Freitag, 12. November 2022 - Auf nach Mhamid und an die Wüste.
Hallo zusammen,
kurz mal Real Time:
Das ganze Team wünscht euch froh und besinnliche Weihnachtstage und hofft, dass ihr die Tage so verbringt, wie es euch gefällt und beliebt. Lasst es euch gut gehen!
Unsereins und das ganze Team sind in Weinsberg, Weihnachten mit der Familie. Wir genießen die Ruhe, gutes Essen, Geschenke, Süßzeug und das Zusammensein mit der Familie bevor es Montag Abend weiter geht für uns. Erst ein Stück gen Norden und kurz vor Silvester wieder zurück in die Schweiz.
Jetzt aber weiter mit Marokko...
....Aufwachen, Handy, Social Media, aufstehen und in die Dinette. Wetter? Wie immer! Sonne.
Blog schreiben und als ich Silvio sichte, Schiebetür auf und moin. Frühstück? Ja, gerne! Wir stehen noch immer irgendwo zwischen Zagora und Mhamid im Nirgendwo 100 m weg von der Straße.
Er bietet Spiegelei auf Tortilla mit Schinken und Käse an. Da sag ich nicht nein. Und während er es backt, tippe ich fleissig weiter. Werde jedoch nicht fertig. Das Essen ist schnelle. Also Pause mit tippen, Tisch und Stuhl raus und raus in die Wärme, leichter Wind und Sonne, frühstücken.
Herrlich...wären da nicht auch die 50 Fliegen. Ohne die geht es aber wohl nicht in Marokko.
Als zweiten Gang nach dem leckeren Tortilla mit Ei, gibts noch Müsli. Darauf stehen die Fliegen so richtig. Meine Joghurt-Müsli Rest sind ein Festfressen für die Drecksviehcher. Sicher 30 Stück sitzen später auf meinem Teller. Aber immerhin nerven sie so uns nicht.
Nach der Essenseinlage für alle, nochmal etwas tippen, Silvio fährt ab und schonmal vor gen Mhamid. Ich rasiere mich noch schnell mit gutem Inverter Strom, vor der Tür. Es windet mittlerweile ordentlich, da fliegen die Barthaare schön weg. Einfach dran denken, vorher die Schiebetür zu schließen.
Danach komm ich noch auf die Idee, zu versuchen, meine EcoFlow über den Inverter zu laden. Denn per Solarstrom und Fahrt geht ja nicht mehr. Vielleicht aber über 230 V. Doch auch das will nicht funktionieren. Es kommt kein Strom in die EcoFlow rein. Was ich hier allerdings nicht merke. Ich mache einen üblen Fehler, was später zu einem Problem führt.
Nach diesem missglückten Test, mache ich mich auch so langsam auf den Weg. Co-Pi und Friedrich wecken, vorne platzieren und abfahrt. Co-Pilot macht mir einen irgendwie nicht so fitten Eindruck heute. Hängt ziemlich in den Seilen. Schlecht geschlafen?
Direkt nach unserem Schlafplatz geht es erstmal bergauf auf eine Hügelkette die wir überqueren müssen. Von dort, toller Blick über das Tal. Und auch Silvio ist hier. Weit kam er nicht bisher.
Kurzer Stopp, ein paar Fotos und weiter, wieder etwas runter und ins nächste Dorf. Dort steht die letzte richtige Tankstelle vor der Wüste. Wir machen voll für 1,67 Euro/ Liter. Friedrich ist nicht begeistert, aber überlebt die Ausgabe ganz gut.
Beni Hnit besteht aus Militär und einer wuseligen Hauptstraße. Viele Geschäfte und Kaffees. Eine Tourimeile für all die Jeep Safaris und Co. die hier durch kommen, Verpflegung benötigen oder ne Reparatur.
Silvio bleibt zurück, ich fahre durch und auf die nächste Hügelkette hoch. Dort ein weitere Spot für einen Stop. Grandiose Sicht über das Tal mit Sand, Steinen und Palmen. Wow!
Ich setze mich nochmal 30 Minuten an den Laptop, tippe den Blog fertig und stelle die Route zusammen. Irgendwann rollt Silvio auf den Platz und läuft noch ne Runde.
Um 14:45 Uhr fahren wir gemeinsam ab. Zeit für Mhamid!
Zurück ins Tal und schon bald beginnen die ersten Sandsperren aus Palmenblättern. Die sollen den Flugsand binden. Mhamid und die Region hier ist von Versandung bedroht. Palmen und Bäume stehen rum, alles teils ziemlich vertrocknet. Wenn es hier nicht bald mal wieder Regen gibt, stirbt auch noch der Rest Leben ab.
Die Palmenhaine ziehen sich gut hin, wir kreuzen zwei Vororte von Mhamid und sind dann endlich am Ziel. Üble Bremshügel erwarten uns, und eine Stadt mit ca. 7-8.000 Einwohnern mit Militär.
Den Supermarkt den ich ansteuere gibt es, doch ist er zu. Blöd! Wir brauchen einige Dinge.
Ansonsten ist Mhamid nicht wirklich schön. Viele runtergekommene Häuser, keine schönen Straßen, keine Palmen, lieblos, runtergekommen, keine Investitionen. Irgendwie wohl vergessen worden. Auf der Fahrt hier her aber viele noble Hotels und Herbergen. An der Stadt scheinen diese Gelder aber vorbei zu gehen. Nach Mhamid zu fahren, wegen der Stadt Mhamid selbst und ihrer nicht vorhandenen Schönheit, könnt ihr euch schenken.
Dennoch hat es war, hier zu sein. Letzter Ort vor Algerien, letzter Ort vor der Wüste. Das verströmt schon irgendwie Flair.
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Wir parken beim Kreisverkehr und den Restaurants und schauen uns etwas um. Mittlerer Nachmittag, die meisten Shops zu. Wir laufen die Straße entlang, werden diverse male angesprochen doch in die Tücher, Teppich und sonstigen Läden zu schauen. Doch danach ist uns nicht und wir lehnen alles ab.
Als absehbar ist, dass nix mehr kommt, drehen wir um und laufen zurück zu den Vans. Immerhin ergattert Silvio noch 4 Karamell Puddings in einem One-Room Supermarkt.
Die Puddings werden im Kühlschrank von Curly verstaut. Und nun? Happen Essen?
Warum nicht.
Wir queren die Straße. Im ersten Laden gäbe es Tajine, allerdings nur mit Hackfleisch. Da haben wir beide keine Lust drauf.
Ein Restaurant weiter, La Rose du Sud, sitzen drei Männer und ein Junge am Tisch und essen Cous-Cous. Wir fragen nach dem Mittagstisch, Chicken mit Zitrone, doch der ältere der Herren mein: Setzt euch zu uns! Wir haben genug Cous-Cous, könnt bei uns mitessen.
Wir sind erst etwas überrascht, doch dann...klar! Danke! Gerne! Wir rücken uns zwei Stühle ran, bekommen zwei Löffel und so sitzen wir nun gemeinsam am Tisch und löffeln zu sechst Cous-Cous von einem großen Teller der in der Mitte des Tisches steht. Lecker! Gastfreundschaft in Marokko! Ein tolles Land!
Gesprochen wird in Französisch, English und etwas Deutsch. Eine bunte Mischung. Und als Nachtisch ordern wir noch ein Mousse au Chocolat und Pfefferminztee. Etwas Geld wollen wir bei so einer netten Essenseinladung ja schon noch da lassen.
Falls ihr also mal in Mhamid seid, La Rose du Sud, Empfehlung von uns! Nett, lecker und hilfsbereit.
Nach dem Essen will Silvio noch zum Barbier, der hat auch kurz auf, doch als wir dort vorbeikommen, ist schon wieder zu. Seltsam und schade. Hätte ich ja zu gerne gefilmt wie es Silvio an den Hals geht.
Oh...und wie machen wir das jetzt mit dem Einkauf? Silvio geht nochmal kurz zum Restaurant zurück und fragt wo es Brot gibt? Einer der Jungs zeigt es uns schnell, dort finden wir auch noch Eier. Gemüse bleibt jedoch unauffindbar.
Aufsitzen. Weiter. Wir brauchen noch einen Spot für die Nacht!
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Wir folgen der Hauptstaße durch Mhamid, das Dorf wird auch hintenraus nicht schöner. Dafür belebter, die Moschee wird gerade geleert. Scheint, das Freitagsgebet ist um.
Wir fahren an dem Trubel vorbei und am Ende des Dorfes endet der Asphalt. Steine, Sand und harter Lehmboden erwarten uns. Recht gut zu fahren, viele Tracks die in viele Richtungen gehen. Wir folgen jener Strecke, die bei Google Maps ersichtlich ist.
Anfangs geht alles gut, etwas Riffelblech Piste, hier und da etwas Sand.
Doch als wir am Camp Bivouac Hassi Smara ankommen, verschlechtert sich die Strecke plötzlich. Vor mir taucht tiefer Sand auf. Ich gebe Gas und jage durch, 40 m, dann wird der Untergrund wieder fester, doch ich sehe...noch mehr Sand voraus! Realisiere sofort: no way! Hier geht es nicht weiter. Keine Chance. Ich warne sofort Silvio über Funk, er ist einige Meter hinter mir. Doch die Warnung kommt zu spät. Kurz darauf hängt er in dem Sandstück fest, dass ich soeben noch durchquert hatte. 16 Zoll mit AT kommen weiter als 15 Zoll und Winterreifen.
Zottl steckt nicht fest, doch stehe ich in ziemlich softem Sand und muss ein paar Meter zurück um härteren Untergrund für mein anstehendes Wendemanöver zu finden. Rückwärtsgang, Traktion+ und wir kommen in Bewegung. Drehen ist nicht so einfach, viel Platz ist nicht, ich muss etwas rangieren und dann...hänge ich! Komme nicht mehr richtig weg. Stehe dabei quer zur Straße. Blockiere dies. Mist!
Ich schaukel Zottl etwas vor und zurück und dann mit Schwung...kommen wir wieder etwas ins Rollen, einmal noch ein Stück zurück und so bekomme Zottl gedreht. Puh! Jetzt steht er sicher auf recht festem Untergrund.
Aber was machen wir mit Silvio und Curly? Mittlerweile haben sich 2 Leute vom nahen Campingplatz dazu begeben. Wir versuchen erst, Silvio ein Stück vorwärts aus dem Sandfeld zu bekommen. Das klappt mit schieben und ordentlich Gas geben. Dann aber die nicht ganz clevere Idee, rückwärts durch das Sandfeld zu fahren. Silvio bekommt nicht genug Schwung, der Rückwärtsgang einfach zu lang übersetzt, Der Motor stirbt im tiefen Sand einfach ab und schon steht er wieder im Sandfeld. 5 m haben gefehlt. Der Schwung reichte nicht.
Wir versuchen, ihn zu viert zu schieben...no way. Der eine Helfer vom Campingplatz läuft los und holt zwei runde, ca. 120 cm lange Holzstämme, Durchmesser vielleicht 12 cm. Legt diese an und unter die Reifen von Curly. Versuchen wir es, klappt es nicht, hole ich die Sandbleche von Zottl's Heck
Die Balken liegen, Silvio steigt ein, Motor an und los. Wieder schieben wir zu viert und haben echt Glück. Curlys Reifen finden auf dem Holz halt und mit unserem schieben kommt die Fuhre rückwärts wieder frei. Puh....
Klar ist aber, hier ist Schluss. Die Wüste bleibt uns versperrt. Wir müssen woanders penne. Hm...da geht ein Weg links weg, folgen wir doch dem ein Stück...
Der Weg erst gut fahrbar, kommt kurz drauf nochmal ein längerer aber nicht so tiefer Sandabschnitt, mit Schwung komme ich problemlos durch, bei Silvio ist es etwas knapper, aber er schafft es auch. Einige hundert Meter, an einer leichten Steigung, wollen wir dann unser Lager aufschlagen. Untergrund steiniger und härter. Müsste hoffentlich klappen etwas abseits der Piste zu kommen.
Silvio darf zuerst, falls er es nicht schafft, kann ich ihn rausziehen. Aber, wir haben Glück, alles geht gut, sowohl Curly als auch Zottl schaffen es zum Schlafspot. Angekommen! Die Sonne steht schon tief, schnell noch ein paar Bilder bevor es hier Nacht wird. Ein Marokkaner taucht von irgendwo auf, begrüßt uns, will uns einfangen, doch haben wir nicht wirklich Nerv und Zeit dafür jetzt. Wir winken dankend ab und machen unsere Fotos.
Die Sonne versinkt zauberhaft am Horizont, auch Co-Pilot und Friedrich schauen sich das Spektakel an. Und kurz darauf wird es immer dunkler. Zeit für Tisch und Stuhl und ein paar Oliven plus Erdnüsse. Und n Pudding wäre auch noch toll. Essen rückwärts heute. Wir fangen mit dem Nachtisch an. Der Hauptgang auch noch unklar.
Als ich in Zottl meinen Löffel hole, merke ich, dass mein Sony Ladegerät nicht leuchtet und lädt. Ist der Wechselrichter nicht an? Doch...grünes Licht...aber warum kein Strom im Aufbau!? Fuck! Was läuft falsch? Wechselrichter an/aus...nix. Alle 230V Steckdosen bekommen keinen Saft. Stimmung gerade noch gut...jetzt gegen Nullpunkt! Wann hat es zuletzt funktioniert...heut morgen, Wasser kochen. Danach hab ich die EcoFlow versucht zu laden...ohoh...hat die mir irgendwas zerschossen????
Ich schreibe Tino kurz, er antwortet sofort, stellt viele Fragen...die richtigen Fragen...die EcoFlow...japp...zwei 230V Kabel dran, eins vom Inverter, eins zur Netzvorrangschaltung...oder irgendwie so...
Tino: KAIIIIII.....das darfst du nicht machen!! Maximal ein 230V Kabel darf angeschlossen sein. Sonst gibts Stromsalat. Hab ich dir auch so gesagt!
ICH: ....schuldig...mein Fehler...japp, erinnere mich, hast du explizit gesagt in Frankfurt. Und nun?
Tino: vermutlich hat der FI Schalter ausgelöst
ICH: okay, werd es checken
Tino...wenig später: FI's sind zum Schutz vor technischen Fehlern und vor Kai's da!!! Dazu viele lachende Smileys.
Ich werf mich hier schier in den Sand vor lachen als ich den Satz lese. Ja, da hat er wohl Recht der liebe Tino. Mit mir hat man es aber auch nicht leicht...aber immerhin Spaß machts mit mir :).
Kurz drauf...unter der Sitzbank sitzen bei mir drei FIs, einer hat ausgelöst. Ich drücke ihn wieder hoch, System läuft wieder! YES! Krise bewältigt. Danke Tino!
Jetzt Abendessen, Brot mit Butter und Käse. Niemand hat Bock zu kochen heute. Somit also Essen für Reisende. Irgendwann, bevor der Mond orange aufgeht, schiesse ich noch schnell ein paar Fotos der Milchstraße mit unseren Vans an der Wüste. Etwas weniger Staub in der Luft, die Bilder nicht ganz schlecht.
Silvio läuft nach dem Essen noch ne Runde, ich schneide. Im Anschluss treffen wir uns noch auf einen Rum vor der Tür und um 23 Uhr beschließen wir diesen
erlebnisreichen Tag. Mal schauen was morgen auf uns wartet...
Co-Pilot und Friedrich schaue noch immer der Sonne hinterher. Ihr habt schon gemerkt, dass sie weg ist oder? Und sie kommt auf der anderen Seite wieder! Verwunderte Glasaugen schauen mich an. Ja
Jungs....ab ins Bett mit uns. Das erkläre ich euch ein andermal.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai und die Verwunderten.
GPS Koordinaten:
morgens: 30.146342, -5.627995
abends: 29.837527, -5.745128
Unsere heutige Route: ca. 60 km
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