26. Juni 2022, Der Tag hätte perfekt sein können...
Moin Leute,
8 Uhr und ich bin wach. Heute mal nicht rumtrödeln. Nur noch etwas liegenbleiben, Social Media und aufstehen. Bad, anziehen und vor die Tür. Wetter…noch immer Wind aber auch Sonne.
9 Uhr, ich laufe kurz etwas übers Gelände und treffe auf einen sich bewegen Stein…äh…nee…das ist ein Vogel. So große wie ne Taube aber gefärbt wie die Steine die hier rumliegen. Und null scheu. Ich komme bis auf 1 m an ihn rann…kratzt ihn nicht die Bohne. Natürliche Feinde scheint er hier nicht zu haben. Der Polarfuchs, das einzige einheimische Landlebewesen mit vier Pfoten das schon immer auf Island lebte, kommt nicht bis hier.
Nun aber rein in die Hütte, die Hütten Wartin auch schon wach und vor Ort. Wieder unterhalten wir uns super nett. Sie erklärt mir, wie das hier mit Drohnen gehandhabt wird. Meist ist es im Nationalpark verboten, besonders an Touri Orten. Allerdings können ab diesem Jahr die lokalen Ranger Ausnahmefluggenehmigungen erteilen. Ich solle einfach nachfragen und dann könne man meist fliegen.
Zudem erklärt sie mir noch anhand einer Übersichtskarte, wo überall Ranger stationiert sind, wo Rescue Teams und wo die Polizei in den Sommermonaten ihren Sitz im Outback hat. Gejagt werden die, die im Nationalpark Offpist fahren und die Landschaft zerstören.
Weiter brieft sie mich noch, wie ich eine der tiefen Furten zurück zur Zivilisation fahren soll. Immer nah am Seil und langsam. Keine Bugwelle aufbauen. Und nicht meinen, eine eigene tolle Route finden zu müssen. Nahe am Seil und dann klappe alles gut.
Meine letzte Tat ist ein Eintrag im Gästebuch. Als erster Gast in dieser Saison natürlich eine echte Ehre. Dann verabschiede ich mich endgültig, laufe durch den Wind zum KaiMAN, lasse noch kurz die Drohne in die Luft. Der erste Start ist seltsam, der Gimbal spinnt. Ich muss nochmal landen und neu starten.
Nach dem Flug fahre ich gen Gletscher. Den erreiche ich 15 Minuten später. Großer Parkplatz mit WC. Und da liegt er dann auch gleich vor mir. Riesig und Schwarz-Weiss. Der Vatnajökull Gletscher. Wow….
Vom Parkplatz laufe ich noch ein paar Meter in Gummistiefeln in Richtung rauschendem Gletscherbach. Erst laufe ich falsch, zur alten Gletscherhöhle, die jedoch eingestürzt ist. Drehe um, laufe zur neuen Gletscherhöhle und frage mich: wie komme ich näher dran? Den breiten Bach mit starker Strömung kann ich nicht überqueren. Dann nehm ich halt die kleine Brücke, so dass ich von rechts gen Gletscherhöhle gelange. So komme ich allerdings nicht rein in die Höhle, aber immerhin bis nah dran.
Der Weg allerdings eine Herausforderung und einmal rutsche ich schier in den Bach. Der Hang geröllig-steinig und an einer Stelle echt instabil. Geht aber alles gut und kurz drauf steh ich knapp vor der Höhle. Ich glaub, hier war dies Jahr noch niemand und vermutlich darf man hier eigentlich auch nicht hin weil zu gefährlich. Also nicht nachmachen!
Fotos, Video und wieder zurück. Schließlich haben wir noch was vor. Vor der Abfahrt lasse ich aber noch die Drohne in die Luft. Der Wind allerdings stark und plötzlich habe ich heftige Bildwackler auf dem Bildschirm. Irgendwas stimmt da oben nicht. Zu windig? Hm…hab keine Windwarnung. Ich geh in einen schnellen Sinkflug und fliege zum Startpunkt zurück. Irgendwann beruhigt sich das Bild. Seltsam!
Landen und Abfahrt. Wir haben noch 100 km vor uns. Piste!
Die ersten 40 km fliege ich sehr viel Drohne. Immer wenn sich die Landschaft wieder ändert, steigt die Drohne in die Luft. Hier im Nationalpark darf man das nur mit Genehmigung. Die Flüge sind der Hammer und beim letzten Flug, bei der Landung, eine Böe, unsanfte Landung…Stein…Propeller kaputt. FUCK! Ich hab keinen Ersatz dabei. Ein Propeller ist nun ein Stück kürzer, ein anderer eingerissen der Länge nach. So zu fliegen dürfte schwierig bis unmöglich sein und könnte einen Absturz zur Folge haben. Nicht gut! Somit, vorerst keine Flüge mehr. Ich muss nun überlegen, wie es mit er Drohne weiter geht.
Nach vielen holprigen Kilometern über Lavagestein, Schotter, Sand, Kies, Steine und sonstige Untergründe, verlassen wir die 902 und folgen der F910 gen Askja. Vor einer Brücke ein Parkplatz. Ich stoppe kurz und checke ob es DJI in Island gibt. Finde einen Händler und schreibe ihn via Instagram an. Vielleicht gibts ja ne Antwort. Ich frage nach passenden Propellern für die DJI Mavic Pro.
Nun weiter, über den Fluss und dann mit viel Sand auf der Strecke gen Askja. 30 km Piste, der Dieselstand im Tank wird immer weniger. Als wir Askja erreichen, ist das Wetter wieder sonniger. Zwischenzeitlich war es recht bewölkt mit etwas Regen.
Doch an der Basisstation mit Campingplatz will ich noch nicht stoppen. Hab da noch was vor. Die Hütten Wartin hatte was von einem Lavafeld erzählt. Einige Kilometer von der Askja Basisstation entfernt.
Wie sich nun herausstellt, sind es 19 km ein Weg. Also total 38 km. Dafür hab ich noch genug Diesel, aber morgen wird’s dann eng. Von hier zur Tanke sind es 96 km. Nach Askja hoch zum Kratersee 2x8 km…wird echt eng. Mein Dieselverbrauch seit letzter Tankung bei 17 Liter/100 km. Unglaublich was der MAN offroad so verbrennt.
Das Problem mit der Schiebetür hatte ich heute nur einmal. Im Anschluss hab ich sie ordentlich zu gehauen und auch besonders unten gut angedrückt. Scheint geholfen zu haben.
Nun stehe ich also vor dem Schild das in Richtung des Lavafeldes zeigt. Fahren oder kneifen?
Ich fahre. Co-Pi und Frieder kriegen große Augen, hatten sich wohl schon auf frühen Feierabend um 18 Uhr gefreut. Nix da. Hier kommen wir wohl nie wieder hin. Wir schauen uns das erkaltete Lavafeld aus 2014 an. Auch wenn das bedeutet, dass wir morgen möglicherweise irgendwo ohne Diesel liegen bleiben.
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Die ersten Kilometer sind steinig, die Strecke nur für 4x4 Fahrzeuge freigegeben. Vor mir, in weiter Ferne, fahren zwei Isländische Super Jeeps. Die Straße geht eigentlich auch nach dem Lavafeld weiter, ist jedoch momentan gesperrt. Alle müssen also wieder zurück.
Nach den Steinen kommt ein seehr breiter Seezulauf. Trocken. Und danach wird es heftig. Ich erblicke Sand….sehr viel Sand…Sand ohne Ende. Schwarzer Sand. Im Sand stecken Pfosten, die die Piste markieren. Reifenabdrücke der zwei SUVs sind im Sand zu sehen. Und kaum auf dem Sand, wirft es uns schier aus der Bahn. Üble Verwerfungen die ich etwas zu schnell gefahren bin. Der KaiMAN schaukelt wie ein alter Dampfer bei Seegang. Hinten rappelt die Ladung und der Co-Pilot flucht weil ihm die Watte verrutscht ist.
Sorry…..aber ist Sand…da brauch ich etwas Speed. Naja, bei diesem hier wie sich herausstellt, nicht so sehr. Der Sand trägt zu 95% der kommenden Piste gut. Nur hier und da muss ich deutlich aufs Gas steigen weil der Sand weicher und tiefer wird.
Dennoch, die Anspannung bei mir ist gewaltig. Hier Einsanden und das Ganze entwickelt sich zu einem abendlichen Albtraum. Wo es geht also gut am Gas bleiben, wird es zu wellig, runter vom Gas und hoffen, dass es gut geht.
Hinzu kommt, dass ein Ende der Sandstrecke nicht absehbar ist. Rechts neben uns in hunderten Meter Entfernung ein See….irgendwann sind wir an ihm vorbei. Dann nur noch Sand, Spuren und Stecken.
Nach 5 km ist die Piste blockiert. Ich hab die SUVs eingeholt sie stehen auf der Piste. Die Fahrzeuge, sogenannte Super Jeeps, mit fetten Reifen. Einer hat nen Anhänger dabei und da ist wohl irgendwas kaputt gegangen. Sie fixieren es gerade notdürftig. Ich steige aus, unterhalte mich kurz mit dem einen Fahrer, dann drehen die beiden Trucks um und ich kann weiter. Nun bin ich hier also alleine. Ich, das Team, der KaiMAN und Millionen Tonnen von losem Sand mit Wind. Wenn das mal gut kommt. Ich gebe zu, etwas mulmig ist mir nun schon. Aber zurück ist keine Option. Ich seh das Lavafeld schon am Horizont…doch zieht es sich noch gewaltig.
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Nach weiteren 5 km endlich am Ziel. Der Sand nun wieder etwas mit Steinen versehen und fester, rollen wir auf einen Parkplatz. Angekommen. Von hier geht es nun 800 m über einen Rundkurs aufs Lavafeld. Eigentlich suche ich auch die ganze Zeit eine Wasserstelle die aus dem Untergrund gespeist wird. Davon hatte die Hütten Wartin noch gesprochen. Doch während ich das hier tippe, könnte sie damit auch den See gemeint haben, den wir vorhin passiert haben. Denn hier am Lavafeld finde ich sonst kein Wasser.
Das Feld an sich nicht sooo spektakulär. Wenn man aber bedenkt, dass ich hie gerade aus Gestein aus dem Erdinneren laufe, ist das doch irgendwie was Besonderes. Cool!
Aber krasser war sicherlich die Fahrt.
20 Minuten latsche ich übers Lavafeld, sehe in der Fern noch die Ausläufer des Vatnajökull. Im Video vermute ich, dass es ein anderer Gletscher ist, doch wenn ich mir jetzt Google Maps anschaue, ist das wohl falsch.
Wie auch immer…wir müssen zurück. Pennen können wir hier nicht. Also die 10 km Sandkasten wieder zurück. Danach nochmal die Steinstrecke und zack sind wir zurück an der Ranger Station. Uff…jetzt bin ich auch platt. Den Askja Vulkan Krater machen wir dann wohl morgen. Ich fahre hinter die Hütten und suche mir einen Schlafplatz. Laufe im Anschluss zur Rezeption und zahle 2500 ISK. Das Mädel super nett und freundlich.
Dann wieder zurück zu Zottl, dort sitzen zwei staubige Zeitgenossen auf dem Beifahrersitz. Sollte die mal wieder ausschüttle, sonst tragen sie den ganzen Sand ins Bett.
Doch erst die wichtigen Dinge. Abendessen! Tortellini mit Tomatensoße und Käse. Schnell gemacht. En Guete.
Bis gegen zwei Uhr sitze ich danach noch am Lapi und arbeite. Draußen noch immer gut Licht. Schöne wenn es nicht dunkel wird. Könnte gerne immer so sein.
Um zwei Liege ich im Bett, schließe die Augen und bin…weg.
Gute Nacht
Kai und die Staubigen.
Morgens: 64.747459, -16.632403
Lavafeld: 64.922444, -16.722704
Abends: 65.041760, -16.594040
Route: ca. 140 km
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