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#762 Wir finden das echte Kiruna! Bergwerk & Abisko Nationalpark

7. Oktober 2023, Alt Kiruna die (werdende) Geisterstadt

 

Hallo zusammen,

 

hier nun die direkte Fortsetzung zum Blog/Vlog #761 von gestern. Wir schauten uns in Neu Kiruna um und wollen nun noch herausfinden, was in Alt Kiruna noch so läuft. Also nix wie hin, sind ja nur 4 km mit dem Auto. 

 

In Alt Kiruna, das tatsächlich alt aussieht, parken wir Downtown, in einer Art Geisterstadt. In diesem Viertel, nah am Bergbau, stehen die Häuser schon leer. Zwei Hochhäuser werden gerade abgerissen. Das große, alte Scandic Hotel wohl als nächstes. Betrieb läuft nicht mehr, innen alles tot. Türen verschlossen. Ein Lost Place bis die Abrissbirne kommt. Ich laufe durch die Gegend, schaffe es bis zur Holzkirche. Die soll auch mit umziehen. Viel schönes entdecke ich nicht. Ich kann verstehen, warum es scheinbar keinen Protest für den Umzug von alt nach neu gibt. Das Neue sieht schon schöner aus als das Alte. Dennoch…hier ist Bergbaucharme….im Neuen….nicht. 

 

Nach einer Runde auf der mir gerade mal 3 Leute begegnen, hier ist auch alles tot, zurück zu Zottl. Die Sonne scheint rein. Die Heizung ist aus. Angenehme Temperatur. Jetzt: Kekse tunken!

 

Frisch gestärkt fahren wir ab. Tanken! Sehr zum Missfallen von Friedrich.  Immerhin müssen wir heute nicht mehr weit. Wir bleiben die Nacht im Großraum Kiruna. Der erste außerhalb gelegene Spot ist nix. Gesperrt. Keine Chance. Dann halt doch den Spot von Park4Night. Dummerweise liegt der auf der anderen Seite von Kiruna. Also alles wieder zurück. 

 

Der Spot zwar kein Knaller, Schotterplatz an der Ausfallstraße. Aber hey….da drüben geht noch eine Schotterstraße lang. Wo gehts da hin? Finden wir es raus. 

Wieder kommen wir nicht weit. Zaun und Gatter versperren den Weg. Irgendein Betriebsgelände. Also wieder zurück zum Schotterplatz. Parken. Wir bleiben hier. Nicht sexy aber für ne Nacht wirds gehen. Draußen knappe Minusgrade, drinnen schön warm. Draußen Wind, drinnen Co-Pilot und Friedrich die durch den Van fegen. Also in Gedanken….

 

Der Rest des abends verläuft unspektakulär. Essen und arbeiten. Das ein oder andere Auto kommt noch, dreht auf dem Schotterplatz und fährt wieder zurück in die Stadt. Behelligt werden wir sonst aber von niemandem. 

 

Irgendwann nach Mitternacht begeben wir uns ins Bett. Zeit für ein paar Stunden Schlaf. Morgen ziehen wir weiter. Narvik ist das Ziel. Was wir jedoch nicht wissen: erreichen werden wir es nie!

 

Gute Nacht und bis morgen.


Kai und Team

 

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Sonntag, 8. Okt. 2023, Ein völlig überraschendes Ende

 

Moin Leute, 

 

Da steh ich also. Im wenige cm hohen Schnee. Der KaiMAN neben mir. Beide haben wir ein fettes Grinsen im Gesicht. Die Aussicht ist der Hammer. Alter Schwede!

 

Aber beginnen wir von vorne. Aufwachen gegen 9 Uhr bei Kiruna auf unserem Schotterplatz. Sonntag heute. Also geruhsam…praktisch wie immer. Was den Morgen angeht, ist bei uns eigentlich immer Sonntag. Denn Stress am Morgen kann ich nicht mehr gebrauchen. Klar, muss man mal ne Fähre morgens erwischen, dann gehts morgens auch mal schnell. Aber ansonsten, ist mir ruhig und stressfrei deutlich lieber. 

 

Blick raus. Alles ruhig. Auf der Straße rauscht immer mal ein Auto vorbei. Gestern Abend kam auch noch das Ein oder Andere hier vorbei zum wenden und zurück fahren. Aber das ist normal in Skandinavien. Kenn ich noch von meiner letzten Tour. Die Jugend, oder wer auch immer, vertreibt sich gerne die Zeit mit Autofahren. 

 

Der Platz sicher nicht legendär, aber praktisch. Ich werd aber noch einen besseren Spot finden nachher…doch leider zu spät. 

 

Im Bett etwas arbeiten, aufstehen, kein Hunger. Klar machen für die Abfahrt. Drohne bleibt am Boden. Flughafen in der Nähe. Hm…soll ich noch einkaufen fahren in Kiruna. Etwas Bier vielleicht. Kurze Recherche: Schnapsladen gibts. Hat aber sonntags zu. Mist!

 

Auf normales Einkaufen hab ich keine Lust. Also kein Stopp mehr in Kiruna. Naja…fast keiner. 

 

Co-Pilot und Friedrich, es ist Sonntag, machen heute frei. Dafür ist Flauschy frisch am Werk. Sie sieht zwar noch etwas verpennt aus, aber die bekommen wir heute schon noch wach. Die Fellbande leidet etwas unter dem Winterschlafentzugsyndrom. Somit nicht ganz so einfach, die Bande zum Mitarbeiten zu motivieren. Zum Glück sind noch Bamse Mums an Bord. Ein gutes Lockmittel.

 

So lasse ich den Motor des KaiMAN an, der springt fröhlich an und wir verlassen den Schotterplatz. Sind kurz darauf in Kiruna. Fahren auf der Umgehungsstraße dran vorbei und als rechts das Skigebiet kommt, stoppe ich schon wieder. 

Der KaiMAN mault, gerade warm und schon wieder stoppen, Fauschy schaut verwundert. Äh…ja…sorry…Überraschungsstopp. 

 

Leicht erhöht liegend, hat man von dem Parkplatz der Skistation einen guten Blick über das Bergwerksareal. Man könnte hier zwar auch noch den kleinen Skihügel hoch steigen, doch seh ich den Grund dafür nicht. 

Ich schnappe mir meine Kamera und beginne auf das Bergwerk zu halten. Filme Züge die ankommen, riesen LKWs die Schotter transportieren, rauchende Schornsteine und vieles mehr. Seit 1900 wird hier aktiv Erzbergbau betrieben. 1,8 Milliarden Tonnen sollen hier im Boden liegen. 1 Milliarde Tonnen sind schon raus aus dem Boden. Ich stehe hier vor der größten Eisenerzmine der Welt. 

 

               

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Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde hier im Tagebau gearbeitet. Dann begann man, nur noch Untertage zu graben. Mittlerweile ist die Miene um die 1.300 m tief. 

Unten wird gesprengt, das Gestein ans Licht geholt, gebrochen auf 10 cm Brocken. Durch magnetische Separation des Erzes vom tauben Gestein wird der Eisengehalt auf etwa 62% hochkonzentriert. Danach wird das Material in Mühlen auf Korngröße 0,05 mm zermahlen.

 

Der so entstandenen dünnflüssige Schlamm wird floriert um die Phosphatanteile zu entfernen. Das nach der Trocknung entstandene Feinerz hat nun einen Eisengehalt von 68% 

Teilweise wird das Feinerz so an die Eisenhütten geliefert. Häufig wird es jedoch in Pellet Form von 10 mm weiterverarbeitet, da es so leichter zu transportieren ist. 

 

Dafür wird der dünnflüssige Schlamm mit Zusatzstoffen angereichert. Die dienen als Bindemittel und für die Verwendung als Möller im Hochofen. 

Nach der Trocknung des Schlammes auf 9% entstehen die Pellets in rotierenden Trommeln. Anschließend werden die Pellet getrocknet, vorgewärmt und bei 1.250 Grad C gebrannt. Durch den Brennprozess wird das Magnetit des Erzes in Hämatit umgewandelt und verliert seinen Magnetismus. 

 

Jährlich kommen 26 Millionen Tonnen Roherz aus der Miene. Entstanden ist all das hier vor rund 1,6 Milliarden Jahren.

 

Was man hier Anfang 2023 auch noch fand: ca. 1 Mio. Tonnen Seltene Erden! Die wohl größte, bekannt Lagerstädte in Europa. Beginn des Abbaus soll in 10-15 Jahren sein. 

 

Nach vielen Fotos und Videos mache ich mich auf den Weg. Ich fahren den Weg hier noch etwas weiter und treffe auf einen schönen Spot zum Pennen. Unterhalb der Zufahrt hoch zum Skigebiet die mit Steinen gesperrt ist. Merken fürs nächste Mal. 

 

Dann aber wieder auf die E10 und in Richtung Abisko. Rund 1 h fahrt. Anfangs unspektakulär durch niedrige und lichte Birkenwälder ohne Blätter, wirds irgendwann immer bergiger. Schnee liegt auf den Bergen. Alles mutet schon etwas winterlicher an. Die kleineren Seen sind schon zugefroren. Die großen teilweise oder noch gar nicht. Die Strecke wird immer gewaltiger und schon sind wir in Absiko. Ein Kaff im Nirgendwo. Tanke, paar Häuser, Camping, Bahnhof. Kurze Runde durchs Dorf und weiter. Paar km später stoppe ich wieder. Abisko Nationalpark. Einige größere Gebäude stehen rum, alles wirkt verlassen. Ein Hostel gibts. Der Parkplatz bestückt mit ein paar PKW. Vereinzelt Touristen die rumlaufen. Ich parke den KaiMAN, ziehe mich warm an und laufen los. 

 

Ich drehe eine kleine Runde, laufe zum Canyon runter der sich hier gen See schlängelt. Der Nationalpark mit einer der ersten neun der Welt. Jedoch mit 77 m2 sehr klein. Die Bäume alle ohne Blätter. Schnee liegt noch keiner auf dieser Höhe. Nur die Berge sind geweisst. 

 

Der Canyon ist nicht spektakulär, sieht aber nett aus. Kleiner Spaziergang lohnt. Der Weg führt mich wieder hoch an die Straße, unter dieser durch und an das Ende oder den Start des Fernwanderwegs Kungsleden. Über 400 km in Richtung Süden. Kann man machen. Ich kenn einen der ihn gelaufen ist. 

 

Ich laufe den ersten Kilometer des Wanderwegs gen Süden, in den Abisko NP rein. Ich will ihn ganz laufen. Die ganzen über 400 km und mache mich somit flott auf den Weg. Ist ja nicht mehr lange hell. Ich erreiche den Beginn der Schlucht, laufe weiter. Der Fluss nun breiter und sanfter. Auf dem gegenüberliegenden Berg sehe ich eine Bergstation. Eine Sesselbahn führt hier den Berg hoch. Zum besseren Polarlichter schauen. Das soll hier super gut funktionieren. Wenig Lichtverschmutzung des Himmels und gutes Wetter. Niederschlagsärmste Region Schwedens. Von Wüste jedoch weit entfernt. Alles feucht und sumpfig. 

 



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Der Trail nun markiert für Schneemobile. Scheinbar düsen die hier wohl im Winter rum. 

Der Weg führt nun etwas weg vom Fluss und da merke ich es…oh man. Ich Depp! Wo ist mein Wanderrucksack??? Irgendwie nicht auf meinem Rücken! Wie kann das denn? Ich will doch hier die 400 km abwandern. Aber ohne Equipment? Wie soll das gehen? 

Ich hatte dem Co-Pilot gesagt, er soll den Rucksack packen…oh…verdammt…der hat heut ja frei! Äh…ja…dann hätte Flauschy das machen müssen…hm…hat sie wohl nicht…oh man. 

 

Ja, so endet meine Wanderung abrupt. Ohne Rucksack kann ich natürlich nicht weiter laufen. So ein Pech aber auch. Ich drehe schweren Herzens um und laufe zurück zum KaiMAN. 

 

Kurz darauf finde ich auf P4N einen Parkplatz entlang der E10 wo wir evtl. pennen könnten. Dann los. 6 km später…sehe ich links einen Weg, verschneit, bergauf…und fahre daran vorbei. Weitere 500 m später kommt der Parkplatz. Nur eine Ausbuchtung der Straße, keine räumliche Trennung. Nix. Das ist ein Witz. Hier nächtigen? Nope!

 

Kurz überlegt…ich drehe um. Fahre zu dem Weg, der links abging. Laut Google Maps führt er den Berg hoch zur Bahnlinie und endet in einer Sackgasse mit Wendemöglichkeit. Da wir nun etwas höher sind, liegt ein wenig Schnee abseits der Straße.

 

Nach 500 m E10, erreichen wir den Weg und freuen uns so richtig, dass wir Allrad Antrieb haben. Der Weg weiss, nicht tief verschneit aber weiss. Steil geht es in Kurven hoch. Eisig-verschneit…geil…den KaiMAN lässt das kalt. Der fährt einfach hoch. Mit Zottl hier hoch…ich weiss nicht ob das funktioniert hätte ohne Probleme. Gut, ein wenig ist Split gestreut für eine bessere Traktion.

 

Der KaiMAN fährt hoch, als wäre da nix, oben ein Haus, dann kurz entlang der Gleise und zack: Jackpot. Alter wie geil ist das denn hier?

Freier, grandioser Blick auf den Torneträsk See und die dahinter liegenden hohen und verschneiten Berge. Die erstrahlen noch etwas im Sonnenlicht. Wow!

Ich parke mich versteckt hinter Gebüsch, so das uns vom Weg niemand sehen kann. Leider mit 7° Gefälle. Aber egal. 

 

Ein Hammer Spot. Hinter uns verschwindet die Bahn im Tunnel. Ich höre sie immer mal hupen aber sonst nix. Ruhe! Was ein toller Spot. Und ich laufe sogar zum ersten Mal in etwas Schnee rum. 2 cm liegen hier. 

 

Nach dem Umschauen zurück in den Van, arbeiten. Lange. Abendessen Brot mit Käse und Gurke. 

 

Später noch zweimal vor die Tür. Polarlichter! Leider nicht sehr intensiv und der Himmel nicht ganz klar. Hohe dünne Wolken ziehen durch. Immerhin nicht mörder kalt, knapp unter null. 

 

Bis 3 Uhr halte ich durch, schaue immer wieder raus doch tut sich nix mehr. Mehr Wolken, weniger Aktivität. 

Und da wir nun nach Norwegen kommen, passe ich noch schnell mein Autopassferje Konto an und ändere das Kennzeichen von Zottl auf KaiMAN. Hinzufügen könnte ich das Kennzeichen auch, doch will das System eine Chip-Nummer. Einen Chip habe ich jedoch nicht. 

 

Um 3 Uhr liege ich im Bett. Flauschy und alle anderen stapeln sich zu einem Bärenberg. Licht aus. Feierabend. Gute Nacht und bis morgen.

 

 

Viele Grüsse

Kai und die Hochstapler.

 

GPS Koordinaten:

morgens: 67.799374,20.233150

abends: 68.392419, 18.702808

 

Unsere heutige Route: 106. km

 

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