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#539 Marokko, Westsahra, Atlantikküste - Foum el-Oued, Schiffswrack Que Sera Sera

Freitag, 28. Oktober 2022 - Wir wissen nicht wie weiter - Foum el-Oued (FeO)

 

 

 Moin zusammen,

 

als Reisender hat man es auch nicht so einfach. Man mag meinen, reisen...Freiheit...:Abenteuer und Action. 

Doch in meinem Fall ist es zusätzlich ne Menge, Arbeit, Überlegungen, Planung und Entscheidungen. Letztere darf/muss ich alle alleine fällen. Das ist schön, aber manchmal hätte ich auch gerne jemanden, mit dem ich Ideen diskutieren könnte. Klar, ich kann das mit Co-Pilot und Friedrich, aber meist kommt von denen nur Blödsinn zurück. Die können einfach nicht ernst sein...es sei denn, ich mache einen Fehler, dann sind sie, besonders Friedrich, todernst! Aber der Reihe nach...

 

Aufwachen um 8 Uhr, draußen nebelig. Das kennen wir ja nun schon, der Seenebel, in 2 h dürfte er Geschichte sein. Morgens macht er es angenehm frisch und die Sonne knallt nicht sofort voll auf den Van. So kann man länger schlafen. 

 

Gegen 9 Uhr stehe ich auf, setze mich wie immer nach vorne, Frühstück und etwas schneiden. Und überlegen. Im Hinterkopf überlege ich seit gestern. Wie soll es hier weiter gehen? Wohin als nächstes? Wir stehen hier in FeO an einem Scheideweg. 

Wir können a) südlich der Küste weiter folgen bis runter an die Grenze Mauretaniens. Oder wir biegen hier in östliche und später südöstliche Richtung ab, fahren ne Runde durch die Sahara nach Smara und von dort wieder in nördlicher Richtung. 

Das die Optionen...und ich kann mich nicht entscheiden. Das Team ist ratlos. Und wenn wir nicht wissen, wie weiter, bleiben wir erstmal wo wir sind. 

 

Ich vertage jegliche Entscheidung und putze meine Solarpanels auf dem Dach. Die sind total eingestaubt und versaut. Dabei treffe ich im Heck auf Co-Pilot und Friedrich...hä...was macht ihr denn da? 
Die beiden sitzen vor einer ausgebreiteten Landkarte und studieren sie. Sehen jedoch etwas verwirrt aus. Äh...Jungs...Moment...ich drehe ihnen die Karte richtig rum. So funktionierts wahrscheinlich besser! Die Verwirrung weicht aus ihrem Pelz und sie studieren weiter. Ich putze weiter.  So macht also jeder, was er nicht gut kann! 

 

Um mein Hirn anderweitig zu beschäftigen, entscheide ich, eine eScooter Tour zu machen. Durch den Ort, am anderen Ortsende raus in die Wüste und der Küste folgen bis zu einem alten, rostigen Ding! Der Akku des Driveman Offroad ist voll. Wir haben 60 km Reichweite. 
Und Leute, ich mag das Thema etwas stressen, aber der Victron Inverter war die beste Entscheidung. Was für ein geiles Teil. Zusammen mit der 280 AH Lithium CS-Batterie und dem 50 A Ladebooster ist das ein für uns perfektes Setup. Der eScooter lädt schön vor sich hin mit ca. 120 Watt, ist daher immer voll wenn ich on Tour gehen. Schon alleine das ist saugeil. Der Booster lädt die Batterie, wenn ich irgendwo ankomme, ist die bei 100%. Den eScooter lade ich auch gerne mal während der Fahrt mit. Auch ansonsten keinerlei Strom Probleme. Naja, stimmt nicht ganz, auf meinen 12V Steckdosen hab ich keinen Strom mehr. Da ist ein 12V Ladestecker durchgeschmort und die Sicherung ist vermutlich geflogen. Muss ich finden und ne neue stecken. Aber sonst, alles top dank Tino Eggert der es einfach drauf hat. Was er mit Strom macht, funktioniert!

 





Aber ich schweife ab. 

Rauf auf den eScooter und los. Noch ruhig im Dorf, nicht viel los. FeO liegt 20 km entfernt von Laayoune, der größten Stadt der Westsahara, 250k Einwohner, am Atlantik. 11 km Strand locken hier die Städter ans Wasser. Er gilt als einer der schönsten Strände Marokkos und ist ein wichtiger Badeort im Süden. Vor allem auch, weil er bereits seit 9 Jahren in Folge mit der internationalen Auszeichnung "blauen Flagge" geehrt wurde. 

Ansonsten gibts hier Fischerevents, so z.B. den internationale Sportfischer Event. 

 

Was ich sehe ist ein verschlafenes Dorf das quadratisch angelegt ist. Ein paar Restaurants, eine ewig lange Promenade die autofrei ist und schöne und weniger schöne Häuser. Platz für mehr gibt es auch noch, es wird gebaut. Die Landflucht führt die Leute in die Städte, praktisch jede Stadt wächst hier massiv, was auch die vielen Roh- und Neubauten erklärt. 

 

Natürlich gibts ne große Moschee,...fuck...da fällt mir ein...ich hab was vergessen in Zottl. Mein Kamera Rucksack! Shit...ich muss zurück! Den benötige ich für das anstehende Shooting! Also zurück, Rucksack holen...und wieder los..

 

Äh..ja...also es gibt die Mosche, Plätze zum verweilen und etwas Grün. Und schon bin ich am anderen Ende der Stadt. Wenig Läden, ne Tanke sehe ich nicht. Dafür eine palästinensische Schule und einen großen Bereich für Sportaktivitäten, eingezäunt. Und...hm...großer Parkplatz...mit ner hohen Mauer am Ende. In mir reift ein Gedanke. Das könnte gehen! Die ist bestimmt hoch genug die Mauer! Behalten wir das mal im Hinterkopf! Ich fahre ans Ende des Parkplatzes und sehe von dort sogar schon mein Ziel...cool....weiter.

Mit einem weiter reifenden Gedanken verlasse ich FeO in Richtung Marsa. Jage auf der Hauptstraße schnurgerade entlang. Oh das macht Spass mit dem leistungsstarken Driveman Offorad. Die Leute schauen zwar ziemlich überrascht wenn sie mich aus ihren Autos sehen...aber hey....so what!?

 

1 km vor Marsa, nachdem ich schon glaube, mein Ziel ist verschwunden, sehe ich es endlich wieder. Parke den eScooter an der Straße. Praktisch auf dem Mittelstreifen. Links die Straße schon neu und fertig, rechts noch Baustelle. Mittelstreifen geschützter Bereich. Schlüssel abziehen. Abmarsch. Jetzt noch 500 m querfeldein über Sand und Schotter bis zum Strand. Dort liegt unser Ziel.

Der Bauarbeiter schaut etwas komisch, ich winke ihm zu und grüße, er winkt zurück und schon bin ich im Sand. Stapfe los...hoffentlich kein vermintes Gebiet hier...

 

               

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Keine 10 Minuten später stehe ich am Strand und freu mir nen Elch. Da sind wir. Da ist es! Ein altes Schiffswrack. Ein aufgegebenes Schiff. Gebaut 1980, eigentlich aus Island. Japp, kein Scheiss. Mit diesem wurden hier vor Ort Sardinen gefangen und verkauft. Extrem erfolgreich, die Arbeiter wurden top bezahlt, bis zu 80 DH pro Stunde, weit mehr als beim Wettbewerb. Der wurde dann auch aus dem Markt gedrängt. Zig Leute wurden beschäftigt die alle zufrieden und happy waren. Ein großes, erfolgreiches Unternehmen namens Fleur de Mer entstand.

 

Bis plötzlich und aus heiterem Himmel das Boot am Strand lag und die Besatzung verschwunden war. Weg. Spurlos. Keiner mehr da. Nix. Boot aufgegeben. 

Ihr fragt euch warum, wieso, weshalb?

Naja, vermutlich wegen Reichtum geschlossen. Denn, und das wusste damals niemand, hier wurde mit Sardinen Fischerei Kokain-Gelder gewaschen. Und entweder wurde das Thema zu heiss, oder alle hatten genug Geld. Man weiss es nicht, doch zurück blieb das Boot am Strand. Und das liegt dort nun schon seit langem, die Que Sera Sera. 

(Quelle: https://bewilderedinmorocco.com/jawhar-kodadi-boat/).

 

Leute, ich hab keine Ahnung ob die Geschichte stimmt, es gibt praktisch ausser dieser Info keine sonstigen Hinweise im Netz zu diesem Wrack. Aber ich find es eine coole Geschichte! Co-Pilot findet es auch cool, denn Koks ist so weiss wie sein Pelz. Woher er das nur wieder weiss!? Aber: Drogen sind ungesund! Finger weg! Für immer und ewig! Auch nicht mal probieren! Nein, nein, nein!

 

Am Wrack des 51 m langen Fischerboots beginne ich dann zu filmen und fotografieren. Was auch sonst! Der Kahn ist ziemlich verrostet, Vögel genießen auf den Masten eine Auszeit. Mit der Schnauze in Richtung Strand liegt es hier im halbhohen Wasser. Die Wellen rollen daran entlang und es sieht genial aus. Das Licht leider nicht so toll, aber egal. Irgendwas brauchbares wird schon dabei rauskommen. 10 m breit ist der Kahn und ich freu mich wie ein Schneekönig, dass ich ihn gefunden hab. Gelesen hatte ich davon nur auf Park4Night in einem Nebensatz zur Beschreibung des Parkplatzes mit Mauer. 

 

Natürlich wechsle ich auch den Schusswinkel und treffe so auf 4 Jugendliche die gerne vor dem Schiff fotografiert werden möchten. Klar, machen wir. Sie stellen sich in Pose, ich schieße, danach wird der Insta Kanal Name ausgetauscht. Wie einfach sowas heute doch ist. Stellt euch das mal vor 30 Jahren vor. Foto machen...uh...ich kann nur 24 oder 36 Stück pro Rolle machen, zu Hause entwickeln, Postadresse, Bilder nach Marokko schicken...undenkbar.  Und heute...abends lade ich die Bilder per Wifi von der Camera aufs Handy und schicke sie von dort per Insta Chat direkt an den Marokkaner. Krass, oder?!

 

Nach ner Stunde ist alles im Kasten, ich verabschiede mich winkend von den Jungs und laufe die 500 m zurück zum eScooter. Und, ist er noch da??? Logisch! Steht da, unberührt. Leute, wir sind hier in Marokko, aufm Land. Die Leute sind nett, höflich und neugierig. Aber keine Diebe.

Jetzt aber zurück zu Zottl. Wir haben noch was vor. 

 



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Gegen den Wind peitsche ich den eScooter zurück zu Zottl. Dort angekommen wird der Van aufgeräumt. Abfahrt!

Kurz darauf erreiche ich wieder den Parkplatz mit der hohen Mauer. Parke Zottl parallel nah dran. Lasst das Schrauben beginnen. Wenn das mal gut geht.  

Ihr erinnert euch noch an meine OSRAM LED Lightbars? Die musste ich wegen MFK/TÜV abmachen. Nun, die Vordere und Hintere hab ich mit nach Marokko genommen. Jetzt kommen sie wieder drauf. Ich brauch hier Licht, vor allem im Stand. Die seitlichen hab ich nicht dabei.

 

So schnappe ich mir die fette vordere Osram Lightbar, steige auf die hohe Mauer...japp...läuft. Festschrauben an den Halterungen und verkabeln. Fürs Verkabeln hab ich nicht so ganz das passende Equipment. Fürs abisolieren der Kabel ist was an Bord, dann muss ich allerdings Wago Klemmen nehmen für die Verbindung der Kabel. Ich hatte damals beim Abbau die Kabel abgeschnitten, musste schnell gehen und die Steckverbindungen fand ich nicht. 

Und was anderes als Wago Klemmen hab ich nun nicht dabei. Ich umwickle alles mit Wasserabweisendem Tape. Wird schon halten. Regen gibts hier kaum Staub geht nicht durch, ich hab die Klemmen tausendfach umwickelt. Zu Hause werd ich es dann mal gescheit verkabeln. 

Und...die spannende Frage: funktioniert's? LOGO!!!! Licht an...geiler Scheiss! Ich bin ein kleines bisschen Stolz auf mich. Schrauben in der Westsahara und wieder gut Licht auf dem Dach. So genial! Die hintere Lightbar kommt auch noch schnell wieder drauf. Funktioniert ebenfalls. Ein echtes Hochgefühl! Die langen Nächte können kommen. Wir haben wieder fett Licht. 

 

Und nun? Ich muss einkaufen, mir fehlt so einiges an Lebensmitteln. So düse ich noch kurz ins 12 km entfernte Marsa, da war ich ja vorhin schon fast mit dem eScooter. Lebendiger als FeO, Läden, Tankstellen, ne Menge LKW, Hafen, Fischerei usw. 

Ich suche mir den Royal Mini Market. Hört sich doch gut an. Übersichtlicher Einraum Laden. Wasser, Coke, Schoggi, Couscous, Eier,... 20 Euro kostet mich der Spass. Sehr nett sind sie, kurz bin ich verwirrt wegen des Preise. Aber sie geben Rial an statt Dirham. Der Ladenbesitzer hilft mir dann noch beim Tragen, Zottl steht vorne an der Straße, wünscht mir noch weiterhin eine gute Reise. Sehr nett! Dankeschön!

 

Von hier rolle ich 200 m weiter, stoppe wieder. Noch n Laden...ich brauche Milch...haben sie...noch ne Milka Schoggi und im Anschluss in den Gemüseladen nebenan. Bananen, Avocado, 2 Gurken, 4 Euro. Während ich zahle, fährt ein Auto ohne Frontscheibe vorbei, die Motorhaube wird mit einem Strick geschlossen gehalten. Ich bin der Einzige der das irgendwie seltsam findet.

Jetzt aber zurück zu Zottl und weiter....

Weiter...aber wohin? Zurück zum Start. Nach FeO. Nachdem ich nicht weiss wohin weiter, bleibe ich noch ne Nacht hier und hoffe, dass ich morgen fähig bin, eine Entscheidung zu treffen. 

Gegen 18 Uhr bin ich zurück, setze mich im Stuhl vor Zottl und tippe den Blog von gestern. Als es zu kühl wird, ja kein Scherz, nicht mehr so warm, kühler Wind und die Sonne tief, setze ich mich in Zottl. Schneide und arbeite. Die Sonne geht unter, die Parkplatzbeleuchtung geht an. 

 

Abends mache ich mir einen Tomaten Gurke Salat mit Toast dazu, beobachte das Treiben draußen und schneide. Ein ruhiger Abend. Niemand will was von uns, die Polizei dreht ihre Runde und interessiert sich nicht die Bohne für uns. So gesehen ein top Platz.

 

Um Mitternacht ist Feierabend und ich klappe den Lapi zu. Um 1 Uhr liege ich endlich im Bett und schließe die Äuglein. Neben mir Co-Pilot und Friedrich. Sichtlich zufrieden mit dem heutigen Tag und selig, dass wir on Tour sind. Und ich hoffe, dass ich morgen zu einer Entscheidung komme.

 

Gute Nacht und viele Grüsse aus FeO.


Kai und Team

 

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 27.179674, -13.395487

Parkplatz: 27.161788, -13.406650

Schiffswrack: 27.124204, -13.415178

abends: 27.179674, -13.395487

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 25 km

 

 

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