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#878 Marokko - Ein einfacher Tag wird zum Härtetest! Probleme!

7.3.2024 Ein vermeintlich lockerer Tag wird extrem! Errachidia - Merzouga, offroad

        

Schönen guten Morgen, 

 

8 Uhr wach. Die Sonne schon irgendwo am Himmel. Der Dunst von gestern weniger. Könnte ein schöner Tag werden heute. 

 

Der Morgen verläuft erstmal ruhig. Essen mit Ei, die wichtigsten Dinge bearbeiten und dann mal vor die Tür. 

 

Alle anderen auch wach und gut drauf. Kann los gehen. Um 10:30 Uhr starten die Motoren und wir verlassen das verlassene und verfallene Kasbah. Danke für eine schöne und ruhige Nacht. 

 

Wir rollen gen Erfoud, allerdings auf Piste. Wobei, erstmal herrscht Asphalt vor. Bis zum ersten Dorf. Dort verwandelt sich die Strecke in Schotter/Lehm und wir rollen langsam, möglichst ohne viel Staub, durch das Dorf. Kinder stehen an der Straße und winken, auch die Älteren blicken auf und winken zurück. 

 

Co-Pilot und Friedrich wirken ein klein wenig nervös heute. Warum versteh ich nicht. Der Fahrtag dürfte easy werden. Ein wenig Piste ohne große Schwierigkeiten. Wir folgen einer Strecke von Pistenkuh, die er als 1 oder 2 klassifiziert hat. Also einfach. 

 

Nach dem Dorf geht es kurz etwas bergan auf grobem Untergrund, die nächsten Kilometer folgen wir dieser Piste entlang von Feldern und Palmen. Später kommen große angelegte Monokulturen. Farmland in XXL. Das Wasser für die Bewässerung wird aus dem Boden gepumpt und in riesen Becken gelagert. 

An einer Zufahrt stoppen wir und lassen Luft  aus den Reifen ab. Gehen auf runde 3 Bar runter. Mehr für den Fahrkomfort als für die Traktion. Das Terrain bisher einfach, selbst mit Zottl farhbar.

 

Nach 10 km verlassen uns auch diese großen Felder. Wir sind in der Wüste angekommen. Nur noch Sand, Steine und Schotter. Hier und da ein kleiner Busch. Hier mal stoppen und an einen Baum pinkel? Keine Chance...keine Bäume. 

 

 




Irgendwann findet Friedrich: wir sind weit weg von allem, können in die Luft gehen. So entstaube ich kurz seinen eingelagerten fliegenden Teppich. Checke die Motoren und schon sitzt er drauf und geht in die Luft. Erst etwas wacklig, windig und aus der Übung, dann hat er es wieder im Griff. Wir fahren los, er folgt uns aus der Luft. Hält sich gut fest, Kamera dabei, er fliegt nach meinen Komandos. Ich sehe auf meinem Monitor, was er filmt. Nutze dafür die Fernsteuerung der DJI Mavic 3 Pro. Daher ist die im Video hier und da auch mal zu sehen.

 

Nach Friedrichs Einsatz, erscheint nun in der Ferne, fast wie eine Fatamorgana bei 20 Grad Celsius, ein von Menschenhand gebautes Gebilde. Hannsjörg Voth, deutscher Künstler, hat hier in der Wüste einige Bauten hinterlassen. Wir fahren auf den Orion Bau zu. Türme und Mauern im Nichts der marokkanischen Wüste. 

 

Frage mich, ob das Geld, was hier in Lehm verbaut wurde, nicht anderswo besser aufgehoben gewesen wäre. Aber egal... Immerhin haben lokale Bauarbeiter alles aus gestampftem Lehm aufgebaut. 

 

Wir fahren weiter drauf zu und kommen das erste Mal auf dieser Tour mit weichem Sand in Berührung. Die Vans schaffen das allerdings erstmal problemlos. Etwas Schwung, nicht zu langsam werden. Läuft! Mit einem reinen Fronttriebler wollte ich diese Passagen jedoch nicht fahren müssen. Unsereins schaltet einfach ESP aus und fahren durch mit unseren Allradlern.

 

Wir stoppen an der Stadt des Orion, ein Local mit Moped steht hier rum und passt auf. 

Kaum stehe ich vor der Tür, kommt ein Motorrad angefahren, stoppt bei mir und fragt ob ich Wasser habe. Äh....ja...klar hab ich Wasser...ich gehe in den KaiForceONE und hole ne 1,5 Liter Flasche. 

Das lustige ist, hier fragt nicht ein Marokkaner nach Wasser, was normal wäre. Nein, hier fragt ein Belgier der kurz vorm verdursten ist. Er öffnet seinen Rucksack und ich leere die 1,5 Liter Flasche in seinen Wassersack. Er bedankt sich zig mal und braust davon. 

Er gehört zu irgendeiner Rallye die hier gerade stattfindet. Es kommen noch mehrere Fahrzeuge vorbei, doch es fragt keiner mehr nach Wasser. 

 

Der Local kommt noch zu uns rüber, sieht Niko rauchen und fragt prompt nach Zigaretten. Bekommt ein paar und ist happy. Wir ziehen nach einigen Fotos weiter. 

 

Nächster Stopp: Himmelstreppe. Gleicher Künstler. Hat hier ne Treppe gebaut, die im Nichts steht. 5 km entfernt von der Stadt des Orion. Wieder kommen weiche Sandpassagen. Wieder schaffen wir sie gut. Doch werden die Passagen gefühlt länger und tiefer. 

An einer dieser Passage kommen wir zum Stillstand. Zum Glück davor. 

 

Tino zeigt Bedenken...wir laufen die Strecke ab. Tino hat weiterhin Bedenken, der ist kein Sandfan, ich denke: Das geht! Niko ist ziemlich meiner Meinung. So laufen wir zurück und statts Tino, mache ich den Lead und durchpflüge als erster diese Sandpassage. Das Problem bei Sand wird größer, wenn Kurven eine Rolle spielen. Und hier ist ein kleiner Knick drin im Bereich des tiefen Sandes. Aber, unser KaiForceONE Sprinter schafft alles locker. Nix anderes hatte ich erwartet. Auch Ford Tansit und 7 m Sprinter kommen gut durch. Doch soll das so nicht bleiben...

 

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So komme ich mit Abstand als erster an der Himmelstreppe an. Bleibe fast noch im weichem Sand stehen um zu parken. Merke es jedoch noch rechtzeitig und fahre auf festeren Boden. Motor aus...Himmelstreppe anschauen. 

Rann kommt man nicht, auch hier ein Aufpasser. Besichtigung aus der Nähe kostet glaub 200 DH. Auf diese Ausgabe hat niemand Lust. 

 

15 Minuten später fahren wir weiter. Das Ziel eine nahe  Flussquerung und dann ein Dorf wo wir wieder auf Asphalt treffen sollten um noch eine weitere Piste zu fahren. Es wird jedoch anders kommen. 

 

Tino fährt nun wieder vor. Er hat die Pistenkuh Route auf seinem Handy und sieht, wo es lang geht. Wir folgen. Vor sandigen Passagen mit Abstand, um zu verhindern, falls einer steckenbleibt, das die anderen auffahren und auch stehen. 

 

Das funktioniert gut, solange die Weichsandpassagen übersichtlich sind. Doch plötzlich, auf hartem Untergrund, stoppt Tino unvermittelt. Steigt aus, hat seine Stirnlampe dabei...oh, oh...das heisst nix Gutes. Er schaut vorne links in seinen Radkasten rein und fingert darin rum. 

 

Niko steigt aus, Mona auch...ich muss noch kurz meine Kameras und Mikros sortieren und springe dann auch vor die Tür. Was ist los?

Stellt sich raus: technischer Defekt. Ermüdungsbruch an der Befestigung des Querstabilisators vorne links. Eine Halterung ist glatt durch. Zwar noch in Position aber das sieht nicht gut aus. Das schreit im ersten Augenblick nach Problemen und Werkstatt. Und wir stehen hier mitten in der Wüste. Hinter uns grobe Piste, vor uns grobe Piste. Shit!

 

Gut, fahren kann Tino noch. Es ist also kein KO. Aber definitiv angeschlagen. Wir einigen uns auf langsames weiter fahren und Abbruch des heutigen Tages. Auf direktem Weg nach Merzouga und eine Werkstatt aufsuchen ist der erste Plan. 

 

So rollen wir langsam weiter. Immer wieder mit weichen Sand Durchfahrten. Die Piste definitiv nur für 4x4 Fahrzeuge! Mit nur einer angetrieben Achse hat man hier keine Chance mehr. 

 

Doch es soll noch dicker für uns kommen. Wir fahren nun auf das Flussbett zu, der Untergrund wird immer weicher, tiefer und unübersichtlicher. Schmaler, kurviger um Steine und Büsche. 

 

Immer weicher und immer länger wird die Sandpassage. Die längste meines Lebens und dazu auch noch kurvig. Ich muss unweigerlich hier und da vom Gas gehen um Steine oder Büsche zu umkurven. Und das auf tiefem, weichem Sand. ESP ist aus, alles sonstige auch. Wir können nur hoffen, dass der Allrad Sprinter es schafft und durchkommt. Anhalten oder überlegen, keine Chance, so gut es geht am Gas bleiben, kleine Gänge wählen, Drehzahl und Schwung irgendwie halten. Bloss nicht stehen bleiben! Der Puls ist hoch, das Watteteam neben mir erstarrt und macht große Augen. 

 

Anmerkung: 

für uns ist das heute die erste richtige Berührung mit tiefem, feinem Sand. Wir wissen nicht genau, was die Fahrzeuge auf dem Untergrund können. Keiner hat hier Erfahrung. Wir lernen also noch. Für eine Person, die wirklich Wüsten und Sanderfahren ist, mag das hier Kindergarten sein. Für uns ist es das nicht. 

 

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Es ist ein echter Kampf mit Auto und Sand. Wir schlingern uns durch die engen Wegpassagen. Einmal denke ich, links ist festerer Untergrund....ist jedoch ein Trugschluss...also lieber weiter rechts auf die Piste und immer schön am Gas bleiben. Nach 500 m kommt endlich ein Stück mit festerem Untergrund. Ich stoppe kurz. Tino vor mir ist schon durch das nächste Weichsandstück und biegt gerade aus meinem Sichtfeld weg. Ich schaue in den Rückspiegel und sehe das Elend. Der Sprinter von Mona und Niko steckt im Sand. Rund 150 m hinter mir. Fuck!

Ich schnappe Kamera und Schaufel und laufe zurück. Der Sprinter steht schräg in der Fahrspur. Dick im weichen Sand. Oh man...

 

Hinzu kommt, wir sind nahe eines Dorfes, so dass hier überall Kinder rumwuseln. Schon bei unserer Durchfahrt rannten sie neben uns her und nun ziehen wir sie an wie ein Magnet. Am Ende sind 7-8 Kinder, Alter 6-16 Jahre um uns rum. Helfen etwas mit, graben die Räder des Sprinters aus, einer legt ein paar Steine. Nichts was wir nicht auf geschafft und gemacht hätten. Ich schaufle ebenfalls. Mona verteilt ein paar Süßigkeiten. Ich bekomme nix...menno....

 

Nachdem die Räder frei sind, noch mehr Luft rausgelassen ist, wagt Niko einen Versuch. Motor an, 1 Gang manuell, ESP off...Vollgas. Der Sprinter kommt locker frei, fährt die letzten 150 m und steht beim KaiForceONE auf sicherem, hartem Untergrund. Uff....

 

Tino ist auch wieder zurück, meint die Strecke geradeaus ist nicht weiter fahrbar. Die Piste verliert sich. Ich schau mir das auch noch an, ein einheimischer Junge begleitet mich mit seinem Fahrrad. Ich lauf ne große Runde...japp...hier gehts nicht weiter. Keine Spuren, keine Möglichkeit ins Flussbett zu kommen um es zu queren. Verdammt!

 

Zurück bei den Vans kurze Lagebesprechung. Noch immer zig Kinder um uns rum die langsam anfangen zu nerven. Hunger, Durst, alles mögliche sehen sie und wollen es haben. Nicht zuletzt natürlich Geld. Einer fragt nach Bier für seine Eltern. Ich geb ein paar Scheiben Brot raus und ne Flasche stilles Wasser. Mehr hab ich nicht, mehr gibt es nicht. 

 

Leute, kurzer Hinweis: wenn die Kinder helfen, gebt ihnen eine Kleinigkeit, die Angemessen erscheint. Für nix, gibt es nix. Es sei denn, man  ist wirklich in armen Gegenden wo sie noch in Lehmhäusern wohnen und wirklich nichts haben. 

 

Wir müssen nun aber los. Der Plan: drehen, 300 m zurück durch den weichen Sand und dann rechts. Dort, wo wir alle vorhin falsch gefahren waren. Vor lauter tiefem Sand und Fahrstress, hatte Tino die Pistenführung aus den Augen verloren und wir sind alle falsch abgebogen. 

 

Vorher aber noch Luft ablassen. Runter auf rund 2 bar. Drehen....geht halbwegs...dann...etwas zurück setzen und Vollgas so gut es geht. Nicht von der Strecke rutschen, nicht am Busch oder Stein hängenbleiben. Aber immer schön am Gas bleiben. 

 

Mit vollem Lenk und Gasfusseinsatz, bekommen wir unseren Sprinter ein zweites mal durch diesen tiefen, weichen Sand, biegen richtig ab und haben dann Fels unter den Puschen. Uff...das war spannend und anstrengend...Abenteuer halt. All das gehört auch zu einem Marokko Offroad Trip. 

 

Tino im Ford Transit mit Allrad, Höherlegung und Sperren, als erster gefahren, hat es auch wieder gut durch den Sand geschafft. Und auch der 7 m Sprinter schließt staubend zu uns auf. Alle erstmal sicher und auf Fels. Uff...kollektives Durchatmen und watten. Die Fraktion rechts von mir ist ziemlich still geworden, seit der Sand tiefer ist. 

 

Jetzt aber weiter. Wir rumpeln über die Felsen am Flussbett, gut sind wir alle hoch, fahren danach durch das trockene Flussbett. Mittig nochmal feiner, weicher Sand bis zur Rampe die aus dem Flussbett herausführt. Mit Schwung und Gas schaffen wir das aber locker. Rampe hoch....fester Untergrund...wir fahren zwischen Palmen und Feldern hindurch, vor zur Straße. Stoppen dort und pumpen Luft auf und checken nochmal Tino's Defekt. Der Querstabi hat sich aus seiner Position gelöst, muss nun mit Kabelbinder fixiert werden. Rückfragen bei seinem Fahrwerksfachmann zeigen: er kann damit weiter fahren. Die Stabilität nicht mehr ganz so toll, aber machbar. Kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Somit keine Reparatur vor Ort. Gut! Unsere Tour kann also weitergehen ohne Reparatur. 

 

Wieder zieht dies alles Kinder an. Wieder nerven sie und wollen, Geld, Getränke, Essen, iPhones... Zig mal die gleiche Frage... Hart bleiben, nix geben. Das ist reinste Bettelei, ohne jegliche Gegenleistung. Zudem sind wir hier nicht in einer super armen Gegend. 

 

Mit 3 Bar in den Reifen jagen wir nun gen Merzouga. 60 km Asphalt. Die spulen wir schnell ab und sind gegen 17 Uhr in Merzouga. Genießen vorher noch die Anfahrt und den Blick auf die goldenen Dünen bei tiefer stehender Sonne. Abends der beste Zeitpunkt, nach Merzouga zu kommen. Einfach magisch. 

 

Den Camping HAVEN LA CHANCE erreichen wir Problemlos. Die Zufahrt diesmal weniger steil, der Weg am Gebäude entlang nicht mehr mit weichem Sand, sondern planiert. Der Rest sieht aus wie ich es in Erinnerung habe. Wir suchen uns einen Platz, nicht direkt an der Düne, da stehen die Overlander, sondern eher mittig im Camping. Angekommen.

Jetzt noch schnell an die Rezeption, anmelden. Reisepass reicht. Dort werden wir sehr freundliche empfangen, ich werde vom letzten Besuch erkannt. 

 

Danach....Stuhl raus...Bierchen. Den Sand runterspülen. War windig heute. Wir sind gut eingestaubt. Die Vans ebenso. Abendessen ist für 19:30 bestellt. 4 Tajin mit Hühnchen und Rindfleisch. Freu!

 

Aus einem Bier werden zwei und um 19:30 Uhr sitzen wir vorne am Pool des Empfangsgebäudes und lassen uns zwei Tajins schmecken. Ja, aus den vier wurden irgendwie zwei...warum auch immer... Aber reicht auch. Lecker sind sie allemal. 

 

Den Abend lassen wir noch etwas vor den Vans ausklingen. Gegen 22 Uhr sind allerdings alle durch für heute. Zurück in die Vans. Ich arbeite noch bis Mitternacht und mache um 0:30 Uhr das Licht aus. Morgen gibts n Pausetag.  Arbeiten, nicht fahren, ausruhen. Die nächsten Tage werden wieder anstrengend. Dafür gibt es morgen aber noch eine schöne Überraschung...

 

Gute Nacht und bis morgen

 

Kai und ein sandiges Team

 

 

GPS Koordinaten:

morgens: siehe Vortag am Abend. 

abends: Camping Merzouga Haven La Chance

 

Unsere heutige Route: ca. 120 km

 

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