Dienstag, 25. Oktober 2022 - Oase Wayn Madhkoor, Hitze, Temperatursturz und Flamingos
Moin,
ruhige aber warme Nacht in unserer Oase Wayn Madhkoor. Keine Störung, kein Hundegebell, nix. Absolute Ruhe. Bis 8:30 Uhr. Dann heisst es aufstehen für mich. Der Rest der Gang wattet aber noch etwas weiter.
Um 9 Uhr kommen 6 Offroad Motorräder vorbei geschossen. Würdigen der kleinen Oase keines Blickes, hinterlassen kleine Staubwölkchen und Lärm und sind auch schon wieder Vergangenheit. Gut so. Ist ja auch unsere Oase!
Hey...Friedrich...pst....bis du wach? Ich lege ihm vorsichtig zwei Finger auf seine wollige Schulter und wecke ihn vorsichtig. Wie wäre es mit einem kurzen Rundflug auf deinem fliegenden Teppich? Na, da ist er sofort wach und fit. Fliegen ist seine neue große Leidenschaft. Na dann mal los. Teppich, Kamera und ab geht die Post. 15 Minuten später ist er zurück...erschöpft aber glücklich. Ich auch! Bin ich doch immer wieder froh, wenn er wohlbehalten gelandet ist.
Ich schnappe mein MacBook und beginne meine tägliche Arbeitsroutine. Das dauert bis 11 Uhr und so langsam nervt es ein wenig, dass ich hier kein Internet habe. Ja, ja....ohne Netz ist toll, absolute Ruhe, unerreibar...bla, bla. Ehrlich? Drauf geschissen! Ich brauch Internet für mich und mein Business und zur Kommunitkation mit der Außenwelt. Sonst meinen die noch, ich bin tot wenn ich 24 h mal nix von mir hören lasse. Ohne Netz für mich also Mist. Der Einzige, der sich drüber freut, ist Friedrich. Endlich mal kein unnützer Datenverbrauch, somit weniger Kosten. Denn eine Internet Flatrate gibt es ja in Marokko leider nicht. 1 GB kostet ca. 1 Euro.
Nachdem auch das Frühstück eingeworfen ist, schleppe ich den eScooter aus Zottl und mach ne kleine Tour. Kreuze dabei einmal die Oase und düse im Anschluss stetig bergauf. Die Strecke wäre sogar noch mit Zottl fahrbar. Wobei ich im weiteren Verlauf auf die ein oder andere Stelle treffe, die ziemlich haarig sein dürfte.
Und wenn man denkt, man ist hier komplett alleine....kommt ne Herde Ziegen, zwei Hunde und ein Typ aufm Esel daher. Mitten auf meinem Fahrweg. Ich nehme das Gas weg, fahre nur noch Schrittgeschwindigkeit. Die Herde wie auch die Hunde schauen mich total entgeistert an. Glaub ihr nicht! Doch, kein Scheiss! Als wäre ich eine Fatamorgana. Die Truppe steht mitten auf dem Weg, niemand bewegt sich, alles starrt auf die komische Erscheinnung mit Helm auf einem Gefährt das keinen Lärm macht. Erst ganz langsam gehen sie aus dem Weg. Die Hunde sind selbst zu geflasht um zu bellen oder angelaufen zu kommen. Das soll ich nacher noch anders eleben....
Ich grüße alle und als der Weg frei ist, gebe ich wieder Gas. Durchquere zweimal ein leeres aber schottriges Bachbett und fahre weiter bergauf.
Oben angekommen, Blick auf die andere Seite und ein Zelt weiter unten am Wegesrand. Nomaden? Oder hardcore Camper? Weisse Zelte stehen da rum. Näher herausfinden will ich das nicht...denn ich habe gefunden, was ich suchte: Netz! 3G, zwei Balken hier oben aufm Berg. Reicht für ne Überlebens-WhatsApp.
Nachdem alles erledigt ist, es außer Steinen und noch mehr Steinen nicht viel mehr zu sehen gibt, die Temperatur schon wieder bei weit über 30 Grad liegt und der Wind sich anfühlt wie ein Föhn, drehe ich um und fahre die Meilen wieder zurück.
In unserer Oase hat sich nix verändert. Zottl steht noch immer auf der riesen Betonplatte und beginnt schon wieder zu schmoren in der Sonne.
Driveman Offroad in den Keller, alles andere auch verräumen. Wir hauen ab. Die Temperatur schon bei 35 Grad.... Motor an, Klima auf voll Stoff und ab geht die Post für uns. Co-Pi ist auch mit am Start. Um die Mittagszeit kann man ja auch mal aufstehen!
Nach 700 Meter stehen wir jedoch schon wieder. Und zwar am mittleren Seechen der Oase. Nein, die Brücke ist nicht zusammengebrochen weil der Co-Pi über Nacht soviel Sand angesetzt hat! Ich hab da was gesehen! Auf nem Stein. Es war da und ist jetzt weg. Somit lege ich mich auf die Lauer. Motor läuft, Klima bläst, Fenster auf...Friedrich schaut genervt!
Ja, Bär, ich kann ja schlecht durch die dreckigen Fenster filmen und Fotos machen! Wie soll das gehen!?
Ich warte...nix...ich gehe kurz nach hinten und hol das 600mm Objektiv für die Canon...komm zurück...schaue raus...huch! Alle wieder da.
Schnell filmen und fotografieren. Sitzen da doch zwei echte, lustige Schildkröten auf einem kleinen Stein im Teich und Sonnen sich. Bei meiner Anfahrt hatte ich sie aufgeschreckt und sie waren ins Wasser geflüchtet. Nun sind die beiden zurück. Ne große und ne kleine. Meine ersten Schildkröten in freier Wildbahn! Cool! Wie lange die hier wohl schon wohnen? Und wie lange können sie hier noch wohnen falls das Wasser weiter zurück geht?
Ich schleiche mich aus dem Kasten, fotografiere noch aus einem anderen Blickwinkel, versuche noch einen weiteren Blickwinkel, doch das schreckt die beiden wieder auf. Flupp...im Wasser. Ich warte...doch mehr als ihrer Köpfe aus dem Wasser gereckt bekomme ich nicht mehr zu sehen. Weiter.
Ich komme zum Anfang der Oase, dort die Schafe der Hirten von vorhin und auch seine Hunde. Die haben sich wohl von der lustigen Erscheinung auf dem eScooter von vorhin erholt...der eine kommt zur Straße gerannt, bellt Zottl an und rennt hinter ihm her. Ja, so kennen wir Hunde! Er frisst dann wohl etwas Zottl Staub und wir sind weg.
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Was nun folgt ist Fahrerei. Erst zurück nach Tan-Tan über die P1600, dann N1.
In Tan-Tan tanke ich noch für 1,60 Euro, sorry Friedrich....hätte ich gewusst, was kommt, ich hätte es anders gemacht. Ganz ehrlich!
Tan-Tan mit 80.000-90.000 Einwohnern die Provinzhauptstadt. Die Stadt bietet mehrer Tankstellen, Restaurants, Shops usw. Einen Orange Shop sehe ich, doch er ist zu. Jenen der bei Google Maps eingetragen ist, finde ich jedoch nicht. Dann halt nicht. Also keine zweite SIM Karte.
Einen ordentlichen Supermarkt wie man sie so aus dem Westen und Nordmarokkos kennt, findet man hier auch nicht mehr. Alles nur kleine "Tante Emma Läden". Wasser gibt es hier wohl auch für Camper...ich hab aber keinen Bock bei 39 Grad Wasser zu füllen. Hab noch... Historisch bietet Tan-Tan nix, daher weiter. 27 km noch bis Meer! Militär gibts hier noch. Wir kommen der Westsahara näher, da ist das Militär mit seinen Kasernen ein nicht zu übersehender Wirtschaftsfaktor.
Über top 4-spurige und kostenlose Autobahn sehen wir bald darauf das Meer. Auch hier wird weiter an der N1 gebaut. Mal fahren wir auf top Strecke, ab El Ouatia dann aber auf der alten Rumpel-N1. Dafür direkt am Meer entlang. Allerdings Steilküste.
Zwei Polizeikontrollen passieren wir. An der zweiten möchte man gerne meinen Reisepass sehen. Alles wieder super freundlich und nett. Die Polizisten auch nicht bis zum Kinn bewaffnet oder angsteinflößend. Kurze Unterhaltung und schon rollen wir weiter.
Zwischendurch stoppe ich normal kurz an der Steilküste und sehe später, wie die Außentemperatur auf 40 Grad klettert. Alter Schwede...mit so einer Hitze hatte ich nicht gerechnet. Das ist ja der Wahnsinn!
Die Landschaft wird immer sandiger. Sanddünen poppen auf, es wird immer wüstiger. Einen halben Sandsturm erleben wir noch und dann, plötzlich, wie aus dem Nichts, schaue ich auf die Außentemperatur und sehe nur noch 30 Grad. Hä...wir sind noch immer an der Küste und haben noch immer die gleiche Höhe...aber 10 Grad verloren. Ich nutze die kühlen Temperaturen für einen Stopp auf den Klippen als ich eine Parkplatz Zufahrt an einem Flussdelta sehe...muss aber drehen, sehe die Einfahrt zu spät. Wiederum sehr zum Missfallen von Hr. Friedrich.
Wie sich herausstellt, ein toller Spot. Gibt sogar nen Campingplatz hier. Ich pausiere, fotografiere den Strand von oben der zugeparkt ist mit...Möwen!
Einen Happen Essen werfe ich ein, Toastbrot ist alle. Wir sollten dann doch mal wieder einkaufen morgen. Ohne sind wir ziemlich aufgeschmissen. Nach ner knappen Stunde, es geht auf 16 Uhr zu, fährt unsere kleine Reisegesellschaft weiter.
Im weiteren Verlauf wird es nun immer Kälter. Tiefste Temperatur 22 Grad. Alter...ich bin kurz davor die Klimaanlage auszustellen. Was für einen Kälte! Was für ein krasser Temperaturverlauf. Denn auch hier Sanddünen und Wüste. Die Straße nach vielen Kilometern Rumpelpiste, wieder top. Wir rollen wie Könige in Marokko. Ein Traum! Und wir kommen unserem Übernachtungsspot immer näher. Einem Naturschutzgebiet an der Küste. Die Abfahrt dorthin müsste gleich kommen...hm...hier...äh...nee...weiter.
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Aufgrund der neuen Straße haben sie wohl die Zufahrt verlegt oder die Koordinaten bei P4N sind komisch, oder Maps macht wieder dummes Zeug. Wie auch immer, wir kommen nach 1 km an einen Abzweiger mit Schild...da lang!
Auf unebenem Asphaltbelag rollen wir noch n Kilometer weiter und erreichen das Eingangsportal des Khnifiss National Park Nationalpark. Wobei es hier nicht wirklich nach NP aussieht. Müll liegt rum, alles steinig, als ich an die Küste komme, rechts heruntergekommene Fischerlehmhütten. Nicht vertrauenserweckend. Keine Camper. Nur ein Park Ranger steht rum, soll ich sich herausstellen, er ist vom Militär.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier bleiben will. Hab aber auch keinen Plan B. Aussteigen, umschauen, Ranger grüßen. Wir kommen kurz ins Gespräche. Er meint, es seie seeeehr ruhig derzeit. Kaum Touristen. Die Aussicht aber recht schön nach vorne raus. Sanddünen im Hintergrund in 1km Entfernung und hier vorne grüner Bewuchs auf einer langgestreckten Sandbank. Dann Wasser, nochmal Sandbank mit Bewuchs, wieder Wasser...und am Ende die Dünnen.
Ich entscheide zu bleiben, parke mich auf die freie Fläche. Angekommen. Umschauen. Wege sind irgendwie angelegt, es gibt ein Vogelbeobachtungshüttchen. Sieht neu aus. Oben drauf steht ein Vogel. Also ein echter. Ein großer, der sich putzt. Da will ich nicht stören. Dazu auch noch die falsche Kamera mit falschem Objektiv dabei. Mist. Zurück zu Zottl. Canon mit 600 mm. Japp..schon besser...ein grauer großer Vogel..aha...und sonst so? Ich halte das 600 mm Teil an meiner Canon EOS R6 rüber gen grüner Sandbank...und...äh...was n das? Sind das? Nee, oder?! Das glaub ich ja jetzt nicht. Da stehen große Vögel mit Kopf im Wasser! Untrügliches Zeichen...die sind am ertrinken! Wir müssen sie retten.... Oh man...es geht schon wieder los, ich beginne zu denken wie der Co-Pilot!
Niemand muss gerettet werden, da sind doch tatsächlich Flamingos! Ist das geil! Flamingos in freier Wildbahn. Hier in Marokko. Geiler Scheiss! Heute ist Tiertag!!! Hammer! Schade hab ich nicht auch das 800 mm von Canon. Damit käme ich noch näher ran.
Nach dieser Entdeckung bin ich erstmal beschäftigt mit filmen und fotografieren. Im Anschluss rein in Zottl, arbeiten. Schneiden. Ein Kassierer kommt noch vorbei, spricht kein Französisch, möchte aber die 25 DH haben, die die Übernachtung hier kostet.
Die Sonne geht unter, das Licht geht an in Zottl und sofort wieder aus...zuviel Viechzeug das durch die undichten Fliegengitter einen Weg in Zottl findet. 4 Mücken sauge ich ein. Eine fünfte kille ich später...Blut...ich wurde also wohl gestochen. Mist!
Der Ranger hatte mir noch eine Tüte mit Fisch geschenkt...wobei ich mich frage wie frisch der ist und wie lange der schon hier in der Sonne lag? Den nun noch zu machen, dauert mir zu lange, daher entscheide ich mich für ne Dose Ravioli. Geht schneller. Das Video soll heute noch fertig werden. Ich esse bei fast völliger Dunkelheit, schließe dann die Fenster und mache etwas Licht. So lässt es sich halbwegs Leben. Dennoch läuft immer wieder mein kleiner MI Staubsauger und saugt Zeug ein. Der Staubsauger hat sich echt bezahlt gemacht. Draußen mittlerweile kühl. Draußen sitzen aufgrund des Flugverkehrs nicht möglich.
So vergeht der Abend wie im Flug. Ruckzuck wieder 24 Uhr und ich klappe den Laptop zu. Feierabend für heute. Video fertig. Ziel erreicht.
Co-Pilot und Friedrich schauen ganz geschafft und wollen freiwillig ins Bett. Na sowas! Kommt selten vor. Im Van heute aber auch deutlich kühler, aber auch feuchter als gestern. Die Nacht sollte gut werden...wenn da nicht die verdammten Hunde wären. Die kläffen schon den ganzen Abend durch die Gegend....
Viele Grüsse und gute Nacht
Kai und die Abgekühlten
GPS Koordinaten:
morgens: 28.401709, -10.841963
Stopp auf Klippen mit Campingplatz: 28.208863, -11.784683
abends: 28.028556, -12.240683
Unsere heutige Route: ca. 170 km
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