26.06.2024 Vom Schwarzen Meer nach Bukarest
Schönen guten Morgen,
um 2:45 Uhr werde ich wach vom Regen. Und Gewitter. In der Hoffnung auf ein wenig Blitz Action, stehe ich auf, schnappe die Sony und versuche etwas vom Gewitter einzufangen. Die Blitzfrequenz jedoch bescheiden und weit weg. So richtig toll sieht anders aus.
Um 3 Uhr schrillt mein Handy. Ich erschrecke mich zu Tode. Denke erst, der KaiFORD gibt diesen sirenenartigen Ton ab. Doch nein, es ist wirklich das Handy. Unwetterwarnung für sofort. Starkregen, Hagel, Sturm...hm...toll. Wir stehen hier auf Gras, die Zufahrt zum Spot geht über Lehm/Erde. Was mit dem Untergrund passiert, wenn es stark regnet, könnt ihr euch ja denken, oder?
Aber keine Panik, wir haben ATs und Allrad. Wir kommen hier schon wieder weg. Müssen ja auch keinen mörder Berg hoch, sonder nur eine minimale Steigung und oben wieder auf den Lehmweg.
Ich lege mich wieder hin und schlafe weiter. Das Wetter kann mich mal.
Um kurz vor acht Uhr ist meine Nacht zu Ende. Draußen grau aber trocken. Mein Nachbar schon abgefahren. Senile Bettflucht mal wieder. Frag mich, ob er mit Wecker aufgestanden ist, oder tatsächlich so früh von selbst wach wird. Aber auch egal, weg ist weg. Wir sind hier alleine.
Deswegen kommt bei mir nun aber keine Eile auf. Wir werden sehen, wo wir uns wieder treffen. Fix abgemacht ist noch nix. Ich arbeite erstmal bis 10 Uhr. Trete bei immer wieder leichtem Regen vor die Tür, der Boden ein klein wenig weicher als gestern. Ich sehe Dirks Fahrspuren und sehe auch, dass er wohl etwas Schwierigkeiten hatte, auf den Fahrweg weiter oben zu kommen. Dafür muss man einen 15 cm Absatz hoch...hier sind Spuren von durchdrehenden Rädern.
Mein Nachbar, der Este, ist auch am zusammen packen. Meint es gibt ne Unwetterwarnung für heute Abend für diese Region. Hm...stimmt...auf dem Regenradar kommt hier heute Abend noch gut was runter. Ich mache uns somit auch abfahrbereit. Co-Pilot und Friedrich sind heute wieder am Start. Haben sich soweit vom Drohnencrash erholt. Was ein Glück. Ohne sie fehlt mir was.
Gegen 11 Uhr ist alles erledigt, Datensicherung abgeschlossen, wir können los. Motor an, es regnet und schon rollen wir. Der KaiFORD macht das bravurös. Es geht doch nix über ATs und Allrad. Genau aus diesem Grund bekommt unser nächster Van Allrad. Völlig ohne Probleme fahren wir den leicht ansteigenden Weg entlang, nehmen die kleine Stufe hoch zum Fahrweg und folgen diesem bis wir wieder auf Asphalt stoßen. Total easy! Liebe es.
1 km später stoppe ich noch mal an dem Schiffstwrack das hier an der Küste liegt. Gestrandet 1968. Der Frachtkahn heisst E. Evangelia, 1942 gebaut. Am 15. Oktober 1968 lief sie hier auf eine Sandbank auf und kam nie wieder weg. Seither rostet sie vor sich hin. Ist in der Mitte auseinandergebrochen. Das Heck ist auch schon eingefallen. Bewohner sind Seevögel, die sich hier scheinbar ziemlich wohlfühlen.
Der Kahn ist 136,6 m lang, 17,5 m breit und 8,2 m maximaler Tiefgang. 11 Knoten konnte sie mit ihrem einen Dieselmotor machen, also 20 km/h. Gebaut wurde sie in Nordirland.
Ich stoppe noch an zwei weiteren Fotospots um Bildmaterial aus verschiedenen Blickwinkeln zu haben und düse dann zurück nach Constanta und im Anschluss gen Bukarest.
Eigentlich wollte ich heute auch woanders hin. Nämlich nach Bulgarien. Kurzen Abstecher machen. Günstiger Diesel und zu sehen gibts auch was. Ich hatte mich dafür auch schon entschieden...doch dann sah ich das Wetter. So warf ich alles wieder über den Haufen. Für Dauerregen muss ich da nicht hin fahren. Dennoch schade, hätte den Abstecher gerne gemacht.
Naja, dann halt doch weiter gen Bukarest, 250 km Autobahn. Zweispurig. Top Zustand. Nur vor einer Brücke muss ich nochmal separat Maut abdrücken. Alles andere ist in der Autobahnvignette inklusive. Wir kommen mit rund 100 km/h gut voran. 30 km vor Bukarest stoppe ich, bin hungrig und hundemüde. Die Müdigkeit siegt...ich lege mich 15 Minuten hin. Und genau in diesem Moment kommt die Sonne raus und heizt dem KaiFORD ein...ich wache von dieser Wärme wieder auf, starte den Motor und setze mich in die Dinette, esse Fisch in Tomate mit nem Stück Brot.
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Nach der Essenszufuhr weiter nach Bukarest. Der Verkehr nimmt zu, die Fahrweise der Verkehrsteilnehmer ist ok. Alles fährt vernünftig. Bei dreispuriger Strecke fährt man am besten in der Mitte. So können einem Links- und Rechtsabbieger nix anhaben. Für uns geht es größtenteils geradeaus, was die Fahrt einfacher macht. Unser Ziel: der Palast des Volkes. Den erreichen wir um 15:30 Uhr endlich, davor ein großer Parkplatz...alles frei. Das überrascht. Hatte mit mehr Andrang gerechnet.
Schnell vor die Tür, einige Aufnahmen machen. Doch schon beginnt es zu regnen und der wird immer stärker. Ich muss den Dreh abbrechen, flüchte mich in den Carado vom Autohaus Melzer. Dreckwetter. Eine Gewitter- und Regenfront rauscht über uns hinweg. Rund eine h regnet es, danach beruhigt sich alles wieder. Und wie ich gerade wieder vor der Tür stehe, kommt ein VanTourer mit Fahrradträger angefahren. Dirk! Nein, wir haben uns hier nicht verabredet, wir treffen uns hier zufällig in einer 1,7 Millionen Einwohner Stadt. Der Knaller!
Lange bleiben wir allerdings nicht zusammen. Dirk will noch zu einem Freilichtmuseum am Rand der Stadt. Ich mir noch hier ein wenig die Beine vertreten und ein paar Aufnahmen des Palastes machen.
Dirk war im Palast des Volkes, was er berichtet, reisst mich nicht vom Hocker. 5 Konferenzsäle und ein paar Gänge und Infos bekommen. Wobei ich die Infos auch schon aus dem Internet kenne. Daher beschließe ich: ich gehe nicht rein! Ohnehin zu spät. Bilder vom Inneren findet man auch im Internet.
Das Wetter noch nicht stabil trocken, also warte ich noch ein wenig, Dirk fährt ab, ich zahle ein 2 h Parkticket, rund 5 Lei.
Um 18 Uhr mache ich mich auf den Weg. Kurz die Allee entlang, auch diese wurde damals neu gebaut als der Palast nach einem Erdbeben gebaut wurde. Damals machten sie hier so einiges platt, ohne Rücksicht auf Verluste. Menschen, Kirchen, Altstadt...alles wurde abgerissen. Ceaușescu halt. Ein Diktator der 1989, noch vor der Fertigstellung, seine gerechte Strafe erhielt: nach kurzem Schauprozess, standrechtliche Erschießung. Seine Frau musste auch dran glauben.
Ich streife etwas durch die Hinterhöfe, treffe auf zwei Katzen und keine Hunde. Schleiche am Finanzministerium vorbei und schlendere noch am Palast entlang, durch den Izvor-Park, nix los und später noch durch den Cișmigiu-Park. Der ist so schön, das ich mich dort länger als geplant aufhalte. Dicht bepflanzt, ein halber Wald. Ich schlendere einmal durch, gönne mir für 18 Lei ein weisses Magnum Eis und merke irgendwann: gleich 20 Uhr. Ich muss zurück zum Van. Parkzeit abgelaufen. Gut, dann nicht mehr in die Fußgängerzone. Können wir ja morgen noch machen oder nächstes mal.
Der KaiFORD steht gut bewacht auf dem Parkplatz vor dem Palast des Volkes. Ein Polizeiauto steht 10 m von ihm entfernt. Hoffentlich kommen Co-Pilot und Friedrich da nicht auf dumme Gedanken und winken rüber. Erkläre das mal einem rumänischen Cop, dass ich mit zwei Whisky trinkenden Bären unterwegs bin, die nur Watte im Kopf haben. Das gäbe wohl eine längere Befragung....
Auf dem Platz ist gut was los, wieder eine Stretch Limo auf dem Hof, lauter junge Leute steigen aus. Ein weiteres Cop-Auto kommt. Ich fahre ab. Ein Ziel hab ich noch. 8 km von hier steht ein Bauwerk, gehört eigentlich nach Paris, doch Bukarest hat es auch. Gilt Bukarest aufgrund seiner neueren Bauwerke doch auch gerne als Little Paris.
Ohne viel Stau aber mit gut Verkehr und einer Demonstration, erreiche ich den Kreisverkehr und umrunde einmal den Arc de Triumph von Bukarest. Cool...nicht so imposant wie in Paris, aber schön! Parken ist leider nicht, so bleibt es bei einer Vorbeifahrt.
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Von hier nun nochmals einmal quer durch die Stadt zum Schlafplatz. Die anfangs angedachten Parkplätze, meldet Dirk, sind nix. Veranstaltungen blockieren sie. Er hat nun draußen in einem Neubaugebiet etwas gefunden. Eigentlich wollte er bei seinem Freilichtmuseum pennen, doch ging dieser Plan auch nicht auf. So ist das halt manchmal. Stellplatz oder stadtnaher Camping gibts nicht hier in Bukarest.
30 Minuten dauert unsere Fahrt durch die City. Gut was los um 21 Uhr in Bukarest. Das Wetter trocken und die Sonne am untergehen. Die Leute machen sich auf in den Ausgang. Bars, Restaurants, ein Bären-Laden...hier wird einiges geboten. Hier könnte ich wohl auch mal ein paar Tage verbringen um die Stadt richtig zu erkunden. Doch diesmal nicht. Wir ziehen morgen weiter. Haben andere Pläne. Bärige Pläne.
Nach 30 Minuten verlasse ich nun also Bukarest auf der anderen Seite, hier ist vorbei mit Prachtbauten. Es stehen noch die kommunistischen Wohnbauten rum. Nicht schön, aber praktisch.
Bukarest übrigens ziemlich grün. Viele Strassen mit großen Bäumen gesäumt, die Gebäude unterschiedlichster Art. Mal verfallen, mal nagelneu, kommunistisch, modern...das Auge bleibt immer an etwas hängen. Gefällt mir eigentlich ganz gut. Und ich hab ja bei weitem nur einen kleinen Teil gesehen.
Und plötzlich rolle ich auf ein Neubaugebiet zu. Google meint, hier links...und immer geradeaus. Schotter folgt, Neubaugebiet links...rechts steht Dirk auf einem Weg. Der weitere Weg dahinter ist überschwemmt vom starken Regen der letzten zwei Tage. Nicht sexy aber praktisch und sicher ruhig.
Am Abend läuft nix mehr, ich koche mir schnell Pasta mit Pesto und arbeite nebenher. Bis das Wasser mal kocht mit Gas, bin ich jedoch fast verhungert. Vermisse meine Induktion. Da landen 2 KW wirklich im Topfboden und nicht 50% davon als Luftbeheizung im Van.
Bis Mitternacht schneide ich noch, draußen alles ruhig. Überraschenderweise, trotz Stadtnähe, kein Hundegebell. Sehr angenehm. Nicht falsch verstehen, ich mag Hunde sehr, aber ihr Gebell nachts ist die Hölle für mich.
So schnappe ich mir am Start des neuen Tages mein Team und schleppe uns nach hinten ins Bett. Zeit für ne große Runde schlaf. Morgen ziehen wir weiter. Wohl gen
Karpaten. Schauen wir mal wie weit wir kommen. Die Passstraßen stehen für die nächsten Tage auf der To Do Liste.
Jetzt aber mal gute Nacht und viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
morgens: siehe Blog vom Vortag
abends: 44°21'25.7"N 26°07'09.2"E
Unsere heutige Route: ca. 300 km
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