24.06.2023 Von der heissen Quelle zu viel Wasser und einer überraschenden Wendung
Moin,
Gut hier genächtigt. Der morgen verläuft im Van ruhig. Draußen ein kommen und gehen. Jeder der n Miet-SUV hat, kommt hier wohl vorbei. Geht Baden in der heissen Quelle und fährt wieder. Weit verbreitet die Marke Dacia in Island. 4x4 und los gehts. Gefühlt ohne Rücksicht auf Verluste.
Morgens etwas Sonne, dann zieht es zu und regnet und windet. Ich bleibe im KaiMAN und arbeite. Blog und schneiden!
Gegen frühen Nachmittag purzeln ich vor die Tür. Der Parkplatz gerade fast leer, somit auch die Quelle. Möchte noch ne kurze Insta Story bauen und ein paar Fotos machen.
Doch kaum steh ich vor der Tür und filme etwas die Umgebung, tut sich irgendwo ne Schleuse auf und es kommen zig Leute, bepackt mit Badesachen und latschen zum heissen Bad. Tja…das wars dann wohl mit filmen. Ich streife noch etwas durchs Gelände, finde noch weitere heisse Wasserflüsse, aber eher Rinnsale und schrecke drei Schafe auf die sich unter einem Erdüberhang versteckt halten. Ich erschrecke mich genauso wie die drei.
Danach nochmal ein Blick zum heissen Pool…voll…sicher 10 Leute und es kommen noch mehr. Ich bin hier dann wohl mal weg. Was bin ich froh, hatte ich den Pool letzte Nacht noch 15 Minuten für mich alleine. Nachts unterwegs sein macht Sinn. Steht aber wieder im Gegensatz zu der Campingplatzpflicht auf Island
Ich mache uns startklar und los gehts. Vor zur Furt, Drohne in die Luft und noch die Abfahrt filmen. Ziemlich windig, die Drohen hat gut zu tun. Und dann kommt mir auf der einspurigen Stelle auch noch ein Bus entgegen. Alter….ich drücke mich neben die Fahrspur, schräg, es geht hier bergauf, rückwärtsfahren so ca. 500 m steil bergab wäre die Alternative. Kannst knicken! Also schräg in den Hang.
Der Isländische Passagierbus mit so 20 Plätzen bedankt sich und ich würge uns wieder auf die Piste und düse den Hang hoch.
Oben an der Kreuzung fahre ich geradeaus…falsch…rückwärts 200 m…wir müssen rechts. Weiter rein ins Hochland.
Nach 4 km Steinpiste steht ein PKW am Straßenrand. Ein junges Mädel daneben. Ich stoppe, auf Englisch meint sie, sie hätten einen Platten…doch da sie Deutsche ist,
stellen wir auf unsere Sprache um.
Ich schau mir den Schaden an…uff…der ganze Reifen ist teils von der Felge gelöst. Das Ventil nicht mehr abgedeckt vom Gummi… Ihr Freund der im Auto sitzt und telefoniert hat einen Stein getroffen. Für die beiden ist hier Feierabend.
Reifenflickset oder sonstiges hilft da nicht. Ein Ersatzrad muss her. Haben sie aber nicht dabei. Nach Telefonat mit dem Vermieter kommt ihr Freund aus dem Auto mit nem Bordeigenen Kompressor in der Hand.
Also ich bin kein Spezialist, aber das wird nix. Der Vermieter meinte, er solle den Schaden „irgendwie vor Ort fixen“. Jo…ich bleib dabei, das wird nix. Da muss ein neues Rad her!
Da ich hier weiter nix ausrichten kann, bei den beiden noch Sprit genug an Bord ist, die Piste recht frequent befahren, mache ich mich auf den Weg weiter zum Stausee. Blicke auf den Vatnajökull Gletschers am Ende des Horizonts. Ein riesiges 8.100 km2 bedeckende Einsfläche. Der größte Gletscher Europas. Eisdicke 400-900 m, Eisvolume 3.300 km³. Ein riesen Trümmer halt.
6 km später erreiche ich den Stausee der all das Gletschwasser auffängt. Gebaut am und im Vatnajökull Nationalpark. Bestehend aus drei Staudämmen.
Quelle Wikipedia, Zitat:
„Das Wasser zweier Flüsse, Jökulsá á Brú (= Jökulsá á Dal) und Jökulsá í Fljótsdal wird in drei Reservoiren (Hálslón, Ufsalón und Keldulón) gespeichert. Von dort wird es über zwei 40 km und 13 km lange Tunnel mit einem Durchmesser von etwa 7,5 m und 6 m zum Kraftwerk geleitet. Die Tunnel haben eine geringe Neigung zum Wassertransport in ein anderes Tal, um dort eine größere Fallhöhe gegenüber der reinen Staudammhöhe zu erreichen. Nach einer Zusammenführung der Tunnel wird der Wasserfluss etwa 800 m vor dem Kraftwerk in zwei gleich große Tunnel mit einem Durchmesser von jeweils ca. 4 m getrennt. Nach einer Steinfalle, die die Kraftwerksturbine vor mitgerissenen Steinen schützen soll, geht der Tunnel in einen nahezu senkrechten Druckstollen über zum Kraftwerk. Erst auf den letzten Metern Strecke wird dabei einen Höhenunterschied von 420 m überwunden. Kurz vor der Richtungsänderung in die Senkrechte machen die Wassertunnel eine Kurve, die mit einem Exit-Portal versehen ist. Bei einer Schnellabschaltung des Kraftwerks können die kilometerlangen Zulauftunnel durch dieses Tor entwässert werden. Aufgrund der Länge der Tunnel wurden diese von mehreren Seiten gleichzeitig gebaut. Zum ersten Mal wurden dabei auf Island Tunnelbohrmaschinen eingesetzt, die in diesem Fall direkt in den Fels gebohrt haben ohne eine Auskleidung einzubauen. Am 28. September 2006 wurde das Wasser im Hálslón erstmals aufgestaut“.
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Eine Meisterleistung…doch mit viel Zerstörung verbunden. Riesige Landmasse wurden überschwemmt, in einem Nationalpark. Der Fluss hinter dem Stausee liegt trocken. Erst im August, wenn der See voll ist und den Überlauf erreicht, fließt wieder etwas Wasser in den Canyon.
Ich stoppe am Parkplatz..hey…Mülleimer und Wcs. Geil…dafür hat sich der der Bau schon gelohnt. Mein Müll von 3 Tagen fliegt in die Tonne und mein BioToi Urin ins Klo. Super.
Danach schaue ich mir das Bauwerk an, sehe den leeren Canyon des Jökulsa Flusses. Da fließt nix.
Weiter über den Damm, stoppen, Fotos und weiter. Überraschenderweise kommt dann noch ein zweiter Damm. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, es gibt total nur 2 Dämme. Auch diesen überfahre ich, drehe, fahre wieder zurück. Denn ich will woanders hin.
Dafür muss ich einen Großteil der Offroad strecke von Heute und gestern zurück fahren….hm…
Vorher fahre ich aber noch zum dritten Staudamm. Der Liegt nördlich von den anderen beiden. Dort angekommen…liegt ein kleinerer Damm vor mir. Nicht sonderlich spektakulär. Aber die Straße führt am Fusse des Dammes noch weiter. WO geht es da hin?
Google. Maps hilft nicht wirklich..die Auflösung ist scheisse. Ich checke mein Track Book und sehe….oh…das ist Route 5. Ja leck, ich muss doch nicht zurück, ich kann diese als sehr einsam und wenig benutzte Route verwenden um im weiteren Verlauf auf die Strecke zu stoßen, die gen Gletscher führt. Geil! Motor an, los gehts!
Die Strecke ist erst ordentlich befahrbar seit der Stausee existiert. Vorher wars hier sehr sumpfig.
Die Piste ist geil. Nicht besonders anspruchsvoll aber einsam. Mal steinig mal schottrig. Manchmal schwer zu erkennen wo genau die Strecke weiter führt. Aber grandios karge Landschaft. Dagegen war Marokko stark bewachsen.
Ich folge den GPS Koordinaten und dem Track. Komme an einem runden See vorbei, mache immer wieder Fahraufnahmen vom Boden. Kamera stellen, fahren, Kamera holen. Elends Aufwand.
Lange wäre die Piste auch als 2WD fahrbar. Doch dann kommt ne heftige Steigung. Ohne 4WD schwierig bis unmöglich. Wir fahren sie entspannt ohne großen Flurschaden anzurichten hoch.
Der Wind nimmt immer mehr zu, von hinten. Treibt uns den Staub den wir aufwirbeln in den Van. Alles knirscht und ist sandig. Co-Pilot schaut verärgert, Friedrich ist ebenfalls pissig. Sorry Leute. Zum Glück sitzen beide hinten, heute ist ja Flauschy Samstag. Sie und Monty sind vorne bei mir und machen einen top Navi-Job und werden mit eingesandet.
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
So fahren wir langsam vor uns hin. Über Hügel, durch kleine Täler, grandiose Aussichten, ab und an schaut noch etwas Sonne vorbei. Nochmals geht es steil bergauf und wieder runter. Einen Absatz muss ich meistern. Wir kommen nur langsam voran. Nach 2/3 der 40 km Strecke ist es 21 Uhr. Ich bin durch…aber wo ist hier der nächste Campingplatz. Hm…noch sicher 2-3 h Fahrt. Alter…das ist nicht drin….
Ich suche mir einem etwas breiteren Abschnitt der Piste wo die Fahrspuren etwas auseinander gehen und stoppe. Ich befahre keinen Bereich neben der Piste, stehe noch voll auf den Fahrspuren. Ich bleib hier. Schlafe hier und fahre morgen weiter. Wir stehen diese Nacht also nochmal frei, ein Campingplatz weit und breit nicht zu finden. 2-3 h fahren ist einfach nicht mehr drin heute. Ende!
Abendessen: Würstli mit Spiegelei und Brot plus Gurke. Dabei sehe ich, dass meine Salzmischung im Fach über der Dinette explodiert ist. Verdammt..riesen Sauerei. Egal…erstmal essen. Hunger. Das Salz liegt da nachher auch noch.
Im Anschluss dann Reinigungsaktion und arbeiten bis Mitternacht. Der Sonnenuntergang schaut noch kurz unter den tiefen Wolken vorbei. Grandioses Rot. Wir sollten schauen, dass wir an die Nordküste kommen!
Es kommt niemand vorbei, wir stören niemand. Ich war nur einmal kurz vor der Tür. Wir hinterlassen keine Spure außer Reifenabdrücke auf der Piste. Wir stehen hier weit ab von allem und jedem. Noch nicht mal mehr einen Vogel haben wir vögeln sehen. Nix! Komplett einsam!
Um halb eins rum liege ich erschlagen im Bett. Die Truppe neben mir. War ein cooler Tag. Mal schauen was morgen kommt. Hoffentlich können wir diese kaum befahrene Piste ohne Probleme zu Ende fahren und treffen dann wieder auf ein klein wenig mehr Leben.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai und die Staubigen.
Route
Morgens: 65.005684, -15.759804
Stausee: 64.949120, -15.798113
Abends: 65.031338, -15.994430
Unsere heutige Route: ca. 70 km
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Kommentar schreiben
Joachim H. (Donnerstag, 27 Juli 2023 18:28)
Witziger Zufall: unmittelbar vor dem Lesen Deines Malheurs mit dem Salz hatte ich meinen Hängeschrank über dem Küchenblock auch komplett ausräumen und putzen müssen, weil ein Salzpaket den Belastungen schwedischer Schotterpisten nicht gewachsen war und seinen Inhalt großflächig verteilt hat...
Haui (Samstag, 29 Juli 2023 21:11)
Eine Nacht mitten im Nichts. Ganz nach meinem Geschmack. Ach ist das doch schön, dass du uns "mitnimmst".