#729 Island - F35 und Gullfoss

Sonntag, 30. Juli 2023, F35 Albtraum & ein Wasserfall, Co-Pilot’s Flug

Moin Leute, 

Um 10 Uhr schrecke ich aus einem Albtraum hoch! Ich saß bis gerade eben noch in meinen Skoda und fuhr auf einer Schotter/Stein Piste längs an einer Furt entlang. Reifen rechts im Wasser, links auf Steinen, das ganze schräg. Plötzlich Unterbodenkontakt mit dem Skoda, irgendwie dreht er sich mit dem Heck zum Wasser. Plötzlich ist rechts die Beifahrertür offen und es fliesst braunes Flusswasser rein. Ich denke im Traum: Das muss ein Albtraum sein, das kann nich real sein…. Dann wache ich auf! Uff…was ein Start in den Tag! 

Hoffentlich ist das keine Vorhersehen für den heutigen oder die nächsten Reisetage…

Draußen hörte ich schon am morgen intensives Türen zu schlagen, Blick raus erklärts: der Parkplatz ziemlich leer. Unsere Französischen Nachbarn noch da, sonst niemand mehr. Wetter trocken, heiter, zweistellige Temperatur im niedrigen Bereich. Könnte schlimmer sein. 

Ich beginne mein Tagwerk, schreibe Blog, schneide etwas, genieße ein 3Bears Porridge. Ich mische derzeit Schokolade mit normalen 3Bears Haferflocken. Auch sehr lecker. 

Gegen 14 Uhr oder war es 15 Uhr, machen wir uns auf den Weg. Viele Kilometer Piste liegen noch vor uns. Ziel ist Landmannalaugar. Aber ob wir da heute noch hin kommen? Sind 200 km so ungefähr. 

Bei schlechter werdendem Wetter, es tröpfelt etwas, fahren wir ab. War ein cooler Spot hier, mal sehen was uns heute so erwartet. 

Erstmal die übelste Piste die wir jemals auf Island gefahren sind. Die F35 ist ein hausgemachter Alptraum. So viel übler Riffelbelag. Es ist ne Katastrophe. Schnell fahren geht nicht, Kurven, Schlaglöcher, Gegenverkehr. Die Geräuschkulisse ist enorm. Das Interieur der Schränke hüpft im Takt zu dem, was am Boden ab geht. Nach 10 km überleg ich: Umdrehen!? Einfach umdrehen!  

Geht aber nicht…also weiter. Wir müssen in den Süden. Mal schnell, mal langsam, aber immer weiter. Spaß macht es aber null. Es ist eine Qual. Für alle. Auto, Innenleben, mich und die Wattefraktion. Zum Glück liegt der Co-Pilot hinten und sitzt nicht vorne. Im liegen verrutscht seine Watte nicht soooo sehr. Vorne heute Flauschy und Monty. Und so wie beide da hängen, bereuen sie es ein wenig. Immerhin haben sie sich angeschnallt. Sehr vorbildlich. Sonst würd es sie aber auch wohl vom Sitz vibrieren. 

Eins steht fest: die F35 werde ich nie wieder in meinem Leben fahren. So eine Mist Piste tu ich mir nicht nochmal an.
Dazu begleitet uns auch noch leichter Regen. Nach 20 km hab ich die Schnauze voll. Stoppe. Warte bis der Regen weg ist und sortiere meine Nerven. 

Bei der Weiterfahrt die Drohne in die Luft. Das Licht aber Mist. Horizont hell, bei uns grau, Boden dunkel. Ob da brauchbares Bildmaterial bei raus kommt, ist ungewiss. 

Irgendwann sammle ich die Drohne wieder ein und fahre noch zig Kilometer Waschbrettpiste. Nach so 50 km wird es plötzlich besser. Rechts ein Kaffee/Übernachtunsspot und plötzlich können wir auf harter Piste 80 kmh fahren. Geil. Ich trete das Gaspedal durch und wir jagen mit riesiger Staubfahne voran. Gebremst wird nur bei Gegenverkehr und Radfahrern. Wenn letztere erscheinen, gehe ich runter auf Schrittgeschwindigkeit. Sonst staube ich die komplett ein, was ne echte Saurei wäre. Wer bei Radfahrern auf Piste nicht vom Gas geht bei Staubflug, ist ein echtes Arschloch. 

Ich schleiche im Schritttempo an den Radlern vorbei, bekomme einen Daumen hoch und Winken und danach gebe ich wieder Gas. 

Leider…nach einer Brücke über den Abfluss des Hvítárvatn

Sees, verschlechtert sich die Piste wieder deutlich. Nochmal übel rumpelig. Nicht ganz so schlimm wie vorhin, aber der Spaßfaktor wird weniger. Oben auf einem Pass den wir erklimmen müssen, stoppe ich. Pause für die Nerven und die Mannschaft. Muss sein. Kekse tunken. Ballerinas. Nur noch 2 Rollen über. Wir müssen bald nachkaufen. 

Gegen 18 Uhr fahre ich weiter. Berg runter, wieder hoch, in der Ebene und dann….ich denke erst es ist ne Fatamorgana….Asphalt. Oh wie ich mich freue. Ihr glaubt es nicht…

Diese Ruhe….als wir endlich wieder Asphalt unter den Reifen haben. Ein Traum. Der ganze Van atmet durch. Uff….

Ich fahre gerne Piste, aber die F35 ist Mist. 

10 Minuten später…oh…riesen Gebäude, riesen Parkplatz, riesen Trubel. Der Gullfoss Wasserfall. Einer der meistbesuchtesten auf Island. So sieht es hier auch aus. Dennoch will ich ihn gerne sehen. Auch wenn das Wetter grau ist und Regen droht. 

Also: parken, Kameras schnappen, Drohne lasse ich im Van, darf sicher eh nicht fliegen. Und dann los. Geht auf 20 Uhr zu, der Trubel hält sich in Grenzen. Die Reisebusse wohl schon alle wieder in ihren Depots oder vor Hotels. 

500 m laufen und schon erblicke ich den Fall. Hm…nicht sehr spektakulär. Ich laufe weiter…anderer Blickwinkel…aha…doch…recht cool. Zwei Drohnen Verbotsschilder passiere ich. Dennoch fliegt irgendwie eine Drohne durch die Luft. Stört mich nicht weiter. Wäre hier auch gerne geflogen, sicher tolle Bilder. Naja…verboten…schade!

Ich filme und fotografiere, Der Wasserfall 200 m breit in zwei Stufen fallend. Einmal 11 Meter und einmal 21 m. Riesen Gischt und Getöse. Ich laufe auch noch bis an den Fall ran, dort wo es nass wird. Hab jedoch Glück, der Wind steht gut, bekomme nur wenig Gischt ab.

Im Anschluss zurück zum KaiMAN, geht auf 21 Uhr zu. Und wir wissen noch nicht, wo wir heute pennen. 

Als ich den KaiMAN erreiche: Schock! Die Tür ein Stück offen, Licht brennt im inneren! Ich bin mir 100% sicher, das Licht ausgemacht zu haben und die Tür war 100% zu und abgeschlossen. Was ist hier los!???

Ich schleiche mich an die Tür, zück die Kamera und öffne langsam die Schiebetür und schaue nach hinten durch. Und da seh ich es….

er Co-Pilot, vorhin lag er im Bett, sitzt aufrechte auf der Bettkante. Er dünkt mir noch etwas ausserwatte. Und was hat er da auf der Tatze liegen. Eine Mini SD Karte…hä? 

Co-Pilot? Was ist hier los?

Naja, und dann erzählt er es mir. Langeweile, nix zu tun, gerade wach, Drohen rumliegen sehen… Den Rest könnt ihr euch denken, oder?

Er ist vor die Tür und hat die Drohne in die Luft gelassen. Obwohl es hier verboten ist! Oh man….

Da schaut er mich große an: VERBOTEN!????

Hm…und da fällt mir ein: davon weiss er nix. Er ist ja vom Parkplatz los geflogen und hat die Drohnenverbotsschilder gar nicht zu Gesicht bekommen. Oh…da kann ich dann jetzt wohl auch nicht schimpfen. Ich hatte vorher auch nix gesagt, nur einfach die Drohne im Van gelassen. Hm…naja…mal schauen ob ich die Aufnahmen im Video verwende. 

Jetzt erstmal zusammenpacken und weiter. Ich suche und finde einen Camping auf dem Weg gen Landmannalaugar. Ist noch ne Stunde fahrt. 21:45 Uhr jetzt, sicher nix los auf der Straße, da jagen wir kurz die 70 km noch hin. Los gehts!

Und ich lasse es gut krachen. Nix los auf den Straßen, Regen setzt noch ein, wir ballern über die isländischen Straßen und sind weniger als ne Stunde später am Camping. 

Kostet 1700 ISK, liegt in einem kleinen Birkenwald. Japp, Wald, durch den fahren wir schon bei der Zufahrt. Ganz was Neues. Nur 3% Islands ist mit Wald bedeckt…und wir fahren hier auf einen Camping im Wald. Schon irgendwie cool. Allerdings kein heisses Wasser, kein Gemeinschaftsraum oder sowas. Barzahlung. Aber hey…Wald. :)

Die Zufahrt nochmal Piste und eng, dann plötzlich ein Häuschen und der Weg geht links und rechts weiter. Ich wähle links, fahre noch 300 m und parke links auf ein lauschiges Fleckchen im Wald. Cool!

Kurz vor die Tür, Regen, sehr dämmerig. Nix wie wieder rein. Abendessen. Was gibts. Bock auf Hot Dog. Das Brot muss echt weg. Also, isländische Würstli in den Topf, heiss machen und essen. Lecker!

Kurz vor Mitternacht noch schnell ne Stunde was arbeiten und schon ist Schluss. Mir fallen die Augen zu. Piste fahren ist anstrengend und ermüdend. Das merke ich jetzt und schnappe mir den etwas kriminellen Co-Pilot, Flauschy und Monty und gehe pennen. 

Gute Nacht aus dem isländischen Wald. Bis morgen.

Viele Grüße

Kai und die Baumfäller

GPS Koordinaten:

Morgens: Hveravellir blue geothermal pool: 64.866694, -19.552338

Abends Þjórsárdalur Camping Ground: 64.104838, -19.953672

 Unsere heutige Route: ca. 160 km