Montag, 7. November 2022 - Foum Zguid & ein Treffen
Moin zusammen,
es ist mal wieder so weit, 8:30 Uhr, meine Standardzeit, ich bin wach. Im Van angenehm kühl. Die Zeit von 8-10 Uhr und abends irgendwann ab 22 Uhr eigentlich die angenehmste Zeit um sich im Van aufzuhalten. Schön kühl.
Gegen 9 Uhr stehe dann mal auf, direkt an den Rechner und Blog schreiben.
Gegen 10:30 Uhr ist das mal erledigt und ich schneide noch kurz etwas. Gegen das schlechte Gewissen.
Und wie sieht eigentlich der Plan für heute aus? So richtig sicher bin ich mir da noch nicht. Wohin ist klar, nach Foum Zguid, ich brauch Wasser und Internet. Aber dann? Unklar....
Als nächstes aber erstmal die Aufgaben des Tages erledigen. Runde durch Bad, auf der BioToi kommen ja manchmal gute Ideen. Die funktioniert übrigens super, auch bei der Hitze. Null Probleme mit Geruch. Bin weiterhin begeistert.
Und tatsächlich, auf der BioToi passiert es. Eine WhatsApp von Silvio kommt rein. Mit ihm hab ich sporadisch immer wieder Kontakt gehabt, er ja auch in Marokko und ein Treffen eigentlich Pflicht. Immer wieder hatten wir Standorte verglichen und grobe Planung ausgetauscht und heute schreibt er nun, dass er wohl in Foum Zguid eintreffen wird. Na, was n Zufall, ich auch. Bin nur 60 km davon entfernt. Davon aber 15 km Piste.
Somit verabreden wir uns Downtown, wann...und wo genau? Das ist nicht so wichtig. Das Dorf ist klein, wir werden uns irgendwo treffen.
Für mich heisst es also nun: wir haben einen Plan! Und ich freu mich tierisch, Silvio wieder zu sehen. Wir gingen im Mai(?) auf Senja bei Gryllefjord, nach durchgemachter Nacht, im Regen, auseinander. Seither natürlich Kontakt gehabt, aber nicht mehr getroffen. Und jetzt...treffen wir uns wahrscheinlich in Marokko wieder! Das ist schon irgendwie etwas verrückt!
Jetzt muss ich aber erstmal das Highfire von gestern Abend entsorgen...also die Asche darauf natürlich. Einfach verstreuen will ich sie nicht, besser vergaben! Im Vergraben bin ich gut....50 cm tief...zwei Meter breit...äh...nee, Moment, das war was anderes!
Ich hole meinen Spaten, laufe 50 m bis ich auf Sand treffe, schaufel ein Loch, trage das Netz mit der Asche zum Loch, schütte alles mit dem Wind rein und schon wäre das erledigt.
Danach finde ich definitv raus, dass meine ECOFLOW spinnt. Denn mein mobiles Solarpanel von Wattstunde liefert 90 Watt über Zottl's Solarregler. Bei der EcoFlow kommt weiter nix an. Mist! Aber egal, mein restliches Setup funktioniert ja gut, auf die EcoFlow bin ich nicht angewiesen. Hab sie aber gerne zum Laden meines Kameraequipments im Cockpit verwendet. Alles schön nah beieinander.
Nach einem Tag stehen, muss jetzt erstmal Zottl aufgeräumt werden. Dabei setze ich die untere Schublade meines Küchenblocks unter Wasser. Wie ich das schaffe?
Naja, da unten steht mein Wasserkocher und da sind noch ca. 300 ml Wasser drin. Wollte ich nach dem letzten Kochen, ich brauchte es dann doch nicht, nicht wegschütten. Tja...jetzt ist es verschüttet und flutete die Schublade.
Zum Glück saugt der verlegte Schaumstoff einiges auf, den Rest fängt eine Antirutschmatte auf. Da ich die nicht sauber zugeschnitten hatte, gab es in der Schublade einen rundum Rand. Das hilft nun, die Flut daran zu hindern, weiter in den Untergrund vorzudringen. Da sieht man mal, Ungenauigkeit kann auch seine Vorteile haben!
Nachdem die Sauerei beseitigt ist, alles wieder einräumen. Die Sauerei entstand übrigens, weil ich abwaschen wollte. Beim Herausnehmen der Abwaschbox, war der Wasserkocher gekippt! Da zeigt sich wieder: Abwaschen ist einfach scheisse!
Jetzt also noch schnell abwaschen....also nicht wasserverschwenderisch, sondern mit Sprühflasche. Die ist jetzt, nach über einem Monat unterwegs, so gut wie leer. Hätte ich normal abgewaschen, wäre der Wasserverbrauch ein zigfaches davon gewesen.
Zu guter letzt kommt das mobile Solarpanel in den Van und ich starte den Motor, lasse die Klima laufen und schicke Friedrich noch ne Rund ein die Luft. Sehe Kamele, Steine, Sand und Zottl in den Weiten dieser Stein-Akazien Wüste. Hammer! Und wie ich so langsam Friedrich wieder zurück rufe, fährt ein Militär Truck in ca. 150 m an uns vorbei. Kam irgendwie aus dem Nichts. Friedrich so in 40 m Höhe, gut zu sehen am Himmel. Hoffe es sieht in niemand. Denn wenn fremde ihn sehen bei seiner Flugakrobatik, bringt ihn das aus dem Gleichgewicht und er schmiert ab. Mit schmerzhaften Folgen!
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Doch Friedrich hat Glück, der Truck zieht weiter, hinter sich eine fette Staubfahne. Kurz darauf entscheide ich, Friedrich bekommt ne Flugverlängerung...ich starte Zottl und wir fahren ab. Zurück auf die Piste und gen Asphalt. 15 Rumpelkilometer liegen vor uns und Zottl meistert sie locker. Wir haben so 3,5 bar in den Reifen, das macht es angenehmer. Friedrich sammel ich jedoch irgendwann wieder ein. Der kleine ist wieder platt von dem Flugeinsatz.
Zurück auf der Straße geht es rechts und Richtung Foum Zguid. Auf top Straße, wir kennen sie ja schon, dümpeln wir mit 75 km/h in Richtung Zivilisation. Nix los, niemand überholt uns, ich glaub 3 Fahrzeuge kommen uns entgegen. Montag in Marokko im Süden. Viel leerer geht nicht!
Links und rechts fliegen die Akazien an uns vorbei, hier und da eine Sanddüne und ansonsten Berge und Weite mit Staub, Sand und Sonne.
Gegen 14 Uhr erreichen wir Foum Zguid, eine Militärstadt in der Steinwüste. Sauber, aufgeräumt und vermutlich ziemlich sicher mit vielen Herbergen und Campingplätzen. End oder Start Punkt der Wüstenquerung nach Mhamid.
Ich stoppe auf einem Parkplatz nahe der Militäranlagen, entsorge meinen Müll in einer der großen Mülltonnen. Ernsthaft, ich hatte echt bedenken wie ich in Marokko meinen Müll los werde auf meiner Reise. Doch ist das sicherlich das Einfachste von allem. Wirklich fast jedes Dorf hat irgendwo Mülleimer rumstehen. Warum sie nicht vollständig genutzt werden und noch immer Müll vor den Orten landet oder verbrannt wird, ist mir zwar ein Rätsel, aber für mich als Reisender ist es unheimlich praktisch. Und zum Glück sind sie hier noch nicht auf die Idee gekommen, lokale Müllbeutel einzuführen, so wie in der Schweiz. Jeder Kanton hat seine eigenen Müllsäcke, und wehe man schmeisst Müll in einem anderen Sack in den Mülleimer. Das ist eine Höchststrafe und übelst verpönt. Neuzuzüger in die Schweiz wissen evtl. von was ich spreche.
Marokko...alles easy!
Auf meinem Parkplatz schicke ich schnell einen Instapost ab, heute geht ja ein Video live. Darüber will informiert werden. Im Anschluss fahre ich weiter, zum "Marktplatz" am Kreisverkehr. Dort Restaurants, sehr ruhig heute und ein Herr vom Restaurant Chez Rachid winkt mir und meint, ich könne hier auf dem Schotterparkplatz gegenüber des Restaurants parken. Super! Danke dafür!
Parken, Kamera, vor die Tür. Ich bedanke mich, wir kommen ins Gespräch. Ich werde nicht genötigt was zu essen oder trinken, ganz entspannt. Es stellt sich heraus, das dem Inhaber des Restaurants, Rachid, auch der Campingplatz vor dem Ort gehört (Camping Palmerie). Er meint, ich solle doch nachher vorbeikommen und könnte ihn mir anschauen. Sein Kumpel läuft mir auch noch entgegen und hat schon meinen YouTube Kanal abonniert und schaut gerade das Video, wo Timo im Sand bei Fung Zguid stecken bleibt. Lustig!
Ich meine erstmal, ich warte hier noch auf jemand und komme danach evtl. vorbei. Das freut ihn. Jetzt aber erstmal kurz die Hauptstraße entlang. Ich brauche Wasser und Datenvolumen. Datenvolumen finde ich, der Verkäufer pennt in seinem Laden, ich sage vorsichtig Bonjour, was ihn weckt und ich entschuldige mich für die Störung. Er muss erstmal ne Sekunde wach werden
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Rubbelkarten hat er keine, aber er schnappt sein Telefon, will die Telefonnummer wissen auf die Guthaben aufgeladen werden soll, 2 Minuten später bin ich 200 DH ärmer und hoffe, dass ich 20 GB Internet aufm Router habe. Aber wird schon geklappt haben. Ich nehm noch ein Sixpack Wasser für 30 DH mit uns spaziere zurück zu Zottl. Schön hier, ruhig, sauber, klein, beschaulich.
Bei Zottl laufe ich nochmal Rachid über den Weg, er bittet nochmal, dass ich doch nachher vorbeikommen solle. Japp, mache ich gerne!
Jetzt erstmal Wasser in Zottl, Laptop, Kameratausch und ins Restaurant setzen. Ein Pfefferminztee, der geht auf Rachid, und so sitze ich jetzt gerade hier im Schatten mit wenig Fliegen und tippe diesen Blog. Fühlt sich fast an wie Urlaub.
Um 17 Uhr passiert es dann...ich mache einen Anruf und es heisst: bin gleich da! Na gut, dann warte ich noch etwas mehr hier auf meinem Stuhl.
17:15 Uhr...ein weisser Van biegt in den Kreisverkehr ein...das ist er! Das ist der Kerl wegen dem ich hier Downtown rumsitze und arbeite. 5,4 m Fiat, zuletzt
gesehen im hohen Norwegen, nun hier: Silvio!
Kurz darauf parkt er, wir begrüssen uns auf Männer Art und setzen uns erstmal auf einen weiteren Pfefferminztee ins Restaurant. Wow, nach so langer Zeit sich in einem komplett anderen Land
wieder zu treffen...verrückt!
Ne Stunde sitzen wir und erzählen, dann wollen wir zahlen doch der Tee geht aufs Haus. Vielen Dank! So besteigen wir unsere Vans und fahren gen Camping La Palmerie. Silvio hat auch Bock auf den Spot und wenn wir schon freundlich gefragt werde, ob wir noch vorbei schauen, warum nicht. Die Kritiken auf P4N sind gut, wir sind gespannt.
Keine 5 Minuten später biegen wir in die Zufahrt ein, fahren ein paar Meter Dirt Road und erreichen den Haupteingang. Schaut schön aus, zwei hohe Türme markieren den Eingang. Wir fahren rein, Rachid winkt und bedeutet uns, wir sollen weiter fahren, am Gebäude vorbei bis hinter zu dem Palmenhain.
Dort trifft uns fast der Schlag, gut was los hier! Lauter Weissware. Das es so voll ist, hatte ich jetzt nicht erwartet. Krass! Später stellt sich heraus: alles Italiener die zusammen gehören. Eine geführte Reisegruppe mit sicher 20 Fahrzeugen.
Wir parken uns hinten neben zwei Overlander, einen Steyr und n MAN. Zottl sieht mal wieder klein aus heute! So haben wir nun ein Deutsches Eck, Münchner und, ich fass es schier nicht: Heilbronner! Lustig!
Schön ist es hier, die Palmen, viel grün, gepflegt. Wir fühlen uns nach dem ersten "Weissware-Schock" wohl. Da es schon später ist, organisieren wir erstmal ne Tajine für uns. Hunger!
Gegen 19 Uhr finden wir uns im Camping Restaurant ein, warten noch etwas und dann beginnt der Schmaus. Oliven, Gemüse Suppe mit Graupen, Hackfleisch Tajine, separat hausgemachte Pommes, als Nachtisch Datteln. Alles super Lecker und genau das Richtige nach diesem langen Tag. Wir sitzen entspannt und futtern. Im Anschluss setzt sich Rachid noch zu uns und wir quatschen ein wenig auf Französisch und Englisch.
Trotz Dunkelheit führt uns Rachid noch eine Runde über seinen Platz. Er freut sich über unser Interesse, zeigt uns was sie alles schon gemacht haben, Kartoffelbeete, Gemüseanbau, Zitronen, Palmen, Sanitärräume. Mit viel Liebe und Arbeitsaufwand wird und wurde hier gebaut. Eine neue Küche ist derzeit noch im Bau, ein Pool ist in Überlegung. Wasser bekommen sie aus ihren zwei Tiefbrunnen, 25 und 35 Meter tief. Überall laufen Bewässerungsschläuche unterirdisch zu den Beeten und Bäumen.
Auch über Kräuter, Koreander, Aubergine stolpern wir noch. Jeder Platz auf dem kein Camper stehen kann, wird für den Anbau von sowas verwendet. Was hier wächst, muss nicht gekauft und angekarrt werden.
Nach der Platz runde ist es bald 22 Uhr und Rachid verabschiedet sich in den Feierabend. Ich verspreche ihm noch, dass ich morgen Vormittag eine kleine Platzrunde filme und den schönen Spot in 4K auf meine SD Karte speichere und dann auch im Video zeige. Muss ich einfach machen. Soviel Herzblut wie hier reingesteckt wird. Ob wir dafür irgendwas erhalten, Vergünstigung oder Zugabe, ist dabei völlig irrelevant. Ich möchte einfach einen schönen Platz zeigen, der mir gefällt und der vielleicht auch dem ein oder anderen von euch gefallen könnte.
Von unserem Team gibt es bisher einen schönen Daumen hoch für diesen Campingplatz. V&E ist auch vorhanden, Frischwasser gibts, und mehr seh ich dann morgen bei Tageslicht.
Mit Silvio sitze ich noch bis 2 Uhr nachts vor Zottl. Dazu gibts ein Bierchen und 2 1/2 Schnäpse. Das muss schon sein bei so einem Wiedersehen!
Um zwei ist dann aber Schluss, müde und leichter Glimmer im Kopf. Zeit fürs Bett. Zudem ist es kühl, wir sitzen seit langem in Jogginghose und Pullover draußen. Wird ne angenehme Nacht werden hoffentlich.
Jetzt aber ab ins Bett mit uns 3. Friedrich und Co-Pilot begleiten mich freiwillig mit ins Bett. Sehen müde aus die beiden. Oder liegt das an dem vielen Sand in eurem Pelz? Morgen mal den Co-Pilot ausklopfen....
Gute Nacht und viele Grüsse.
Kai
GPS Koordinaten:
morgens: 29.912059, -6.783593
abends: Camping La Palmerie, 30.086002, -6.882466
Unsere heutige Route: ca. 60 km
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