23.06.2023 Ankunft auf Island
Moin,
6:30 Uhr klingelt der Wecker. Raus aus den Federn duschen. Wetter: grau und neblig. Wie schon die ganze Überfahrt. Wellen? Null!
Lange Dusche und die Durchsage: Wir erreichen in 2 h den Hafen! Hä…wie? In 2 h? Dachte in einer Stunde? Ach, mit dieser verkackten Zeitumstellung und Schiffszeit blickt ja keiner mehr durch. Egal, so komm ich nach dem Duschen noch ne Stunde zum arbeiten. Auch gut. So ist der Blog schonmal getippt.
Um 7:30 Uhr verlasse ich die Kabine, die Putzkolonne kratzt schon mit den Hufen und will sauber machen.
Das ganze Schiff in Aufruhr. Überall Leute und Gepäck. Die ganz intelligenten setzen sich auf die Treppen, so dass man kaum noch laufen kann. Wie intelligent ist die Menschheit eigentlich noch?
Ich schaff es dennoch aufs Außendeck, wir düsen gerade in den Fjord der auf Seyðisfjörður (SF) zuführt. Grau, Wolken, trocken.
Kalt ist es im Wind, Handschuhe wären nett.
Die Anfahrt durch den Fjord zieht sich, dann aber der Blick auf SF, ein Kreuzfahrer liegt vor Anker im Hafenbecken, verpestet die Luft. Blauer Dunst über der Bucht. Die gute isländische Luft. Auch unser Dampfer russt ordentlich und hinterlässt Spuren am Himmel. Kam eigentlich schonmal ein Klimakleber auf die Idee, sich an ein Boot zu kleben? Stell mir das gerade vor….Boot legt aber, Klimakleber klebt….da kann er nur hoffen, dass es guter Kleber ist. Sonst machts irgendwann Platsch!
Um 8:30 Uhr legen wir an. Alles stürmt zu den Fahrzeugen. Aber wo ist meins? Ich find den KaiMAN nicht. Irre von Deck 3 zu vier und zurück. Kein KaiMAN. Haben Friedrich und Co-Pilot den Van heimlich umgeparkt? Das gibts doch nicht. Ich suche ewig, frage zweimal und finde den KaiMAN dann endlich. Gerade noch rechtzeitig. 2 Minuten später und er wäre etwas im Weg gestanden.
Alle Taschen reinwerfen, Motor an, drehen und runter von dem Kahn. Hallo Island! Wir sind da! Wie gehts?
Die Polizei steht am Hafenausgang und verteilt Benimmregeln im Verkehr an die Offroader. Eine junge und sehr freundliche Polizistin reicht mir das Flugblatt. Dankeschön.
Dann durchs grüne Tor…nix zu verzollen….Friedrich rollt mit den Glasaugen gefühlt.
Weit komme ich nicht: erster Parkplatz links. Stoppen. Pause. Videos hochladen. Alle anderen die aufm Boot waren ziehen lassen. Ich will nachher in Ruhe die ersten Meilen fahren und nicht jetzt mit allen anderen. Mein O2 Max Karte funktioniert auf Island übrigens bestens.
Während ich nun bis 12 Uhr arbeite, fährt das Boot wieder ab, kommt ein anderer Kreuzfahrer und bessert sich das Wetter. Es wird immer sonniger. Verrückt! Der Himmel blau, das Wetter ne Wucht. Sogar warm ist es.
Meine Videos laden mit der O2 Max Karte flott hoch. Die Welt ist in Ordnung.
Um 12 Uhr, nach einem Brotfrühstück, lasse ich den Motor vom KaiMAN an und wir legen ab. Durchfahren SF, was ein Volk. Das Dorf hat normalerweise 92 Einwohner. Momentan vermutlich das 10-fache. Nix wie weg.
Die Fahrt führt bergauf, Wasser rauscht in kleinen Fällen bergab, oben Hochland und Schneereste, die Drohne geht das erste Mal in die Luft. Gut windig allerdings.
Auf der anderen Seite, mit grandiosem Blick, wieder runter ins Tal und schon kommen wir von der 93 auf die 94. Nach Egilsstaðir müssen wir nicht. Dort gibts n Laden, aber wir haben alles dabei. Vermutlich auch einige Dinge illegal…aber so what. Wir sind nicht dafür bekannt, immer alles vollkommen legal zu machen. Hier also: KEIN VORBILD!!! Auch auf Island machen wir hier und da Dinge etwas "anders".
Der 94 folgen wir schnurgerade bei Sonne gen Norden. 100 km total mit zum soeben geplanten Ziel. Wir schauen uns mal ein paar Vögel an.
Das Ziel Höfn Borgarfirði Eystri, dort gibs ne große Kolonie Papageientaucher. Vorher müssen wir aber noch einmal auf der 94 scharf rechts, dann über einen ordentlichen Hügel mit zwei schönen Aussichtspunkten. Am zweiten werden wir auch prompt das erste Mal erkannt auf Island.
Auf der anderen Seite wieder runter, sagenhafte Landschaft hier in den Ostfjorden, zurück ans Meer, daran entlang und schon in Lindarbakki. Hier gibts n Campingplatz. Wir stoppen allerdings nicht, jagen durch und sind 10 Minuten später am gut besuchten Parkplatz am Höfn Borgarfirði Eystr. Hier erstmal Pause.
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Kekse tunken und Equipment klar machen. Gegen 16 Uhr laufe ich zum Papageien Felsen. Alleine ist man hier wohl nie. Aber immerhin sind Puffins da. Und nicht zu knapp. Gut was los.
Es herrscht gespannt Ruhe auf dem Fels, unterhalten wird sich, wenn überhaupt, nur im Flüsterton. Sonst starren alle auf ihre Kameras und die Vögel.
Ich glaub, ich bin hier zwei Stunden am filmen und fotografieren. Es ist mein erstes Mal, dass ich diese lustig, knuffig und tollpatschigen Vögel sehe.
In der Luft pfeilschnell, gute Jäger nach Fisch im Meer, tauchen bis zu 70 Fuss tief. Doch an Land ne Katastrophe. Sie klatschen irgendwie auf den Boden, elegant ist anders. Einer schmiert bei der Landung am Fels ab und klatscht n Meter tiefer auf Gras. Federn flattern aber ihm ist nix passiert. Er hat sich halt gerade nur vor zig Menschen und Kameras bis auf die Federn blamiert. Aber seine Kollegen machen es auch nicht besser. Auch die Landung aufm Wasser ist nicht elegant. Sie platschen einfach rein.
Von Mai bis August mühen sie sich hier ab und ziehen ihre Jungen groß, den Rest des Jahres sind sie auf dem Meer. Damit kommen sie besser zurecht.
Unsereins macht einige schöne Aufnahmen der lustigen Kerlchen und zieht dann weiter. Zurück zum KaiMAN und jetzt? Hm…40 km weiter ist n schöner Campingplatz. Am Ende der F946. 1,5h Fahrt sagt Google. Schaffen wir noch! Ist ja ewig hell bzw. wird nicht dunkel.
Als ich vom Parkplatz rolle, winkt mir ein junger Mann zu. Hm…was will der denn? Fenster runter…Englisch…ob ich seine Freundin mitnehmen könne, fragt er.
Ich: Klar! Wo ist sie?
Er: die ist schon losgelaufen, Richtung Auto.
Ich: Ich kann dich auch mitnehmen
Er: das wäre ja super!
1Schwups ist er im Van, hat Co-Pilot und Friedrich auf dem Schoss und wir fahren los, zurück Richtung Lindarbakki. Muss ich eh hin. 500 m später sehen wir seine Freundin am Straßenrand. Daumen raus….ich stoppe…sie steigt ein, setzt sich hinten in den KaiMAN. So fahren wir nun zu mehreren noch 3 km weiter bis zu ihrem Auto. Sie waren wandern und hatten nun keinen Bock mehr zurück zu laufen. Vollstes Verständnis dafür!
Die beiden kommen aus Polen, arbeiten hier über den Sommer im Café in Lindarbakki und haben heute frei.
An ihrem Auto setze ich sie ab und fahre weiter. Gute Tat für heute…check!
In der Stadt Lindarbakki biege ich links auf die F946 ab. Asphalt….dann festgefahrener Schotter…und irgendwann geht es links…zwei Schilder: ab hier 4x4 Pflicht! Hm…hab ich…also weiter.
Was nun folgt ist einfach nur affengeil. Sorry für die Wortwahl…aber es ist halt so. Einspurig, Schotter, Erde, Steine….bergauf…grandiose, bergige Landschaft, ein absoluter Traum. Die Ostfjorde können was! Aber geht nur mit Allrad.
Die Fahrt zieht sich, ich filme viel ausserhalb des Autos, Kamera stellen, vorbei fahren, Kamera holen. Zig mal dieser Ablauf. Echtes Sportprogramm.
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Als ich oben bin, wieder runter…durch gigantische Landschaft…dann wieder hoch. Und zwar übelst. 20% auf Erde-Stein-Schotter Mischung. Ein Traum! Der MAN macht alles mit. Ohne mit der Wimper zu zucken. Enge Radien, kein Problem, Steigung….easy….anfahren am Berg auf Erde…locker! Ein Traum.
Oben angekommen…wow…Blick auf den Nachbarfjord. Gigantisch! Ein absoluter Traum. Immer wieder stoppe ich zum Fotografieren und Filmen. Die Landschaft unfassbar schön. Wie Norwegen und….irgendwie….größer. Ich kann es nicht beschreiben, muss man gesehen haben.
Wie es auf der einen Seite hoch ging, geht es nun runter. Übelst steil und spannend. Ich freu mich schon auf die morgige Rückfahrt.
Als ich unten am Fjord bin, wird es besser zu fahren. Zwei Bachdurchfahrten und ne schmale Brücke folgen noch und dann: ein Mensch an der Brücke. Ich stelle gerade die Kamera auf. Er ist Wanderer. Als er auf meiner Höhe ist, frage ich ihn, ob er mitfahren will. Es ist 21 Uhr.
Erst zögert er und meint er laufe, doch dann entscheidet er um und steigt mit ein, nachdem ich die Brückenfilmung hinter mir habe. Die letzten 6 km sind wir also zusammen unterwegs. Er hiesst Uri, kommt aus Spanien, ist Wander Guide auf Island und hat diese Woche frei und ging daher…wandern! Jo, was auch sonst!
Im Sommer ist er hier, im Winter in Peru und Chile und sonst wo auf der Welt. Leitet überall geführte Wandertouren. Netter Kerl, wir unterhalten uns angeregt auf den 6 km.
Als wir am Campingplatz ankommen, steht dort ein großes Haus, n kleines, das Waschhaus und n Zelt. Drumherum alles grün. Wiese. Wow! Umgeben sind wir von hohen Bergen. Netz gibts keins.
Die Besitzerin ist gerade nicht da, eine andere Dame zeigt sich. Sie gehört irgendwie zu ner Filmcrew die hier Enten filmt. Sehr nett, aber weiss auch nicht so genau, wo ich parken kann. Besitzerin kommt aber bald zurück, wie auch die Film Maker.
Ich parke den KaiMAN auf die Zeltwiese. Direkt an den Anfang. Möglichst das Gras nicht zerstören. Hat es ja schon schwer genug hier. Draußen frisch, im Van okay. Ich mache mir Porridge und esse, schneide nebenher.
Irgendwann kommt die Besitzerin, super nett. 2500 ISK kostet der Spass, also 15-16 Euro. Dusche kostet extra.
Zwei Italiener sind auch noch hier mit ihrem Dacia 4x4 und Zelt. Aus Neapel. Mehr ist nicht los. Was ein geiler und ruhiger Spot. Fast wie freistehen. Der Camping in Lindabakki dagegen war voll.
Den Rest des Abends bleibe ich im Van. Kalt draußen, im Van irgendwann auch. So stelle ich die Heizung auf 900 Watt und heize elektrisch. Das reicht vollkommen um es langsam wärmer werden zu lassen. Wieder Diesel gespart. Die Batterie sinkt bis Mitternacht auf 75%. Alles easy. Morgen wird teils sonnig, das kommt wieder rein. Ladebooster bleibt weiterhin aus.
Gegen halb eins gehe ich ins Bett. Draußen…hm…Abendrot oder Morgenrot? Schwer zu sagen, was die Sonne gerade treibt, aber sie strahlt auch noch einen Berg leicht an und die Wolken. Von Dunkelheit nix zu sehen. Geil!
Der Erste Tag in Island war grandios. Viel erlebt und gesehen. So kann es gerne weiter gehen. Jetzt aber erstmal ins Bett. Und meine kleine KaiMAN Höhle hab ich die letzten zwei Tage auf dem Boot vermisst. So kuschel ich mich unters Federbett, Heizung ist aus und gute Nacht.
Viele Grüsse
Kai und die Islandbären
Hafen Seyðisfjörður: 65.262762, -14.001615
Höfn Borgarfirði Eystri: 65.540117, -13.753302
Loðmundarfjörður: 65.364987, -13.896552
Route: 140 km
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