Mittwoch, 23.03.2024, Sandsturm und die Sandfahrt meines Lebens
Schönen guten Morgen,
gut gepennt, keine Hunde gehört heute Nacht. War alles ruhig. Super! 7:30 Uhr bin ich wach und fühl mich fit. Ready für das, was heute kommt: Die Durchfahrt der Erg Chegaga.
Bei meinem letzten Marokko Trip hatte ich mit Zottl das falsche Fahrzeug dabei. Ging nicht. Die Piste zu sandig. Doch heute, mit dem Rhön Camp von Seecamper, einem Sprinter 4x4, muss das klappen. Ein Sprinter kann sowas doch, oder?
Aber erstmal aufstehen, Laptop und um 9 Uhr vor die Tür. Der Rest der Truppe ist abfahrbereit. Die müssen noch tanken, ich nicht. Somit fahren die anderen nun noch 2x35 km. Ich hab also noch etwas Zeit, bis ich fertig sein muss.
Das Wetter recht gut, kaum Wind, milchiger Sonnenschein, im Schatten kühl, in der Sonne angenehme. Perfekt für eine Wüstenquerung.
Zusammen gehen wir noch zahlen. Für zwei Nächste zahle ich für eine Person plus eine Tajin, zweimal Brot gerade mal 140 DH, also so 14 Euro. Unfassbar günstig. Ich gebe 200 DH und will nix mehr zurück. Das ist der Platz hier locker wert. Haben uns hier wohl, sicher und gut aufgenommen gefühlt.
Auch wenn ich im Nachhinein höre, dass es heute Nacht wohl ordentlich Esel-Wiehern und Hundegebell gab. Ich hörte nix davon! Manchmal sind meine Ohren und mein Hirn schon komisch...
Um 9:30 Uhr fahren die anderen los. Ne Stunde brauchen die nun locker. Also setze ich mich noch an den Laptop und schneide etwas. Dazu komme ich in den nächsten zwei Tagen wohl eher nicht mehr. Zu viel Fahrerei.
Abgelenkt werde ich von zwei Sachen:
1. fährt sich ein Engländer mit seinem TI mit Heckantrieb fest und muss mit Sandblechen geborgen werden.
2. der Wind ist zurück und legt von Minute zu Minute zu. Was ist da los? Heute sollte es windstiller als gestern sein. Aber es stürmt praktisch schlimmer als gestern! Die Sicht wird mies, der Sand fliegt, es wird richtig ungemütlich draußen.
So war das nicht gedacht. Wo kommt der Sturm her? Bei diesem Wetter durch die Wüste? Unfilmbar und mit wenig Sicht auch durchaus gefährlich. Momentan fährt auch nix in die Wüste rein. Keine Touri SUVs oder anderes 4x4 Gefährte. Es herrscht Ruhe...bis auf den Sturm. Ich schließe die Schiebetür des Rhön Camp und versuche so, den fliegenden Sand nicht reinzulassen.
Um 11:00 Uhr kommen die anderen vom tanken und shoppen in M'Hamid zurück. Fahren auf den Campingplatz, ich laufe rüber zu ihnen. Wie weiter?
Tja, erstmal Stillstand. Abwarten wie sich das Wetter entwickelt. Vielleicht wird es gegen späteren Nachmittag besser. Dann könnten wir gegen 16 oder 17 Uhr aufbrechen und zumindest uns noch durch die Dünen kämpfen bis harter Untergrund kommt. Dort pennen und morgen weiter gen Foum-Zgiud fahren. Doch momentan...nix!
Somit zurück in den Seecamper KaiForceONE und arbeiten. Der Wind bläst, immer wieder starte ich den Motor um im Van überhaupt überleben zu können. Die Sonne scheint leicht und heizt das Fahrzeug auf. Lüften ist nicht. Es kommt nur Sand rein. Daher...Motor, Klima...angenehm. Neben uns parkt niemand, wir stören also keinen mit unserem Verhalten.
Später gibts noch ein paar Ballerina Kekse und gegen 16 Uhr kann ich wieder gefahrlos, ohne Skibrille, vor die Tür. Der Wind weniger, die Sonne stärker zu sehen. Nur alle paar Minuten fegen noch heftige Windböen über den Platz und lassen es stauben. Mit dem Wetter kann ich leben, ich will los.
Gegen Abend wird sich der Wind vermutlich noch etwas mehr legen, somit eine halbwegs gefahrlose Fahrt vermutlich.
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Was sagen die anderen? Keiner sagt sofort ja zur Abfahrt. Es brauch ein paar Worte und Überlegungen. Niko würde gerne auf dem Camping bleiben bis morgen. Das Problem: Morgen auch wieder Wind. Freitag noch mehr Wind! Das ist auch nix.
Niko meint am Ende: Entscheidet ihr!
Tino und ich bleiben zurück...Tino überlegt lange hin und her. Es ist keine leichte Entscheidung. Die Dunkelheit droht in zwei Stunden. Gibt es Probleme auf der Strecke, könnte das unangenehm werden.
Doch haben wir jetzt ganz ordentliches Licht, gut zum filmen, wenig los und noch Tageslicht. Ich bin mir sicher, wir bekommen das hin. Müssen auch nur 3-4 km bewältigen. Wären dann aber durch die Sandünen durch....wenn alles gut läuft.
Letztlich entscheidet Tino: wir fahren! DANKE TINO!
Somit der nächste Schritt: Luft raus. Runter auf 2 Bar in den BF Goodrich ATs.
Danach rolle ich vom Campingplatz. Auch hier liegt ordentlich was an Sand rum, doch kratzt das den Sprinter nicht die Bohne.
Vor dem Campingplatz halte ich. Mache alle Kameras bereit und setze Friedrich auf seinen fliegenden Teppich. Im Anschluss: LOS!
Der KaiForceONE macht die Vorhut und ich gebe über Funk durch, wie weit wir gefahren sind und wie die Piste ist. Die ersten 1.000 m kennen wir, sind wir ja gestern abgelaufen. Was danach kommt, weiss nur der Wind. Der kommt aus dieser Richtung
Zugegeben, ein wenig nervös bin ich. Im Sand hab ich wenig Erfahrung. Gewicht, schmale Reifen, tiefer Sand, Kurven, Engstellen,...ich bin gespannt was der Sprinter kann.
Bereits die ersten Meter sind weicher Sand. In der ersten Rechtskurve fahre ich links auf einen kleineren Weg. Da müssen wir zwar über ne kleine Düne drüber, doch ist er recht gerade und weniger sandig als die Hauptstrecke. Kaum über die Düne drüber...äh...wo lang...keine Spuren...die Buschtaxis fahren immer die Hauptroute. Nach dem Wind heute, ist alles verweht. Dann setzt die Erinnerung von gestern ein, wir müssen uns rechts halten, nicht links den Abzweig nach irgendwo nehmen. Also rechts...ohne zu blinken...weiter...nochmals bin ich im Anschluss kurz verwirrt...keine Spuren wieder...aber wir müssen geradeaus...so legen wir eine Spur für die anderen und kommen kurz darauf wieder auf die Hauptpiste. Uff...gut...kurz etwas härterer Belag. Dann wieder weicher und tiefer Sand. Jetzt zählt es wirklich.
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Als die Räder mit dem weichen Sand in Kontakt kommen, merke ich einen erhöhten Widerstand. Mehr aber nicht. Ich fahre im ersten Gang, hochtourig, und der Motor schiebt uns, zusammen mit den Rädern, einfach vorwärts. So als wäre da fast kein tiefer Sand. Locker geht es weiter vorwärts. Gut, stehen bleiben wollte ich hier nicht, ob anfahren möglich wäre, weiss ich nicht. Doch so lange wir in Schwung bleiben, geht es bisher gut. Also weiter.
Je tiefer wir in die Wüste eindringen, desto mehr Vertrauen generiert der Sprinter beim Team. Wir passieren den Punkt, bis zu dem wir gestern gelaufen waren. Ab jetzt: Neuland und keine Ahnung was kommt!
Der KaiForceONE fährt durch den tiefen Sand, als wäre da fast keiner. Wir fahren weiter vor, per Funk gebe ich immer wieder den Pistenzustand durch, warte immer wieder auf die anderen auf flachen und harten Pistenabschnitten.
Der Spaß am Sand nimmt deutlich zu nachdem wir alle merken, dass die Vans damit überraschend gut zurecht kommen. Es ist verblüffend, was Allrad und Reifen mit weniger Luft leisten können in der Wüste. Das Grinsen im Gesicht wird immer breiter und wir freuen uns schon fast über jede Sandwehe, über die wir drüber müssen. Doch stoppen wir hier und da auch, wenn der Weg unklar ist oder sich teilt. Kein Risiko eingehen, niht übermütig werden. Besser erst zu Fuss gehen und checken wie die Piste aussieht. Ist besser, als im Sand stecken zu bleiben oder einen Fahrfehler zu begehen.
Und so geht das über rund 4 km. Fahren, laufen, warten, checken und weiter. Es macht richtig Laune. Auch Ford Transit und 7m MegaMobil Sprinter kommen problemlos überall durch. Friedrich berichtet dies per Funk von seinem fliegenden Teppich. Er kreist die gesamte Zeit über unseren Köpfen und behält die Übersicht. Vor uns nähert sich langsam die Sonne dem Horizont. In einer Stunde ist Sonnenuntergang. Friedrich landet kurz...Akku Tausch! Und ab in die Luft wieder mit dir!
Doch eine Herausforderung hält die Piste noch bereit: Gegen Ender der sandigen Passage eine wirklich extrem langer Abschnitt mit weichem Sand und Kurven plus kleinen Dünen. Keine Chance, irgendwo zu halten, überall weicher Sand. Da steigt der Puls ein wenig, dem Team stockt der Watteatem und wir hoffen, das wir diesen Abschnitt zusammen mit dem Sprinter meistern. Die Passage dauert viele hundert Meter, keine Chance zu stoppen, die Piste zu checken...wir fahren immer weiter...ins Verderben? Sind wir hier eigentlich noch richtig?
Wie fahren mittlerweile im 2. Gang, das funktioniert auch ziemlich gut, nur wenn die Passagen kurvig und tiefsandig werden, wähle ich den ersten Gang.
Doch der Rhön Camp Sprinter lässt uns nicht hängen. Wir wühlen uns überall durch und drüber und haben am Ende festen Lehm unter den Puschen und können stoppen, funken und auf die anderen warten.
Die kommen auch top durch und so sammeln wir uns und fahren erstmal etwas auf festem Boden weiter. Das Schlimmste wäre geschafft wie es scheint. Der Boden nun härter. Es spült uns langsam aus der Sandwüste raus. Aber in Sicherheit sind wir noch nicht. Es kommen immer wieder zwischendurch weiche Passagen. Doch mit dem Wissen was die Vans gerade eben gemeistert haben, fahren wir nun deutlich entspannter durch diese Passagen.
Unser Team noch immer vorne weg, sozusagen das Kanonenfutter. Die Landschaft wird weniger sanddünig und flacher. Erst etwas karger, dann noch mal kurz sandigeres Buschland und als wir auch das hinter uns haben....kommt NICHTS. Weit und breit. NICHTS.
Fester Boden mit etwas Steinen und Waschbrettpiste teilweise. Links nichts, rechts nichts...das Auge hat nichts zu sehen außer Weite. Wow...ist das geil! Einach nur flaches Land voraus. Wie in Norddeutschland, nur ohne jegliche Vegetation.
So fahren wir noch 20 Minuten bis doch tatsächlich ein einsamer Baum vor uns erscheint. Nein, keine Fatamorgana, der Baum ist echt. Steht da einsam rum und wird der Anker für unser Nachtlager. Wir parken uns in einem U hin und sind angekommen. War das ne geile Fahrt. Am liebsten nochmal zurück und nochmal durch, jetzt zum genießen!
Es ist 19 Uhr rum, die Sonne geht hinter dunstigem Himmel unter und wir stehen mitten und einsam in der Wüste Erg Chegaga. Das ist schon gewaltig.
Und so ein Abend in der Wüste will gefeiert werden. Das schreit nach Lagerfeuer. Also STYYL Highfire raus, Holz drauf...aber wer darf anzünden? Tino und Niko sind beim Anzündprozess unterschiedlicher Meinung und am Ende macht keiner von beiden das Feuer an. So bleibt die Arbeit an mir hängen. Man, man, man....
Zu dem Feuerli gibs ein Bierli und so startet ein schöner, gemütlicher Abend. Das Highlight sicherlich Mona. Die schafft es, während des Essen, es gibt Würstli über dem Feuer, ihren Teller auf die Sitzfläche ihres Stuhls zu stellen, 15 Sekunden in den Van zu gehen und etwas zu holen, danach kommt sie wieder raus...und setzt sich wieder hin. Finde den Fehler!
Japp, es dauert eine Millisekunde, bis sie merkt, dass sie auf ihrem Teller sitzt auf dem noch ein Ketchup See auf die nächste Wurst wartete. Tja...den See hat sie nun an der Hose. Das Gelächter aller Mitreisenden wird unseren Gastgeber, den Baum, wohl kurz etwas verwirrt haben, doch ich habe das Gefühl, er hat ebenfalls mitgelacht.
Bis 23 Uhr sitzen wir draußen, kein Wind, Feuer...ein herrlicher Abend in der Wüste. Sowas sollte nie aufhören...doch schlägt irgendwann die Müdigkeit zu und Niko macht den Dirk und geht pennen. Das motiviert alle anderen, ebenfalls den eigenen Van aufzusuchen.
Ich putze kurz noch Küche und Tisch, dicke Sandschicht drauf, wasche meine Füsse am Waschbecken der Küche und lege mich mit Laptop ins Bett. Schreibe noch die ersten Zeilen dieses Blogs, lege dann die Maschine weg und schlafe sofort ein.
Was ein Tag...erst ausgebremst vom Sandsturm, dann so eine geile Fahrt durch Sand. Dankeschön Tim von Seecamper, dass Du uns den Rhön Camp THE FORCE 4x4 zur Verfügung stellst für dieses Abenteuer. Es ist das richtige Fahrzeug dafür und macht in allen Bereichen einen super Job. Er ist nicht perfekt überall, aber alles funktioniert, läuft und bringt uns eine riesen Menge an Freude und Spass. Danke dafür!!!
Jetzt aber mal gute Nach und bis morgen. Über 100 km Piste liegen noch vor uns. Das wird hart und steinig.
Gute Nacht und bis morgen
Kai und das Wüstenteam
GPS Koordinaten:
morgens: siehe gestern Abend
abends: Mitten in der Wüste
Unsere heutige Route: ca. 30 km
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Joachim H. (Sonntag, 14 April 2024 23:31)
"Nikon macht den Dirk" � - das musst du einigen Lesern aber erklären �...