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#576 Marokko, Hoher Atlas - Tizi n'Tichka zum Toubkal Nationalpark

Montag, 5. Dezember 2022 - Toubkal Nationalpark

 

 

Moin zusammen,

 

aufwachen wie immer, noch immer Wind noch immer eher grau. Das Wetter scheint mich etwas im Stich zu lassen. 

 

Heizung an, Warmwasser erhitzen, Dusche parat machen. Wird mal wieder Zeit für etwas fließendes Wasser am Körper. 

 

Nachdem zumindest ich wieder sauber bin, der Rest vom Team hat sich das Duschen gespart, lasse ich den Motor an und fahre ab. Richtung Süden, in hoffentlich besseres Wetter und bergab. 

 

Erst geht es jedoch noch ein kleines Stück bergauf und dann...äh...was is denn nu los mit der Straße? Ist der Pass nicht durchgängig top gemacht? Äh...nee! Denn schon biegen wir von super neuer Asphaltstrecke auf die alte Strecke ab. Geradeaus tragen sie noch den halben Berg ab, das dauert also wohl noch ein wenig bis alles fertig ist. 

Und so geht es dann auch weiter. Alte Strecke, Rumpelpiste! Zwischendurch dann mal sogar Schotter-Erd Mischung. Spannend....wenn man vorher dachte, die Piste ist durchgängig top. 

 

Aber egal, wir rumpeln nun bergab, das Wetter bedrohlich grau über den Bergen, aber trocken. Immerhin!

 

Erst nach dem Dorf Ighrem n’Ougdal wird der Belag wieder top. Bis hier haben sie sich von unten schon hochgearbeitet. Wir rollen entspannter weiter. Auf der ganzen Strecke werden uns immer wieder Steine/Kristalle angeboten. Vermute, alles Fake. 

 

Nach 30 Minuten Fahrt erreichen wir Agouim. Die erste größere Stadt. Mit Tankstelle! Die brauchen wir dringend denn weiter runter fahren wir nicht. Wir wollen hier rechts in die Pampa abbiegen. Gut, wenn das Team wüsste, was vor uns liegt, würden wir uns das wohl nochmal überlegen. 

Die Tanke ist am Ende des Orts, für 90 Euro tanken wir voll, Dirham haben wir ja keine Mehr. Bis jetzt...denn wir bekommen als Wechselgeld Dirham. Friedrich freut sich n Bär: wir bekommen Dirham ohne bei der Bank Geld abgehoben zu haben. Hm...manchmal zweifel ich etwas an seinen Finanzfähigkeiten. Aber egal, heimlich freu ich mich auch, dass wir wieder ein paar Dirham haben. Und wir werden sie noch bitte benötigen....

 

Tanken, Bank gibts nicht, Stück durchs Dorf zurück und dann links. Raus aus dem Dorf und immer weiter gen Westen. Rechts von uns Berge, vor uns ein schmales Asphaltband mit hoch und runter, links und rechts. Nicht viel Verkehr, wir tuckern mit 30-40 km/h die Strecke entlang. Die Berge rechts von uns leicht verschneit ganz oben, wir sind hier noch auf rund 2.000 m, die Berge sicher 2.500 m und höher. Dennoch wird hier Ackerbau betrieben und Bäume stehen hier und da rum. Grandiose Landschaft wieder mal. 

 

Und plötzlich ist fast unser gesamter Trip im Eimer. Leicht bergauf und um eine 90°C Rechtskurve führt uns die Strecke, ich fahre langsam, bergauf und Kurve halt. Wir sind ja kein Rennauto. 

Plötzlich taucht vor meinen Augen ein schwarzer PKW auf, fährt rasant, mitten auf dem Asphaltband das gerade für einen PKW reicht und...ALTER...wo guckt der hin?? Der sieht uns nicht!!! Der Kopf des Fahrers ist nach rechts gewendet, auf irgendwas aber nicht auf die Straße und z.B. uns. Er hält mittig fahrend direkt auf uns zu. Ich denke nur noch...fuck...der knallt voll in uns rein...reiße geistesgegenwärtig das Lenkrad nach rechts, hänge mit den Reifen im Dreck und sehe noch wie der Fahrer des PKW seinen Kopf wendet, uns sieht, die Augen aufreisst...und dann vorbei ist. Hätte ich nicht so schnell reagiert, der Depp hätte bei uns vorne rechts voll eingeschlagen. Dazu kommt, dass er nicht langsam unterwegs war, dafür dass er nicht schaut, wo er hinfährt. Das war knapp, der Trip hätte hier tatsächlich zu Ende sein können. Uff....Glück gehabt°!

 





Nach dem Schreck, können wir dann Landschaft genießen. Einiges an Landwirtschaft, grüne und braune Wiesen, Dörfer, Acker werden gepflügt, und selbst echte Bachdurchfahrten gibts. Also mit Wasser drin! Zottl bekommt nasse Puschen. Schön! Habe das Gefühl, er freut sich drüber. 

 

Wir gondeln ewig in Richtung Westen. Die Strecke zieht sich unheimlich und die Kurven fahren wir jetzt noch vorsichtiger als sonst ohnehin schon. 

 

Wir bewegen uns weiter um die 2.000 m. Irgendwann, als wir uns schon fragen ob wir die Strecke je zu Ende bringen heute, kommt in Lac Ifni der Abzweig in ein langes Seitental. Google sagt: fahr doch mal da lang....okay....wir wollen hoch zum Lac Ifni. Denn laut Google kann man bis dort zum See mit dem Auto fahren. Wir sind gespannt und freuen uns auf eine ruhige Nacht fern ab von Trubel, Dorf und Straßen.... Oh man, wenn wir wüssten....

 

Was nun kommt, ist fahrerisch wieder ne krasse Geschichte. Vor allem die Dorfdurchfahrten haben es in sich. Super eng, teils extrem steil und kurvig. Wir fahren hier mal wieder am Limit. Die Durchfahrten teils unbefestigt und breiter als ein Kasten wollte ich nicht sein. Auch nicht länger! Zottl bekommt noch zweimal nasse Füsse und wir kriechen immer tiefer ins Tal hinter. Es ist eine krasse Strecke. Zum Glück ist wenig Gegenverkehr, ein zwei Autos und ein Pferd, das wars. Mehr wäre auch heftig, denn Ausweichstellen gibt es, vor allem in den Dörfern nicht wirklich. Ist man aber aus den Dörfern raus, wird die Straße wieder breiter und besser

 

Wir kommen unserem Ziel ab näher, paar Serpentinen, bergauf, steil...ein Pferd...oder Esel steht rum und wir ziehen den Hang hoch, kommen noch an ein paar Häusern vorbei und plötzlich teilt sich der Weg, Schotter links, Schotter rechts. Links sieht allerdings unfahrbar aus, also rechts. Aber auch da geht es nicht weiter...wir stehen plötzlich auf einem privaten Hof der als Parkplatz gekennzeichnet ist. Eine ältere Frau winkt, ich deute das mal so, dass ich hier parken kann. Hm...aber irgendwie geht es eigentlich noch 3 km weiter bergauf laut Google. Aber...unfahrbar der Weg. Mist! Da gondelt man hier ewig ins Tal hinter und dann so ein Rohrkrepierer! Mist!

Alleine bin ich hier auch nicht, ein roter Land Cruiser ohne Kennzeichen steht neben mir. Als ich aussteige sehe ich, dass einen Neue Zürcher Zeitung auf dem Beifahrersitz liegt. 

 

Die ältere Frau kommt auf mich zu und und dann geht es los. Kommunikation am Ende der Welt im Hohen Atlas. Französisch...kannst knicken. Nix. Arabisch oder sowas wäre hilfreich. Ich frage per Zeichensprache, ob ich hier parken und nächtigen kann. Aber so richtig klar, ob sie versteht, was ich meine, weiss ich nicht. Wir kommen nicht weiter. 

 

 

               

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Und als ich dann noch die Kamera hochhalte und mich filme, sonst niemanden, ist mal kurz richtig Aufregung bei der Frau. Wir sind auch mehr geworden, Kinde sind dazu gekommen. Die Frau wird etwas ungehalten, ich ahne schon was sie meint: sie denkt ich hätte sie gefilmt! Was ich definitiv nicht habe. Nur ich war im Bild, hinter mir niemand. Die Frau steht vor mir. 

 

Sie ruft laut in Richtung Tal und 3 MInauten später lerne ich die nächste Person kenne. Das er Ali heisst, erfahre ich erst viiiel später, aber er ist leicht ungehalten als er von unten von einer Baustelle angelaufen kommt. Ohne Hallo zu sagen will er sehen, wen und was ich gefilmt habe. Ich lag also richtig mit meiner Ahnung. Aber: Ali spricht etwas Französisch. Das hilft. Ich zeige ihm meine Aufnahmen und versichere ihm, dass ich niemanden gefilmt habe außer mich selbst. Er schaut die Aufnahmen auf meinen Display der Sony an und ist danach wie ausgewechselt. Alles in Ordnung, er bedankt sich und entschuldigt sich. Alles gut also. Puh...ich bin beruhigt. 

 

Jetzt kann ich immerhin auch klären, ob ich hier pennen kann. Ja, ist okay, 100 Dirham....what!? Ja, 100 DH. Uff....ich hab nur 80 DH...also 8 Euro. Unsere letzte Barschaft, vorhin beim Tanken als Wechselgeld erhalten. 80 DH reichen ihnen auch. Ich fühle mich etwas abgezockt, aber gut, hier am Ende der Welt können sie das Geld wohl wirklich brauchen. Also mache ich nicht weiter rum. 

 

Ali fragt, ob ich gerne seine Baustelle sehen möchte? Ja klar, gerne! So laufen wir 300 m bergab zu seiner Baustelle, er baut dort Unterkünfte für Touristen. Noch im Rohbau, gemauert, mit etwas Stahl bei den Betonträgern. Der Boden aber noch eine Mischung aus Erde und Steinen. 3 Jungs arbeiten auf der Baustelle, der eine biegt Stahl, die anderen beiden versuchen einen riesen Stein aus dem Boden zu bergen. Liegt wohl im Weg das Ding!

 

Und dann hab ich echt Glück: es gibt was zu Essen. Eine Tajin steht auf der Glut. Kurz drauf sitzen 5 Leute um eine Tajin, Brot liegt rum, Tee wird gereicht und wir essen gemeinsam von der Tajin. Wow...wo bin ich denn jetzt hier gelandet? Auf ner Baustelle im Hohen Atlas am am Tajin essen. Der Hammer!

 

Nach der leckeren Tajin verabschiede ich mich, aufm Bau helfen darf ich nicht, zudem muss ich arbeiten. Dringend noch etwas schneiden. Und genau das mache ich, zudem beginnt es zu regnen. Heizung an, gemütlich in Zottl. 

 

Gegen später, wieder trocken, kommt der Besitzer des Land Cruise zurück. Johannes, aus der Schweiz. Netter Kerl, aber irgendwie ziemlich im Eimer. Er war gestern aufgebrochen um den Toubkal zu besteigen. Leider hat das nicht geklappt aufgrund des Wetters. Jetzt ist er ziemlich müde und erschöpft, isst nur kurz was und geht dann pennen. Ich soll ihn erst morgen wieder sehen. 

 



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Ich bekommen noch ein leckeres Coucous von der älteren Dame gekocht. Auf einem Holzfeuer im Erdgeschoss. Ich glaub, einfacher kann man schier nicht kochen. Mei o mei. 

 

Essen darf ich dann auch gleich neben dem "Herd". Ein Stuhl wird hingestellt, ein 20 cm hoher Tisch, ein Löffel, n Berg Couscous mit etwas Gemüse und nem Stück Fleisch. Oh man, wo bin ich hier gelandet. Der Wahnsinn. 

 

Mittlerweile auch eine ganze Schar Kinder hier, die Freude dran haben, wenn ich sie fotografieren. 

 

 

 

Nach dem Essen, es regnet stärker aber noch hell, kommt Ali noch vorbei und meint, ich solle mal mitkommen. Okay....ich hab keine wirkliche Ahnung wo es hin geht, aber er will mir da was zeigen. Hm...hoffentlich kommt das gut.

Wir laufen wieder bergab, an der Baustelle vorbei und weiter runter Richtung Dorf. Er zeigt mir wo er wohnt, wir laufen enge Wege und plötzlich geht es rechts eine Treppe runter ins Untergeschoss eines Hauses. Hm...was gibt das denn jetzt? Sind das hier meine letzten Minuten und gleich werde ich um die Ecke gebracht, im Keller eines Hauses irgendwo im Hohen Atlas? Finden wir es mal raus....

 

Ja, und wie es weiter geht, lest ihr dann hoffentlich im nächsten Blog oder seht es im Video.

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 
31.286793, -7.381066

abends: 31.019018, -7.865503

 

 

 

Unsere heutige Route: 84 km

 

 

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