Montag, 9. Okt. 2023, Wieder kommt es anders
Moin,
10 Uhr…wach…war spät gestern. Aber 10 Uhr ist fast ein wenig zu lang geschlafen. Abfahrt 12 Uhr ist da wohl nicht zu halten. Erstmal Laptop an und im Bett die ersten Sachen klar machen.
Heizung an. Draußen? Schönes Wetter. Schweden verwöhnt uns mit mehrheitlich blauem Himmel und Sonnenschein. Und der Blick weiterhin ein Traum. Unverbaute Sicht auf den siebt größten See Schwedens. Wow!
Auch der Schnee ist noch da und als alles erledigt ist, zeigt die Uhr 13 Uhr irgendwas und ich lasse den Motor an. Internet von Holafly funktioniert übrigens wieder problemlos. Gestern Abend noch n Video kurz vor Mitternacht hochgeladen. Alles läuft gut.
Nun aber über den verschneiten und bergabführenden Weg wieder zurück auf die E10. Stellt sich raus, kein Problem. Meistern die ATs und der MAN ohne Probleme. Wir freuen uns auf den richtigen
Schnee!
Unten wenden wir die Nase gen Narvik und fahren ganze 7 km. Ein Parkplatz mit Mülleimer….und außerdem wollen wir genau hier hin. Frühstück in der Sonne und danach eine Runde Beine vertreten hoch
zur Bahnlinie. Da will ich mir was anschauen.
Das Porridge schmeckt wieder genial. Banana Split. Genau die richtige Grundlage für einen Spaziergang bergauf.
Mit DJI und DJI Funkmikro, dass mich zunehmend nervt weil die DJI Action 3 es nicht sauber erkennt, mache ich mich auf den Weg. Erst am See entlang, dann über die E10 und berghoch. Der Blick immer genialer über See und Weite. Mit Sonne sieht das hier einfach total norwegisch aus. Wenn der See ein Fjord wäre…Norwegen. Doch wir sind noch in Schweden. Aber wohl einem der schönsten Teile Schwedens. Da kann der Wald, Wald, Wald der letzten Tage nicht mithalten.
Auf ordentlichem Weg geht es durch Birkenwald bergan. Alles etwas verschneit und matschig. Gut hab ich meine Wanderschuhe an.
20 Minuten bergauf, dann bin ich am Ziel. Die Sonne scheint knapp nicht mehr. Der Berg zu hoch. Dafür rattert ein Zug oben auf den Gleisen entlang.
Die Bahnstrecke die Narvik und Kiruna verbindet. Dieser Abschnitt hier wurde von 1898 bis 1902 gebaut. Ganze Siedlungen entstanden entlang der Baustellen in den Wäldern. Der See hatte 6 Häfen für den Materialtransport. Eine Straße wurde gebaut um mit Pferdekarren Material zu transportieren. Arbeiter aus Norwegen, Finnland, Schweden bauten hier die Eisenbahnstrecke um das Eisenerz endlich von Kiruna nach Narvik zum eisfreien Hafen zu bekommen. Total dauerte die Bauzeit 20 Jahre um die Strecke Umea bis Narvik fertig zu bekommen.
Viel ist von all dem nicht mehr zu sehen. Die Siedlungen wurden nach Fertigstellung des Abschnitts aufgegeben. Zurück blieb: ein Friedhof! Und wegen dem bin ich hier.
Hier liegen 50 Menschen, die während des Gleisbaus starben. Viele starben an Diphtherie Epidemien, einer ertrank beim Kraftwerksbau im See, ein andere bei Sprengarbeiten in einem Tunnel. Total liegen auf diesem kleinen Friedhof ohne Straßenanbindung rund 170 Personen. Der Friedhof wurde auch nach dem Ende der Bauarbeiten weiter verwendet.
Heute bin ich völlig alleine hier. Unter meinen Schuhen knirscht der Schnee, die Sicht ist herrlich und die weissen, einfachen Kreuze stehen in aller Stille hier. Ein schöner Ort, hier kann man schon mal seine letzte Ruhe finden.
Von hier aus beame ich mich und euch zurück. Aber irgendwie bin ich aus der Übung und Ende an einem Aussichtspunkt 300 m vom Friedhof entfernt. Freier Blick, ohne Bäume, auf See, Schnee und Berge. Wow! Gewaltig geil! Die Sonne auch so gerade noch da.
Der zweite Beamversuch funktioniert. Ich stehe wieder vor dem KaiMAN. Schnell noch ne kleine Stärkung, Insta Post und dann….äh…was ist denn das?
Da kommt ein roter STEYR mit grauem Aufbau…sind das...Katha und Christian? Äh...das kann ich sein? Ich sah gerade in ihrer Insta Story, dass sich die beiden heute auf den Weg machen. Allerdings
gen SÜDEN. Wir sind nördlich von ihnen.
Dann dämmerte mir. Das sind Sybille und Erich. Von den beiden hatten mir K&C erzählt. Die kennen die beiden.
So geh ich mal hallo sagen. Die beiden kennen mich nicht wie sich rausstellt und sind erstmal etwas perplex, dass ich sie anspreche. Als ich aber K&C erwähne, ist die Welt wieder in Ordnung.
Wir unterhalten uns super nett 45 Minuten. Sie wollen als nächstes gen Lofoten. Vermutlich werden wir uns dort wieder sehen. Liegt auch auf unserer Route.
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So besteige ich nun endgültig den KaiMAN, starte den Motor, winke nochmal rüber und fahre ab. Stunde Fahrt bis Narvik…naja…wir werden dort nie ankommen.
Die Strecke wird immer cooler. Wir lassen den See hinter uns. Es geht bergan, die Straße wird teils eisig, verschneit. Der Winter ist hier schon in vollem Gange. Nur die Temperatur um die Null Grad ist noch moderat.
Rund um uns ist irgendwann alles weiss. Die Seen teils noch offen und spiegeln sich gewaltig. Null Wind.
An der Grenze nach Norwegen will niemand was von uns. Kein Mensch zu sehen. Wir rollen drüber und sind in Norwegen. Moin!
Hier wird die Landschaft noch ein Stück großartiger. Leider die Wolken seit unserer Abfahrt immer dichter und grauer. Die Sonne ließen wir in Schweden.
Die E10 windet sich durch verschneite Landschaft, an massiven Bergen vorbei und an spiegelnden Seen entlang. Ich weiss gar nicht, wohin ich als erstes schauen soll. Die Straße hier besser geräumt. Kein Eis oder Schnee auf der Strecke.
Irgendwann erreichen wir wieder tiefere Gefilde und stehen wieder im Herbst. Belaubte, farbige Bäume, Schnee weg. So eng liegen hier Winter und Herbst beieinander.
Und nun die Entscheidung: Vergiss Narvik, machen wir ein anders mal, wir fahren rechts rum und gen Lofoten auf dem Landweg ohne Boote. Wir kommen durch Bjekvik, folgen der E10 weiter. Irgendwo stoppe ich kurz an einer Tanke, sehe, dass es eine AdBlue Zapfsäule gibt. Fahre hin….out of order! So ein Scheiss. Ich komm noch rund 2.000 km weit mit meinem AdBlue Bestand. Dann ist Schluss.
Wir folgen dem Meer und sind irgendwann in Steinsland. Dort biegen wir links ab und folgen der 825 noch ein paar Meilen. Ich suche nach einem nördlich ausgerichteten Spot um heute Nacht nochmal Polarlichter zu filmen. Der Parkplatz ist auch wie erwartet. Nicht schön. Mehr eine Ausbuchtung an einer Straße als ein Parkplatz. Aber was solls. Ist ne Nebenstraße. Nachts nix los.
Parken…20 Uhr…kurz vor die Tür. Runter ans Wasser…Gummistiefel wären besser als Halbschuhe. Recht matschig alles. Aber…tolle Ausrichtung gen Norden. Leichtes Grün auch schon am Himmel.
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Zurück in den KaiMAN…Tortellini. Kochen. Essen. Lecker. Im Anschluss…verreckt mir mein Stativ. Das gibts doch nicht. Da fällt einfach ein Teil des Beins ab. Wie kann sowas sein? Ich hab nur ein großes Stativ dabei. Zwingend notwendig um Polarlichter zu filmen. Und das zerfällt jetzt hier in seine Teile? Ich bin stinksauer auf alles. Und fluche mal ordentlich vor mich hin. Was für ein verkackter Scheiss. Immer verreckt irgend ein Dreck auf meinen Trips! Ich könnte kotzen.
Das Stativ kriege ich nicht wieder zusammen. So nehme ich mein kleines Rollei Stativ. Das steht halt näher am Boden, aber geht immerhin auch halbwegs.
Runter ans Wasser…filmen…aber so der Knaller ist das heut nicht. Wieder Schleierbewölkung. Das ruiniert die Bilder. Alles wird grün!
Zurück zum KaiMAN…aufwärmen und schneiden. Später nochmal raus, die Aktivität nicht viel intensiver. Etwas filme und fotografiere ich , dann wieder rein ins Warme. Weiter schneiden. Das LOEF Video.
Immer wieder schaue ich vorne raus wie die Grünlage am Himmel ist. Doch haut mich das heute nicht vom Hocker. Ich widme mich der indoor Arbeit. Bis 2 Uhr. Dann wird noch der KaiMAN gedreht, so dass das Heck weg von der Straße steht. Dürfte ruhiger sein morgen früh.
Jetzt aber ab ins Bett. JUNGS…ab nach hinten! Bewegt eure wattigen Hintern ins Bett. Nix! Keine Reaktion. Also alles wie immer.
Ich schnappe sie mir, schleife sie nach hinten…muss aber noch das Bett runter lassen…und den Tisch aufräumen. Der Co-Pilot grummelt, Friedrich jammert…oh man….
Irgendwann liegen wir gedreht im Bett und schließen die Augen.
Gute Nacht und bis morgen.
Kai und Team
GPS Koordinaten:
morgens: 68.392203, 18.702333
Rallarkyrkogården Friedhof: 68.428650, 18.650319
abends: 68.651234, 16.670638
Unsere heutige Route: 160. km
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