Samstag, 11. November 2023, 100 km vor dem Nordkapp
Moin,
Irgendwie bin ich um 6:30 Uhr wach. Keine Ahnung warum. Vorfreude aufs Nordkapp? Möglicherweise!
Draußen über uns klarer Himmel, voraus aber Wolken am Horizont. Und in die Richtung müssen wir. Anziehen. Vor die Tür. Arbeit bleibt erstmal liegen.
Draußen schweineglatt, Eis und etwas Schnee. Der Parkplatz schön angelegt. Grillstellen, WC Anlage und sogar ne Art Steinstrand. Wer will, kann hier ins Wasser. Die Bucht liegt auch gut geschützt.
Um 8:30 Uhr lasse ich den Motor an, kurz die Scheibe trocknen und Abfahrt. Auf der Straße denke ist erst: super, die Steinschleuder war da und hat gesplittet. Doch nach 100 m hört dies schon wieder auf. Nur die Ein- und Ausfahrt war mit Steinen versehen. Ansonsten eine Mischung aus Eis und etwas Schnee. Verkehr ist praktisch keiner. Wir düsen mit 70-80 vor uns hin. Das Wetter erst gut, der Himmel verfärbt sich und die Sonne macht sich bereit, aufzusteigen. Zweimal versuche ich zu stoppen und dies zu filmen. Doch von hinter uns zieht ein fettes Schneeschauer auf und verunmöglicht es mir. Tja…dann weiter.
Drei Fjorde weiter geht die Mavic 3 Pro in die Luft und folgt uns. Gerade mal kein starker Wind und kein Schneeschauer. Geiler Flug. Und der möglicherweise vorletzte auf dieser Reise….aber von dem was noch kommt, weiss ich ja jetzt noch nix. Ich freu mich über die coolen Aufnahmen und nach 8 km landet der Aufklärer wieder. Co-Pilot hat n guten Job gemacht.
Ja, Samstag…und der Co-Pilot sitzt vorne. Flauschy auch. Selbst Friedrich ist mit am Start. Alle sind scharf aufs Nordkapp…oder auf Überstunden? Wer weiss….
Immer wieder wechselt das Wetter. Schneefall, trocken, die Piste eisig. Wir düsen durch den Nordkapp Tunnel. Tauchen über 200 m tief durch das Meer und werden auf der anderen Seite wieder rausgelassen. Immer wieder eine schöne Strecke hier an der Küste entlang. Temperatur bei um die Null Grad. Alles moderat heute, für diese Region ein ziemlich guter Wettertag für einen Wintertag.
30 km vor dem Nordkapp erreichen wir Honningsvag. Einkaufen müssen wir nicht, aber lieber nochmal den Tank voll machen.
Danach….ab gen Nordkapp. Erst noch am Fjord entlang, dann ordentlich bergauf auf eisiger Strecke. KaiMAN und BF Goodrich AT machen das ohne Probleme. Oben angekommen empfängt uns eine weite, weisse Landschaft mit Wind und einer Sonne, die hinter uns mit Wolken kämpft. Wer wohl gewinnt?
Als wir die letzte Steigung, 13 km vor dem Nordkapp, erreichen, stoppe ich und der Co-Pilot lässt den Aufklärer in die Luft. Friedrich schaut skeptisch. Bergauf fahren und filmen ist immer gefährlich für die Drohne. Der Berg kommt im Flug immer wieder näher und der Pilot muss beide Hände am Controller haben um zu steigen und die Richtung anzugeben. Nicht einfach für den Co-Pilot der anatomisch nicht so für Controller Handling gebaut ist. Aber wird schon werden….
So fahren und fliegen wir den steilen Berg hoch, erreichen die Anhöhe. Dort der Wind deutlich stärker und bläst von links. Auto auf der Strecke halten, Drohne in der Luft überwachen, dann noch gescheite Aufnahmen machen. Ein Balanceakt fürs Team.
Auf einer Geraden mit starkem Wind bemerkt niemand, dass die Drohne im Sinkflug zu tief kommt, es ist alles weiss, der Himmel wolkig, kaum Kontrast. Die Höhenangabe am Controller stimmt nicht und ich sehe sie auch nicht weil sie von einem anderen Kästchen im Display überlagert ist. Die Drohne selbst fliegt irgendwo links hinter uns. Plötzlich sehe ich nur noch mit einem Auge, dass das Display plötzlich komplett weiss wird. Dann nochmal kurz Himmel…dann wieder weiss…Schnee. SHIT! Was ist da passiert? Absturz?
Die Drohne war zuletzt irgendwo links hinter uns. Aber jetzt nicht mehr am Himmel. Der Bildschirm ist weiss, eine Meldung erscheint: so ala…Motoren abgestellt.
Den Co-Pilot und mich durchfährt ein Schock. SHIT! SHIT! SHIT! Wir haben die neue Drohne gecrasht. In den Schnee! Während ich den Van per Vollbremsung abbremse und in eine zufällige Parkbucht steuere und mit ABS Geratter zum Stehen komme, denke ich: Fuck! Wo genau war sie als sie abgestürzt ist? Wie weit weg von uns? Hier ist alles weiss! Die kann ja überall liegen. Der Einschlag war mit voll Speed. Was wenn es Pulverschnee ist, sie abgesackt ist und nun null sichtbar. Wie funktioniert eigentlich die Ortungsfunktion der Drohne für solche Fälle! FUCK! Riesen FUCK!
Als wir endlich stehen, Gummis an, Winterjacke an…Schneeschuhe?? Nee, erstmal ohne. Ich renne 200 m die Straße zurück, schaue dort, wo ich vermute, dass die Drohne war als sie abstürzte. Hier und da schauen Felsen aus dem Schnee, dunkle Punkte…. Verdammt…wo kann die Drohne sein!!!! SHIT! Das Teil haben wir jetzt seit nem Monat im Einsatz, hat Friedrich 2.000 Euro gekostet. Und nun liegt das Ding irgendwo im Schnee auf der Nordkapp Insel. Das darf doch nicht wahr sein! Ein Albtraum. Doch leider erwache ich nicht daraus!
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Ich laufe weiter, scanne die Schneelandschaft und sehe….hm…ist das ein Stein? Oder…hm…ich bleibe stehen, schaue genauer…da blinkt was…japp, die Drohne. Da ist sie. 50 m weg von der Straße im Tiefschnee. Uff…okay…wir wissen wo sie ist. Jetzt nur noch hin und holen.
Die ersten Meter gehen, doch dann sinke ich bis zum Unterschenkel im Schnee ein. In Gummis und Jogginghose kämpfe ich mich durchs Gelände. Uff….warum muss ich das eigentlich machen und nicht der Co-Pilot? Der ist doch abgschmiert.
Will jetzt auch nicht wissen, was im KaiMAN zwischen Co-Pilot und Friedrich abgeht. Da wird die Watte fliegen. Jo, dann lieber hier draußen. Mit Friedrich jetzt zu diskutieren…der ist sicher am Ausflippen und droht mit allem, was er hat. Taschengeldentzug, Tritte mit seinen Wattfüssli, was sich immer nach einer leichten Massage anfühlt…eigentlich ganz angenehme. Manchmal macht der Co-Pilot Friedrich extra wütend, um in den Genuss einer solchen Massage zu kommen. ICH würde sowas ja NIE machen!
Ich kämpfe also weiter mit dem tiefen Schnee, niemand hier ausser uns. Lange hell wird es auch nicht mehr sein.
Der Schnee wird irgendwann etwas weniger tief und ich erreiche die Drohne. Im ersten Moment sieht es so aus, als sei ein Arm gebrochen. Doch täusch die Ansicht. Als ich die Drohne aufnehmen, ich knie neben ihr im Schnee, scheint sie unbeschädigt. Hm…stimmt nicht ganz, ein Propeller hat Schaden genommen, doch der Rest sieht okay aus. Arme alles noch fest, nichts gebrochen. Puh…ganz schön robust das gute Stück.
Ich eile zurück zum Van, kämpfe mich durch den Schnee, dann die Straße entlang die Sack glatt ist. Im Van trockne ich die Drohne ab, lade den Akku, atme durch und fahre ab. Diesmal ohne Luftunterstützung.
Friedrich sagt keinen Ton, der Co-Pilot schaut bedröppelt. Oh je der Arme, versucht doch immer nur das Beste und hat so tolle Flugaufnahmen gemacht bisher. Ich zottl ihm etwas durch den Pelz und muntere ihn auf. Sowas kann mal passieren, ist nicht schlimm. Wer viel fliegt und auch mal etwas riskant, der muss mit sowas rechnen.
Immerhin haben wir sie wiedergefunden. Das ist wichtig! Und sie scheint unversehrt.
Er schaut nach meinen Worten etwas weniger bedröppelt und wir rollen die letzten Kilometer auf teils eisglatter Strecke zum Nordkapp. Irgendwann sehen wir die Gebäude, bringen die letzten eisigen Meter hinter uns und kommen ans Gate. Zahlen müssen wir nix. Parken ist for free. Ob wir ins Gebäude gehen, weiss ich noch nicht.
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
3 Camper stehen rum, paar PKW, wir parken. Etwas schrägt. Angekommen. Das Team am Nordkapp. Die dritte Reise die uns hier hin führt. Und noch immer was besonderes. Geil hier!
Jetzt erstmal erholen von dem Schreck und der Fahrt. Sandwich
essen.
Danach vor die Tür, 5 Reisebusse sind mittlerweile angekommen. Wiedermal schauen Österreicher freudig in unsere Richtung. Sprechen mich an als ich sie grüße.
Sie sind mit Hurtigruten auf ner 12 Tage Kreuzfahrt und nun hier am Highlight des Trips.
Da an der Nordkapp Kugel jetzt der Teufel los ist, laufe ich erst zum Friedensdenkmal. Das Wetter bewölkt, knapp unter Null Grad. Kein Wind.
Die Wetterapp YR sagt klaren Himmel ab 20 Uhr voraus. Zudem starke Polarlicht Aktivität am Abend. Obs ne gute Show gibt?
Als sie Bustouris die Kugel verlassen, laufe ich hin und hab sie für mich. Schnell ein paar Bilder und Aufnahmen. Danach zurück zum KaiMAN. Auf dem Weg dorthin treffe ich auf Conny und Harry. Ja servus…die beiden hatten vor ein paar Tagen auf Insta geschrieben, wo ich bin und wie der Plan aussieht. Und wie es der Zufall so wollte, wollten wir alle heute am Nordkapp sein. Perfekt! Die beiden super nett, ich hatte sie auch schon an Messen getroffen.
So erhalte ich später noch eine Essenseinladung zu Risotto mit Lachs, was mich riesig freut. Denn nach Suppe schnippeln ist mir heute nicht so wirklich.
Das Tageslicht verschwindet gegen 14:30 Uhr. Es wird Nacht, ich arbeite etwas und gegen 16 Uhr gehe ich zu Conny und Harry rüber. Lecker Abendessen und nette Gespräche. Die beiden haben ihren Pössl Summit Prime 640 seit nem Monate, warteten über 30 Monate (Fiat, Automatik). Ihre erste Tour gleich hoch ans Nordkapp mit 3 Wochen Zeit im Gepäck und Spikes in den Reifen.
Bis 20 Uhr sitzen wir beisammen, trinken noch n Glühwein oder zwei, bis ich vermelde: Polarlicht am Himmel! Warm anziehen. Raus.
Ein Reisebus fährt noch an mit ner Truppe von 30 Mann. Beim filmen und fotografieren komme ich ins Gespräch mit Leuten aus den USA und Singapur. Immer wieder spannend solche kurzen aber schönen Begegnungen mit fremden Menschen die in dem Moment eins verbindet: Polarlichter!
Leider ist die Show um 21 Uhr um. Keine Aktivität mehr, später ziehen wieder Wolken auf. Bis 0 Uhr sitze ich noch mit Conny und Harry zusammen, trinken auf den Glühwein noch Kakao mit Whisky. Wenn das mal gut geht….
Gegen 1 Uhr liege ich mit gutem Glimmer im Kopf im Bett. Blog schreiben ist nicht. Mach ich morgen. Immerhin bin ich noch so hell, und trinke ne gute halbe Flasche Wasser.
Jetzt mal gute Nacht und bis morgen.
Viele Grüsse
Kai und der traurige Co-Pilot
GPS Koordinaten:
morgens: 70.628072, 25.334414
abends: 71.169418, 25.780446
Unsere heutige Route: ca. km
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Kommentar schreiben