Montag, 22. September 2022 - Fezna, Unterirdischer Foggaras & Abschied
Moin,
morgens, keine Veränderung, aber kälter. Ich brauche die Heizung um aus dem Bett zu kommen. Später erfahre ich von Silvio: heute nach nur 4 °C. Verdammt frisch!
Erstmal läuft alles langsam. Der Co-Pilot, verlangt nach ner Dose Thunfisch zum Frühstück, doch als er bemerkt, dass die kalt ist, will er nicht mehr und futtert lieber die letzten Kuchenkrümel aus der leeren Verpackung. Und was mach ich nun mit der Thunfischdose? Selber essen. Mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer. Lecker und schnell und wird mich stärken für das, was nachher kommt.
Erstmal aber einige Dinge erledigen, Silvio ist schon unterwegs und schaut sich die Maulwurfshügel von oben an. Das lasse ich nachher Friedrich machen. Geht schneller. Effizienz ist alles wenn man alleine reist und arbeitet.
Gegen 11 Uhr ist Silvio zurück, ich bin parat und wir steigen in den Untergrund. Bei Chez Bachir gibt es einen Eingang in das gut erhaltene Bewässerungssystem von vor 300-800 Jahren. Hatte ich ja im letzten und vorletzten Blog schon erklärt. Heute, nach all der Theorie, wollen wir es uns anschauen.
Easy und über eine enge Treppe geht es 25 Meter unter die Erde. Dort treffen wir auf einen von West nach Ost verlaufenden Tunnel. Erbaut von Sklaven. Das muss einen wahnsinns Arbeit gewesen sein. Zwar kein Fels sondern ne Art Lehm, dennoch sicher mörderisch. Und gut sind Co-Pilot und Friedrich nicht mit, hier unten staubt es übel. Feinster Staub der sich in die Lunge legt und in die Klamotten. Aber egal....staubig sind wir hier ohnehin dauernd.
Wir laufen in östliche Richtung gen Erfoud. Wir können aufrecht stehen, der Gang mal richtig hoch, mal weniger hoch, mit der Breite verhält es sich ähnlich. Gut erhalten alles. Es stehen Tische und Stühle hier unten, man kann hier entspannt Abendessen. Bachir, der Stellplatzeigentümer, organisiert das gerne.
Wir laufen an allem vorbei und in die Dunkelheit. Wobei alle 15-20 m etwas Tageslicht den Boden trifft. Die Schächte! Dennoch: nie ohne Lampe hier runter. nach vielleicht 200 m kommen wir an einen hohen Sandhaufen der das Territorium von Bachir kennzeichnet. Wir klettern drüber und sind nun im Tunnelabschnitt seines Nachbarn. Haha...so ein Sandhügel hält uns nicht auf. Der Kanal auch hier gut erhalten, wir treffen auf zwei Bauarbeiter die hier den Treppenzugang erneuern...servus...kurze Unterhaltung weiter. Nochmal 150 m, dann kommt der nächste Abschnitt der jemand anderem gehört. Und hier ist Schluss. Der Tunnel blockiert durch einen riesen Sandhaufe der bis zur Decke reicht. Keine Chance. Wir müssen zurück. So ein Mist.
Umdrehen, bei Bachir's Nachbar raus ans Tageslicht, zurück zu Bachir's Eingang, wieder rein...nun aber in westlicher Richtung gen Berge. 150 m kommen wir, wieder hoher und gut zu laufender Tunnel, doch schon bald wieder Sandhaufen. Die Grenze zum westlichen Nachbar. Wir klettern drüber...laufen weiter...200m später ist Feierabend. Der weitere Durchgang ist versperrt. Mist!
Umdrehen, Treppe des Nachbarn nutzen um wieder ans Tageslicht zu kommen. Wir laufen noch zum übernächsten Nachbarn in östlicher Richtung. Versuchen da unser Glück...doch nix. Wieder eine riesen unterirdische Barriere. Nix geht. Wir müssen wieder zurück und stehen im Tageslicht bei einer alten Dame.
Also, mit Entdecken ist hier nicht! Anschauen ja, exploren nein. Man kommt nicht in die parallel verlaufenden Kanäle, man kann nicht weit laufen. Für echte Entdecker ein Reinfall. Für Normalos interessant zu sehen wie damals das Wasser von den Bergen in die Oasen geführt wurde.
Wir trinken noch einen Tee bei der alten Dame die hier mit einer jungen Katze ihre Zeit tot schlägt. Danach laufen wir zurück zu Bachir, trinken dort noch einen weiteren Tee, verabschieden uns und latschen zurück zu den Vans. Hier dann noch die Verabschiedung von Silvio. Unsere Wege trennen sich. Er will in die Schluchten, die ich schon gesehen habe. Ich fahre daher eine andere Route.
Waren geile drei Wochen zusammen. Hat einen mörder Spaß gemacht und wir haben viel zusammen erlebt. Eine Zeit, die ich nicht missen will. Viel Spaß und gute Fahrt weiterhin, Silvio! Ich hoffe, wir sehen uns irgendwo, irgendwie mal wieder. In der Schweiz oder sonst wo im Ausland. Ich vermute ja, dass man uns irgendwann mal zusammen in der Türkei antreffen wird. Mal schauen...
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Ich mache das Team klar, wir wollen offroad fahren, gen Himmelstreppe, Stadt des Orion und Spirale. Ein Deutscher Künstler Hans irgendwas hat da so Sachen in die Wüste gebaut.
Allerdings wird das nix. Wir kommen offroad 1 km weit, verfahren uns, müssen drehen, nochmal neu suchen, finden den Weg doch dann liegen zig Tonnen Sand auf der Strecke und eine Flussquerung ohne Wasser. Ohne Sand wäre das machbar, aber der Weg ist komplett zugeweht. Zudem bin ich mir nicht 100% sicher, wie es danach weiter geht. Es gibt keinerlei Beschilderung, auch im Internet werde ich nicht so richtig schlau.
Nach längerer Recherche, denke ich mir: Scheiss drauf! Wir sind ohnehin Kulturbananen, soll das Zeug doch in der Wüste verroten. Wenn man es so schwer macht, dort hin zu kommen, lassen wir es. Zudem soll der Eintritt auch noch recht happig sein mit 150 DH, also 15 Euro.
Hm...aber da wir hier gerade etwas abseits stehen...Friedrich? Wie siehts aus? Lust auf etwas Teppichakrobatik? Klar doch...schon hebt er ab, unser kleiner Kamerabär.
Nach dem Flug kämpfe ich uns durch Sand zurück zu Bachir und dann auf Asphalt. Wir rollen also auf der R702 weiter, finden auch keinen brauchbaren Abzweig gen Himmelstreppe, auch kein Schild und haken den Mist endgültig ab. Weiter!
Wir stoßen auf die N10, fahren nach Goulmima und wählen dort die P7101. Eine goldrichtige Wahl wie sich herausstellen wird. Sie führt uns gen Hohen Atlas und durch eine einfach nur sagenhafte Schlucht. Kein Verkehr, untergehende Sonne, hammer Farben. Es ist mal wieder ein echter Traum hier unterwegs zu sein. Immer wieder queren wir ausgetrocknete Flussbetten, die Berge werden höher, die Schlucht somit tiefer. Einfach atemberaubend. Immer wieder stoppe ich für Bilder und Videoaufnahmen. Nix los.
Als die Schlucht sich etwas öffnet, tut sich links ein großer Platz auf der mit dem Van gut erreichbar ist. Autospuren führen schon hin. Das geht also locker. So beziehen wir bei Sonnenuntergang unseren Schlafplatz. 100 m weg von der Straße. Perfekt. Vor der Tür auch mal keine Fliegen, wohl schon zu frisch. Die Temperatur bei 16 Grad, Tendenz fallend.
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Da sich bei mir soeben ein übler Hungerast entwickelt, schnell das Essen von gestern auf dem Herd und aufwärmen. Nebenher das letzte Cous-Cous quellen lassen und
nach 30 Minuten kann ich endlich essen. Hunger!
Ein Problem gibt es bei unserem Spot in der Schlucht: Null Internet! Nix. Weder Orange noch Maroc Telecom. Nüd! Wir sind komplett offline. Mist! Der Blog ist noch nicht online. Das Video hatte
ich zum Glück korrekt getimt vorab. Da dürfte nix schief laufen.
Naja, dann halt morgen irgendwann der Blog. Zur Feier des Tages gönne ich mir mal wieder einen leckeren Gin Tonic und noch ein paar Chips. Nebenher schneide ich Video #539, bekomme es jedoch nicht fertig, weil ich die Routenanimation nicht offline machen kann. Dafür benötige ich Internet.
Gegen Mitternacht, ein paar Autos und LKW fuhren noch vorbei, wir wurden aber in Ruhe gelassen, kehrt Ruhe bei uns ein. Co-Pilot und Friedrich sind müde und wollen ins Bett. Zudem nur noch 18 Grad im Van, kalt. Heizung anstellen lohnt nicht, also lieber unter Decke und Federbett. Hm...oder doch nochmal kurz vor die Tür? Japp, einige Fotos in der Schlucht mit Sternen später bin ich dann aber wieder zurück im Van.
Wir sagen für heute mal gute Nacht und freuen uns auf Morgen. Die anstehende Strecke sieht laut Google Maps ziemlich gigantisch aus. Wir hoffen, sie hält was sie auf Maps verspricht.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai und Team
GPS Koordinaten:
morgens: 31.531595,
-4.492660
abends: 31.928289, -4.980706
Unsere heutige Route: ca. 92 km
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Amazon Link für alle anderen Einkäufe:
Kommentar schreiben