Donnerstag, 27. Juli 2023, Die Regenbogenpiste 643 zum letzten Pool in Norðfjörður?
Moin Leute,
Morgens werde ich irgendwann mal wach, höre einen Motor, denke mir: okay, Hannes fährt ab, gute Fahrt! Und schlafe zum Glück wieder ein. Denn ich spüre zu diesem Zeitpunkt, ich hab nen leichten Hangover.
Als ich um 10 Uhr dann endgültig wach werde, ist aber eigentlich alles fit. Die ersten Arbeiten wie immer im Bett, Heizung an, um 11 Uhr aufstehen. Wer das hier so liest, muss meinen ich hab das schönste Leben. Immer auspennen, immer gechillt.
Naja, stimmt nicht so ganz. Meine Tage sind einfach nur massiv verschoben. Ich gehe spät ins Bett, arbeite abends immer noch. Die Sache mit Hannes gestern eher eine Ausnahme. Der Druck, Videos zu schneiden wird je länger die Reise geht, desto stärker. Denn der Rückstand wird immer größer. Ich schaffe es derzeit nicht, pro Tag ein Video fertig zu stellen. Dafür bin ich einfach zu viel unterwegs.
Da mein Aufenthalt endlich ist auf Island, 10. August geht das Boot, muss ich bis dahin mein Reisepensum noch erledigen und das sehen, was ich noch sehen will. Wer weiss, ob ich jemals wieder nach Island komme, vor allem mit einem so coolen Van wie dem MegaMobil Lounge 600.
Nach dem Aufstehen, erstmal an die Arbeit. Frühstücken irgendwann am frühen Nachmittag und Abfahrt gegen 16 Uhr. Das Wetter von innen ganz nett. Aufglockert bewölkt, hier und da Sonne. Doch der Wind…stark und weiterhin affenkalt. Die Temperatur irgendwo bei 8-9 Grad. Ich erspare mir jegliche Außenaufnahmen heute und fahre ab.
Unser Ziel: ein weit entfernter Hot Pot am Ende der 643, östliche Westfjorde. Dann mal los.
Erstmal auf der 61 fahrend, jeden Fjord ausfahren. Dabei teils heftigster Seitenwind. Ich habe beide Hände am Lenkrad und halte dieses gut fest. Fahrradfahrer sind hier und da auch auf der Straße unterwegs. Die liegen leicht schräg im Seitenwind. Wenn hier einer winken würde und um Mitfahrt bitten: ich würde sofort anhalten und ihn und sein Bike irgendwie mitnehmen. Doch es winkt niemand…also sind alle wohl gut drauf und können noch.
Für uns gehts ins Hochland hoch, etwas weniger Wind, dafür kommen wir Wolken und Nieselregen etwas näher. Die Strecke übrigens durchgehend asphaltiert, bis wir auf die 643 abbiegen. Vom Belag her also top zu fahren, wäre der Wind nicht, so hätten wir einen entspannten Fahrtag.
Auch der Co-Pilot wirkt etwas zerzaust und hält sich an der (leeren) Whisky Flasche fest. Er schwört auf den REDBREAST 12 von Jameson. Hat dabei aber noch nicht gemerkt, dass die Falsche leer ist…hüstel….
Kurz nachdem wir auf die 643 abgebogen sind, geht es für uns nochmal links und wir stoppen kurz. Kleine Kekspause und n Kakao aus Irland. Noch haben wir Sonne, schnelle Timelaps erstellen von den Wolken am Himmel. Stunde später jagen wir weiter.
Und was nun folgt ist einfach ne krasse Strecke. Asphalt Ende, 80 km vor unserem Ziel. Somit nun…Dirt Road. Erst ziehen wir ne Staubfahne hinter uns her, links und rechts immer mal n Regenbogen. Die Wolken und der Nieselregen kommen näher. Wir düsen noch mit 80 über den Belag. Hier und da mal üblere Schlaglochpassagen. Unsere Augen scannen also permanent intensiv die Fahrbahn voraus. Das macht die Fahrt enorm anstrengend.
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Nach 20 km schlägt das Wetter um, wird immer grauer, der Boden feuchter. Die Dirt Road wird uns nun gut den KaiMAN einsauen. Immer wieder geht es durch steile Geröllfelder, auf Klippen entlang, über Weideland und dann von vorne. Langweilig ist die Strecke definitiv nicht. Kaum Verkehr, glaub auf 40 km kommen uns 2 Autos entgegen. Ins Hochland gehts für uns auch noch, dort stochern wir auf steiler Strecke im Nebel. Alter Isländer, was ein Track. Geil!
Nach 2/3 der Strecke kommen wir an einer Ansammlung Häuser und einem großen Firmengebäude vorbei. Eine alte Heringsfabrik. Ziemlich runtergekommen, aber teile auch wohl schon etwas saniert. Aufgrund des miesen Wetters und der späten Zeit fahre ich allerdings weiter. Wir kommen hier nochmals vorbei. Es gibt nur diese eine Straße.
Immer wieder kommet unser Team auch an Farmen vorbei. Das hier noch jemand wohnen will und kann ist echt verblüffend. Wie mag das hier im Winter sein?
25 km Piste später und ziemlich kaputt mittlerweile, erreichen wir Norðurfjörður. Das letzte „Dorf“ auf dieser Straße. Farmen, Häuser, kleiner Hafen, Restaurant und schon sind wir dran vorbei. Noch drei km bis zum Ziel, einem coolen, heissen Hot Pot. Und den hab ich mir heut sowas von verdient. Mittlerweile dämmert es schon, das Licht immer diffuser. Nach 3 km links ein Parkplatz, mehr sehe ich jedoch nicht.
Hä…hier müsste doch ne Hütte und ein Pool stehen. Aber wo? Kurz denke ich, ich bin falsch. Doch dann seh ich alles, 10 m unterhalb der Straße stehen Gebäude und Pool. Und kein Mensch hier. Nur ein PKW mit zwei Damen die sich gerade zum Parkplatz hoch kämpfen und kurz darauf abfahren. Ich parke, parke dann jedoch nochmal um auf den vorderen Parkplatz. Angekommen.
Jetzt schnell Bratkartoffeln mit Spiegelei und gegen 22:30 Uhr mache ich mich in Badehose auf den Weg zum Pool. Niemand da.
Einige Stufen runter, wo ist der Eingang? Aha….andere Seite. Sieht alles noch neu und so ein wenig im Bau aus. Auf der Rückseite finde ich eine Tür…ob die auf ist?
Japp…ist sie…Licht finde ich keines, aber Umkleiden, Duschen und WC. Wow! Sowas am Ende der Welt. Damit rechnet man im allgemeinen eher nicht.
Doch finde ich den Weg raus zum Pool nicht. Den einzigen Weg, an der Rezeption vorbei, kann ich nicht nehmen. Die Tür ist abgeschlossen. Benutzung des Pools kostet übrigens 1.000 ISK. Da ich jedoch kein Geld dabei habe, muss ich nachträglich zahlen. Tagsüber ist hier wohl jemand, es liegt auch ein Kreditkaten Zahlgerät rum.
Und wie ich da so ratlos stehe, kommt noch jemand. Ein junger Isländer. Er spricht nicht viel Englisch, aber immerhin zeigt er mir den Weg. Ich hätte an den Duschen vorbei gehen müssen, dann kommt, abgeschirmt durch einen Windabweiser eine Tür nach draußen. Aha….
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Jetzt also schnell umziehen, warm duschen und ab in den perfekt temperierten Pool. Der hat genau Körpertemperatur. So was perfektes hab ich noch nicht erlebt. Und es ist der Hammer. Einmal drin, schaut man aufs Meer raus. Hört die Brandung, sieht die Wellen. Spürt den Wind. Und sitzt im perfekten Wasser. Dafür hat sich der Weg hierher gelohnt.
Der Isländer, auch im Wasser, zeigt kein Interesse an einer Unterhaltung, ist am Handy und trinkt sein Bier. Ich mache ein paar Filmaufnahmen und genieße einfach. Schnappe mir später ebenfalls mein Handy und beantworte Kommentare auf YouTube.
Nach ner Stunde kommen noch zwei weitere Badegäste. Junges Pärchen. Stellt sich raus, die sind hier für den Pool zuständig. Chloren, räumen auf, entsorgen Müll. Kommen dann auch noch baden, zeigen aber auch keinerlei Interesse an einem Fremden.
Lustig ist, dass sie ein Lamm dabei haben, das auf sie hört. Wenn sie es rufen, kommt es angerannt. Kurz schnuppert es sogar an meiner Kamera die auf dem Boden steht. Es lässt sich anfassen und mäht rum, als das Mädel es schnappt und aus dem Badebereich ins Gras „wirft“. Echt lustig.
Der Isländer geht irgendwann nach drei 0,5 Dosen Bier und braust davon. Das Pärchen geht gegen Mitternacht, bittet mich, wenn ich gehe, dass ich alle Türen gut schließe.
Ich frage noch, ob ich hier mit dem Van pennen darf. Daraufhin die Antwort: das müsste ich den Landbesitzer fragen. Der wohnt da hinten in der letzten Farm. Im Unterton höre ich jedoch deutlich raus, dass übernachten hier nicht erwünscht ist. Das Mädel meint dann noch, es gäbe im Dorf Norðurfjörður zwei Campingplätze.
Oh…okay…das hatte ich gar nicht bemerkt als ich durchfuhr. Dann fahr ich da hin. Dann sind die beiden weg. Doch fahren sie nicht weg, sondern wohnen wohl in dem kleinen Anbau zum Schwimmbad. Da steht noch ein kleines Hüttchen.
Ich mache um 0:15 Uhr die Biege. Dusche noch schnell, laufe zum KaiMAN, hole einen 1.000 ISK Schein, laufe zurück zum Pool, und werfe den Schein in einen kleinen Briefkasten. Natürlich hab ich den Schein noch markiert, so dass ich beweisen kann, dass ich gezahlt habe. Nur für den Fall der Fälle. Man weiss ja heutzutage nie.
Dann durch Wind und einsetzenden Nieselregen zurück zum KaiMAN, Motor an, ins Dorf fahren. Ziemlich dunkel mittlerweile nachts.
Der Campingplatz ist direkt an der Hauptstraße, parken auf großer, grüner und mehrheitlich leerer Wiese. Feierabend.
Ne Stunde arbeite ich noch, dann bin ich zu müde und liege um 2 Uhr im Bett, lösche das Licht ne halbe Stunde später und bin zusammen mit dem Rest vom Team ziemlich bald im Wattetraumland.
Gute Nacht und bis morgen.
Kai und die Wasserscheuen.
Abends: Urdartindur Guesthouse And Cottages, 66.049833, -21.567486
Stecke: 178 km
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