel: Museum of the Romanian Automobile. Doch bis wir dort sind, dauert es ne Stunde. Die Strecke zieht sich. Zwischendurch muss ich noch tanken, sorry Friedrich! Haut ihn wieder aus dem Pelz. Das Wetter super, die Temperatur bei 20 Grad und steigend bis 27 Grad als wir das Museum erreichen. 

 

Wir parken, sind die einzigen Besucher und sogleich kommt auch der Besitzer raus und führt uns rum. Leider spricht er nur rumänisch, doch mit Händen und Füßen verstehen wir uns prima. Sehr netter Mann. Ein Sammler von alten Dacias und Aros. Unzählige Fahrzeuge stehen hier unter freiem Himmel oder überdacht rum. Vom Kleinwagen über Geländewagen zu einem gepanzerten Geldtransporter. Pickup, Kastenwagen, Krankenwagen.... Spannend und cool. Die Autos allerdings teils in etwas bedenklichem Zustand. Dennoch...cool. Eintritt kostet das Museum nichts, um Spenden wird gebeten. 

 

Neben PKW finden wir auch noch Reisebusse, Feuerwehrfahrzeuge und so allerlei andere Kuriositäten. Ein buntes Sammelsurium. Selbst ein Mähdrescher steht rum. Draußen heiss, im inneren der Ausstellung kühl. Dort noch Zeitungsartikel, Achsen, Motoren, Modellautos und, und, und. Selbst Fahrräder, Mopeds und Telefone stehen rum. Alles was irgendwie alt ist. 

 

Wir spenden natürlich auch einen Betrag und werden dann noch in die im dunklen liegende Halle geführt. Licht an....links alle Dacia Modell an der Wand hängend, rechts die Aro Fahrzeuge. Selbst eine Bühne gibt es.

 




Nachdem wir alles gesehen haben, bedanken und verabschieden wir uns und fahren ab. Als nächstes stehen Höhenmeter an, die Transfogarascher Hochstraße. Geht bis auf über 2.000 m. Unser Ziel für heute. 

Im Süden beginnt die Nationalstraße DN 7C in der Gemeinde Bascov im Kreis Argeș. Bis wir dort sind, müssen wir jedoch einiges an Rumpelstrecke über uns ergehen lassen. Hoch und runter, links und rechts auf Betonplatten, gerissen, verwunden, Schlaglöcher, Bodenwellen. Wohl die schlechteste Straße auf unsere ganze Tour. 

 

Die Transfogarascher wurde von 1970-1974 gebaut. Wintersperre ist von November bis Juni. Oft öffnet die Straße erst Ende Juni oder sogar erst Anfang Juli. Wir haben dieses Jahr Glück. Offen sagt das Schild am Fuss des Passes im Süden. Also los....

 

Was nun folgt ist krass. Zum einen die Straße, zum anderen die Bären. Denn nach einigen Kilometern, noch im Anstieg zum ersten Stausee, sitzen die ersten Bären am Straßenrand und warten, dass wir ihnen was zu futtern vor die Füsse werfen. Eine Bärenmutter mit drei Frischlingen, im Februar erst zur Welt gekommen. Wahnsinn...wir filmen. Füttern jedoch nicht. Wenig später ein weitere Bär am Strassenrand, dann Staumauer und Stausee Lacul Vidraru. Diesem See folgen wir nun in vielen Kurven die nächsten zig Kilometer. Auch hier sitzen immer wieder Bären an und auf der Straße. Verrückt...total verrückt. Einerseits cool, wir kommen nah dran, filmen und fotografieren aus dem Auto. Andererseits ist das für die Zukunft der Bären nix. Sie verlieren immer mehr die Scheu vor den Menschen. Mamabär gibt alles an die Kinderbären weiter. Die lernen wie man an der Straße sitzt und auf Futter wartet. Keine Scheu...irgendwann werden sie dann zu Problembären weil sie den Menschen zu nahe kommen... Nicht gut! 

 

Zum flimen stoppen wir immer wieder, gefüttert wird von uns nicht. Nach rund 15 Bärsichtungen verlassen wir den Stausee und begeben uns in Richtung Passhöhe. Alles hier ist übrigens dichtester Wald. Erst als wir etwas höher kommen, lichtet sie der Urwald und wir bekommen etwas Sicht in alle Richtungen. Die Fahrt macht Laune, der KaiFORD macht auch hier in den Bergen eine tolle Figur. Läuft top, keine Probleme mit der Leistung am Berg oder in der Höhe. Der Verbrauch weiterhin bei 10-10,5 Liter. Die Bremsen packen gut zu, einzig die Schaltung nervt heute. Filmen, Berge fahren, Kurven, lenken, filmen, schalten...ich hab keine drei Hände und Arme. Doch fehlt mir dauernd einer, nämlich der zum schalten. 

 

Nach langer Fahrt erreichen wir die Baumgrenze, Bären sind schon länger keine mehr zu sehen. Die sitzen wohl nur entlang des Sees. Die Baumgrenze liegt in Rumänien auf rund 1.800 m. In den Alpen bei 2.000 m. Oberhalb wird es karg, nur noch Wiesen, etwas Schneereste hier und da. 

 

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Oben angekommen, tolle Sicht gen Süden und dann, ab in den Passtunnel. Vielleicht 700 m lang, wir sehen schon kurz nach der Einfahrt das Licht am Ende des Tunnels. Auf der Nordseite....Volksfeststimmung.

 

Parkplätze, 60 Lei, Fressbuden, Souvenir Stände... Ich parke den KaiFORD in eine Lücke entlang der Straße. Kostenfrei. Dirk fährt weiter, stellt sich an den Rand, steigt aber nicht aus. 

Ich schnappe mir meine Kameras und lauf ne Runde über den Pass. Steige noch auf einen kleinen Hügel und genieß die Aussicht gen Süden. Wow! Man kann bis runter in die Ebene schauen. Gewaltig. 

Der Balea See liegt etwas tiefer hinter mir, zwischen Hügel und Hauptkamm. Kleiner See, belagert von Touris. 

 

Ich nehme noch eine rumänische Karamell Rolle mit und begebe mich wieder zum KaiFORD und schreibe Dirk, den ich von oben ein Stück weiter unten stehen sah, dass ich losfahre und er schonmal Wasser für Kaffee aufsetzen soll. 

 

So rollen wir aus unserer schrägen Parkbucht auf die Straße, verlassen den Passtrubel und sind einige Höhenmeter bergab und links-rechts Kurven dort, wo wir Dirk zuletzt gesehen hatte. Doch ist er dort nicht mehr. Ups...wo ist er hin...aha...da drüben...auf einer Wiese steht er. Wir folgen einem kurzen Schotterweg und stehen neben ihm. Feierabend!

 

Wattstunde Solarpanel raus, Starlink aktivieren, Kaffe und rumänische Karamell Rolle futtern. Im Anschluss wird Wasser gefüllt. Dirk hat sein Filterequipment, selbst gebaut, dabei und pumpt aus dem nahen Bach in Zeitlupe Wasser in seinen Frischwassertank. Als der nach 45 Minuten endlich voll ist, fülle ich noch 4 Gießkannen und schütte die in den KaiFORD. Auch wieder voll. Genial! Dankeschön Dirk. 

 

Den Rest des Nachmittags genießen wir, sitzen in der Sonne, mal mit Wind, mal ohne. Gegen 18 Uhr bekommen wir Besuch. Die Mountain Gendarmerie kommt vorbei. Zwei junge Cops die uns freundlich begrüssen, unsere Ausweise sehen möchten, diese abfotografieren und fragen, ob wir Brüder seien. Um Bäres Willen, nee, sind wir nicht. Anfangs sieht es so aus, als wäre es ein Problem, dass wir hier parken und nächtigen wollen. Die Cops möchten erst, dass wir weiter fahren. Es sei nicht sicher hier, wilde Tiere. Zudem Nationalpark. Dann kommen wir ins Gespräch, die Cops sprechen gutes English und wir erklären, dass wir nachts alles Weg räumen, vorsichtig sind und schon etwas Erfahrung mit Wildnis und Bären haben. Das scheint sie zu beruhigen und so dürfen wir bleiben für eine Nacht. Der Cop mit dem wir sprachen, verabschiedet sich mit Handschlag, wünscht uns einen guten Abend und läuft zu unseren entfernt stehenden Campernachbarn im VW XY. Puh...gut...das haben wir ja nochmal hingebogen.  

 

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In den nächsten 1,5 h kommen hier immer wieder Camper hergefahren und fragen uns, ob man hier parken und nächtigen darf. So wiederholen wir immer wieder die Story mit der Polizei. Gefährlich, wilde Tiere, nicht zelten....im Auto ok.

Ein Türke spricht uns auch an, mit Familien Kutsche. Er will im Zelt pennen, seine Frau und Kids im Auto. Wir raten ihm ab, doch er bleibt. Kommt später nochmal vorbei, fragt nach nem Hotspot. Unser Starlink läuft, er kann sich nach Belieben einwählen. Derzeit kein Passwort. Kurz darauf kommt er mit drei Flaschen Bier zurück, fragt ob ich die in meinem Kühlschrank unterkühlen könne. Logo...mache ich gerne. Man hilft ja wo man kann. 

 

So...und auf all das nun erstmal einen Rum. Muss ja keiner mehr fahren. Danach Grill anwerfen. Cevapcici, Kartoffelbrei, Paprika...en Guete. Schmeckt hervorragend. Nebenher schauen wir mit einem Ohr und Auge Fussball. Deutschland - Ungarn, Endstand 2:0. Prima und Prost...die Rumflasche ist nun auch leer. Notstand. Kein Whisky, kein Rum mehr. Nur noch Schnaps. 

Oh...dem Türken bringe ich noch sein Bier vorbei. Er hat sich noch ne dicke Luftmatratze aufs Autodach befestigt. Will er da oben schlafen? Hm...versteckt hinter dem Auto steht ein kleines Zelt...er geht wohl volles Risiko. Hoffentlich passiert nix. 

 

Nach dem Essen fährt noch ein Sprinter aus Deutschland auf den Hof. Wir werden erkannt, halten einen kurzen Schwarz, machen ein Foto und ne Videoaufnahmen und anschließend genießen Dirk und ich im zunehmenden Wind, bei Sonne weg, noch einen Schnaps und n Eis. Ohne Wind wäre schöner, aber auch so ist es ziemlich geil hier. Hinter uns Pass und Felswand, vorne raus freie Sicht in die Ebene. Ein geiler Spot! Rumänien ist ein Traumland zum Freistehen. Einfach der Hammer. Da kommt noch nicht mal Skandinavien mit. Denn dort ist ja mittlerweile alles voll....hier nicht! Platz ohne Ende, kaum Camper und tolle Landschaft und Menschen. 

 

Um 21:30 Uhr verziehen wir uns in die Vans, tauschen noch Videomaterial aus und um 22:30 Uhr geht Dirk pennen. Für mich geht der Abend noch mindestens bis Mitternacht. Heut Nachmittag nix gemacht, also jetzt mehr zu tun. Aber immerhin der Blog ist nun um 23:30 Uhr fertig getippt. Minimalziel was Arbeit angeht, erreicht. 

 

So sage ich für heute mal gute Nacht. War ein langer und spannender Tag. Morgen geht es bergab mit uns, doch die Karpaten lassen wir so schnell noch nicht hinter uns.

 

Gute Nacht und bis morgen.

Viele Grüsse
Kai
 

 

GPS Koordinaten:

morgens: sieh Blog gestern

abends: 45.607821, 24.617438

 

Unsere heutige Route: ca. 190 km

 

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