Freitag, 27. Okt. 2023 - hallo Russland
Moin ihr lieben,
Bereits gestern war klar, was heute passieren wird. Sogar mehrere Dinge! Aber der Reihe nach.
Wach um 8:30 Uhr, draußen noch dämmrig. Blog schreiben im Bett. Dann noch diverse andere Dinge erledigen, Heizung hoch drehen, aufstehen. 3Bears Frühstück machen. Ich brauch was im Magen, denn gleich geht es vor die Tür.
Das Wetter mit ganz knapp unter Null Grad trocken und nur leichter Wind. Für an der Barentsee also praktisch ein Sommertag. Später bekommen wir stellenweise sogar noch blauen Himmel. Sonne leider nicht. Die kommt nicht über die Berge.
So schnappe ich meine Kamera und trete vor die Tür. Laufe zum feinen Sandstrand runter. Hier könnte man tatsächlich baden. Ist mir heute dann aber doch etwas zu kühl dafür. Ich beschränke mich aufs filmen und hab den Sand für mich.
Allerdings fühle ich mich irgendwie beobachtet. Der Horch- und Spähposten der Norweger oben auf dem Berg hat mich sicher gut im Blick. Die übersehen hier die gesamte Bucht. Vermutlich werden die schon nervös weil hier einer mit Kamera und Stativ durch die Gegend läuft.
Später verlasse ich den Strand, laufe über die Wendeplatte und den Zufahrtsweg ein Stück zurück. In der gestrigen Linkskurve, die heute eine Rechtskurve ist (immer wieder verwirrend), steige ich auf die Felsen gen Meer und Blicke auf einen weitern langen Strand, sicher 800 m, dahinter einer Flussmündung, im Anschluss liegt russisches Gebiet. Der Strand allerdings eingezäunt. Erst denke ich, man kommt nicht auf den Strand, doch dann sehe ich eine offizielle Überquerung für den Zaun. Keine Verbotsschilder, also ab an den Strand und diesem entlang, immer weiter gen Russland.
Der Strand zieht sich, nach 3/4 der Strecke biege ich in die Dünen ab. Dort der erste Grenzpfosten der Norweger. Gelb mit schwarzem Hut. Mich verwundert etwas, dass dieser hier oben auf den Dünen steht, der Grenzverlauf laut Google Maps ist ein anderer.
So laufe ich nun auf einem kleinen Trampelpfad weiter, in den Dünen, auf Russland zu. Nach 200 m ist die Düne zu Ende. Nochmal ein Grenzposten, unten noch 50 m Strand, dann eine Flussmündung, 15 m Wasser und danach….russischer Boden.
Ich folge dem Trampelpfad der nun im 90° Winkel gen Innland abknickt und sehe eine Möglichkeit, von der Düne runter zu kommen und wieder auf den Strand, um der Grenze noch etwas näher zu kommen.
Lustig ist, dass ich, als ich von der Düne runter bin, im toten Winkel bin. Weder die Russen noch die Norweger können mich hier von ihren Wachposten noch sehen. Is ja cool. Ob die da oben jetzt nervös werden? Ist da überhaupt jemand? Oder bilde ich mir die Beobachtung nur ein? Keine Ahnung!
Schnell ein paar Filmaufnahmen und schon laufe ich weiter auf den Strand und Richtung Grenze. Ein wenig ein mulmiges Gefühl hab ich schon. Erwarte jeden Moment, dass mich jemand zurück pfeift. Immerhin steh ich hier gleich an einer Ostblock Grenze. Da drüben ist der „Feind“. Doch nix passiert! Keine Schüsse, keine Warnrufe, niemand will mich verhaften. Interessant!
Tja, und dann stehe ich da, mitten auf dem Grenzverlauf laut Google Maps. Direkt auf dem Strich. Verrückt. Und es interessiert niemanden…oder bekomme ich nachher Besuch am KaiMAN von jemandem der sehen will, was ich da gefilmt habe?
Denn ich filme natürlich, auch etwas gen Russland. Nicht mit Tele aber mit Weitwinkel. Nicht zu offensichtlich, nicht provozierend.
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Als ich alles im Kasten hab und noch immer keiner das Feuer eröffnet hat, laufe ich zurück auf die Düne und durch die Dünenlandschaft zur Straße vor. Dort steht auch die Kapelle welche 1869 geweiht wurde und 1873, nach dem Besuch des Königs Oskar II, nach eben diesem benannt wurde. Leider die Hütte abgeschlossen. Aber der Bau in einem Top Zustand. Die Kapelle steht leicht erhöht, so hat man einen schönen Blick rüber nach Russland und auch ins Grenztal.
Und wenn ich schon hier bin, schaue ich mir auch noch den kleinen Friedhof am Fusse des Kapellenhügels an. Das jüngste Grab ist von 2018.
Selbst das alte Pfarrhaus steht noch. Bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs war es bewohnt. Danach wurde das Haus von Soldaten der Besatzer genutzt. Häuser stehen hier heute übrigens noch überall rum. Allerdings alles nur Sommerresidenzen.
Ursprünglich wohnten hier Samen. 1826, als das Gebiet unter verschiedenen Nationen aufgeteilt wurde, verliessen die Samen das Gebiet. 1851 zog der erste Soldat hierher. Weitere Siedler folgten.
1920 ging das östliche Ufer der Jakobelva an Finnland. Im zweiten Weltkrieg hausten hier die Deutschen. Am 15. Oktober 1944 wurde der Ort von der Roten Arme eingenommen, blieb jedoch norwegisch. Nur der östliche, finnische Teil des Flusses wurde der Sowjetunion eingegliedert. 1965 erschloss man den Ort mit einer Straße.
Leicht durchgefroren stolpere ich noch über den Friedhof und dann bei kaltem, leichtem Wind zurück zum KaiMAN. Für heute reicht es mit Outdoor. Nach knapp 3 h in der Kälte, brauch ich jetzt dringend eine warme Umgebung. Die finde ich zum Glück im KaiMAN. Dazu gibt’s Kekse und Milch. Co-Pilot und ich tunken um die Wette oder Watte? Hm…
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Jo, und klar ist auch: wir fahren heut nicht weiter. Bleiben noch ne Nacht. So schön ruhig hier. Gerade mal zwei Autos hab ich hier gesehen heute.
Bis 20 Uhr sitze ich am Rechner, strecke im Anschluss meine Suppe und geniesse sie ein drittes Mal. Morgen mache ich sie wohl fertig. Heute gestreckt mit Kartoffeln, Karotten, Tortellini und Gewürzen plus Wasser. Sau lecker. Wiedermal.
Bis Mitternacht sitze ich noch am Rechner, schneide, baue Rechnungen und gähne vor mich hin. Zeit fürs Bett. Mal sehen ob wir morgen weiter fahren…
Gute Nacht und viele Grüsse von der russischen Grenze
Kai und Team
PS: Es kam niemand vorbei. Kein Militär, kein Tier, kein gar nix. Auf russischer Seite war ebenfalls niemand zu sehen. Mir scheint, im Winter sind hier beide Seiten nicht sonderlich aktiv in Sachen Grenzbewachung am Boden.
GPS Koordinaten:
wie gestern Abend
Unsere heutige Route: ca. 4 km
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