#614 Männertour St. Gallen - Hart an der Grenze 2

Samstag, 25. Februar 2023 - Am totalen Limit!

Moin Leute,

als ich aufwache, frage ich kurz den Systemzustand ab. Kopf...ok...keine Schmerzen...Magen? Übelkeit? Nope, auch nicht! Etwas bematscht vielleicht, aber sonst ganz ok. Wo ist mein Handy? Wieviel Uhr ist es. Draußen immerhin hell, das sehe ich. Oski steht noch neben mir...und huch: alles gut weiss. Nur der Asphalt nicht! Sonst aber recht winterlich. Wow! Cool!

Ich versuche mich daran zu erinnern, wie ich geschlafen habe und frage mich dann kurz, ob ich aus Versehen statt einer Schmerztablette ne Schlaftablette eingeworfen habe...kann aber nicht sein: ich besitze keine Schlaftabletten! Weder in Zottl noch zu Hause! Hm...ich hab geschlafen wie ein Stein! Schon lange nicht mehr so gut. Aber verdammt, wieviel Uhr ist es?

Ich stelle die Heizung höher, warte noch kurz und mache mich im Anschluss auf die Suche nach meinem Handy. Finde es in der Dinette, aktiviere das Display...und dann trifft mich schier der Schlag! Alter, das glaub ich jetzt nicht! Das gibts nicht. Ich bin echt kurz etwas schockiert, kein Scherz! Das Display zeigt 12:55 Uhr an! Es ist schon NACHMITTAG! Und ich bin vor vielleicht 15 Minuten aufgewacht! Jung, junge...das gab es auch schon lange nicht mehr! 

Der nächste Gedanke: Hoffentlich warten die anderen beiden nicht schon ewig auf mich! Ein etwas schlechtes Gewissen macht sich breit. Verschwindet aber schnell wieder. 

Anziehen, lüften und mal vor die Tür. Es schneit noch leicht, die Vans meiner Nachbarn sehen verlassen aus. Pennen die noch? Sind die wandern? Wo stecken sie?! Keine Ahnung. Unverrichteter Dinge setze ich mich wieder in Zottl. Uff....so ganz fit bin ich nicht. 

Ne Stunde später schreib ich mal Timo ne WhatsApp ob alles ok ist bei ihm. JA kommt zurück. Okay, gut der Bub lebt noch.

Jens kommt wenig später von seiner Emmy Runde. Japp, er ist endlich mal wieder mit Hund unterwegs. Und Emmy echt ne süße!

Ja, so sind wir alle noch irgendwie am Leben nach dem gestrigen Abend. Dynamik ist jedoch nicht so richtig in uns. Jens schmeisst ne Runde Kaffee mit Kaffeekapseln die ich beim Ausmisten noch gefunden habe. Jeder sitzt in seinem Van, die Fenster offen, so dass wir reden und uns sehen können. So gammeln wir in unserer jeweiligen Dinette rum. Ein gechillter Nachmittag. In Zottl wandert noch ein STYLL Flaschenhalter. Danke dafür, Timo! Jetzt weiss ich endlich, wo ich meine 1,5 Liter Wasserflasche während der Fahrt hin tun kann. Sau cool. 

Nebenbei macht noch ein Fenstersauger von Bosch oder Kärcher die Runde. Saugt gut, nur unten am Ende der Scheibe kommt der Bosch Sauger nicht gut hin, er ist zu dick!

Jens hat meine OLIGHT Lampe gestern so gut gefallen, dass er auch gerne eine möchte. Und da ich noch Amazon Gutscheine habe, werd ich ihm da noch eine besorgen. Timo auch...doch weiss der davon noch nix. Japp, weil ich im Amazon Creator Program bin, bekomme ich immer mal wieder Warengutscheine von Amazon. Meist im Bereich Beauty und Home. Beauty...schwierig...Home...geht ganz okay.

Erst gegen 16 Uhr kommt Bewegung in uns. Die Entscheidung, den Standort heute noch zu wechseln, fällt einstimmig. Stehen wir momentan an der Schneeliegenbleibgrenze, wollen wir nun noch höher hinaus. IN den Schnee! Dafür suchen wir uns Grabs/Vorabsee aus. Rund 1.200 m hoch, das sollte reichen. Doch wird die Anfahrt uns wohl einiges abverlange. Egal, ein wenig Action vertragen wir heute schon noch...hoffe ich.

Aufräumen, Teammitglieder platzieren, Motor an und los. Timo fährt vor, dann ich, Jens hinter uns. Runter ins Tal, Stück gen Sargans, den Berg hoch nach Grabs/Voralpsee. Jens verlieren wir irgendwo, an Timo bleibe ich allerdings dran. 

Fuhren wir bei Schnee ab, liegt im Tal nix und als wir in Grabs den Berg hoch tigern, liegt auch erstmal lange kein Schnee.

Erst ab 800 m geht es los, die Wiesen weisser. Wenig später die Straße mit ein wenig Schneematsch versehen. Die BF Goodrich AT drehen hier und da schon etwas unnatürlich durch. Es geht moderat bergauf, wir kommen weiter gut voran. Nix los auf der Straße. 

Irgendwann führt die Straße dann ein Stück weg vom Rheintal, in den Wald. Und hier ist dann urplötzlich Winter! Verschneite, einspurige Strecke. Bäume die weiss sind...Reifen die aber noch greifen auf dem Schnee. Allerdings werden wir immer wieder etwas langsamer. Traction+ ist aktiviert und regelt schon ordentlich. 

Die Strecke wird waldiger und steiler. Vor mir nur noch weisses Band, Timo hängt mich ab. Mit seinem Allrad Antrieb und BF Goodrich AT Reifen hat er hier einen uneinholbaren Vorteil. Ich mit Zottl kämpfe. Immer mehr. Seifig, eisiger Untergrund, die Reifen mit wenig Traktion. Ich muss immer mehr Gas geben, fahre irgendwann im 1. Gang bei hoher Drezahl.

Doch das war bisher noch gar nix. Jetzt kommt es erst so richtig heftig. Es geht rechts ums Eck und die Straße steigt steil an. Ging es bis hier halbwegs mit den Reifen, ist nun Ende mit Grip. Diese Steigung schaffen sie nicht. Alles dreht nur noch durch und ich denke nur: SCHEISSE! 

In Schritttempo mit durchdrehenden Rädern im ersten Gang schiebt sich Zottl die Steigung noch einige Meter hoch. Diese ist jedoch lang und am Ende noch steiler. Wir haben verloren. Das schaffen wir nicht. Ende. Aus. Vorbei.Wir stehen fast.

Mit letzter Kraft erreiche ich eine vom Schneepflug geräumte Einfahrt die rechtsseitig ebenerdig 10 m in den Wald führt.  Ist wohl n Parkplatz im Sommer. Leider komme ich nicht ganz rein. Zottls Heck steht noch ziemlich mittig auf dem bergauf führenden Weg und somit voll im Weg. Wir blockieren die Zufahrt. Scheisse, scheisse, scheisse. Was jetzt? Wie kriege ich Zottl aus dem Weg??

Da fällt mein Blick auf einen Behälter der am Streckenrand steht. Hm, die kenne ich. Da ist Split drin! Ich inspiziere das aus der Nähe...japp...Split. Dann geht es schnell: zwei Hände voll Split wandern unter die Vorderreifen von Zottl. Im Anschluss fahre ich an, komme 50 cm weiter...verliere dann die Traktion wieder. Fuck! Das Ganze nochmal. Zwei Hände Splitt, anfahren. Japp...die Reifen finden mehr halt und Zottl zieht sie in den geschobenen Weg rein. Wir sind erstmal aus dem Weg, die Strecke wieder befahrbar. Uff! Vorerst droht mal kein Ärger. Aber: wie kommen wir hier jetzt wieder weg? Ohne Tauwetter oder Ketten geht hier nix! Dabei liegt noch nicht mal viel Schnee.

Vielleicht 3 cm....aber das ganze ist sowas von null griffig und untendrunter eisig/seifig...einfach Mist zum fahren. Auch mit Winterreifen wäre ich hier nicht weiter gekommen. 

Doch bin ich ja schon ein wenig Winter erprobt. Das Ganze Desaster bringt mich nicht aus der Ruhe. Ich öffne den Keller, hole meine Ketten aus dem Gasfach und packe sie aus. Wie ging das noch gleich?

Und als ich so mit meinen Ketten zu Gange bin, kommt Timo von oben angelaufen. Ihm, wie auch Jens, hatte ich geschrieben, dass ich hänge. Von Jens übrigens weit und breit keine Spur. 

Mit seinen Michelin Ketten bzw. Netzen in der Hand kommt Timo jetzt also angelaufen. Die Netze werden über die Reifen gezogen und sollen genauso gut sein wie Ketten. Doch ganz ehrlich, nach einem Test ist mir hier gerade nicht. Die Strecke dafür zu eng, zu steil und mit zu wenige Parkbuchten versehen. Dazu noch Kurven, seitliches Verrutschen, könnte übel enden. Daher: ich ziehe meine Ketten auf. Hoffentlich passen die auf die ATs.

Sie passen, aber es ist ne Würgerei. An jeder Seite muss ich die Ketten nochmal runter machen weil Kettenglieder verrutsch sind. Das dauert und gibt kalte Fingerli. Als ich gerade die zweite Kette auch auf den Rädern habe, kommt Jens mit Oski angefahren. Ketten drauf. Auch er hatte zu kämpfen, mit Straßenverhältnissen wie mit seinen Ketten. 

Er stoppt kurz, fährt dann wieder an und zieht den Berg hoch. Und genau das mache ich jetzt auch. Rückwärts aus meinem Wegli raus, auf die Straße, und dann im Steilstück anfahren. Die Bären halten die Watte an. Funktioniert das?

Läuft! Die Ketten greifen, wir fahren an. Zu schnell darf ich aber nicht los, denn da ist ja noch Timo der gerne, ganz in marokkanischer Manier, an meiner Heckleiter hängend, mitfahren will. In der Rückfahrkamera seh ich ihn wie er hinter Zottl her joggt, die Leiter ergreift und sich drauf schwingt. Geil! Timo ist einfach geil! Der Typ ist einfach nur cool! So hängt er da nun, macht noch Selfies und filmt und ich fahre mit 10 km/h den Berg hoch. Oh man...wir sind schon ein klein wenig verrückt. Alle miteinander. Aber geil ist es! Einfach geil mit den Jungs so unterwegs zu sein. 

Timo war dieses üble Steilstück mit BF Goodricht AT und Allrad übrigens ohne irgendein Problem hochgefahren. Kein Rutschen, kein Durchdrehen. NIX! 
Mein nächster Van hat: Allrad, Höherlegung und Schnorchel! Das ist jetzt in Schnee gezimmert! Nur keiner weiss, wann das sein wird. Zottl steht nicht zum Verkauf. Eine Neuanschaffung ist nicht in Planung. Wir lieben Zottl. Könnten ihn nicht hergeben. Zu viel erlebt mit dem Kerl! 

So ziehen wir also den Berg hoch. Kurz hab ich das Gefühl, das selbst die Ketten in dem wenigen Schnee ihre Probleme bekommen mit der Traktion. Es ist übel steil und ein Kampf hier hoch. Doch schaffen wir es letztlich ohne weitere Probleme. Erreichen Timo*s Van, stoppen kurz und fahren kurz darauf die letzten 1000 m weiter. Teils auf ASPHALT! Denn hier oben ist die Strecke irgendwie weniger bewaldet und schneefreier. Da fühlt man sich schon leicht verarscht. Aber egal, Ketten bleiben drauf, wir müssen hier ja auch wieder runter. 

Wenig später erreichen wir im Schritttempo Parplatz Nr. 5. Hier ist parken und zelten erlaubt. Wir wollen nur parken. Der Parkautomat unten war übrigens außer Betrieb. 

Die Landschaft verschneit, die Straße praktisch frei von Schnee. Parken. Angekommen. Durchschnaufen!

Emmy bekommt etwas Auslauf, auch wir stehen draußen und einigen uns auf Raketenofen Glühwein, Highfire und Abendessen IN Zottl. Gute Mischung. Alle happy. Dann mal Feuer frei! Außer uns auch keiner hier, wir stören niemand, verhalten uns leise.

Zwei Flaschen Glühwein schmecken schon wieder nach mehr...aber zum Glück sind keine weiteren dabei. Timo produziert im Omnia Schinken mit Schwein und Jens macht Rösti. Gegessen wird gegen 20 Uhr in Zottl. Es schmeckt, wenig überraschend, hervorragend. Das i-Tüpfelchen für einen ziemlich aufregenden Nachmittag. 

Viel mehr läuft heute auch nicht. Wir sind alle ziemlich durch von der letzten Nacht. Keine Party heute, um 22 Uhr liege ich glücklich und zufrieden im Bett. Neben mir zwei noch immer etwas aufgedrehte Wattenasen. Die Aktion am Berg mit durchdrehenden Reifen, Rettung in letzter Sekunde und Kettenärger...war etwas viel für sie. Aber egal, jetzt gibts ein paar Stunden Erholung und morgen ist Sonntag. 

Am Abend und als wir pennen gehen, schneit es leicht. Doch viel dürfte nicht mehr runter kommen...oh man, wenn wir wüssten!

Jetzt aber gute Nacht und bis morgen. Schöne Grüsse

Kai und die Aufgeregten.

GPS Koordinaten:
morgens:  47.236385, 9.436918

abends: 47.162726, 9.376247

Unsere heutige Route: ca. 18 km