20. April 2023 - Zottl kaputt und einer läuft
Moin,
aufwachen unter Schafen. Wohl eins der schönsten Dinge in Irland. Naja, okay, sie sind durch einen Zaun von uns getrennt, aber ihnen morgens bei ihrem Tagwerk zuschauen zu können, wie sie vor sich hin grasen, ist schon entspannend. Ich könnte das den lieben langen Tag. Dazu noch die lustigen Lämmer plus der Sonnenschein. Strahlend blauer Himmel, doch sind die Locken der Schafe ziemlich gerade: es bläst noch immer ein ordentlicher Ostwind. Dennoch, am Himmel keine Wolke. Das könnte heute den sonnigsten Tag unseres ganz Trips geben!
Unsere erste Aktivität heute: Wasserfall. Hier soll einer sein. Schließlich stehen wir auf dem Parkplatz des Visitor Centers zu eben diesem. Somit mache ich mich parat, ziehe mich winddicht an, Wanderstiefel, Camera und Gimbal kommen mit, Handy, Geldbeutel, Schlüssel... Der Rest der Truppe pennt noch. Ich kann also getrost aus dem Haus gehen.
So trete ich raus in den Windschatten von Zottl, marschiere über den Parkplatz und versuche, auf der nicht befahrenen Straße nicht überfahren zu werden. Das mit dem rechts schauen ist noch immer nicht meins als Fußgänger. Als Autofahrer hab ich mich mittlerweile dran gewöhnt...so halbwegs.
Die Schilder zeigen es schon, Glencare Wasserfall. Ich rechne mit ner Stunde Fussmarsch oder so. Doch...ich irre mich gewaltig. Auf geteertem Weg folge ich dem Lauf eines Baches, überquere eine Brücke und sehe dann schon den Wasserfall. Alles in allem vielleicht 5-7 Minuten laufen. Hm...das ist sicherlich nicht alles...da gibts noch mehr! Schnell ein paar Fotos und weiter, denn der Weg führt noch weiter hoch am Wasserfall links entlang. Betonstufen, Geländer....hm... Der Wasserfall, vielleicht 10 m hoch, fällt hier mit ner Breite von 1,5 m in einen Pool und fliesst dann als Bach weg. Nicht mörder Spektakulär. Ändert auch nicht die Tatsache, dass er sich hier durch 340 Millionen Jahre altes Gestein frisst. Er sieht nett aus, aber deswegen hier hin fahren...muss man ehrlich gesagt nicht.
Ich stehe nun auf 3/4 Höhe des Wasserfalls, kann in den Pool schauen...okay....bin auch nicht ganz alleine. Es wird langsam etwas belebter hier. So drehe ich ab und folge dem Rundweg. Erst noch ein kleines Stück bergauf, dann eben und anschließend wieder runter. Alles auf Beton. Kurz darauf steh ich wieder an der Brücke die ich vor 15 Minuten überquert hatte. Nach 20 Minuten bin ich zurück bei Zottl. Ooookay...Wanderschuhe hätte ich mir schenken können. Und was mach ich nun mit dem angebrochenen Tag?
Ich schaue auf Google Maps...irgendwo hier ist der Ben Bulben. Ein ausgefranster Berg. Auf den man auch hoch kann. Will ich eigentlich nicht, aber Drohne fliegen wäre doch was. Wobei...der Wind schon stark und böig ist. Naja, fahren wir mal hin.
Fataler Fehler!!!
Die Strecke am See zurück die wir gestern gekommen waren, dann rechts, halbwegs zweispurige Strecke, doch bei Gegenverkehr rezudziere ich die Geschwindigkeit und bleibe im Notfall stehen um nicht an Sträuchern vorbei zu schrappen.
Auf halbem Weg seh ich rechts einen LKW der einen Bagger geladen hat und schräg in die Farbahn rausragt. Etwas bis auf meine Seite. Ich denke noch...hm...das wird aber eng, da muss ich ins Gras mit den linken Rädern, sehe dabei zu spät, dass der Grasbereich nicht eben ist, da droht ne Art Vertiefung, ich lenke also ein Stück nach rechts....ein fataler Fehler wie sich gleich herausstellen wird. Wir kommen zwar um das Loch herum, doch irgendwie hab ich übersehen, dass Zottl ja hinter der Vorderachse noch weiter geht und nun, durch mein Einlenken, zu weit gen LKW kommt der da ja fett im Weg steht.
In dem Moment, als mir das klar wird, ich in den rechten Außenspiegel schaue, ist es zu spät. Ich sehe noch, wie ich den seitlichen Blinker des LKW abrasiere. Ich trete sofort voll auf die Bremse. Wir fahren Schrittgeschwindigkeit, Zottl steht also sofort. Doch hatten wir definitiv Kontakt mit dem LKW. Scheisse!
Ich setze einen Meter zurück, korrigiere, fahre nun doch etwas weiter links durch Gras und Loch, es schüttelt uns und dann sind wir ohne weiteren Kontakt am LKW vorbei. (Im Video erkläre ich die Sache etwas anders, hatte da noch nicht alles wieder durchdacht und auf die Reihe gebracht im Hirn. Dies hier ist die korrekte Fassung). Ich fahre rechts ran, der LKW stellt sich nun aus dem Weg. Aussteigen. LKW Fahrer und sein Kollege kommen auch raus. Ich entschuldige mich sogleich, dass ich so bescheuert war, da vorbei wollen zu müssen. Kann mir bis jetzt nicht erklären, warum ich das gemacht habe. Ich hätte einfach warten können....aber nein, ich Depp muss da ums Verrecken vorbei. Könnte mir selbst in den Hintern treten dafür.
Fahrer und Kollege laufen erstmal zu Zottl, schauen sich die Delle an die der LKW reingehauen hat. An der Schiebetür links auf halber Höhe. Dicke Delle, da wo auch die Citroen Sicke verläuft. Lack geht noch halbwegs aber auch beschädigt. Nur gut hab ich sofort gebremst, 3 cm weiter und ich hätte nicht nur die Schiebetür kaputt sondern auch einen Teil der hinteren Bordwand von Zottl. Oh fuck...Friedrich killt mich. Ich seh schon, wie er im rechten Aussenspiegel nervös nach hinten schaut.
Die LKW Jungs...völlig gechillt. Alles kein Problem, am LKW ist ja fast nix passiert. Ach, der kaputte Blinker....er sage einfach, er sei an einem Busch hängen geblieben. Das sei schon okay so. Ich gebe ihnen zur Sicherheit noch meine Visitenkarte mit, falls es doch anders laufen muss. Will ja nicht, dass einer von den beiden Ärger mit dem Chef bekommt.
Kurz darauf fährt der LKW ab, ich besteige Zottl's Cockpit wo ein Friedrich vor sich hin watteschäumt. Ja, ja...schon gut....mein Fehler...ich zahle es von meinem Taschengeld...ja..die nächsten 20 Jahre dann kein Taschengeld...ja....schon gut. Ich bin ein Idiot, ich weiss!! Danach fällt Friedrich ins Wattekoma. Der Co-Pilot...tut so ,als sei nix passiert und chillt vor sich hin! Dafür muss man ihn lieben!
Frustriert und verärgert über mich selbst, lasse ich den Motor an und fahre weiter. Von der ganzen Geschichte gibts leider keine Filmaufnahmen.
15 Minuten später erreiche ich den Ben Bulben Parkplatz, leer. Platz für 5-6 Autos. Strecke ne Sackgasse, geht aber noch ein Stück weiter den Berg hoch. Könnte man theoretisch auch noch weiter hoch fahren.
Die Sonne scheint, ich hab Hunger und esse erstmal n Tortilla Sandwich. Das hebt zwar nicht die Stimmung aber senkt das Hungergefühl.
Danach die Drohne in die Luft? Hm...Friedrich erwacht kurz aus dem Wattekoma, erhebt Einspruch. Zu stürmisch. Nicht noch was kaputt machen heute, sagt sein Blick. Nix fliegen! Lauf hoch!!!!! Als Strafe!!!! Dann ist er wieder weg und im Wattekoma. Zeigt aber vorher noch an, dass er Bildmaterial sehen will als Beweis.
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Uff...das ist ja mal ne Anwattung. Shit...da hoch? Wo ist da der Weg? Irgendwo gehts sicher übel steil den Berg hoch! Gut, das Wetter ist okay, aber der verdammte Wind!
Hm....okay...Wanderschuhe an und...der Anfang des Wegs geht auch steiler bergauf, ist aber fahrbar....dafür nehm ich den eScooter. Bekommt Friedrich ja jetzt nicht mit. Der Plan steht also. Hoch auf den Ben Bulben.
Reifen aufpumpen vom Driveman Offroad und los. 800 m bergauf, dann rechts ne Brücke, da hatte ich glaub gelesen hier rechts, ginge auch geradeaus...rechts...nochmal 800 m...Pfützen, Bachdurchfahrt...dann ist Schluss. Grasland beginnt. Zwei kleine eher provisorische Brücken sind über heftige Matschlöcher gebaut. Bin ich hier richtig? Ist das der Wanderweg auf den Berg? Keinerlei Schilder auf den letzten 1,5 km. Nix! Ne Wander App wäre jetzt praktisch. Aber bei dem bisschen was ich wandere, lohnt sich der Kauf nicht, meinte Friedrich vor kurzem.
Ich stelle den eScooter ab, ziehe den Schlüssel, den klaut hier sicher keiner und laufe los. Planlos. Über Moorig, matschige Wiesen, erst in der Ebene, dann ansteigen. Ein wirklicher Weg lange nicht zu finden. Eher mal ein Pfad den Tiere gemacht haben. Dennoch, ab und an sehe ich Schuhabdrücke. Hier sind also auch schon andere rumgeirrt. Ich steige langsam den Berg hoch, alles Grasland praktisch eine 300 m hohe Graswand vor mir. Die muss ich irgendwie hoch. Irgendwann sehe ich auch den eigentlichen Wanderweg. Auf der anderen Seite des Baches der hier die Wand teilt. Ich bin also irgendwie auf der falschen Seite. Ich überlege: zurück und auf den Wanderweg? Abbrechen? Hier weiter?
Ich entscheide mich für hier weiter und stapfe die matschigen Wiesen weiter bergauf. Höllen anstrengend, dafür wird der Blick immer schöner je höher ich komme. Nach 4/5 des Aufstiegs, kann ich per Stein über den Bach und die letzten Höhenmeter auf dem Wanderweg machen. Und als ich denke, oben....geht es rechts noch weiter bergauf. Verdammt!! Das sah von unten anders aus....ebener!
Auf der vermeintlichen Hochebene muss ich also nochmal über 2 Hügel drüber, alles bei Wind und prächtiger 270 Grad Aussicht. Nur nach vorne sehe ich nur Grasland...ein letzter moderater Anstieg. Auch oben teils moorig matschig. Aber meine Wanderschuhe sind top. Gute Traktion und halten meine Füße trocken.
Und nach 1,5h Quälerei bin ich oben. Knapp über 500 m hoch, am Gipfelstein, der so von Modder umgeben ist, dass ich ihn nicht mal berühren kann. Aber Foto geht. Im Anschluss laufe ich vor zur zerklüfteten Abrisskante. Sieht bedrohlich aus und geht im freien Fall runter. Dazu heftiger Wind. Lieber nicht zu nah...eine Böe und ich bin schnell unten. Zottl sehe ich von hier, der steht vielleicht Luftlinie 700 m weg von mir. Allerdings mit ner Höhendifferenz von sicher 450 m. Unerreichbar! Man sollte fliegen können!
Fotos, Videos...Sturm....umdrehen und wieder zurück. Der Aussicht absolut Grandios, keine Frage, aber der starke Wind zermürbt mich. Nix wie weg hier und zurück. Meine Strafe hab ich somit abgearbeitet. Beweis Bilder hab ich genug. Jetzt also zurück über diese hügelige Hochebene, dann Abstieg über rutschige Hänge ins Tal, zurück zum Roller. Reifen ohne Luft...egal...wer braucht schon Luft in den Reifen. Schlüssel rein, anstellen, Abfahrt. 10 Minuten später bin ich zurück bei Zottl. Ziemlich zerschlagen...jetzt erstmal Kekse und Milch. Egal wie böse Friedrich schaut!
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Aufräumen, Motor an, weiter! 15 km auf Nebenstraßen und wir stehen am Horseshoe Mountain. Eine Berggektte die geformt ist wir ein Hufeisen. Kann man auch erwandern. Aber ich heute nicht mehr. Schon 17 Uhr. Auch gibts hier nicht wirklich einen richtigen Parkplatz geschweige denn ein Schild, wo der Weg lang führt.
Ich versuche mein Glück mit der Dohne, etwas weniger Wind hier. Doch die Sonne steht völlig falsch und in der Höhe starker Wind. Kein schöner Flug, ich breche ihn irgendwann ab, lande, packe alles wieder weg und fahre weiter. Den Tag heute kann nur noch eins retten: ein Strand plus ein Sonnenuntergang. Denn: weiterhin keine Wolken und sonnig. Könnte also klappen.
Ein passender Strand, perfekte Ausrichtung nach Westen ist in 80 km Entfernung gefunden. Dann mal los. Dooey Beach heisst das Ziel. Die Fahrt eher unspektakulär, ich höre Hörbuch, Friedrich im Koma, Co-Pilot schaut verträumt durch die Gegend. Wo der wohl gerade wieder ist in seiner Watte?
Die letzte 2 km zum Strand wieder Single Track Road ohne Gegenverkehr. Die letzten 200 m geht es gut bergab, mit Blick auf Strand, Parkplatz und Dünen. Wow! Grandios! Volltreffer. Die Sonne schon schräg am Himmel, 20 Uhr rum. Um 20:46 Uhr geht sie unter. Keine Verbotsschilder, nur die Gatter zu den Weiden dürfen nicht zugeparkt werden. Ein britischer Camper steht noch da, aber niemand zu seine. 2 PKW kommen nach mir noch, der Bauer mit Quad und ein Mädel mit Hund. Die Kühe auf der Weide freuen sich über die Ankunft von uns...schauen neugierig...bis ich schnalle, dass sie den Bauer erspäht haben. Gibt ne Portion leckeres Kraftfutter für sie.
Ich mache mein Equipment klar und laufe kurz darauf durch die Dünen an den Strand. Perfektes Timing, noch 20 Minuten dann ist die Sonne weg. Keine Spielverderber zu sehen. Keine Wolken, keine Berge, oder Felsen. Freie Sicht. Der Strand der absolute Hammer. Geht flach rein, weisser Sand. Traumkulisse. Ich positioniere zwei Kameras in den Dünen und dann...Feuer frei.
Ja, was soll ich sagen...ein versöhnliches Tagesende: Der Untergang ein Traum. Die Sonne versinkt im Meer! Grandios. Aufgrund der fehlenden Wolken jedoch kein intensives Nachglühen am Himmel. Aber egal. Die Sonne ist gewaltig geil untergegangen. Man hat es im Meer fast zischen hören. Hammer! Ich freu mich nen Elch und packe zusammen. Bin der letzte am Strand. Zeit für was zu Essen.
In Zottl schnell ein Sandwich mit Gurken und Tomaten plus Salat. Danach werfe ich mich in die Arbeit und schneide. Momentan die Videos so aufwändig, dass ich es bei weitem nicht schaffe, ein Video pro Tag fertig zu stellen. Ein echtes Problem. Klappt nicht.
Bis Mitternacht arbeite ich vor mich hin. Um Mitternacht..ins Bett oder nochmal vor die Tür? Sternenhimmel...hm...vor die Tür. Paar Fotos machen, vor an den Strand...Berg hoch...ne Stunde später bin ich zurück. Nicht schlecht geworden die Bilder, hoffe ich! Jetzt aber ins Bett. Zeit für etwas Ruhe und Schlaf. Morgen gehts hier weiter.
Viele Grüsse und Gute Nacht.
Kai und das Teilkomateam.
GPS Koordinaten:
morgens: 54.338405, -8.368508
Ben Bulben PP: 54.373640, -8.466105
Horseshoe: 54.370787, -8.414934
abends: 54.873339, -8.381849
Unsere heutige Route: ca. 130 km
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