#869 Spanien - Ein Wintertag auf 2.300 m, Sierra Nevada

26.02.2024 Sierra Nevada, Wintermorgen und Dauerfrost

Schönen guten Morgen, 

8:30 Uhr, ausgeschlafen und wach. Naja, so halbwegs. Die Nacht war windig, der Morgen auch und irgendwas prasselte immer wieder heftig gegen den Van. Regen? Schnee sicher nicht. Der ist leiser. 

Dennoch, es sollte heute Morgen beginnen zu schneien für ein paar Stunden. So die Aussage unseres Team Meteorologen Christian. Blick raus….äh…ja…alles weiss. Einige cm liegen bereits und es schneit…hm..nein…es Graupelt. Heftig! Zusammen mit Windböen erklärt dies das Geräusch auf des KaiForceONEs Außenhaut. Der bekommt ein ordentliches Peeling heute. Mist, unsere hart angearbeitete Patina geht dann sicherlich auch flöten. 

Die Temperatur ist bei 0 Grad. Es müsste in den nächsten Stunden kälter werden. Eine Kaltfront ist dabei, uns zu überrollen. 

Doch bei dem Wetter bleib ich erstmal noch etwas im schönen warmen Bett liegen. Co-Pi und Frieder ebenso. Es drängt ja nix…außer die Arbeit. Aber wann die gemacht wird, ist eigentlich egal. 

Gegen 9:30 Uhr ist aber Schluss mit Bett. Aufstehen, Heizung, anziehen, Badrunde. Vor die Tür. Ugh…kalt…Schnee…einige Zentimeter. Schwer zu sagen wieviel genau, alles verweht. Der Sprinter aber dabei, etwas weiss zu werden. Eine Eisschicht hat er schon. Der anfängliche Regen hat sich hier vorerst verewigt. Krass! Andalusien, Südspanien, Ende Februar: Vollwinter! 

Um mich rum parken ausschließlich Spanier, einige fahren, andere kommen, mit Snowsocks oder Schneeketten. Wobei Schneeketten deutlich besser funktionieren als die Snowsocks. Sie greifen einfach besser in den Schnee. 

Unsereins geht erstmal wieder rein, aufwärmen. Arbeiten…telefonieren mit Sunrise. Die rufen um 13 Uhr an wegen meiner falschen Rechnung. Wir finden eine Lösung und ich hoffe, nun ist Ruhe und alles läuft, wie gekauft. 

Nachdem all das erledigt ist, ich auch normal O2 25 GB Internet für 5 Euro gekauft habe, ziehe ich mich warm an und trete wieder vor die Tür.

Es liegt einiges mehr Schnee. Mein Ziel: Innenstadt dieser Stadt auf 2.300 m. Ich gehe davon aus, dass ich hoch laufen muss…doch finde ich schnell raus: nee, Downtown liegt bergab. Logisch…sonst hiesse es ja auch Uptown. 20 Minuten Fussmarsch. Mit dem eScooter schön zu fahren…doch bei diesem Wetter wohl auch eher nicht. Also los,…wieder zurück zum Van…Handschuhe mitnehmen, ist echt kalt mit Graupel, Wind und Kälte.

Einmal den Parkplatz runter, nicht geräumt, und anschließend der Straße folgend ins Dorf. Zieht sich, die Straßen halbwegs geräumt. Die Schneesocks- oderk Kettendichte aber hoch. Bis auf die Polizei sind auch alle mit Sommerreifen hier oben unterwegs. 

Das Dorf tatsächlich voll am Hang gebaut und die Gebäude schon in die Jahre gekommen. Taufrisch ist anders. Glücklicherweise muss ich nicht permanent der Straße nach, sondern kann über zig Treppen abkürzen. Gefühlt haben die hier mehr Stufen verbaut als am Reinbringen auf den Lofoten. Die meisten Treppen mit Gitterrost, da fällt der Schnee durch und es läuft sich gut. Nur ein Abschnitt sind Steintreppen, umgeräumt, wie alle Gehwege, und so glatt, dass ich mich enorm am Geländer festhalten muss um nicht auf den Hintern zu fallen. 

Die Sessellifte laufen, doch ist kaum einer drin. Bei dem Wetter, mit Nebel und Graupel, ist Skifahren auch nicht wirklich prickelnd.

Nach gefühlt 2 Mio Treppenstufen erreich ich Downtown und die Fußgängerzone. Und was ein Trubel. Da ist der Teufel los. Wir schreiben Montag Nachmittag…und hier ist Betrieb wie an einem Samstag. Bars und Restaurants voll. Überall Leute. Der Hauptplatz ist verschneit oder vermatscht. Einige Wege sind geschippt, darin sammelt sich Schmelzwasser. Der Boden noch etwas warm, die Luft im Minusbereich. Erkennt man schön an der Eiszapfenbildung in Andalusien. 

Ich stromere etwas durch die Gegend, immer wieder heftige Graupelschauer. Was ein Wetter…echt geil! Wobei mir echter, schöner Schneefall noch etwas lieber wäre als dieser schmerzhafte Graupel. 

Lust auf einen Kaffee oder Kaffee mit Schuss hätte ich, doch ist es überall voll und Kinder im Alter unter einem Meter unterwegs, dass es mir den Spass an dieser Vorstellung raubt. Nee, dann lieber nicht. Ich will mir hier jetzt nicht auch noch irgendwas einfangen. Bei meinem Glück, schaut mich ein Kind an und ich hab n Schnupfen…oder so. 

So drehe ich meine Runde zu Ende und beginne anschließend den Aufstieg zurück zum Van. 200 Höhenmeter auf 2 km. Laufe irgendwie anders, komme an einem fetten marokkanischen BMW vorbei, der mit seinem Heckantrieb nicht mehr vorwärts kommt. Der Schneepflug begegnet mir einige Male. Der pflügt auch gegen die Einbahnstraße und so nebenbei, Einfahrverbote in Straßen sind Vorschläge und kein Gesetze. Man muss sich da nicht unbedingt dran halten….

Nach zwei Stunden Outdoor Marsch bin ich zurück im KaiForceONE. Genau rechtzeitig wie sich kurz drauf herausstellt. Denn es beginnt so RICHTIG zu Graupeln, übelst heftig mit Sturmböen. Zweimal Blitzt es und donnert. Alter, wo sind wir denn hier??? Einen Donner kann ich sogar auf Video aufnehmen. Was bin ich froh, sitze ich im geschützten Sprinter. 

Es haut also ordentlich Schnee und weisses Zeug runter. Der Graupel geht irgendwann in Sturm und Schnee über, die Temperatur sinkt und liegt irgendwann bei -3 bis -5 Grad. Es geht auf späten Nachmittag zu, ich tunke Kekse, die Heizung steht auf 20°C. Alles gut im Van. Niemand und nix friert oder gefriert. 

Nach draußen zieht es mich auf jeden Fall nicht mehr. Ich arbeite, mache mir irgendwann Brot mit Spiegelei und Nürnberger plus Gurke. Als Nachtisch zwei Karamell Puddings. Lecker!

Das Wetter beruhigt sich irgendwann etwas. Der Schneefall hört immer mal wieder auf. Denke, so 15 cm sind heute wohl gefallen. Genau zu sagen ist es schwierig, der Wind verbläst das Zeug tierisch. 

Gegen Mitternacht ist auf der Ortstraße die am Stellplatz vorbei führt Stau. Irgendein Auto steckt wohl fest. 30 Minuten geht nix. Selbst der Schneepflug steht. 

Um 0:30 Uhr fährt ein älterer Alkoven TI auf den Hof, kommt mit Müh und Not bis zu uns und bleibt dann stecken. Will sich gegenüber von uns hinparken, kommt aber nicht in den tieferen Schnee. 

So ziehen sie, für die letzten 5 Meter, noch Ketten auf. Was ein Mist…mit Allrad wären sie einfach in den Schnee gefahren. Ohne…aufwändiger, aber geht auch. 

Gegen 1:30 Uhr herrscht draußen wieder Ruhe und ich geh pennen. Mal sehen wie es hier morgen aussieht und ob wir weg kommen. Die Tour geht morgen weiter, zurück ins Tal. So zumindest der Plan.

Viele Grüsse

Kai und das Schneeteam.  

GPS Koordinaten:

morgens: wie gestern Abend

abends: unverändert

Unsere heutige Route: ca. 0 km