Dienstag, 8. August 2023, Keiner mehr da…fast!
Moin,
Gestern Abend kamen wir bei ziemlicher Dunkelheit und 3 Grad an. Wie ist die Lage heute morgen um 10:30 Uhr? Es fühlt sich im Van zumindest mal nicht kalt an. Grundsätzlich ein gutes Zeichen, lässt so auch der Co-Pilot verlauten, der mal nicht jammert, dass seine Nase zu kalt ist.
Ein Blick aus dem Fenster…wow…volle Sonne. Alter Isländer, was ist passiert. Heute etwa ein schöner Tag? So ganz trau ich dem Braten nicht. Aber zumindest momentan ist es schön.
Auf dem Campingplatz herrscht absolute Ruhe. Nix zu hören oder zu sehen. Bin ich hier alleine? Und…ich steh hier ja fast in einem Wald! Überall Büsche und ne Art Bäumchen. Echt schön.
Dann mal raus aus den Federn, ordentlich anziehen und vor die Tür. Ganz alleine bin ich nicht, neben mir steht noch ein Geländewagen, der Fahrer mit Packen und Verstauen beschäftigt. Ich geh mich mal etwas umschauen. Finde ein Waschbecken außen an einem Gebäude, ein Toilettenhäuschen, das ausser Betrieb ist. In den WCs stehen Putzutensilien. Sonst seh ich überall Holzhütten versteckt im Wald und Buschwerk stehen. Sieht echt schön aus, zwar alles, wie so häufig auf Island, in die Jahre gekommen. Aber dennoch irgendwie gemütlich schön.
Was ist nicht finde, ist die Rezeption. In die Richtung, in die ich mich bewege ist sie nicht. Da hört der Camping auch auf. Erst als ich die Zufahrt von gestern Nacht entlang laufe, seh ich ein Schild: Rezeption! Aha…das Haupthaus da vorne. Gut zu wissen. Ich drehe um, laufe an meinem Nachbarn vorbei und komm mit ihm ins Gespräch. 65 Jahr alt, gerade in Rente, alleine hier 5 Wochen auf Island gewesen. Fährt mit der gleichen Fähre wie ich zurück. Seine Frau mag keine Offroad Pisten, so zog er nach seiner Pensionierung alleine los. Richtig gemacht! Wenn der Partner nicht will, dann alleine los ziehen. Umsetzen was geht. Irgendwann ist man zu alt für sowas und bereut, es nicht gemacht zu haben.
Wenig später fährt er ab. Vielleicht bis auf dem Boot oder sonst mal wieder irgendwo auf dem Planeten. Ich hole meinen Geldbeutel und laufe zur Rezeption. Klopfe…ist ein Privathaus…steht ein Schild, man soll klopfen. Niemand antwortet. In diesem Fall, soll man anrufen. Also rufe ich an. Eine Dame meldet sich, bedankt sich, dass ich zahlen möchte, sehr freundlich und sie meint, sie sei gerade nicht da, kontaktiere aber ihre Putzlady, die würde dann zum Haus kommen.
Keine 3 Minuten kommt ein junges Mädel angelaufen und eine nette 20 minütige Unterhaltung startet. Sie aus Dänemark, hat eigentlich 2 Wochen Urlaub, ist aber hier zum arbeiten und kann kostenlos die Pferde bewegen, die zum Haus gehören. Sie gibt selber zu: Pferdenärrin.
Ja, so hat halt jeder seinen Spleen. Ich hab auch mal drei Wochen Ferien genommen um in Südfrankreich für Europcar Autos durch die Gegend zu fahren. War geil…und keine Arbeit sondern Spaß. Und Geld gabs auch noch.
Zahlen darf ich 1500 ISK. Völlig in Ordnung der Preis. Danach verschieden wir uns, sie geht weiter putzen und ich zum KaiMAN. Abfahrt. Kleine Grassteigung hoch, kurzer Stopp am Mülleimer und WC. BioToi Urin entleeren. V&E seh ich nicht. Wasser hab ich auch noch genug, und Dank TrockenTrennToilette, muss ich nur Urin entsorgen. Ich liebe sie weiterhin.
Und jetzt? Wohin nach alldem? Was fange ich heute an. Eigentlich wäre heute mein letzter voller Tag auf Island. Doch nun ist es wohl der vorletzte. Die Fähre mit Verspätung…kommt irgendwann an.
Gesehen hab ich was ich wollte, hier die Region gibt auch nicht mehr sooo viel her. Groß Piste fahren will ich nicht mehr. Bedenken, jetzt noch was kaputt zu machen, liegen bleiben, möglicherweise dann die Fähre verpassen. Das kann ich mir nicht leisten, ist mir zu heiss. Daher lieber etwas ruhiger.
Somit die Entscheidung: fahre da hin, wo wir schon mal waren. Und zwar ganz am Anfang. So schließt sich auch unser Island Kreis perfekt. Dann mal los.
Runde 120 km, das schaffen wir flott. Erst noch etwas durch isländischen Wald, dann wird’s auf der 94 karger, irgendwann gehts hoch. Oben am Aussichtspunkt halte ich, wie vor 6 Wochen. Mache mir was zu Essen, 3Bears Porridge, starte eine Timelaps, esse und schreibe Blog.
Im Anschluss wieder runter vom Berg, ans Meer, sind jetzt in den Ostfjorden. Die sind nicht so gewaltig wie die Westfjorde, haben aber definitiv auch ihren Reiz und schöne Farben, Landschaften. Und viel los ist auch nicht.
So erreichen wir Bakkagerði, fahren durch und direkt weiter bis die Straße endet. Da wären wir. Das Wetter schwächelt leider etwas. Windiger und weniger sonnig. Aber damit kenne ich mich ja aus und den Co-Pilot störts nicht. Der geht eh nicht vor die Tür.
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Kamerarucksack packen und los. 500 m laufen, Treppen, am Hafen entlang. Ich fühl mich hier praktisch zu Hause. Dann Treppen wieder hoch und…gähnende Leere. Also Touristen sind schon da, aber sonst keiner. Vor 6 Wochen war hier Jubel, Trubel, Heiterkeit…jetzt…alles verlassen. Oh man….so schade. Aber ich hatte es befürchtet. Mitte August ist Schluss. Da hauen sie ab, die Puffins. Niemand der tollpatschig durch die Gegend läuft oder landet. Keiner putzt sein Gefieder vor der Höhle. Nix.
Doch bei näherer Betrachtung…da draußen in der Bucht….aha…da hängen die alle rum. Auf dem Wasser. Paddeln faul umher. Nur vereinzelt kommt einer angeflogen, landet und verschwindet in einer der Höhlen mit Fisch im Schnabel. Sie sind also alle noch hier, aber größtenteils auf dem Meer und nicht mehr an Land.
2 h harre ich aus. Bekomme auch noch den ein oder anderen Pinguin vor die Flinte. Doch kein Vergleich zu vor 6 Wochen. Da liegen Welten dazwischen….und 6 Wochen halt. Aber macht nix. Doch nach 2 h bin ich durchgefroren. Der Wind echt übel kalt, die Temperatur mal knapp 10 Grad. Zurück zum KaiMAN. Aufwärmen. Schnell!
Dort empfängt mich ein gechillter Co-Pi der bei 23 Grad Innentemperatur kurz davor ist, seinen Pullover auszuziehen. Alter, haben wir im Lotto gewonnen? Seit wann erlaubt Friedrich 23 Grad? Was’n da los???
Die Antwort bleibt er mir leider schuldig. Ich sterbe wohl dumm…aber zum Glück nicht heute.
Nach der Aufwärmphase bau ich mir mein Abendessen. Würstli mit Tortilla, Gurke, BBQ Sosse und Senf. Eine bunte Mischung, aber sie macht satt.
Vor die Tür treibt mich nix mehr. Draußen grau und es wird dunkel. Um 23 Uhr kommt zum starken Wind noch Regen dazu. Oh man…und das nach dem schönen Wetter heute morgen. Ein Trauerspiel!
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Als die Uhr Mitternacht zeigt, starte ich den Motor. Außer uns nur noch ein Geländewagen hier. Und mir scheint, die pennen hier, trotz Übernachtungsverbotsschild. Aber was solls, die Puffins wird’s nicht stören. Und sonst ist hier auch keiner. Unsereins fährt jedoch zurück ins Dorf, dort gibts n Camping. Auch wenn ich nix benötige, kein Strom, kein Wasser, keine Toilette, fahre ich die 4 km durch Sturm und Regen, suche mir auf dem Platz ein halbwegs einsames Stück Wiese, Motor aus. Draußen stürmt und regnet es. Brrr….
Bis 2 Uhr sitze ich noch am Rechner und schneide Video. Danach ist Schluss. Bett runter, Mitreisende sortieren und platzieren…mich dazu…und gute Nacht.
Was hier morgen läuft….keine Ahnung…hoffe, es fällt mir noch was ein.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai und Co-Pi
GPS Koordinaten:
morgens: Waldcampingplatz
abends: Camping
Unsere heutige Route: ca. XX km
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