Donnerstag, 6. Juli 2023, Die F899 Allrad Strecke
Moin Leute,
Und, wie schaut’s aus bei euch? Hoffe sonnig und schön!
Und bei uns?
Fenster auf…keine Sonne, aber Sicht! Besser als gestern. Doch noch immer ziemlich grau um 10 Uhr. Laut Wolkenradar sollte es jedoch langsam besser werden mit dem Grau.
Blick vorne raus…Qualm im Fjord. Brennt es irgendwo? Nein, eins dieser blöden Kreuzfahrtschiffe liegt im Hafen und hat noch den Motor Vollast laufen. Eine riesen Rauchfahne zieht sich Kilometerweit durch den Fjord. Das sowas noch erlaubt ist! Wundert mich echt, wo doch andere Dinge hier so rigoros verboten wurden. Freistehen zum Beispiel.
Nun, ihr habt schon gemerkt, ich stehe hier dennoch ab und zu oder auch mal öfter frei. Die zwei letzten Nächte hier im Nebel auf dem Parkplatz des größten Skigebiets auf Island zum Beispiel. Wen es gestört hat? Niemanden! Denn keiner hat gesehen, dass ich hier bin.
Was ich dabei zerstört habe? Nichts. Hier ist nichtmal Gras das ich hätte platt fahren können. Auf dem Camping hätte ich dies wohl noch eher zerstört.
Ich rate niemanden, nachzumachen, was ich hier tue, es ist ein Risiko und kann Ärger geben, dessen bin ich mir bewusst.
Unten qualmt also der Dampfer den Fjord voll, oben stehe ich und setze mich noch etwas an den Laptop. Solange nicht erste Sonnenstrahlen auf den Planeten treffen, fahre ich nirgendwo hin.
Drei Autos gesellen sich mit der Zeit zu uns. Biker und Wanderer. Niemand nimmt Notiz von mir.
Um 16 Uhr, der Kahn im Hafen liegt da noch immer, dampft jetzt aber nicht mehr ganz so stark, fahren wir ab. Der Plan steht, das Wetter ist besser. Unser Ziel: Piste fahren, die F899. In ein verlassenes Hochtal bis zur Küste. Kaum bekannt, wenig befahren.
Das hat seine Vor- uns Nachteile. Flussdurchfahrten sind dabei. Ist man alleine und säuft ab, ist keiner da, der einen rausziehen oder helfen kann. Aber: no risk no fun.
Los gehts…runter vom Berg, durch Akureyri, über den Damm und bloss nicht wieder durch diesen sau teuren 7 km Tunnel. Am Kreisel vorher zweite Ausfahrt und dem Fjord gen offenem Meer folgen.
Müll werde ich am Parkplatz vor dem Kreisel los. Perfekt! Endlich mal Mülleimer, gibts hier sonst praktisch an keinem Parkplatz.
Die Strecke schon jetzt genial. Sonne, Meer, Berge. Mutet nach Norwegen an. Fahrt also bloss nicht durch den Tunnel, wenn ihr nicht müsst.
Wir folgen der 83 am Meer entlang. Kommen noch an einem Museum vorbei das zeigt, wie damals gewohnt wurde. 15 Euro Eintritt ist mir allerdings zu viel. Daher weiter.
Nach einer Brücke verlassen wir die 83 und fahren auf Schotter weiter gen F899. Die erreichen wir nach 15 km guter Piste.
Jetzt zählts. Aber erstmal anhalten. Ein Gatter steht im Weg, zwei Schilder sagen: ab hier nur noch mit 4x4. Gatter auf. Weiter.
Noch nicht mal abgefahren, kommt mir ein SUV entgegen. Nee oder? Ich dachte, ich bin hier alleine unterwegs? Der SUV Fahrer fährt in die Wiese, ich daran vorbei. Danke dafür. Dies soll nun auch das letze Fahrzeug sein, dass ich für die nächsten 35 km sehe.
Erstmal auf guter aber einspuriger Schotterpiste ein gutes Stück bergauf.
Dann erste mini Bachdurchfahrten. Keine 2 m lang und minimal tief. Und so geht es weiter. Immer mal etwas nasse Gummis, aber mehr auch nicht. Wir kommen an Schildern vorbei, die alte Hofnamen tragen und ein durchgestrichenes Datum. Jahr der Aufgabe des Hofes.
Die Landschaft wird immer schöner, rechts schneebedeckte Berge. Unten ein Fluss. Und mit ihm und seinen Zuflüssen haben wir nun auf den nächsten Kilometern immer wieder Kontakt. Etliche Furten kreuzen unseren Weg. Teil seicht, teils tief mit Strömung oder breit mit mal mehr mal weniger Strömung.
Vor jeder großen Furt: anhalten und Strecke checken. Gummistiefel an den Füßen sind da hilfreich. Jedes mal wate ich durch die Furt so gut es geht und schaue, wo dicke Steine liegen und wie der Untergrund aussieht. Immer steinig zum Glück. Kein Schlamm oder Sand. Hier und da räume ich mal einen fetten Stein in der Fahrspur weg.
Immer schaue ich genau, wo ich lang fahre. Die Furten zwar nicht riesig, aber doch gibt es unterschiede in der Wasserströmung und Tiefe. Das will bedacht werden. Und immer schön prüfen, wo dicke Steine liegen.
So dauert eine solche Strecke natürlich eine Gaze Zeit. Dazu kommt noch das Filmen. Durch den Fluss waten, Kamera aufstellen, zurück, Drohne in die Luft, noch zwei oder weitere Kameras anstellen, Mikro anstecken und durch. Dann alles wieder einsammeln und landen. Ein riesen Aufwand für schöne Bilder. Da ich hier zum Glück alleine bin, muss niemand auf mich warten und stehe ich niemandem im Weg.
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Ich weiss nicht wieviele Furten ich quere, es sind etliche und am Ende, 1 km vor dem Ziel: die größte, tiefste und reissendste. Uff…ich stehe schon im Wasser, als ich aussteige. Durchwaten ist nicht, zu tief. Die Strömung ordentlich. Na wenn das mal gut geht.
Lange schaue ich, wo ich entlang fahren kann ohne den KaiMAN zu beschädigen oder zu versenken. In der Zwischenzeit kühlen dessen Bauteile etwas ab, so dass nicht Mörder heiss auf affenkalt kalt stößt.
Dann gehts los. Alle Kameras stehen, eine auf nem Inselchen. Drohne in der Luft. Schade das Wetter mittlerweile bedeckt, auf 21 Uhr zugehend, kein schönes Licht. Mechanische Hinterachssperre aktivieren nicht vergessen. ASR off!
Motor an und los. Langsam, nie schneller als Schritt, fahre ich in den Fluss rein. Leichte Schieflache nach links, war zu erwarten. Wir fahren rechts an, schwenken in der Mitte leicht nach links und dann wieder nach rechts zur Ausfahrt.
Der Plan geht auf. Ohne jegliches Problem erreichen wir Festland. Wow…geil…ich bin aus dem Häuschen. Hab aber keine Zeit zu jubeln. Die Drohne hat hier ein wenig die Vogelwelt in Aufruhr versetzt. Die muss schnell landen bevor was passiert.
Der letzte km führt über grobe Steinpiste. Und am Ende, rechts von der Strecke steht ein Fahrzeug. Ein Landy mit Aufstelldach in der Pampa.
So fahre ich dort also nicht lang, sondern links gen Strand. Und eh ich mich versehe, hab ich Sand unter den Puschen. Oh, oh…jetzt bloss nicht im weichen Sand hängen bleiben. Zum Glück gibts eine etwas festgefahrene Fahrspur. Das hilft. Doch hier und da muss ich mal kurz etwas Gas mehr geben um den Sandwiderstand zu brechen. Krass. Und wieder: der MAN ein Traum.
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Wir packen die Passage gut, ich packe sogar noch die Drohne aus und filme uns auf dem Damm. Rechts Steinstrand, links Matschwiese. In der Mitte wir. Und: hier darf man fahren! Das ist noch immer die F899.
Nach dem Strand eine Furt mit starke Kurvenfahrt und steilem Ausgang. Aber auch hier….der KaiMAN zuckt nichtmal mit der Wimper. Fährt einfach hoch. Allrad, Höherlegung…top. Auch keinerlei Bodenkontakt gehabt mit dem Green Monkey Fahrwerk. Geil! Einfach geil! Ich hätte nicht gedacht, dass Piste, Wasser, Matsch, Sand so viel Spaß machen können. Hätte ich es nicht schon gewusst, so wäre mir jetzt klar: der nächste eigene Camper bekommt Allrad und Höherlegung! Ohne macht bei meinem jetzigen Reiseverhalten keinen Sinn mehr.
Nach der Furt über holprige Strecke weiter. Links kommt ein Abzweig zu einem Haus. Japp, da steht dahinten noch ein kleiner Hof. Ich folge weiter der F899 bis Schluss ist. Eine Matschpassage vor mir. Ich stoppe, laufe sie ab. Hm….
Ich könnte das wohl packen. Aber die Gefahr stecken zu bleiben besteht. Und danach endet die Straße auf einem großsteinigen Strand. Auch da…keine Chance weiter zu kommen. Hier ist Schluss. Wir haben unser Ende der F899 erreicht. Und müssen nun…400 m rückwärts fahren. Denn drehen ist hier nicht. Mist!
Also los…leicht bergauf, Kurve, alles rückwärts. Aber mit rückwärts kenne ich mich ja gut aus.
Drehen klappt an dem Weg zum Haus und schon fahre ich zurück. Durch die Furt und auf den Damm…dort stoppe ich an einem verfallenen Haus. Feierabend. Hier bleiben wir für die Nacht.
Freistehen verboten in Island? Ehrlich: heute drauf geschi**en! Wen soll es hier stören? Es ist 21:30 Uhr. Die Rückfahrt würde 3-4h dauern. Is nicht drin. Ich bin platt nach der Tour. Fahren, filmen, reden, Strecke lesen…das ist sau anstrengend.
Ich parke also im Vorgarten des verfallenen Hauses bei dem nur noch eine Mauer steht. Grau und etwas dunkel draußen. Filmen mache ich morgen. Mit etwas Glück, bekommen wir schönes Wetter.
Zu Abend gib’s n gekochtes Ei mit meinem WMF Eierkocher und zwei Scheiben Roggenbrot. Wieso hab ich die letzten Jahre eigentlich nur Weissbrot gegessen. Roggen und Sonneblumenbrot ist der Hammer! Streichkäse drauf, Tomaten dazu, Tasse Milch. Lecker!
Der Co-Pilot hat den heutigen Tag übrigens tapfer mit mir im Cockpit verbracht. Er war zwar ziemlich ruhig, aber hat mitgeholfen, nach Steinen und Untiefen zu schauen.
Friedrich dagegen, nachdem er gehört hatte, dass es heut feucht wird, ist lieber im Bett geblieben, bei den anderen. Wasser mag er nicht, das kräuselt seinen Pelz so. Dann sieht er aus wie ein Schaf! :)
Den Rest des Abends schneide ich. Bin aber um 12 Uhr todmüde. Versuche mich mit ein paar Ballerina Keksen und Milch wach zu halten…das klappt bedingt. Um 2 Uhr liege ich platt im Bett. Das war krass geil heute aber auch ultra anstrengend.
Gute Nacht und bis morgen
Kai und das Wasserteam
GPS Koordinaten:
morgens: 65.665868, -18.214528
abends: 66.128905, -17.900507
Unsere heutige Route: ca. 80 km
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