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#547 Marokko Roadtrip, Süden - Auf dem Hügel, Wasser in der Wüste, Cascades Attiq in Tissint

Samstag, 5. November 2022 - Berg, Cascaden, Wüste und Offroad

 

 

Moin,

 

8:30 Uhr, mal wieder, ein neuer Tag. Schlecht geschlafen, im Van schön kühl. Also bleib ich noch liegen, ärgere etwas den Co-Piloten, stupfe ihn seine Nase. Das kitzelt ihn...mag er gar nicht. Kleine Rache für das Kuchenklauen von gestern. 

 

Bevor er aber total ausflippt, höre ich auf und begebe mich nach vorne in die Dinette. Die Sonne kommt von rechts, also bleibt die Schiebetür erstmal zu. Sonst wird es zu schnell zu warm. 

 

Ich setze mich an den Rechner und bereite den Blog für Sonntag und Montag vor. Tippe jenen von gestern und frühstücke nebenher die trockenen Baguett Reste von gestern. Als ich auch noch mein Toastbrot hervorkrame, muss ich feststellen, dass es bereits schimmlig ist. Scheisse! Kein Brot mehr an Bord. Wieder kaufen muss!

 

Es geht so langsam auf 11 Uhr zu, die Temperatur in Zottl steigt, trotz offener Fenster in Richtung Schatten. Jetzt dann doch die Tür auf, besserer Durchzug. Immerhin geht ein leichter Wind. Draußen alles ruhig, keine Mensch, Fahrzeug oder Tiere gesehen. Cooler Spot hier oben. 

 

Hey Friedrich, Lust auf ne kurze Runde aufm fliegenden Teppich. Klar, da isser dabei. Dann mal los. Auf in die Luft mit ihm. Er dreht ne kleine Runde und landet wohlbehalten wieder neben Zottl. Das klappt immer besser. 

Der Co-Pilot, noch immer etwas grummelig wegen der Kuchengeschicht gestern, mag noch nicht aufstehen. Liegt im Heck und schmollt. Normalerweise vergisst er solche Dinge schnell, diesmal ist das irgendwie anders. 

 





Nachdem Friedrich und sein Teppich gut verstaut sind, räume ich auch noch den Rest vom Van auf und lasse den Motor an. Klima auf Vollgas. So fahren wir halbwegs entspannt los. Frag ist nur: wohin?

 

Die grobe Richtung Foum Zguid, aber nicht bis ganz dorthin. Ich schaue mich bei Maps um, was gibts vorher noch. Nicht viel...aber Moment mal. Da...da steht was von Cascades...Oase mit Wasser laut Bildern die ich finde. Das ist ja schier nicht zu glauben. Hier ist alles staubtrocken. Seit Wochen, Monaten, Jahren kein Regen und dort soll Wasser sein? Fließendes Wasser? Unvorstellbar. Das will ich sehen. 

 

Die Cascaden sind in Tissint. 30 km von hier. Eine entspannte Fahrt an diesem Samstag Nachmittag. Bei 32 Grad rollen wir also los. Über die Steinpiste runter zur Straße und dann auf die N12 und Richtung Ziel. Unterwegs kurzer Stop kurz vor Tissint. Hier nämlich der Fluss, der nachher wieder zu Tage kommen soll. Das Flussbett aber komplett ausgetrocknet. Palmen stehen drin, Büsche, sonst nix. Da fließt kein Tropfen Wasser!

Würde es hier mehr Regen geben, so wäre das hier ein verdammt tiefer Canyon doch so, vielleicht 10 m. 

 

Weiter geht die Fahrt. Noch 4 Km bis fließend Wasser. Aber bei meinem Glück ist da bestimmt alles vertrocknet.

 

Wir erreichen den ersten Kreisel von Tissnit, nehmen die zweite Ausfahrt, fahren eine S Kurve und zack...ich bin aus dem Häuschen. Da steht und fließt tatsächlich Wasser. Da ist ja unfassbar! Es muss aus dem Untergrund kommen und laut Google Maps versickert es nach dem Dorf wieder. Krass. Über einen Damm kreuzen wir den Fluss und parken auf der anderen Seite.

 

Sony, Canon...und ab zum Wasser. Wow...ich bin echt platt. Hier ist nix. Wüste und Steine und plötzlich Wasser. Und zwar nicht wenig. Entlang des Dorfes ist der Fluss leicht gestaut, so dass sich ne Art See bildet. Leben erkenne ich im Wasser keins, doch wird es hier von den Menschen genutzt. Die Frauen waschen auf der anderen Seite etwas oberhalb ihre Teppiche, mit den Füßen! 

Eine ganze Reihe hängt schon über einer Mauer zum Trocknen. Oh man...wie kommt man nur auf die Idee, einen Teppich zu waschen?

 

Das Wasser fließt vor dem Fahrbahndamm durch etwas Grünzeug, fällt dann kleine Cascaden runter und landet im kleinen See. Ich laufe vor zum Damm, treffe dort auf zwei Esel, also echte Esel. Einen Grauen und nen Schwarzen die dort am Wasser angebunden sind und frisches, grünes Zeug rupfen. 

Ich schau mir das alles genauer an, treffe auf etwas Müll im Wasser, zum Glück nicht viel. Das Wasser fließt unter dem Damm durch Öffnungen, kommt klar und schön am Damm an. Trinken würd ich es nicht, aber seinen Wassertank mit Filtern kann man hier wohl füllen. 

 

               

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Für Leute, die an Flüssen mit viel Wasser leben, mag das hier nix besonderes sein. Stellt man sich aber vor, dass hier rundum nur Wüste ist und sonst nix, und dann plötzlich Wasser. Das ist schon geil. 

 

Ich fahre noch kurz ans andere Ende des Dorfes, passiere dabei eine Polizeikontrolle und werde durchgewunken. Erreiche schnell die andere Seite, fahre irgendwie vor zum Fluss, parke und latsche die letzten 100 m. 

Dort sehe ich als erstes einen künstlichen Bewässerungskanal aus Beton der aus dem Dorf raus läuft. Hm...da geht also der Fluss hin. 

Und der Fluss, ja, der versickert tatsächlich 150 m direkt hinter dem kleinen Staumäuerchen. Cool, hab ich so auch noch nicht gesehen. Der Fluss hört einfach auf. Noch etwas Matsch und dann alles knochentrocken. 

Das Wasser wird für die Gärten verwendet die weiter hinten angelegt sind. Zwei Jugendliche faseln irgendwas von Gärten und danach schauen. Ihr Französisch ist für mich aber schier nicht verständlich, Englisch können sie nicht, wir gehen wieder getrennter Wege. 

 

Ich laufe bei weit über 30 Grad zurück zu Zottl, Klima an, was trinken, wenden und weiter. 

 

Zurück auf die Dorfstraße, schnell noch Müll in einer Mülltonne entsorgen und weiter. Nach 20 km erspähe ich rechts vor einer Flussquerung einen Schotterweg der leicht bergauf führt...Blinker und hoch. Wir müssen ja heute auch irgendwo pennen. P4N gibt hier nix gescheites her, daher suche ich lieber selber. 

 

Oben am Hügel steht ein Schild, Rallye Piste, AKA6... Okay, dann sind wir jetzt wohl ein Rallye Team. Alle man festhalten, ich gebe Gas! Jo...erste Gang, 10 km/h. Mehr gibt der Weg nicht her für Zottl. Doch ist die Strecke gut fahrbar, nur selten muss ich versetzt fahren, zwar immer wieder gröbere Steinpassagen, einmal noch nen Berg hoch, doch dann erstreckt sich eine riesen Ebene vor uns. Topfeben, geradeaus, auf guter Piste. Zweiter Gang, 20-30 km/h. So tuckern wir dahin, irgendwann stoppe ich weil uns 3 Gelände SUVs entgegen kommen, alle winken und fahren mit verlangsamter Geschwindigkeit an uns vorbei. Danke dafür. 

Es staubt hier nämlich ziemlich! 



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15 km folge ich der Route, ich hab keine Ahnung wo sie hinführt, endet. Hier und da ein Schild, mit Ortsnamen, auch Tata ist genannt. Ich denke mir, solange die Piste nicht schlechter wird, kann ich ja noch weiter fahren. Maximal muss ich morgen alles wieder zurück. So langsam halte ich allerdings auch nach einem Schlafplatz ausschaue.

Überholt werde ich noch von einem Pickup vom Militär. Ich halte an und lasse sie passieren. Sie stoppen auf meiner Höhe, fragen ob alles okay sei, fragen wo ich her komme und ziehen dann weiter. Wir folgen ihrer Staubfahne. 

 

Und nach nochmals einigen Kilometern, finde ich, wonach ich Ausschau gehalten babe. Große Akazien ein Stück weg von der Piste. Das verspricht Ruhe und Schatten. Und ist perfekt. Japp...da steht unsere Akazie, hinfahrne, querfeldein über festen Stein-Erdboden, in den Schatten parken, angekommen. Cool. 

Völlig einsam, aber noch 4G. Marokko ist geil! Ich kann es nur immer wieder wiederholen. Die geilsten Freistehspots, und Internet. Einfach gigantisch. 

 

Parken, vor die Tür, etwas filmen, Stuhl und Hocker raus, Pfannkuchen warm machen. 17 Uhr. Zeit für Essen. Gut muss ich nicht kochen, merke nämlich, dass ich einen ziemlichen Hunger habe. 

Draußen, zusammen mit 20 beschissenen Fliegen, esse ich meine Pfannkuchen mit Stuhlgang. Lecker. Dazu Bananenjoghurtdrink. Perfekt wäre es, wenn die scheiss Fliegen nicht wären. Aber reinsetzen will ich mich heute nicht. Ist so schön im Schatten der Akazie. 

Ich versuche also, mich nicht zu sehr nerven zu lassen und keine Fliege mitzuessen. 

 

Nächste Aktivität: Sonnenuntergang. Der könnte heute perfekt werden. Sony, Canon und Handy filmen. Ich schaue zu. Die Sonne versinkt hinten am Horizont. Ein Sonnenuntergang wie im Schulbuch. Wow! Wüste ist geil!

Und dann geht es schnell, die Dunkelheit bricht herein und ich denke mir: hm...kleines Feuerchen noch kurz? Etwas Holz liegt hier rum, das reicht für 30 Minuten Lagerfeuerromatik. 

 

Zwei Anzünder, viele kleine Äste sammeln und zack...Feuer! Das Holz muss man nur scharf anschauen und es geht in Flammen auf so trocken ist das Zeug. 

Viel finde ich allerdings nicht, so dass wir zwar kurzzeitig ein schönes Feuer haben, es aber nicht nachhaltig ist und nach 45 Minuten wieder erlischt. Egal....immerhin hatten wir jetzt mal wieder ein Feuer!

 

Ich sitze nebenher am Laptop und tippe den Blog von heute. So muss ich das morgen nicht. Und ob wir morgen weiter fahren...ich weiss noch nicht. Wenns mir gefällt, nehmen wir morgen den Gang raus und machen etwas lockerer. 

 

Wie immer geht es gegen Mitternacht ins Bett fürs Team. Morgen sind wir dann wohl wieder ab 8:30 Uhr am Start. 

 

Gute Nacht und bis morgen.

Kai und Team

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 29.807057, -7.570774

Cascaden in Tissint: 29.906378, -7.314569

abends: 29.912059, -6.783593

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 115 km

 

 

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