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#556 Marokko Roadtrip - Oase, Rissani und Wüsten Ende in Merzouga

Mittwoch, 16. November 2022 - Einmal Wüste bitte

 

 

 

Moin zusammen,

 

8 Uhr, ein Moped tuckert heran. Stoppt kurz. Ich höre den Brunnen quietschen. Kurz darauf startet der Motor wieder. Das Moped entfernt sich. Da hat wohl jemand mit seinem modernen Kamel einen Wasserstopp eingelegt. 

 

Unsereins ist davon wach geworden. Nicht weiter schlimm, genug geschlafen die letzten Tage. Und das Gute heute: ich fühl mich deutlich besser als gestern und vorgestern. Fühlt sich zwar noch immer nach leichter Erkältung an, könnte aber auch zuviel Staub und Sand in der Luft sein. Egal, ich bin ziemlich fit. Dann mal Kopf aus dem Dachfenster, erste Filmaufnahmen. 

 

Im Morgenlicht sieht das Ganze nochmal genialer aus. Frische Luft, wenig Staub. Schee hier!

Im weiteren Verlauf kommt noch das ein oder andere Moped vorbei, ein Dacia rollt über die kleine Oase, gut was los hier. Am Brunnen kreuzen sich die Weg. 

 

Als ich, nach etwas Arbeit, um 10 Uhr wieder aus dem Fenster schaue, bin ich ziemlich umzingelt. Eine große Herde Ziegen ist da und nähert sich noch. Viele Tiere, große und klein, paar Schafe und ein Hirte auf nem Mountainbike. Mal einer ohne Moped. Interessant. Ich filme und beobachte aus dem Dachfenster. Vor die Tür will ich nicht, möchte die Tiere nicht erschrecken. Die sind hier zum futtern, Palmen schmecken gut, und zum Trinken. Der noch eher junge Hirte schöpft fleissig Wasser aus dem Brunnen. 

 

Irgendwann, als alle gewässert sind und Ruhe einkehrt, öffne ich die Schiebetür vorsichtig, die Ziegen schauen etwas ungläubig aber lassen sich nicht weiter stören. Ich winke dem Hirten freundlich zu, er grüßt zurück und treibt dann so langsam seine Herde zusammen. Wenig später, nachdem ich ihm noch ne Flasche Wasser mit auf den Weg gegeben habe, macht er sich auf den Weg in Richtung Wüste. 

 

Ich arbeite noch etwas und gegen 13 Uhr mache auch ich Zottl startklar. Wir wollen nach Rissani. Nächste, größere Stadt, vielleicht 20 Minuten fahrt. Doch erstmal wieder auf Asphalt finden. Gar nicht so einfach. Etwas Sand, Verwerfungen, ein heftiger Absatz der umfahren werden will und am Ende noch eine Art Bremshügel der gemeinen Art, den ich nur schräg überfahren kann. Dann sind wir frei, die Wüste entlässt uns und wir sind wieder auf Asphalt.  

Temperatur in den oberen Zwanzigern, nicht mehr so heiss wie noch im Oktober.

 

Rissani erreichen wir schnell, belebte und umtriebige Kleinstadt hier kurz vor Merzouga. Man kommt praktisch unweigerlich durch wenn man aus Westen anreist. 





Ich fahre Downtown, folge dem Schild zum Souk und werde sogleich von einem jungen Mann empfangen der meint, ich können hier an der Straße entlang parken. Dann quatscht er mich voll und meint, er studiere Englisch und für 10 DH, also 1 Euro, zeige er mir Souk und Kasbah hier gleich nebenan. 

Ich lehne ab. Er gibt nicht auf. Ich lehne ab. Er gibt nicht auf. Ich lehne ab...bin leicht genervt, er gibt nicht auf. Ich will ihm 5 DH geben, dass er mich in Ruhe lässt, er will sie nicht. Er habe ja nix gemacht, für nix tun wolle er kein Geld. Das ehrt ihn ein wenig. 

Wir einigen uns letztlich, dass er mir seinen Laden zeigt. 

 

Dann mal los. Parken kostet nix. Ich laufe mit ihm zum Souk und werfe mich mit ihm in das nicht vorhandene Getümmel. Heute ich kein Hauptmarkttag, der ist erst morgen, also Donnerstag.  Er ist ein netter Kerl, spricht gut Englisch, mach mich noch auf das ein oder andere Aufmerksam. 

 

Wir laufen an Klamotten, Gemüse und Schuh Ständen vorbei und kommen dann in den Marché des Caravanes. Dort geht es durch eine Tuchtür, mehrere ältere Herren sitzen dahinter, nochmal durch eine Tuchtür und schon steh ich im Souvenir Paradis. Kurz darauf werden mir schöne, handgeknüpfte Teppiche gezeigt. Rot, blau, safran. Nomaden Muster. Schön, aber zu groß für Zottl und nicht praktisch für meine Wohnung. Zudem: ich brauche keinen Teppich. Nein, ich WILL keinen Teppich. Und ich kaufe nicht, was ich nicht WILL. Punkt! Da beisst der Bär kein Bamsemums ab, wie der Co-Pilot immer zu sagen pflegt. 

 

Ich filme, bedanke mich für die Infos und die Führung und verlasse den Shop wieder. Mit dabei der junge Mann, er zeigt mir noch die Berber Apotheken, den Gewürzbereich. Der Markt ist tatsächlich organisiert, so dass gewisse gleiche Marktstände im selben Bereich sind. Praktisch. Apotheke und Gewürze sind durchaus sehenswert. Aber sorry Timo, deine Gewürze kaufe ich hier nicht. Ich will die nicht 4 Wochen im Van durch die Gegen schaukeln. 

 

So sind wir durch den Markt durch, der junge Mann will nun noch mit mir in die Kasbah. Da haue ich aber einen Pflog ein und lehne endgültig ab. Das versteht er und wir verabschieden uns voneinander. Danke für die Hilfe! 

 

               

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Ich drehe um und laufe wieder in den Markt, schaue mich noch weiter und in Ruhe um. Laufe links und rechts, komme bei den Metzgern vorbei, und ende dann vor einem Dattel- und Bekleidungsladen. Dort treffe ich Achmed. Spricht Englisch und ist freundlich. Lässt mich die neusten und frischesten Datteln probieren. Ernte dieser Saison, Rissani ist Dattelhochburg. 

 

Er hat hier in Reihe drei Shops, Klamotten, Metal und noch was. Und aus Spaß verkleidet er mich dann kurz als Aladin, mit blauer Kutte und Turban. Hält sogar noch die Kamera für ne Aufnahme. Echt nett und lustig. 

Auf diese Verkleidung dann noch ein Tee, ich filme durch seinen Shop und im Anschluss begleitet er mich noch etwas über den Markt. Zeigt mir die Schneider, die Schmiede, Friseure und den Bereich des Eselmarktes. Dort steht heute leider nur ein verlassener Esel im Müll. Eselmarkt ist erst morgen. Über den Gemüsemarkt geht es zurück zur Hauptstraße. 

Wir verabschieden uns, ich bedanke mich bei ihm für seinen Support und laufe zurück zu Zottl. 

 

Kurz vor Zottl spricht mich ein Marokkaner in perfektem Deutsch an. Wir unterhalten uns 10 Minuten. Er erzählt von 10 Jahren Frankfurt in der Hotellerie, Deutsche Frau, zurück nach Marokko wo das Herz ist, geschieden, wieder geheiratet, Kinder, glücklich aber keine Kohle. 

Ich warte über das Ganze Gespräch nur darauf, dass er irgendwann nach Geld fragt. Und dann kommt die Geschichte: gestern beim Arzt, Kinder krank, Ausschlag an den Händen, kein Geld für Medikamente. 

 

Ja...genau...is klar...ich könnte jetzt hier auf Konfrontation gehen und ihm an den Kopf werfen: Alter, das was du mir hier erzählst ist eine Geschichte um nicht zu sagen eine große Lüge. Aber hey, warum sollte ich das tun? Ich hab mich nett mit ihm unterhalten, es ist schön zu sehen, das ein Ausländer so toll die Deutsche Sprache beherrscht. Das muss lange gedauert haben. Er ist sicherlich 50 Jahre alt. 

Und da er nach Geld fragt, gebe ich im 20 DH, also 2 Euro. Nicht, weil ich ihm seine bekloppte Geschichte abkaufe, sondern weil ich honoriere, wie gut er Deutsch spricht. Er ist happy, ich hab wieder meine Ruhe und verzieh mich in Zottl. Mach danach noch kurz einen Shot von der Kasbah und fahre ab. 

Nächstes Ziel....eine laut Google verlassene Kasbah am anderen Ende der Stadt. Tipp von Silvio.



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Dank Google navigiere ich gut hin, komme durch die Wohnviertel, alles ziemlich ruhig. Finde einen Schattenparkplatz neben der hohen Kasbah Mauer und mache kurz Pause und sortiere ein paar Dinge im Internet. Danach, Kamera, Tür auf, raus, los gehts.

 

Sooo verlassen sieht die Kasbah dann auch nicht aus. Von außen top in Schuss, innen treffe ich auf Bauarbeiter. Hier wird mit Lehmziegeln gearbeitet. Ganz traditionell. Die Wände verputzt mit Lehm, Stein, Stroh-Mischung. 

 

Sehr vieles wurde hier schon instand gesetzt. Es sieht toll aus. Hohe Burgmauern, alles neu, große Steine am Boden, der Hammer mal wieder. 

Eine kleine Moschee ist noch im Bau, ich frage die Bauarbeiter, ob den Eingangsbereich filmen darf, sie lehnen ab. So ziehe ich weiter und erkunde den riesen Bau. Immer wieder Gänge die abzweigen, plötzlich ein großer Innenhof, ein Teppich hängt auf der Wäscheleine, ich laufe weiter und irgendwann stehe ich in einem Wohnzimmer. Hä? Wie bin ich denn hierhin gekommen?

Ich höre ein Radio/Fernseher laufen und ziehe mich lieber wieder zurück. Will hier ja niemanden überraschen. 

 

Einige Gänge später spuckt mich die Kasbah auf der anderen Seite wieder aus. Pralle Sonne, heiss, Müll. Nix wie zurück. Ich treffe nochmal auf weitere Lehmziegel und erreiche irgendwann wieder Zottl. Cool wars! Lohnt sich hier vorbei zu schauen. Und verlassen ist das Teil auch nicht. Ich hab Stimmen hinter Mauern gehört und Stromzähler gesehen. Hier wohnen etliche Leute. 

 

In Zottl gebe ich Merzouga als Ziel ein und jage los. 45 Minuten. Passt!

Wir rollen aus Rissani, vorher stoppe ich noch für ein Sixpack Wasser, Cola und ein Brot. Und fahre nun immer weiter auf die Dünen und die Wüste Merzougas zu. Freu mich drauf. 

 

Als ich dort auf der N13 ankomme, halte ich kurz für einen Fotostopp. Kaum gehalten und am fotografieren, kommt ein älterer Herr aufm Moped und gesellt sich zu mir. Er bietet Treckingtouren mit Dromedaren an, in die Wüste, nach Mhamid, bis zu 11 Tage. Er gibt mir seine Karte und fährt weiter. Ich beende meine Sachen und fahre weiter. 

Nicht direkt nach Merzouga, erst zu einem Fotostopp den mir der Herr noch empfohlen hatte. Der Spot ist auch genial, ich komme mit Zottl nah an die Dünen und kann coole Fotos machen. Sowie ne Insta Story ohne Ton...der Co-Pilot hat das Funk-Mikro nicht angestellt. Ein Fall von Sabotage. Ganz klar!

 

Nachdem alles im Kasten ist, wühlt sich Zottl aus dem Sand und wir fahren Piste gen Merzouga. Treffen irgendwann wieder auf Asphalt und kommen Downtown Merzouga an. Mittlerweile wissen wir auch wohin es geht. Sivio steht in der der Blue Gaselle, einem Camping an der Wüste. Wir finden ihn problemlos, erobern ihn, sehen noch zwei andere Camper auf dem Platz, der Rest ist leer. Ich parke neben Silvio, angekommen. 

 

Nach dem Willkommenstee gehe ich mich schnell anmelden, Formular ausfüllen, Übernachtung kostet 50 DH. Alles sieht für maokkanische Verhältnisse sauber und gepflegt aus. Von der Wüste sieht man allerdings nix. In der Sicht steht die 2,5 m hohe Mauer die das gesamte Gelände umgibt. Hat ein wenig was von Gefängnis. Aber so bleiben Menschen, wilde Hunde und sonstiges vom Gelände fern. 

 

Tisch raus, Stuhl raus, Pause. Zum Sonnenuntergang begeben wir uns von unserem Baum weg in Richtung Dachterrasse. Treffen dort auf die anderen Deutschen Camper. Zusammen mit ein paar Wolken am Himmel gibt es ein schönes Farbenspiel am Himmel. 

 

Im Anschluss hat Silvio die glorreiche Idee, zu fragen ob es was zu Essen gibt. Japp, gibt es, 1,5 h später, bereits stockdunkel, speisen wir vorzüglich auf der Dachterrasse. Suppe, Tajine mit Hühnchen und Gemüse, große Portion und Früchte als Nachtisch. 13 Euro das Ganze und sau lecker.

 

Fisch ist es, einen Pullover braucht es und später auch ne lange Hose. Wir sitzen bis Mitternacht draußen, genießen die eingekehrte Stille und den Sternenhimmel mit Sternschnuppen. Naja, nerviges Hundegebell ist auch noch zu hören den Abend. Zum Glück aber aus einiger Entfernung. 

 

Am Abend war hier noch eine gute Lärmkulisse, zum Sonnenuntergang gibts viele Touren in die Dünen mit Jeeps, ATVs, Buggys und Motorrädern. Ein Höllenlärm und die Zufahrt zur Wüste ist direkt neben dem Campingplatz. 

 

Gegen 1 Uhr liegt unser Team endlich im Bett. Satt und müde. Zeit für ein paar Stunden Schlaf. Der Plan für morgen steht auch schon. Wir bleiben noch in der Gegend, aber nicht auf dem Camping. Die Wüste ruft. 

 

Gute Nacht und bis morgen

 

Viele Grüsse
Kai

  

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 31.284201, -4.382425

Rissani parken und Markt: 31.282184, -4.267735

Rissani Kasbah: 31.270400, -4.241507

Fotostopp Merzouga: 31.158060, -4.030669

abends: 31.091053, -4.004736

 

 

 

Unsere heutige Route: 

 

 

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