9. März 2024 Wie und wohin geht es weiter?
Guten morgen,
Um 8 Uhr scheint die Sonne draußen schon, ich wache auf. Das Wetter also prima. Ein gutes Omen für den heutigen Tag?
Schnell ein paar Sachen am Laptop machen, Netz haben wir hier, das reicht aus. Konnte über Nacht hier am Ende der Welt, nahe der algerischen Grenze, sogar ein Video hochladen.
Wir stehen mitten in der Wüste in einem Flussbett, auf einer Pistenkuh Route von der wir vor zig Kilometern abweichen mussten, weil sie mittlerweile ab Ramlia anders verläuft. Sowas kann im offroad Bereich immer passieren. Routen ändern sich.
Wie es heute routentechnisch genau weiter geht, weiss gerade noch niemand. Wir sind hier etwas ratlos. Es gibt viele Spuren in viele Richtungen.
Aber jetzt erstmal Käsebrot zum Frühstück, Schluck Wasser. Beides vor der Tür. Noch etwas frisch in der Sonne, aber 25 Grad werden wir heute über Tag wohl erreichen. Die Sonne hat hier schon ordentlich Power.
Der Rest der Truppe ist ebenfalls wach und vor der Tür. Tino und Niko machen sich auf, die Route zu finden. Wir müssen schauen, wie es weiter geht und wie der Streckenzustand ist.
Die beiden sind lange unterwegs, Mara vermisst sie schwer und ich sitze mittlerweile wieder am Laptop und schneide etwas. Wird Zeit, was zu tun.
Als die Jungs nach ner Stunde zurück kommen, freut sich Mara n Elch und ich bin gespannt auf den Pistenbericht.
Es kommt wie befürchtet: weicher Sand, tief und staubig. Das sehen wir wenig später auch, als zwei Overlander Trucks an uns vorbei stauben. Zuger und Holländer auf dem Weg nach irgendwo. Wir verfolgen sie mit Kamera und Fernglas und schauen wie sie fahren. Sie nutzen die Route, die Niko und Tino soeben abgelaufen sind. Es staubt ordentlich aber die Wüstenschiffe fahren locker durch. Die sind für sowas gebaut…aber schaffen unsere Sprinter und der Ford Transit mit Höherlegung und Sperrendas auch?
Gegen 12 Uhr stehen wir noch immer an unserem Platz. Ich schicke mal noch Friedrich auf seinem Teppich los um die Umgebung zu erkunden. Mehr ein Strecken Check als ein echter grandioser Drohnenflug. Will mir aber ein Bild machen von oben.
Um 13 Uhr: aufsitzen! Abfahrt! Versuchen wir unser Glück.
Die ersten hunderte Meter durch den Weichsand fährt Tino vor. Kurvig und mit nicht viel Schwung fahren wir durch die teils ausgefahrenen Spuren. Doch funktioniert es überraschend gut. Ich hab das Gefühl, die Sprinter/Ford können deutlich mehr im weichen Sand als wir meinen. ESP aus, 1. Gang und die Fahrzeuge wühlen sich mit Drehzahl durch den weichen Untergrund. Geil…immer wieder geil!
Nach einigen hundert Metern stoppen wir auf festem Untergrund. Nun darf ich wieder vor. Ab hier die Fahrroute unklar. Ich mit dem KaiForceONE das Kanonenfutter und der Routenfinder. Dann mal los mein Bester.
Co-Pilot und Friedrich schauen besorgt….aber…äh…was macht ihr hier eigentlich? Es ist doch Flauschy Samstag!!? Tja, Flauschy ist das hier alles zu staubig und zu aufregend. Das packt sie nicht und bleibt lieber hinten liegen. Die Jungs springen dafür ein und scheffeln Überstunden im Sand. Das gibt Zuschläge: Samstagsarbeit 200%, Sandzulage 100%, Winterschlafzuschlag im März: 50%.
Ja, die Bärengewerkschaft kennt da keinen Spass.
So rollten wir nun also erstmal wieder alleine los. Suchen uns fahrbare Wege und hoffen, dass wir nicht irgendwo hängen bleiben. Anfangs geht es gut, kurvig geht es weiter durchs riesige Flussbett. Untergrund lehmig hart bis….oh…es weicher wird. 1. Gang und rein in die weiche Masse. Aber auch jetzt…der Allrad Sprinter tadellos im weichen Geläuf. Komplikationsfrei kommen wir durch. Es ist einfach genial was der Wagen im Sand leistet. Hätte ich im Leben nicht gedacht. Wir sind noch nichtmal am Limit und pflügen hier durch tiefen, weichen Sand.
Wir fahren nun parallel zu dem Bereich des Flussbettes, das noch etwas Wasser aufzeigt. Gegenüber ist ein Bergwerk ein Stück den Fluss hoch. Dort kommen wir laut Friedrich und seinem Aufklärungsflug, über den Fluss drüber, ohne nasse Puschen zu bekommen oder im Sand zu versinken. Das Wasser dort bereits versickert.
Durch weiterer weiche Sandfelder erreichen wir den Punkt auf höhe des Bergwerks, die Piste führt hier links oder rechts weiter. Ich stoppe. Warte auf die anderen. Filme noch deren Durchfahrt durch die weichen Passagen. Danach landet Friedrich mit seinem Teppich neben mir. Er sieht etwas eingestaubt aus, aber grinst. Er scheint seinen fliegenden Teppich wieder zu genießen….
Wir beratschlagen uns nun kurz wie wir weiter fahren. Links oder rechts. Links führt uns irgendwann wieder auf die ursprüngliche Pistenkuh strecke nach M`hamid. Rechts führt uns weg von ihr. Woanders hin. Nach Sidi Ali. Ein Oasen Dorf, langerstreckt liegend im Wüstental.
Wir entscheiden uns für Sidi Ali und fahren später wieder auf die Pistenkuh Strecke zurück.
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Also weiter…Piste nun teils ein Weg, mal am Flussbettrand, mal etwas höher und sandfreier. Dennoch immer wieder Passagen mit sehr weichem Sand. Es staubt wie die Hölle teilweise. Die Autos umnebelt von Sand und Staub. Unglaublich. Die Luft riecht nach Sand, das Auto staubt wieder enorm ein, innen wie außen. Gestern etwas geputzt, heute wieder sau dreckig innen. Der Sand knirscht auch im Mund.
So rollen wir langsam dem Flussbett entlang. Immer wieder stoppen wir, besprechen uns wie weiter, ich fahre noch vor und suche an kritischen Stellen eine fahrbare Passage. Der Rest folgt. Verständigung über WhatsApp Telefonie. Netz haben wir hier im 3G Bereich.
Einmal wird es noch heftig. Tiefe Spurrillen, Sand ohne Ende und dann muss ich noch eine andere, ausgefahren Piste kreuzen was uns ziemlich ins wanken bringt. Kämpfe mich irgendwie durch, sehe rechtsseitig aber eine wohl bessere Piste mit weniger Sand.
Als wir wieder festen Grund unter den Rädern haben, gebe ich den Bericht durch an die anderen. Mona und Niko nehmen dann die rechte, bessere Piste, Tino folgt mir dennoch, fährt staubend an mir vorbei und weiter bis es wieder fest wird am Ende dieses elenden Sandstücks. Ich fahre auch wieder weiter, muss versetzt fahren weil die Spurrillen so tief. Es ist heftig…aber letztlich schaffen wir es.
Nur der Sprinter, der eine andere Route wählt, aufgrund meiner Aussage, stoppt plötzlich. 300 m weg uns uns. Was ist los? Zu tiefer Sand? Festgefahren? Co-Pilot vermutet, die beiden Streiken weil die Piste zu mies ist….naja…Co-Pilot und seine Vermutungen. Darüber könnte man auch ein Buch schreiben.
Ich schnappe meine Kamera und laufe rüber. Stellt sich raus, sie stehen an einem Absatz der übel ausgefahren ist, wellig und sandig. Nun heisst es, einen alternativen Weg finden. Links oder rechts führen Spuren entlang. Letztlich wählt Niko rechts, über harten Lehm den Absatz hoch und dann wieder auf die Piste. Die folgenden Wellen schafft er trotz langem Radstand gut und sie erreichen unsere Vans.
Ja liebe Leute, ihr mögt euch fragen, warum wir uns sowas antun. Naja…weil es Spaß macht, den Geist fordert, Abenteuer ist, zusammenschweisst, Freundschaften wachsen lässt, Zusammenhalt fördert und einfach weil es geil ist.
Das muss man nicht verstehen, das muss auch nicht jeder mögen und wollen. Aber darum geht es hier auch nicht! Ich versuche euch das nicht schmackhaft zu machen oder irgendjemand zum Nachmachen zu zwingen. Nein, ich zeige nur, wie es ist! Was ihr mit diesen Informationen anfangt, ist eure Sache. Genießt es einfach, schüttelt den Kopf über uns, macht es mal nach…what ever. Eure Entscheidung. WIR haben Spaß! Auch wenn es anstrengend und kräftezehrend ist.
Nun aber weiter. Einige viele Kilometer Piste liegen noch vor uns. An einem weiteren Tiefsandstück trennen sich die Wege. Tino und ich fahren durch, Mona und Niko fahren deutlich weiter links einen steinigen Weg. Nach 2 km und einer steilen aber nur kurzen Bergfahrt, ca. 25% auf Lehm- Gravelroad, die der Sprinter einfach platt bügelt gefühlt, treffen wir sie nach einer kurzen offroad Abkürzung wieder und fahren gemeinsam weiter.
Hier und da stoppen wir noch, schauen die Piste und die Routenführung an und kommen irgendwann an einen Entscheidungspunkt: Drei Richtungen sind möglich! Wir wählen jene, die uns nun doch wieder auf unsere ursprüngliche Piste von Pistenkuh zurück führt.
So erreichen wir mal auf Sand, mal auf Stein das Wüstendorf Sidi Ali und durchqueren es längs. Immer wieder stehen Kinder an der Straße. Mehrheitlich rechts…denken sie, wir sind Engländer oder meinen sie, rechts sitzt immer die Frau und hat die Süßigkeiten auf dem Schoss? Keine Ahnung…aber rechts sitzen bei mir Co-Pi und Frieder und die rücken nix raus. Die futtern selber!
Bei Kinderhorden halte ich ohnehin ungern, die drehen dann gleich komplett durch und ich hab Angst, wenn ich los fahre, dass ein Kind unter die Räder kommt.
Als Niko bei so einer kleinen Kinderansammlung stoppt, wird ein zweijähriger von seiner größeren Schwester aus halber Höhe einfach auf den Boden fallen gelassen. Er landet unsanft auf dem Hintern, steht aber sofort auf und rennt auch zum Van. Mona verteilt ein paar Wasserflaschen, dann fahren sie weiter.
Ich reiche einem alleine stehenden Jungen drei Bonbons durch Fenster. Er steht links, auf der richtigen Seite für mich.
Das Dorf zieht sich, hat aber eine moderne Solar Straßenbeleuchtung. Immer wieder sprinten Kinder hunderte Meter von Lehmhütten zur Straße. Co-Pilot vermutet, dass die Marokkaner deswegen gut im Langstreckenlauf sind. Die Kinder lernen das rennen, sobald sie laufen können. Immer wieder vom Haus zur Straße und zurück. Und das über Jahre hinweg. Das ist ein Training, das hier in Europa kein Kind mehr hat. Ja, der Co-Pilot und seine Vermutungen...ich kann da nix für!
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Nachdem wir irgendwann endlich durch das Dorf durch sind, stoßen wir doch tatsächlich auf Asphalt und auf das deutlich herausgeputzterer Örtchen Tafraout Sidi Ali. Schönere Gebäude, aufgeräumter und weniger staubig.
Ich freue mich auf ein paar ruhige Kilometer auf Asphalt, doch am Ende des Dorfes geht es rechts und auf Dirt Road weiter. Geradeaus sieht es gleich aus. Der Asphalt endet hier.
Wir kommen noch an einem Camping Kasbah vorbei, sehen dort die zwei Overlander Trucks von heute morgen stehen und stauben daran vorbei. Wir wollen über Nacht wieder frei stehen. Irgendwo in der Wüste. Das ist einfach das Coolster überhaupt.
Doch erstmal fahren wir falsch und enden im übelsten Sandsturm, ausgelöst von Tino der vor uns fährt. Alter…ich seh NICHTS mehr. Null. Es wird dunkel, um uns rum nur noch Sand. Und das mitten in einem Weichsandfeld. Ich fürchte, Tino hat sich festgefahren und sehe vor meinem geistigen Auge schon, wie er aufsitzt und alle vier Räder durchdrehen und so diesen vielen Staub produzieren. Und da ich in diesem Null Sicht Bereich nicht auf ihn auf fahren will, stoppe ich mitten im Nebel und hoffe, dass Mona und Niko mir nicht ins Heck fahren.
Wir halten natürlich Abstand, aber dieser Sandnebel ist ausufernd und weitläufig. So steh ich nun da, ohne Sicht, Sand überall und warte, bis die Sicht besser wird. Meinen Warnblinker mache ich rein und hoffe, Mona und Niko erkennen ihn.
Als sich der Sand legt oder weiterzieht, ich wieder Sicht habe, erkenne ich, dass Tino ein gutes Stück vor uns fährt und nicht feststeckt. Uff…gut…ich fahre somit auch wieder an, was gut klappt im Sand und folge seiner Spuren im Sand. Der ist unfassbar fein an dieser Stell und es staubt hinter mir wie Hölle.
Am Ende dieser Sandzone noch etwas harter Lehm Belag…dann ist Schluss: Militärzone. Ein freundlicher Militär meint, hier geht es nicht weiter. Wir müssen drehen und ein Stück zurück und die richtige Piste finden. Na dann, zurück, zum Glück ist hier so viel Platz, dass wir unsere eigene Piste suchen können auf dem harten Lehmboden und nicht nochmal durch dieses Sandfeld müssen.
Im zweiten Anlauf klappt dann auch die Auffindung der richtigen Piste. Ihr folgen wir nun. Weites Land, rechts in weiter Entfernung Berge zu sehen, links auch. Dort in 30 km Entfernung die algerische Grenze. Daher hier auch das Militär auf dem Posten. Friedrich bleibt am Boden.
Wir kommen noch an einigen Kasbah mit Campingplatz Angebot vorbei. Immer mal wieder etwas weicherer Sand. Doch nach dem was wir erlebt haben die letzten Tage, schockt uns das nicht mehr. Mittlerweile können wir gut Einschätzen, ab wo es schwierig wird. Das hier ist Kindergarten. So fahren wir weiter, immer geradeaus, der tiefer stehenden Sonne entgegen. Ich filme und fotografiere, die Piste und der Platz so breit, dass ich das hier gut kann. Die nächsten Kilometer fordert uns auch nicht mehr. Weites Land, geradeaus…nix los. Wir sind die Einzigen die noch unterwegs sind. Keine anderen Staubfahnen zu sehen.
Gegen 18 Uhr steuern wir einen Steinhaufen in der Wüste an, der könnte uns Windschutz geben und unser Platz für ein Nachtlager sein. Und da wir ohne Probleme hin kommen, bleiben wir auch. Unser Platz für die Nacht. 35 km weg von der Grenze, niemand hier außer etwas stärkeren Wind. Die Temperatur bei 27 Grad. Kurze Hose, T-shirt. Das es in Deutschland noch Winter ist, ist soooo weit weg…das könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
Einfach geil hier in Marokko. Vor allem das Freistehen in grandiosen Landschaften ohne Menschen.
Wir parken uns in einem Windabgewandent U und Mona haut ein paar Maultaschen in die Pfanne. Zwiebeln, Ei dazu und gut. Niko baut später die zweite Charge. Auch lecker. Dazu ein Bier um den Staub aus der Kehle zu spülen.
Ein lustiger Vogel umkreist unser Camp im Tiefflug. Vermute ist ne Schwalbe. Die Sonne verabschiedet sich für heute, der Wind legt sich ein wenig, das Essen schmeckt.
Am Ende noch nen Rum Orange und n Jameson Whisky. Grandios! Besser geht nicht!
Um 22 Uhr verabschiede ich mich. Bin Todmüde. Rendere noch kurz ein Video, schneide noch 30 Minuten und falle dann tot ins Bett. Kann nicht mehr…die Tage hier sind anstrengend aber auch absolut der Hammer!
Gute Nacht für heute und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai und das Sandteam
GPS Koordinaten:
morgens: Merzouga, Haven La Chance
abends: 30°42'34.4"N 4°27'15.8"W
Unsere heutige Route: ca. 100 km
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