Freitag, 21. Oktober 2022 - Atlantik & Offroad fahren
Schönen guten Morgen,
nach kühler und erholsamer Nacht ist es Zeit, den neuen Tag zu beginnen. Aber...andererseits...kann das auch noch etwas warten. Finden Co-Pi und Friedrich auch. Daher...bleiben wir noch etwas liegen und genießen die Kühle im Bett.
Gegen 9:30 Uhr stehe ich dann aber doch mal auf, setze mich in die Dinette und beginne mit der Arbeit.
Blog schreiben, etwas Video schneiden, Büro Arbeit usw. Besonders letzteres schiebe ich sehr gerne vor mir her. Und da ich heute nicht fertig werde, muss ich morgen wohl nochmal ran. Mist!
Ruckzuck ist es 12 Uhr...Zeit für Frühstück...und im Anschluss zusammenräumen und Friedrich auf seinen Teppich setzen. Das kann er nicht alleine, warum auch immer, ich muss ihn platzieren, dann fliegt er ab. Bewaffnet mit ner kleinen Kamera. Heute...mal über Wasser. Hoffentlich hält er sich gut fest und fällt nicht runter. Mit schwimmen hat er es nicht so. Aber, was soll ich sagen, er weiss halt irgendwie was er tut und kommt wohlbehalten wieder zurück.
Wir stören hier auch niemanden mit unseren Aktivitäten, hier ist niemand. Kein Besucher, keine Autos...nix. Absolut alleine, bis auf die Straße oben am Berg. Toller Spot. Ich bin versucht hier noch ne Nacht zu stehen...verwerfe den Gedanken aber.
Ich glaube es ist 13:30 Uhr als ich Zottl's Motor starte und nochmal die Verkabelung von Ladebooster und DC/DC Wandler checke. EcoFlow lädt ja während der Fahrt nicht ordentlich. Finde aber keinen Fehler. Nun denn....aufsitzen, Friedrich nochmal auf seinen Teppich....Abfahrt filmen. Kommen wir den Berg wieder hoch?
Ich sag euch eins, Offroad fahren, bergauf, Friedrich im Auge behalten und dirigieren...nicht einfach. 4 Hände wären praktisch. Immerhin läuft es gut, Zottl zieht sich langsam und beharrlich den Berg hoch. Keine Probleme mit der Traktion. Die Reifen wieder top auf Erde und Steinen. Und wenn ich wüsste, was heut noch kommt....dagegen ist das hier Kindergarten.
Begleitet von Friedrich in der Luft schaffen wir es überraschend gut den Berg wieder hoch, stehen oben an der Straße, ich lade Friedrich wieder ein und ab gen Süden. Der kleine braune ist ziemlich geschafft jetzt. Das Fliegen auf dem instabilen Teppich strengt ihn scheinbar immer sehr an. Gönnen wir ihm ne Pause.
Wir rollen weiter gen Süden auf der R104. Und sind kurz darauf auch schon wieder runter von ihr. Müssen drehen! Wir wollen uns noch was anschauen, doch klappt das nicht wie geplant, Zufahrt mit Steinen blockiert. Müssen wir wohl doch den zeitraubenderen Plan B machen. Also 2 km zurück und nach Legzira abbiegen. Dort komme ich mit dem Van auch nicht bis runter ins Dorf, sondern muss oben an der Ferienanlage parken. Unten sind keine Parkplätze mehr frei. Nächtigen könnte ich hier auch, 70 DH, parken 20 DH. Nächtigen will ich hier jedoch nicht.
So packe ich meine GoPro und den Kamerarucksack und latsche los. Erstmal zig Stufen ne Betontreppe runter. Mit tollem Blick auf wildes Meer und Bucht. Toller Blick. Auch auf den Parkplatz. Tatsächlich voll. Gut was los hier.
Ich quere den Parkplatz, nochmal Treppenstufen, dann eine sau steile Rampe runter und steh am Strand. Doch statt guter Meerluft schnuppere ich Viertaktgemisch und überall stehen Quads rum und Buggys fahren an mir vorbei. Was is denn hier los? Auch ein alter Mercedes Bus steht hier unten rum...kommt der diese steile Rampe jemals wieder hoch? Gut, hat Hinterradantrieb...aber kaum PS?!
Schnell wird mir klar, ich muss nicht laufen! Ich könnte mit einem Quad in Richtung des Arch of Legzira fahren. Ein vom Meer ausgespülter, natürlicher Felsbogen. Sogleich wird mir auch schon eins angeboten. Doch ich lehne ab. Den Kilometer bekomme ich auch zu Fuss hin auch wenn es hier unten drückend schwül ist. Sogar leicht nebelig soviel Feuchtigkeit ist in der Luft. Schwül-heiss heute!
Ich lehne also die Quad Fahrt dankend ab und laufe am breiten Strand entlang Richtung Felsbogen. Man sieht ihn nicht, zu nebelig. Hoffen wir mal, dass ich nicht von nem Quad oder Buggy überfahren werde.
Kaum ein paar Meter weg von der an den Klippen liegenden, kleinen Strandpromenade, wird es ruhiger. Linksseitig noch ein paar Liegestühle und hier und da Sitzgelegenheiten mit Bewirtung. Aber ich hab meine Ruhe. Keine Strandverkäufer, niemand der rumnervt. Sehr schön.
Nach einigen hundert Metern erspähe ich im Nebel dann den ersten Blick auf den Felsdurchbruch im Berg. Wow! Gewaltiger als ich erwartet hatte. Der Hammer! Mystisch bei diesem Wetter. Je näher ich laufe, desto besser wird der Blick. Dumm nur, steht die Sonne mir gegenüber, ich muss also gegen das Licht fotografieren. Mist...ich muss wohl bis hin und durchlaufen und von der anderen Seite fotografieren. Nur so kann ich mit der Sonne ein paar schöne Shots machen.
So laufe ich hin, durch, das Ding ist riesig und hoch....und ich hoffe es hält und kollabiert nicht gerade jetzt.
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Co-Pilot und Friedrich zogen es übrigens vor, in Zottl zu bleiben. Am Meer zu viel Feuchtigkeit. Das gibt Locken im Pelz und der Watte. Nicht gut!
So latsche ich also durch den Bogen durch, und zack...auf der anderen Seite. Bei Flut dürfte hier das Wasser den Bogen versperren, jetzt aber gut zu laufen, auch Quad Spuren sind hier zu sehen die weiter den Strand entlang führen.
Von der Seite mit Sonne sieht das Ganze nun echt Hammer aus. Ich filme und fotografiere, die Brandung ist auch ordentlich, dürfte ein paar schöne Shots geben. Bin sicher 45 Minuten zu Gange und mache mich im Anschluss auf den Weg zurück.
Irgendwann bin ich dann auch wieder zurück bei Zottl, total im Eimer. Hitze und Luftfeuchtigkeit...das killt mich. Ich vermisse die minus 20 Grad in Norwegen/Finnland hier und da.
Motor an, Klimaanlage Vollgas und runterkühlen...besser! Etwas Schoggi, trinken und dann mal weiter. Wir brauchen noch einen Schlafplatz und ich hab da was im Auge. Eine Ruine, das Fort Bou Jerif. Eine ehemalige Festung der französischen Armee, erbaut 1935, während des Protektorats durch Frankreich. Die Festung wurde dann 1956 wieder aufgegeben. 200 Soldaten lebten hier zur aktiven Zeit.
Wir zottln somit der Küste entlang auf guter Straße. Die Sonne beginnt schon langsam den Sinkflug. 17 Uhr rum. Wir queren Sidi Ifni, schöne Stadt und lebendig und folgen der P1901 weiter am Meer entlang. Gäb schöne Platz zum pennen hier, doch wird man laut P4N häufig weggeschickt. Auf sowas hab ich keinen Bock.
In Sidi Ali Jama, ziemlich vermüllt, verlasse ich die P1001, fahre noch ein Stück Asphalt und dann heisst es...rechts. Oh...Feldweg...Offroad???!!! Ups...
9 Km gibt Google Maps an bis zum Ziel. Der Weg einspurig, felsig, loses Gestein, Erde...das kann ja was geben. Ja, und es gibt was! Schritttempo, Schräglage, Auswaschungen, Bachdurchfahrten, ausgefahrene Strecke, etwas bergauf und bergab. Ich bin gut beschäftigt mit fahren, filmen, Weg finden, überlegen wie ich nun durch diese Felspassage fahre... Fortkommen in Zeitlupe. Die Sonne sinkt immer weiter....abends geht das hier immer schnell und zack ist dunkel. Und ich eiere hier auf der übelsten Offroadpiste rum die ich bisher in meinem Leben gefahren bin.
An manchen Stellen denke ich...das wars...doch finde ich immer wieder einen Weg, Zottl macht es grandios, die Reifen auch. Wir kommen durch alle Senken und auch schräg kann Zottl. Die Reifen rutschen nicht ab, halten uns auf der Strecke. Geil! Wer braucht schon Allrad wenn er Zottl hat. Gut, etwas mehr Bodenfreiheit wäre hilfreich, aber auch so geht es. Immer schön Augen offen halten und die Strecke lesen.
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Dennoch, es dauert ewig und mir wird klar: wir kommen heute nicht mehr an. Somit beginne ich nach 7 km hardcore Offroad nach einem Schlafplatz zu schauen. Und...wir sind hier im Nirgendwo, da kann man praktisch überall pennen! Es braucht einfach eine halbwegs ebene Fläche die man von der Piste her erreichen kann.
Nach einer kleinen Steigung und Biegung der Strecke hab ich Glück...genau das liegt vor mir, was ich gerade beschrieben habe. Ich fackle nicht lang, rein da, rückwärts, dann stehen wir leicht bergab. Perfekt.
Kaum geparkt, klingelt mein Telefon...WhatsApp Anruf meiner Eltern. Gutes Timing und....ICH HAB HIER NOCH NETZ???? Krass! Stehe hier ja doch etwas abseits!
20 Minuten telefoniere ich mit meinen Eltern, die Sonne verschwindet dabei fast. Kaum aufgelegt, hechte ich vor die Tür und mache noch schnell ein paar letzte Aufnahmen der im Dunst verschwindenden Sonne.
Die Umgebung karg. Steinwüste. Kakteen stehen rum, glaub das sind die, die nachts lebendig werden und rumhuschen. Sonst Ruhe...bis....Motorgeräusch...hier fährt noch jemand anders als ich??? Japp, zwei Geländewagen kommen angestaubt, Franzosen, ich winke ihnen zu, sie winken zurück und sind weg. Die wollen bestimmt zu dem Hotel das neben der Festungsruine gebaut ist.
Ohne Sonne kühlt es zum Glück auch langsam ab, die Luft wieder sehr trocken hier, Wüste halt. Und zack...dunkel. Ein Moped kommt noch vorbei, ein weiteres kommt später zurück und das wars. Mehr Verkehr ist nicht. Der Wind legt sich irgendwann und es ist einfach nur ruhig. Ich setze mich an den Laptop und schneide. Genieße die Ruhe, lüfte gut und lasse die abkühlende Luft in Zottl.
Gegen 20 Uhr mache ich mir ein paar Induktionsnürnberger. Der Victron MultiPlus 3000 von Wattstunden (Rabatt Code TRAVEL5) macht einen top Job. Hat bisher alles überstanden. Macht keinen Lärm und läuft äußerst leise. Geiles Teil. Und natürlich befeuert er meine Induktion ohne Probleme. Liebe es. Wenn ich mir vorstelle, bei 29 Grad Innentemperatur auch noch mit Gas kochen zu müssen...uff. Viel zu heiss.
Zu den Nürnbergern mache ich mir noch einen Gurke, Tomate, Mais Salat mit eigenem Dressing. Lecker und schnell gemacht.
Bis Mitternacht schneide ich weiter, gehe noch mal für ein paar Saharastaubfotos vor die Tür und gehe gegen 1 Uhr pennen. Im Van kühle 23 Grad. Friedrich genoss den Abend mit raus schauen und Co-Pi hing einfach nur ab. Alle glücklich, alle zufrieden im Team. So kann es gerne weiter gehen.
Gute Nacht und viele Grüsse
Kai
GPS Koordinaten:
Morgens: 29.470248, -10.102361
Parken: 29.446246, -10.114315
Loch im Fels: 29.439748, -10.121323
Abends: 29.112735, -10.328291
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