24. März 2023 - Mizen Head und Schafskopf
Moin Leute,
nach 2 h Schlaf, ich lag gegen zwei im Bett, erwache ich um 4 Uhr weil draußen der Bär steppt.
Nein, keine Jugendlichen die hier ihre Autos kreiseln lassen, keine Party von Schafen oder Iren. Nein, es stürmt wie doof! Der Sturm zerrt an Zottl, bringt ihn zum wackeln und kommt von rechts. Immer schön auf die Seite. Immer schön wackeln lassen. Durch den Wind knarzt irgendwie auch die Hecktür, und dieses Geräusch geht durch die Ohropax durch. Denkbar doof. Ich bekomme ewig die Kurve nicht mehr. Und wenn doch, dann werde ich immer wieder von Sturm oder Knarzen geweckt. Eine ruhige und erholsame Nacht sieht anders aus. Aber, ich bin selber Schuld, ich wusste was auf mich zu kommt.
Bis 8:30 Uhr kämpfe ich mich so durch die Nacht, dann hab ich die Schnauze voll, stell die Heizung hoch und steh auf. Zottl wackelt weiter ordentlich, die Böen treffen ihn immer wieder. Das Wetter wechselhaft, stürmisch. Etwas Sonne, immer wieder Regen, immer wieder Böen. Raus gehen? Äh...nee. Durch die Schiebetür geht das eh nicht, zu viel Sturm von dieser Seite.
Immer wieder fliegt auch Dreck und Kiesel gegen Zottl, von der nahen Baustelle her angeweht. Unten an den Steilklippen krachen die Brecher an Land. Da krieg ich schon wieder große Augen.
Vereinzelt verirrt sich mal ein Auto hier hin in den nächsten 3 Stunden, auch drei Moped Fahrer rollen vorbei. Niemand bleibt lange. Gegen 12 Uhr kommen die Bauarbeiter der Baustelle beim Besucherzentrum und beginnen ihr Tagwerk. Das Wetter jetzt etwas stabiler. Weniger Regen, mehr Sonne aber noch immer Wind, Wind, Wind.
Online finde ich heraus, dass das Mizen Besucherzentrum und alles andere erst wieder m 7. April öffnet. Die Baustelle hier legt alles lahm. Das ist Mist, denn von hier könnte ich noch bis vor zum Leuchtturm laufen. So jedoch nicht!
Gegen Mittag begebe ich mich vor die Tür. Bewaffnet mit Kameras und einer Idee. Erst ein paar Aufnahmen vom Parkplatz, dann stehe ich vor einem geschlossenen Tor. Achtung Bullen und Vorsicht Cliff, lese ich. Aber nicht: betreten verboten!
Hm...schwups bin ich über das Gatter geklettert und laufe dem Weg entlang bergauf. Quasi hinter dem Mizen Head Besucherzentrum her und etwas erhöht. Der Weg breit. Erst am Ersten Strommast wird er zum Trampelpfad. Gut hab ich Gummistiefel an, alles feucht und nass. Aufpassen muss ich, hier nicht abzurutschen. Steiles Gelände, links gehts runter. Nicht ins Meer aber auf den dort entlangführenden asphaltierten Weg zum Mizen Head Leuchtturm. Dazu windet es noch immer und die Böen sind gefährlich. Aber: ich bekomme so einen deutlich besseren Blick auf die Klippen und in der Ferne sehe ich die Brücke auf die Leuchtturminsel und die Leuchtturm Gebäude. Cool! Hat sich gelohnt...einfach nicht aus Versehen wegfliegen.
Die Brandung ist gewaltig da unten, die Kameras "surren" und ich hoffe auf ein paar schöne Zeitlupenaufnahmen. Bevor das nächste Regenschauer kommt, laufe ich zurück zu Zottl, bau mir ein Tortilla mit Ei und werfe es mir ein.
Im Anschluss, Zeit für die Abfahrt. Wir wollen noch woanders hin. Doch: kaum den Motor an, kann ich ihn auch schon wieder aus machen. Das Problem: die Scheibe ist total zu gesalzen und mein Spritzwasser scheint alle zu sein. Kommt nix. So kann ich nicht fahren. Kurz n Liter aus Zottls Frischwassertank plus Scheibenreiniger in den Spritzwassertank unter der Motorhaube leere, Motor wieder an, wischen, läuft! Wir können los.
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Was folgt ist eine schöne Fahrt zum Sheep Head. 60 km, 1,5 Stunden braucht man dafür locker auf diesen Straßen. Wenig Verkehr zwar, aber eng und rumpelig. Regen, Wind, Wolken begleiten uns. Nix was uns irgendwie wundert oder verstimmt.
Einige Kilometer vor Ankunft ein Schild: wegen schmaler Straße dürfen Wohnmobile und Wohnwagen nicht weiter fahren.
Ich sehe es nur kurz im Vorbeifahren und...naja...ignoriere es. Wie schmal kann es schon werden? Jetzt in der Vorsaison muss das irgendwie gehen.
Ohnehin hab ich den Eindruck, Verkehrschilder, vor allem Geschwindigkeitsangaben sind ein Vorschlag. Wenn ich mir hier manchmal anschaue, wo 100 km/h angezeigt ist...auf was für Straßen! Da fahre ich freiwillig nicht schneller als 70. Oder auf einspurigen Strecken...80 km/h. Das wäre Selbstmord! Daher...Schilder sind Schilder...und man kann sie auch mal versehentlich nicht sehen.
Ich folge der einspurigen Straße und finde nix schmales oder unfahrbares. Die Strecke ist breiter und bietet mehr Ausweichstellen als die 10 km vor dem Verbotsschild.
Steile Passagen gibts, aber hey, dafür hat man ja nen ersten Gang im Notfall. Dennoch, länger als 6.4 bis 7m sollte man besser nicht sein. Mehr geben die Ausweichstellen nicht her. Und in der Hochsaison empfehle ich, der Beschilderung folge zu leisten.
Unser Team gelangt super an den Endpunkt, kommt vorher auch noch an 3-4 Parkplätzen entlang der Straße vorbei. Am Ende der Straße, WCs, ein kleines geschlossenes Cafe und ein Schild: No Overnight parking. Verdammt...das kommt überraschend. Hatte ich so nicht im Kopf. Mist! Ein cooler Spot hier am nahen Ende der Landzunge. 2 km gehts noch weiter, zu Fuss bis zum Leuchtturm. Dann kommt...Amerika!
Naja, egal...erstmal parken, Motor aus. Kamera, anziehen, Halbschuhe und los. 2 km zum Leuchtturm sind schon Pflicht. Drohne kann ich nicht schicken, zu stürmisch. Daher also zu Fuss.
Der Weg ein breitere Trampelpfad, gut zu laufen, ein Auf und Ab. Auf halber Strecke erwischt mich ein kurzes Regenschauer, kurz darauf wieder Sonne. Aber ein Ohure Sturm! Nach 2 km Lauferei erreiche ich den Leuchtturm und muss erstmal lachen. Landläufig sind das hohe Gebäude die in die Ferne strahlen. In diesem Fall....eher nicht. Vielleicht 4 m hoch. Mehr nicht. Ein Mini Leuchtturm. Gut, er steht auch schon auf 40 m hohen Klippen. Dann braucht es keinen riesen Bau. Dennoch...ziemlich kleine der Kleine. Aber egal. Geil hier. Weg hat sich gelohnt. Sonne, Sturm, Wellen gepeitschte See. Das Ende der irischen Welt hier.
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Dann mal zurück. Mit ordentlich Rückenwind schaffe ich die Berg- und Talfahrt und treffe auf das einzige Schaf, das hier frei rumläuft. Das muss jenes sein, welches all die Tretminen hinterlassen hat auf dem Weg und dem Grasland. Es mäht vor sich hin und irgendwie hab ich das Gefühl, das es zu einer Herde gehört die abtransportiert wurde. Der letzte Überlebende...oder so.
Bei Zottl scheint wieder die Sonne, Kekse werden in Milch getunkt und ich erhol mich von dem Marsch durch den Sturm. Wind ist echt irgendwie anstrengend am Kopf.
Um 19:30 Uhr starte ich wieder den Zottl Motor und fahre nochmal 12 km zurück und an die Nordküste von Sheep Island. Echt cool, dass es hier schon so lange hell ist am Abend. Locker bis 20 Uhr Tageslicht. Sehr angenehm. Die Zufahrt zum Spot ist steil und mit einigen Kurven versehen, am Ende noch leicht schottrig. Niemand da, auch das nahe Wohnhaus scheint mir nicht bewohnt, liegt etwas höher und hinter Gebüsch. Ich nehme es nur bei der Anfahrt wahr.
Bloss nicht zu weit fahren, sonst landet man im Meer. Vor der Rampe stoppen! Dort, in einen Stein eingelassen, die Erinnerung an den Author J. G. Farrell der hier im Jahr 1979 beim Angeln im Boot von einer Welle erfasst wurde und ertrank. Tragischer Tod mit 44 Jahre, gerade da, wo seine Karriere am durchstarten war.
Viel mehr läuft nicht mehr heute. Die Sitze sind gedreht, ein gemütlicher Abend beginnt. Draußen Wind und Wellen, das Meer sehr nahe. Drinnen brummt die Heizung und es gibt mal wieder Suppe. Die unendliche Suppe quasi. Ob ich auf diesem Trip auch mal noch was anderes esse? Wir werden sehen!
Um Mitternacht ist Schluss für heute. Meine wattigen Gesellen und ich schlafen jetzt mal ne kleine Runde. Diese Nacht hoffentlich ohne Sturm und mit besserem Schlaf.
Gute Nacht und bis morgen.
Kai und Team.
GPS Koordinaten:
morgens: 51.451695, -9.810380
Sheep Head: 51.545781, -9.826634
abends: 51.569550, -9.786393
Unsere heutige Route: ca. 66 km
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