Freitag, 3. Dezember 2022 - Gefangen bei Schnee
Moin zusammen,
9 Uhr rum wache ich auf, der erste Blick gilt meiner Umgebung. Co-Pi und Friedrich sind noch da, also nicht über Nacht stiften gegangen. Das ist schonmal gut.
Verdunklung an der Seite hoch, Blick raus. Hm...meine Spuren von Mitternacht sehe ich nicht mehr. Es hat also noch gut weiter geschneit. Hm...
Heizung an, aufstehen...Temperatur draußen: knapp unter Null. Hm...
So langsam entsteht ein Bild der Situation in meinem Kopf. Doch will ich es genau wissen. Gummistiefel an und raus vor die Tür. Es liegen je nach Verwehung 5 cm Schnee, an gewissen Stellen auch bis zu 10 cm. Keine schlechte Ausbeute, immerhin sind wir hier in Afrika, in Marokko. Nur zu Erinnerung!
Es geht noch ein zügiger Wind und auch Niederschlag in Form von leichtem Schneefall fällt noch. Alles in allem eine Situation, die nicht gut für uns aussieht. Ob wir hier heute weg kommen, steht in den Sternen. Hängt stark vom heutigen Wetterverlauf ab.
An Zottl hängen Eiszapfen, auf der Heckstossstange liegen 15 cm Schnee und auch sonst sieht hier alles nach tiefstem Winter aus. Die Wolken tief und grau, kaum Sicht in die Ferne. Ich glaub, ich geh lieber wieder in den warmen Zottl.
Dort nun auch Co-Pi und Friedrich wach und auf. Beide schauen mich mit großen, besorgten Glasaugen an. Leute, keine Panik. Wir könnten hier auch mehrere Tage eingeschneit sein. Wir haben genug Wasser, Essen und Diesel. Einzig Bier ist keins mehr da. Aber das ist ja schon länger der Fall.
Jetzt erstmal Laptop an und arbeiten. Blog von gestern tippen, danach schneiden, immer mal wieder raus schauen. Realisieren was hier gerade läuft. Ab und an hebt sich die Wolkendecke ein wenig und wir erhaschen einen Blick runter ins Tal. Selbst eine kurze blaue Lücke gibt es mal. Ich entscheide: Mobiles Solarpanel vor die Tür! Bei den weissen Reflektionen kommen sicher ein paar Watt rein.
Und so ist es dann auch. Obwohl keine Sonne scheint, der Himmel weiss ist, kommen einige Watt in unsere Lithium Batterie. Sehr gut. Jedes Watt zählt.
Im Gegensatz zu gestern kommt heute auch niemand hier vorbei. Kein Auto, kein Moped, kein Mensch, kein Esel, keine Ziege, kein Schaf. Nix! Wir sind hier komplett für uns und auf uns gestellt. Abgeschnitten von allem, denn der Pappschnee der hier rumliegt, das wird mir nun immer klarer, wird es uns heute nicht ermöglichen, hier weg zu kommen.
Mittlerweile Mittag, die Temperatur leicht im Plus, noch immer mal leichter Schneefall oder Nieselregen. Die Piste steht teils unter Wasser. Der Untergrund, teils Lehmboden, aufgeweicht und weich. So können und wollen wir die 2 km bis zur Straße lieber nicht fahren. Der Weg später hügelig, schmal mit leichtem Abhang links und lehmigen Stellen. Wir sind hier vorerst gefangen.
Tja, und da wir hier heute dann nicht weg kommen, erweitere ich unser Team etwas und baue einen Schnee Friedrich und einen Schnee Co-Pilot. Ein wenig Kind sein im Schnee muss ja schon sein. Und sieht ja hier auch niemand. Ich hab meinen Spaß, das Wetter weiter auf der grauen und verschneiten Seite.
Nachdem die sehr gut gelungenen Schneefreunde fertig sind, schnell wieder in Zottl, aufwärmen. Trotz Winterjacke und Winterhose ist es etwas frisch. Was bin ich froh, hab ich die Sachen plus Gummistiefel dabei. Vorbereitung ist halt alles!
Jetzt erstmal wieder abreiten, Video schneiden. Später Essen von gestern aufwärmen und einwerfen. Und dann...ein Blick in die Zukunft! Island...Mitte Juni bis Mitte August 2023, steht fest im Kalender. Was kostet eigentlich das Boot? Ich begebe mich auf die Seite Smyrilline und klicke mich durch die Buchungsseiten. Am Ende steht für einen 7 Meter Van 3.800 Euro. Autsch...Friedrich fällt um, Wattekasper. Ihm war nicht klar, was das fürs Budget bedeutet. Er macht gerade jenes für 2023...jetzt muss er nochmal über die Bücher.
Der Co-Pilot nimmts mit copilotischer Gelassenheit und schaut nur gross. Und mir fällt ein: verdammt! Ich fahr ja gar nicht mit Zottl sondern mit einem MAN von MegaMobil von MegaMobil Campervans Österreich. Der ist nur 6 m. Also nochmal...ich ende bei 3.200 Euro mit Innenkabine und ohne Essen. Es geht Friedrich dadurch nicht viel besser.
Dann kommt mir die Idee: ich könnte ja Smyriline anschreiben ob sie Lust auf eine Kooperation/Sponsoring haben. Immerhin liefere ich ihnen ja einen Werbefilm frei Haus. Schnell eine Email zusammenstellen und abschicken. Vielleicht kommt ja was zurück. vielleicht auch nicht. Ich sehe das auch nicht als schnorren oder Almosen einsammeln. Ich frage lediglich nach Support als Gegenleistung für Reisevideos. Nein sagen können sie ja immer, die Reise findet trotzdem statt. Die Berichterstattung wird neutral und ehrlich stattfinden, in beiden fällen.
Ganz ehrlich, viel Hoffnung hab ich nicht auf Support, ich mache es Friedrich zuliebe.
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Jetzt aber nochmal vor die Tür, schauen was Matsch und Schnee machen. Die Situation verschlimmert, überall Pfützen und schmelzender Schnee. Der Untergrund teils etwas sumpfig. Doch so langsam reift in meinem Kopf eine Idee.
Der Plan ist, die Nacht mit hoffentlich gut Frost hier noch zu bleiben und dann morgen, noch vor Sonnenaufgang, den Abflug zu wagen. Während mehrstündigem Frost wird das Wasser zu Eis, der Lehmboden gefriert. Somit kein Matsch! Traktion auf kaltem Schnee und Eis auch besser als bei Matsch. Hm...könnte funktionieren. Wir müssen nur früher als sonst aufstehen.
Gut, der Plan steht also. Auch wenn ich doch ein klein wenig Bauchschmerzen habe bei der Sache. Wird spannend werden.
Das Wetter bessert sich auch langsam. Wir sehen sogar noch kurz ein paar Sonnenstrahlen, der Niederschlag stoppt, die Temperatur leicht in den Plusgraden. Der Schnee schmilzt weiter. Schnee Friedrich und Co-Pilot überstehen die Tauphase aber gut und als es gegen späteren Nachmittag zu geht, die Sonne verschwindet, der Himmel Lücken zeigt, sinkt auch die Temperatur wieder. Jetzt heisst es hoffen, dass es kalt genug wird und alles Wasser und aller Matsch seinen Aggregatzustand von flüssig in fest umwandelt.
Um 22 Uhr, als ich nochmals vor die Tür trete, sieht alles gut aus. Die Eisschichten werden dicker, doch darunter ist der Matsch noch matschig. Aber 10 Stunden Frost liegen ja hoffentlich noch vor uns, so dass alles besser durchfrieren kann. Zurück in Zottl, Abendessen und weiter arbeiten. Temperatur bei minus 3 Grad.
Ein letztes mal gehe ich um Mitternacht vor die Tür, denn ich hab da noch was vor! Meine BioToi ist ziemlich voll, braune Masse. Mit dem Eimer bewaffnet und unter Sternenhimmel bei Mondschein, laufe ich 150 Meter weg von Zottl und Weg, finde eine kleine Vertiefung im Boden und fülle diese mit meiner Biomasse. Kein Gestank, kein Geruch, etwas klopfen und alles fällt aus dem Eimer. Wie immer. Im Anschluss etwas Schnee drüber und so liegt hier super Dünger für den nächsten Frühling. Auf das die Büsche Freude daran haben.
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Im Anschluss noch schnell die neuen Kokosfasern einfüllen, eingelegt in 600 ml hatte ich den Kokosziegel ja schon vor zwei oder drei Tagen, geknetet heute Nachmittag, somit alles bereit.
Kurz darauf ist das Klo wieder einsatzbereit und wird auch gleich eingeweiht...durch den Co-Pilot. Deswegen hat er den ganzen Tag so leicht verkniffen geschaut, er hatte Druck im Kanal, wollte aber auf den Braune Masse Wechsel warten. Das ist mir einer.
Kaum ist der Co-Pi fertig, verschwindet Friedrich...im Anschluss ich.
Und da wir morgen ja früh raus müssen, begeben wir uns im Anschluss in Richtung Schlafgemach. Die Nacht dürfte ruhig werden, Temperatur bei -6 Grad. Sehr gut! Je kälter, desto besser für uns.
Dann mal gut Nacht. Drückt die Daumen, dass es über Nacht klar bleibt, die Temperatur tief und wir morgen in aller Früh hier weg kommen. Geht der Plan nicht auf, müssen wir hier noch einen weiteren Tag ausharren...
Gute Nacht.
Kai und die zwei Hoffnungsvollen.
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Jörg (Dienstag, 31 Januar 2023 17:07)
Hallo, super intersanter Beitrag . Habe mir schon einige Viedeos von den Marokko Touren angesehen, sind echt gut gemacht! Weiter so! MfG Jörg