Samstag, 4. November 2023 - Die riesen Party im Hochland
Moin,
8 Uhr. Ich bin wach. Eingeschlafen war ich gegen 2 Uhr. Das ist nicht viel Schlaf. Aber was will man machen.
Rollo hoch, hell draußen. Nicht massiv viel Schnee gefallen nach dem Schneeschauer gestern Nacht.
Ich erledige wie immer einige Dinge am Handy, dann fällt mir ein: die SD Karte der Cockpitkamera ist voll und die der Flex2 Kamera spinnt. Zeit fürs Datensichern.
Damit beschäftige ich mich die nächsten 2 Stunden. Esse nebenher ein 3Bears Pocket Porridge und schaufle Daten von SD Karte auf SSD externe Festplatte. Als ich endlich die Daten aller Kameras, also Canon EOS R6, Sony Alpha 7S3, DJI Osmo Action 1, 3 mal DJI Osmo Action 3, DJI Mavic 3 Pro Drohne und Aufnahmen vom Handy, gespeichert habe, folgt die Sicherungskopie. So hab ich nun alle Daten der letzen 2,5 Wochen doppelt gespeichert. 800 GB! Ich brauch neue und größere externe SSD Festplatten. Friedrich!!!
Der stellt sich taub und tut so, als würde er noch schlafen.
Jetzt mal vor der Tür. Berlevag liegt schon in der Sonne. Wir irgendwie nicht. Und das wird hier wohl auch nix mehr. So hoch kommt sie nicht mehr. Und wir sind noch 1,5 Monate von der Sonnwende entfernt…was erwartet uns da hier oben im hohen Norden? Momentan verlieren wir pro Tag ca. 12 Minuten Sonnenschein.
Draußen empfängt mich Kälte und Wind. Die Kombination ist immer tödlich für meine Fingerli. Wir stehen direkt an Strand und Wasser. Die Wellen schlagen 20 m von uns an die Küste. Außer uns ist niemand hier. Jedoch sehe ich ein paar Fusspuren. Irgendjemand ist hier wohl schon spaziert heute Morgen.
Nach einige Fotos schnell in den KaiMAN. Alles bereit für die Abfahrt machen. Wir haben was vor. Drohne in die Luft und Abfahrt filmen aus der Luft.
Die verläuft Problemlos. Wir finden wieder zur Hauptstraße, fahren kurz darauf durch Berlevag gen Flughafen und auch an diesem vorbei. Nun jedoch auf umgeräumter Straße, aber immerhin stehen noch Schneestecken.
Kleinere Schneewehen arbeiten sich auf die Straße, wir fahren durch etwas tieferen Schnee. Doch sind schon Spuren gezogen. Hier ist heute schon das ein oder andere Auto gefahren. Bin gespannt wie weit wir kommen. Das Ziel ist Store Molvik.
Im weiteren verlauf queren wir einen Bach über eine Brücke, kurzes Stück bergauf und weiter über eine langgezogene Hochebene bis ein Auto mir den Weg versperrt. Eins mit Schneemobilanhänger. Steht so, dass wir wohl nicht daran vorbei kommen. Ich steige aus, schau mir die Situation an. Vorbei wäre sehr kritisch. Schräglage droht, weicherer Schnee am Rand…und auf dieser Strecke stehen auch keine weiteren Schneepfosten mehr. Daher: nope! Wir wissen wann Schluss ist. Hier gehts nur noch mit Schneemobil weiter.
Rechts führt die Straße zur Radarstation. Auch nicht gepflügt. Und mit Fahrverbot belegt. Also: zurück! Doch vorher noch den Aufklärer in die Luft. Wenn wir schon nicht da lang fahren können, dann ein paar 100 m fliegen. Mit den letzten Sonnenstrahlen das Tal hinter. Ein Fluss schlängelt sich dort entlang, Büsche stehen rum. Sonst ist alles weiss.
Ich drehe den KaiMAN und verfolge uns mit der Drohne aus der Luft. Hammer Aufnahmen wenn sie was geworden sind.
Und jetzt? Frage ich mich, als ich die Drohne wieder eingefangen habe. Flauschy weiss auch nicht wie weiter. 12 Uhr. Wohin mit uns. In Berlevag haben wir gesehen, was wir sehen wollten.
Wir rollen zurück zum Dorf…durch und sind wieder draußen. Die Entscheidung ist gefallen. Wir fahren zurück. Stoppen aber noch kurz an einem der kleinsten Friedhöfe die ich je gesehen habe. 2 Gräber. Russen sollen hier legen. Der Sohn eines Kapitäns und ein Teilnehmer der Mission, die den russischen Grabstein für sein Grab herbrachte. Passiert sein soll das 1907. Nicht belegt. Also eine Geschichte. Hier steht jedoch nicht mehr der originale Grabstein. Der ist im lokalen Museum untergebracht.
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Nach dem Stop düsen wir los. Die Strecke heute deutlich weniger rutschig, es wurde Sand gestreut. Dennoch passieren wir die Kurven mit großer Vorsicht. Ein Drohenflug ist nicht drin. Der Wind unberechenbar. Von kein Wind, über Sturm von rechts oder Rückenwind ist alles dabei.
Wenig Verkehr, die Sonne verglüht orange am Horizont hinter den Bergen. Wir passieren Kongsfjord und begeben uns steil bergan ins Hochland. Unsere Ziel heisst eigentlich Batsfjord. Doch werden wir das heute nie erreichen.
Als wir nämlich oben sind, das Licht immer weniger wird um 13:30 Uhr, treffen Flauschy und ich eine einsame Entscheidung. Wir suchen einen Schlafspot.
3 km später jage ich an einer interessant aussehenden Zufahrt vorbei. Drehe im Tiefschnee, fahre zurück, links rein. Ein oder zwei Autos sind hier schon gefahren. Doch der Schnee ist tief, verweht und es geht bergauf. Aber ich zieh es durch.
Wir folgen dem Weg bergan. Der MAN kämpft sich wacker durch den 15-20 cm tiefen Schnee. Zu schnell fahren darf ich nicht, ich will nicht vom Weg rutschen. Der ist schmal und links und rechts geht es etwas in einen Graben. Hier und da rutscht der MAN etwas nach links oder rechts. Doch kann ich immer gut korrigieren. Nach 150 m kommt ein tiefer verschneites/verwehtes und enges Stück. Ich muss dem KaiMAN etwas die Sporen geben. Trete aufs Gas. Ich spüre den Widerstand des Schnees, den leichten Unwillen des MAN. Ich gebe noch mehr Gas und er kämpft sich gut den Berg hoch und durch den tiefen Schnee. Viel weiter muss er auch nicht. Ne Art verschneiter Parkplatz liegt vor mir.
Also ich vermute, dass es ein Parkplatz ist. Ich stoppe, steige aus, schau mir den Platz zu Fuss an. Ja, das geht. Rückwärts rein und wir sind da. Blick auf Fjord und ein paar Berge. Guter Spot für Polarlichter.
Rückwärts fahre ich in den Schnee. Da sind wir also. Stehen leicht bergab und ich hoffe, wir kommen da morgen auch wieder gut raus und runter. Affenkalt ist es, minus 8 Grad.
Nach ein paar Fotos und Videoaufnahmen nix wie rein in den warmen KaiMAN. Heizung auf 21 Grad. Ab an den Laptop. Draußen wird es dunkel, ich arbeite und fühle irgendwie Zugluft an den Beinen. Hm…ich glaub ich muss aktiv werden.
Project Camper Matten befestige ich an den Scheiben des Cockpits. Eine Decke lege ich über das Cockpit, irgendwie war die mal größer…ist die beim Waschen massiv eingegangen? Seltsam! Oder hat der Co-Pilot da Fäden entfernt und sich einen neuen Pullover draus gestrickt.
Als nächstes noch die Irland Deck in den Durchgang von Cockpit zu Wohnbereich hängen. Als ich wieder in der Lounge lounge ist die kalte Zugluft weg. Super!
Es ist angenehm warm und gemütlich. So wie es sein muss wenn es draußen kalt ist.
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Gegen 18 Uhr schaue ich raus und stelle fest, dass es grüne Stellen am Himmel gibts. Warme Jacke und Hose an, Mütze, Stirnlampe, Kamera, Stativ. Kamera noch schnell vorab einstellen, so dass ich das nicht draußen bei der Kälte machen muss.
Raus!
Und tatsächlich geht die nächsten Stunden gut die Post ab am Himmel. In mehreren Sessions stehe ich vor der Tür und filme, fotografiere. Erst spielt die Musik massiv im Norden. Später im Süden und über uns. Zum Teil bewegt es sich in Echtzeit. Und ist farblich extrem intensiv. Anfangs nur grün, gegen 22 Uhr mischt sich heftiges rot dazu. Hab ich so massiv bisher nicht gesehen. Wahnsinn!
Cooler Spot hier für Polarlichter. Gut haben wir den MAN mit 4x4 dabei. Ohne Allrad wäre ich hier nicht hoch gekommen.
Zwischen all dem Polarlicht, koche ich. Knödel mit Hühnchen in Whisky Soße mit Rotkohl. Allerdings muss ich immer wieder raus zwischendurch. Die Knödel liegen lange dumm rum weil ich nicht dazu komme, das Fleisch anzubraten. Auch das Essen läuft zwischen Tür und Angel. Immer wieder muss ich vor die Tür. Es geht richtig die Post und Party ab am Himmel. Gewaltig! Gänsehaut!
Zum Essen sitze ich auf dem gedrehten Beifahrersitz, hab den Küchenauszug draußen und sitze so direkt an der Schiebetür. Kann schnell rein und raus und trampel nicht immer durch den ganzen Van um in die Lounge zu kommen.
Bis Mitternacht geht das so. Nebenher, wenn sich alles mal etwas beruhigt, sitze ich im Van, wärme meine Finger auf und schneide. Ansonsten steh ich draußen und beobachte den Himmel. Mal etwas Bewölkung, mal klar. Aber unter dem Strich spielt das Wetter gut mit. Die Temperatur bei an die minus 8 Grad.
Gegen 1 Uhr glimmt es draußen nur noch leicht. Ich beschließe den Abend mit sieben Stunden Polarlichtern. Das war heftig krass.
Jetzt noch hinten alles umbauen und nix wie ins Bett. Draußen noch immer kalt mit minus 7 Grad. Mal schauen was uns morgen erwartet.
Der Rest der Gang hat von dem Spektakel draußen nix mitbekommen. Chillt in der Lounge und zählt Pelzhaare. Faule Bande! Hätten ja auch mal den Abwasch machen können. Der steht hier auch noch rum. Naja…der läuft nicht weg. Morgen dann.
Jetzt gute Nacht und bis später. Viele Grüsse.
Kai und das Pelzteam
GPS Koordinaten:
morgens: 70.854149, 29.125236
abends: 70.670807, 29.224678
Unsere heutige Route: 39. km
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Joachim H. (Sonntag, 10 Dezember 2023 22:43)
Wirklich schade, dass du nach dem Flughafen von Berlevag nicht weiter gekommen bist, denn der Weg nach Store Molvik ist (zumindest im Sommer) eine tolle Straße durch grandiose einsame Landschaft!
Schmidt, Jutta (Montag, 11 Dezember 2023 09:05)
Hallo Kai und Team,
ich sage nur, immer wieder grandios. Seit zwei Jahren reise ich täglich mit euch mit. Ich liebe Skandinavien wie ihr. Die 2022er Reise schaue ich mir wohl schon zum 5.Mal an. Obwohl ich nur Pauschalreisen machen kann, habe ich auch Licht und Wetter erlebt,sodass ich einiges nachfühlen kann. Ich möchte euch auch wieder unterstützen, bin aber unsicher, ob es das Konto noch gibt. Paypal usw. habe ich nicht. Ich grüße das Team, wünsche eine schöne Adventszeit ohne negative Zwischenfälle, Jutta