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#537 Marokko, Süden - Nationalpark Parc National de Khenifiss nach Tarfaya, La Casa del Mar

Mittwoch, 26. September 2022 - Vom Parc National de Khenifiss nach Tarfaya, La Casa del Mar und...das waren wir nicht!!!

 

 

Moin,

 

also, kurz vorweg: wir waren das nicht! Wirklich! Keiner von uns! Auch nicht der Co-Pilot. Friedrich sicher nicht, der ist zu klein! Also ganz ehrlich: WIR HABEN DAMIT NIX ZU TUN! Das lag da schon so!

 

Gut, wäre das mal geklärt! Ihr versteht nicht worum es geht? Kein Wunder, wenn ihr nicht hellseherisch veranlagt seid, habt ihr keine Chance es zu verstehen. Somit also der Reihe nach!

 

Bereits abends war klar was kommt...es hat schon schon immer wieder gut gebellt. Nachts ging es so weiter und auch morgens kam es dann vor. 7:30 Uhr wach. Ich mag Hunde, wirklich, ich hab Spaß an ihnen und find sie lustig, kuschlig, treu und liebevoll. Aber nachts eine Bande kläffender Hunde und morgens auch, da könnte ich zum Mörder werden. Das löst ein ähnliches Gefühl aus, wie wenn jemand lautstark neben mir schnarcht. Auch der- oder diejenige hat am nächsten Tag Glück, wenn sie/er wieder aufwacht. Gaaanz gefährliches Verhalten also in meiner Gegenwart. Ich bin sonst die friedliebendste Person dieses Planeten...aber bei den zwei Sachen werde ich zu Mr. Hyde. Das war doch der grüne Riese, oder? Der weisse Riese liegt ja hier neben mir und wattet leise vor sich hin. 

 

 

Äh....aber ich weiche ab...aufwachen, früh...aufstehen, kurz vor die Tür...kaum noch Flamingos da....Blog schreiben und dann...wird es immer wärmer in Zottl. Zeit für einen Schritt vor die Tür. Schwül-warm-bis-heiss. Uff! 

Es geht auf 11 Uhr zu, Sonne schon oben, sind die Flamingos noch da? Jupp, oh...viel mehr als vorhin! Warum sagt mir keiner, dass sie angeflogen kamen! Hätte ich gerne gefilmt.

 

Wie ich so etwas planlos auf dem Stein/Erde Gemisch stehe mit Blick auf Bucht, Sandbänke, Flamingos und Dünen plus ganz weit da hinten Meer, kommt jemand angelaufen und spricht mich an. Ich treffe hier auf Boujemaa, der zuständige Ökologe für diese ganze Region hier. Er erzählt, dass die Flamingos dieses Jahr hier auf dem Festland brüten. Das erste mal seit 50 Jahren. Eine absolute Seltenheit. Eine Kolonie von ca. 200 Tieren. 

Zudem fragt er mich, ob ich Dinge zum Tauschen oder Verkaufen dabei hätte. Äh...nee...alles was in Zottl ist, benötige ich für mein Leben und filmen. So fragt er nach etwas zu trinken....ich hol ein Wasser aus Zottl. Was anderes hab ich nicht dabei. Mein letztes Bier geb ich nicht her. 

Er spricht zum Glück gut Deutsch sowie Englisch und Französisch. Gelernt auf den Kanaren wie er mir auf Rückfrage erzählt. Netter Kerl. Auch der Militär Mitarbeiter, den ich gestern fälschlicherweise für einen Ranger hielt, kommt wieder auf den Platz gegen Mittag. Großes Hallo, wie gehts, gut...usw. Um 13 Uhr schaffe ich dann endlich den Abflug, als ein Deutscher Offroader und n luxemburgischer Bus auf den Hof fahren. 

Alles abgelenkt, ich packe zusammen, winke und fahre ab. Hab ja heute noch Pläne!

 





Wir rumpeln zurück auf die neue N1 und düsen weiter gen Süden, nach Tarfaya. Die Fahrt verläuft unspektakulär. Ich glaub ne Polizeikontrolle stoppt uns noch kurz aber sonst fahren wir mehrheitlich geradeaus und an Sand und Steinen dem Meer entlang. Viel los ist auch nicht. 

 

In Tarfaya fahre ich dann erstmal falsch, komme dann durch Wohn- und Geschäftsviertel und irgendwann vor an die Promenade und Strand. Großer Parkplatz, nix los. Ich parke uns hin und bereite einen Strandgang vor. 

Kamera Rucksack, Handy, Akkus...und los.

 

Die Promenade hat sicher schon besser Zeiten erlebt, Holzhäuser stehen rum, Wasserleitungen liegen unsortiert auf dem Boden, Sand. Die Straße führt hier nicht weiter sondern endet an einem Militärposten, gegenüber der Promenade ein altes, verfallenes spanisch wirkendes Gebäude. In die andere Richtung der Promenade rechts irgendwann der Zugang zum Hafen und ne breite Straße der Küste entlang. 

Unsereins kreuzt die Promenade und steht kurz darauf auf einem großen Strand. Linksseitig eingefasst vom Hafengebiet. Und geradeaus steht das, was ich suche: La Casa del Mar.

Das Haus des Meeres ist eine kleine Festung die hier mitten in der Bucht steht und von Wasser umspült wird. Sie wurde im Auftrag des schottischen Entdeckers Donald McKenzie errichtet und diente als Handelsposten, all das im Jahr 1882. 2014 gab es eine Investitionskur von 6 Mio. Euro für dieses Gebäude. Wohin die Gelder verschwunden sind, mag man sich fragen, wenn man den recht desolaten Zustand des Gebäudes sieht. Dach fehlt, keine Fenster, ...

 

Von unserer Seite, also strandseitig, sieht es gut aus. Doch als ich über die Hafenmauer klettere, dabei Stacheldraht umgehe und im Hafen entlang der Kaimauer laufe und dann von der Seeseite einen Blick auf das Haus werfe, klaffen da üble Löcher und das ganze sieht heftig einsturzgefährdet aus. Lange steht das nicht mehr wenn nicht bald gehandelt wird. Die Wellen können umgehindert in  das Erdgeschoss des Gebäudes eindringen. Jede Welle nagt am Gebäude und lässt den Verfall fortschreiten. 

Und auch bei mir schreitet der Verfall fort. Es ist unglaublich heiss und schwül dazu. Ich schwitze wie bescheuert, es geht kein Wind. Ich habe erst einmal in meinem Leben so geschwitzt, im irgendwann mal im August in Singapur, auf Geschäftsreise. Die Brühe läuft nur so runter obwohl ich hier nur stehe. 

 

Nachdem alle Aufnahmen im Kasten sind, mache ich mich auf den heissen Rückweg. Am Strand wieder etwas erträglicher und sau schade finde ich, dass gerade mittlerer Flut ist und ich nicht zum Gebäude komme. Denn laut Bildern im Netz kommt man bei Ebbe zu Fuss ans Gebäude ran und evtl. sogar rein. Momentan liegen aber 100 m Wasser zwischen mir und dem Haus. Keine Chance.

 

               

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Dann mal zurück zu Zottl und weiter. Motor an...nächster Stopp. Wassertankstelle. Am anderen Ende des Orts gibts ne Eisfabrik die außen zwei Wasserhähne mit fließend Wasser hat. Einmal dran vorbei...ah...da ist es...drehen und zurück. Ich parke an der Straße, ein Wachmann der Eisfabrik (also kein Speiseeis sondern Eis für den Fischtransport) kommt ums Eck. Ich grüße und frage ob ich Wasser füllen darf... Ja, kein Problem, heisst es.  Super!

 

Gießkanne raus, Schlauch ist nicht, zu weit weg und kein Gewinde und wenig Druck. Somit laufe ich 5 mal hin und her, fülle auch noch den Scheibenspritzwassertank von Zottl, fülle Konzentrat von Liquy Moly rein und fertig. Das alles dauert seine Zeit, der Wasserdruck ist echt gering. 

Kosten tut mich das alles nix. Während meiner Wasserspiele, kommen auch viele Locals vorbei, füllen das Wasser in PET Flaschen ab oder trinken direkt ab Hahn. Wasser ist klar, sauber, riecht nicht. 

 

Nun aber weiter, wir haben da noch einen Stopp auf der Liste. Es geht auch schon auf 17 Uhr zu. Die Sonne für unseren Halt nun suboptimal, aber so ist es halt. 

Wir fahren auf die Rte Tarfaya - Roum el-Oued und weiter gen Süden. Nach ca. 6 km sehe ich das Elend schon. Oh je...hier also der Grund, warum es keine Fähre mehr von Tarfaya nach Fuerteventura mehr gibt (Puerto del Rosario). Hier liegt das Schiffswrack Assalama. Es verunglückte 2008 hier vor der Küste. Seither liegt es leicht schräg an der Küste und rostet vor sich hin. Die Vögel freuts, sitzen sie doch munter in der tieferstehenden Sonne auf der Reling und haben so eine schöne Aussicht auf Land und Meer. 

Unsereins ärgert sich etwas, dass die Sonne scheisse steht und ich teils gegen das Licht filmen und fotografieren muss. Das ist Mist. 

Das 1967 gebaute Schiff liegt hier nun also schon seit 14 Jahren und keiner räumt es weg. Ausgerüstet mit zwei Diesel Motoren kam es zu einer Kollision mit dem Hafendock was zu Wassereinbruch führte und zum Maschinenausfall, all das am 30.04.2008. Alle 113 Passagiere und 30 Crew Leute konnten gerettet werden. Gebaut worden war der Dampfer von Oy Wärtsilä A/B Turku, Finnland. 

Die ganze Geschichte zum Schiff findet ihr im Video.

 

Ich fahre noch ein Stück weiter um die Sonne etwas mehr im Rücken zu haben, japp...besser...noch ein Stopp und Fotos. Als alles im Kasten ist...weiter! Wir brauchen noch einen Spot für die Nacht. 

 

15 km nach Tarfaya biege ich rechts in einen Stein, Erde, Sand Weg ab. Schon während der Fahrt waren mir viele Militärstationen, alle 1-2 km kleine Hütten, aufgefallen. Alles Militär! Die ganze Küste runter. Das soll mir auch noch zum Verhängnis werden heute. 

 

Ich fahre also den Weg entlang, umgehe eine Sandfalle und komme ans Meer vor. Bin dort aber sehr sichtbar. So entscheide ich, noch ein Stück rüber zu den Sanddünen zu fahren. Dort bin ich von der Straße her etwas versteckter. Das klappt...bis ich fast noch im Sand stecken bleibe. Schnell zwei Meter zurück...puh...gut gegangen. Rechts Düne, links irgendwann das Meer nach 150 m. Allerdings ist da noch etwas Klippe. Ans Wasser runter ist nicht. 

 

 



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Bevor ich jetzt zu arbeiten beginne, erstmal was zu Essen kochen. Sonst wird das wieder nix mit gescheitem Essen. Halbe Tüte Reis, Karotten aus der Dose, Würstli aus dem Glas, Curry....alles in ne Pfanne, anbraten und Essen. 

 

Als ich 3/4 davon gegessen habe, sehe ich plötzlich einen Hund an meiner Schiebetür. Bonjour....er schaut fragend und troll sich. Dann höre ich Stimmen...also echte Stimmen, von Menschen! Nicht irgendwelche in meinem Kopf. Da spuken nur Co-Pilot und Friedrich rum. 

 

Keine 15 Sekunden später erscheinen zwei Männer an meiner Schiebetür. Sie haben Funkgeräte in der Hand und mir schwant schon...Militär. Was nun folgt ist eine sehr freundliche und nette Unterhaltung mit den Herren. Leider sprechen beide nur wenig Französisch und wenig Englisch. Doch irgendwie bekommen wir es hin. Sie wollen meinen Pass sehen, fotografieren ihn, fragen ob ich hier nur esse oder auch schlafen will. Klar will ich hier schlafen. Wann hat man schonmal ne eigene Düne.

Sie gehen kurz weg, telefonieren mit dem Handy auf arabisch, kommen wieder zurück zu Zottl. Ergebnis: Ich muss leider weiter fahren. Übernachten ist hier verboten. Es tut ihnen leid, aber ich solle am besten nach Tarfaya zurück fahren und dort die Nacht verbringen. Hier sei es nicht sicher. 

Diskutieren bringt nix, also verspreche ich den Herren, dass ich nach dem Essen sofort aufbreche und weiter fahre. Entweder gen Süden oder Norden. 

 

So machen sich die Herren auf den Weg und wir bleiben etwas bedröppelt zurück. So ein schöner Spot und nun...müssen wir weiter. So ein Mist!

Ich werfe schnell die letzten Reiskörner ein, packe zusammen, gehe noch auf die Düne für ein paar Fotos und Aufnahmen und starte Zottl. Da es vorwärts nicht weitergeht, muss ich rückwärts, fahre mich fast noch im Sand fest...schaffe es dann aber kurz nach Sonnenuntergang, den Spot gen Straße zu verlassen. Gar nicht so einfach den Weg wieder zu finden, den ich gekommen war. Irgendwie fahre ich glaub auch anders und muss noch durch ein Sandfeld durch. Doch schaffen wir das ziemlich problemlos.

 

15 km rollen wir nun also zurück nach Tarfaya, Friedrich angepisst wegen dem unnötigen Dieselverbrauch. Co-Pilot sauer weil wir die Düne verlassen mussten und ich...naja...ich werde noch an einer Polizeikontrolle aufgehalten. Wieder sehr freundlich...Pass bitte...warten sie kurz...dann dürfen wir weiter, direkt auf den großen Parkplatz an dem wir schon vorhin standen als ich zum Casa del Mar ging. Bei den Polizeikontrollen wurde ich übrigens noch NIE nach meinem Führerschein gefragt!!

 

In der Stadt gut was los. Überall Menschen, kaum ist die Sonne weg, gehen die einen vom Strand nach Hause, die anderen kommen. Wir parken, keine weiteren Camper hier. Somit noch bis Mitternacht arbeiten. Bis 23 Uhr ist gut Betrieb draußen, dann wird es ruhiger. Und selbst hier, links von uns, eine Militärstation. Das sehe ich aber erst am nächsten Morgen.

 

Und was ich auch am nächsten Morgen sehe, wird zu einem Abenteuer und birgt eine gewisse Gefahr. Aber dazu mehr im nächsten Video und Blog. Jetzt geht es schlafen, Temperatur in Zottl mit 23 Grad angenehm. Das wird sicher eine gute Nacht. 

Einige Meter weiter von uns noch ein PKW mit Zelt davor. Die Zelten hier...mitten auf der Promenade, und keinen interessiert es. 

Willkommen in Marokko! Ein tolles Land.

 

Gute Nacht und bis morgen

 

Kai und die zwei Wuscheligen.

 

 

 

GPS Koordinaten:
morgens: 28.028450, -12.240588

Parkplatz Tarfaya: 27.945348, -12.925365

La Casa del Mar: 27.946284, -12.930979

Wasser: 27.934554, -12.930749

Schiffswrack: 27.914458, -12.961403

abends: 27.945348, -12.925365

 

 

 

Unsere heutige Route: ca. 112 km

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Edith Räbiger (Montag, 28 November 2022 23:57)

    Hallo Kai, die Bilder sind mal wieder umwerfend. Aber so in Grenznähe ist sicher ein Teppichflug nicht mehr drin. Militärpräsenz wird sicher immer stärker. Ich nehme an, dass du auch bald auf dem Rückweg bist. Komm gut nach Hause. LG Edith