#805 Norwegen - Startet der Motor? Unter -30°C

Dienstag, 22. November 2023, minus 30 Grad, springt der Motor an?

Moin Leute, 

Dienstag irgendwo in Norwegen. Die Sonne ist kurz vor dem Aufgehen. Es geht auf 10 Uhr zu. Ich liege noch im Bett und arbeite von dort. Bereite den Blog für heute Abend vor, kaufe während Black Friday Dinge ein, die ich brauche und mache noch so allereil andere Dinge. Affenkalt ist es noch immer. Sensor draußen sagt, minus 34 Grad. 

Im Hinterkopf schwebt ein Geist: Springt der Motor nachher an wenn wir los wollen? Denn heute müssen wir weiter. Morgen kommt richtig schlechtes Wetter, Schnee und Sturm. Das wollen wir hier nicht unbedingt erleben müssen. Zudem der Strom nur noch bei rund 30%. 

Gegen 11 Uhr aufstehen und vor die Tür. Affenkalt. In der Nase spüre ich es als erstes. Uff. Die Sonne versucht gegen hohe Wolken anzukämpfen, gewinnt aber nicht so richtig, das Wetter nicht sooo top wie gestern. Ist aber jammern auf hohem Niveau.

Ich mache ne Runde ums Auto. Vorne an den Türen zieht es rein, an der Schiebetür, an den Hecktüren. Es ist ein Kasten. Der wird nie dicht. Dafür hat er zu viele….Türen! 

Die Alpha Dynamik Trittstufe fährt bei der Kälte auch nicht mehr aus. Vermutlich zu viel Eis und Schnee an den beweglichen Teilen. Lassen wir sie drin. Ich brauch sie nicht um rein und raus zu kommen. 

Am Truma Kamin hat sich ein veritabler Stalaktit gebildet. Das kenn ich von der alten Truma Kaminöffnung nicht. Aber seit die auf den Gasauslass umgestellt haben bei der Dieselheizung, sifft und tropft es dort jetzt auch runter. Und das Zeug gefriert halt. 

Jetzt noch Highfire wegräumen und klar Schiffen machen im Van. Dann können wir los. Co-Pilot und Friedrich sind bereit. Alle sind etwas angespannt. Was macht der Motor? Wir stehen hier nun seit 1 3/4 Tagen. Und das bei um die -30°C. Die Aufbaubatterie hat noch 33%. Die Starterbatterie steht bei knapp über 70%. 

Bis jetzt lief alles gut, bis auf das gefrorene Wasser. Wenn der Motor jetzt nicht anspringt, sind wir im absoluten Krisenmodus. Diesel haben wir zwar noch, aber nicht mehr viel Strom. Wir können hier noch einen Tag stehen. Dann ist bald Schluss. 

Gut, ich hab noch meinen Jump Starter. Der liegt im warmen, ist geladen. Falls die Batterie schlapp ist, kann ich damit helfen. Aber das wars dann auch. 

Nun denn. Schlüssel ins Zündschloss…drehen….der MAN legt los. Der Anlasser dreht und dreht und dreht…er röchelt und röchelt. Kurz denke ich es klappt…aber es klappt nicht. In der Anzeige des Cockpits heisst es irgendwas mit: Batterie schwach, fahren und aufladen! Haha…fahren…Scherzkeks…dafür muss der Bock ja erstmal anspringen! Haben wir hier jetzt den Supergau und kommen hier nicht mehr weg?

Sofort noch einen Versuch…und dann, recht flott, erwacht der MAN zum Leben. YESSSS! Ich bin durchaus erleichtert. Die Wattefraktion neben mir auch. 

15 Minuten lasse ich den Motor laufen. Anfangs läuft er unruhig und rau. Dann legt sich das. Abfahrt. Drohen in die Luft. 

Durch den tiefen Schnee fahren wir problemlos. Mit einem Fronttriebler hätte ich Ketten aufziehen müssen. Es geht leicht bergauf und die Ausfahrt auf die Straße ist sehr tief. Da kämpft auch der KaiMAN kurz etwas mit den Schneemassen. 

Und nun ab gen Enontekiö. Und das bei herrlichem Licht. Die Sonne tief, alles orange-rosa bei -28 Grad rum. Der KaiMAN Motor wir warm, erreicht seine 90 Grad. Sehr gut. Und nein, ich habe keine Abdeckung oder sonstiges Zeug vorne am Lufteinlass. Auch keine Spikes. Braucht es nicht bei uns, weder das Eine, noch das Andere. 

Wenig Verkehr, gute Straße bei Dämmerung erreichen wir die Grenze nach Finnland. Keiner da. Wir rollen durch und weiter nach Enontekiö. Kurz vor der Grenze mal nur minus 17 Grad. Sonst höhere zwanziger Werte minus. Die Sonne nun weg, es wird dunkel. 13:30 Uhr. 

An meinem Fenster bilden sich Eisblumen während der Fahrt, die Landschaft erstrahlt in herrlichen Farben. Alles schön verschneit und tiefgefroren. Eine ziemlich coole Fahrt bei Affenkälte.

In Enontekiö minus 28 Grad. Wir waren zum lokalen KMarket, parken. Motor lasse ich laufen. Nehme den Ersatzschlüssel mit, schließe damit manuell den KaiMAN ab. Per Funk geht es nicht. Jetzt kann ich nur hoffen, dass die Bären nicht auf die Idee kommen, abzuhauen. 

Ich geh shoppen. In Finnland alles günstiger. Also ein etwas größerer Einkauf. Und auch über Glögg stolpere ich. Die sanfte Lösung mit nur 5,5%. Nehm wir mal n Liter für 7 Euro mit. 

Am Ende zahle ich über 40 Euro für den Einkauf, zwei Taschen voll, und ernte im Van einen bösen Blick von Friedrich! So als wolle er sagen: Drei Sorten Eis!? Bist du Wahnsinnig???!!!!

Äh…naja…wenn es schon mal schön kalt ist, braucht es Eis. Endlich mal in Ruhe Eis essen. Das gebt ab minus 15 Grad super. Und statt in das Gefrierfach, lege ich das Zeug einfach in die H32 Heckbox. Bei minus 28 Grad schmilzt hier nix. 

Weiter!

Nächster Stopp, Tankstelle. Zwar erst halb leer, aber der Liter Diesel bei 1.99 Eur. Voll machen! Weiter. 

Was nun kommt ist eine nachmittägliche Fahrt durch ein stockdunkles Finnland. Nur der Mond hängt links von uns und hier und da ein Polarlicht über uns. Wenig Verkehr und wir stellen einen neuen Temperatur Rekord laut MAN Anzeige auf: minus 30,5 Grad! Bisheriger Rekord war minus 30 Grad bei Zottl vor 1,5 Jahren. Wow!

1,5 h später erreichen wir Kilpisjärive. Unterwegs kurz gestoppt für ne Mondaufnahme und das Update der Webseite für heute Abend. Am Ortseingang ein großer Parkplatz. Mir ist eingefallen, ich hab da was Wichtiges völlig vergessen. Das muss ich aber noch unbedingt nachholen. Doch geht das nicht überall. Wir brauchen dafür minus 25 Grad. KaiMAN zeigt minus 24 an. Wird schon gehen. 

Und um was es da genau geht und wie der Abend weiter verläuft, das erfahrt ihr im nächsten Blog und Vlog. Dranbleiben lohnt sich. Der Abend ist noch lange nicht zu Ende.

Bis morgen und viele Grüsse
Kai und Team

GPS Koordinaten:

morgens: wie Vortag

abends: noch nicht angekommen

Unsere heutige Route: ca. 247 km