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#529 Marokko - Tal der Ammeln und ein komplett anderer Ablauf

Dienstag, 18. Oktober 2022 - Vom Steinhaufen zum Tizourgane Kasbah und durchs Tal der Ammeln nach Tafraout

 

 

Moin zusammen,

 

bei starkem Wind erwache ich auf meinem Steinfelsen. Der Tag startet trödelig, der Plan steht ja schon, also weiss ich wieviel Zeit ich ca. brauche und muss nicht stressen. 

Wir wollen heute durchs Tal der Ammeln und dann nach Tafraout. Nun, wenn ich wüsste wie anders alles läuft...ich hätte etwas schneller gemacht...

 

Vormittags arbeiten, schneiden und bloggen, Frühstück und gegen 13 Uhr hab ich genug von 30 Grad im Van und starkem Wind draußen. Motor an und schauen, dass ich zurück auf die Straße komme.

 

Die Abfahrt ist easy, kurz darauf stehe ich auf der Straße R105 und fahre in südlicher Richtung durch bergig-kurviges Gebiet. Jedoch nicht allzulange. Eine Burg erregt meine Aufmerksamkeit. Sitzt da in einem Tal auf nem Hügel. An einem Aussichtspunkt stoppe ich und schieße ein paar Bilder. Checke Google...hm...Tizourgane Kasbah...eine alte Burg. Hotel und Restaurant drin. Kann man aber auch nur so anschauen. Hin und her überlege ich...aber wenn ich schon mal hier bin, mache ich einen Besichtigungsversuch. 

 

Wieder in Zottl und 5 Minuten später quäle ich Zottl die lange Einfahrt zum Parkplatz hoch. Die letzten 20 Meter sehr steil und ausgewaschen uneben. Zottl kämpft mit der Traktion etwas doch schaffen wir es hoch. Uff...dieser Hügel kam überraschend. 

 

Jetzt noch ne lange Treppe hoch, alles gut in Schuss, und schon stehe ich vor der Burgtür. Zu! Ich klopfe...und warte! Will schon fast wieder gehen, als sich eine Tür in der Tür öffnet und jemand durchschaut und dann die große Tür öffnet. Haben die hier Angst vor etwas? So verbarrikadiert.

Ich grüße, frage ob ich mir die Burg anschauen könne. Ja, 20 DH, also 2 Euro kostet das. Ich zahle, der junge Man fragt ob ich was essen oder trinken wolle im Anschluss. Danke nein, noch statt vom Frühstück...um halb 14 Uhr. 

 





Was nun folgt ist ein Rundgang für mich alleine über die Burg. Außer mir, kein anderer Tourist hier. Völlig alleine streife ich über die Burg, durch die engen und hohen Gänge. Etwas unheimlich. Hier könnte ich jetzt auch verschwinden und die Jungs könnten abhauen mit Zottl. Würde keiner merken.

 

Die Burg gehört zum National Heritage von Marokko, daher auch der top Zustand. Jeder Stein sitzt perfekt auf dem anderen.  Jahrhunderte alte Türen verschließen Räume. 

Seit ca. dem 13. Jahrhundert besteht die Kasbah und ich habe Spaß, hier alleine rumzustreunen. Nach dem Gang rundum, folge ich einem weiteren Gang der mich mittenrein führt. Cool! Sauber, toll restauriert, hier und da ein Kaktus, Decken aus Holzstämmen.

 

Und eine Tür ist dann doch offen...jene zu den Hotelzimmern. So schleiche ich rein, ob ich das darf? Keine Ahnung...aber ist ja offen...also husche ich schnell rein, stehe in einem Salon und folge der Treppe nach oben. Schmale Gänge, Türen zu Zimmern, leider zu. Weiter hoch. Hohe Trittstufen...noch mehr Zimmer. Auch zu. Aber das Etagenbad ist offen. Mit europäischer Kloschüssel und Dusche mitten im Raum. Kleines Waschbecken. Süß und sauber. 

 

Bevor ich erwischt werden kann, husche ich wieder runter und raus auf den Wehrgang. Coole Burg, tolle Sicht rundum. Ich mache mich vom Acker, lasse mich selbst raus und steige die Treppe wieder runter zu Zottl. Motor an. Weiter. 

 

Was folgt ist eine tolle Strecke weiter auf der R105. Es geht am Ende des Tals nochmal ordentlich den Berg hoch, bis ich zu nem Kreisverkehr komme.  Hier, in the middle of nowherer, Polizeikontrolle. Ein A6, der mich gerade von hinten bedränt hatte und den ich kurz vor der Polizeikontrolle durch an die Seite fahren vorbeigelassen hatte, wird von den Cops angehalten. Haha...ich fahre wieder vorbei. Sein Kumpel in nem fetten Range Rover darf auch weiter fahren, wartet aber auf seinen A6 Kumpel. Jetzt hab ich die Affen gleich wieder an Zottls Heck hängen...

 

Kurz darauf erreichen wir einen kleinen Pass und sind dann am hohen Ende des Tals der Ammeln. Ein Berberstamm der hier heimisch ist. Ab jetzt gehts bergab mit uns. Tolle Passtrasse, coole Aussicht auf das Tal. Hohe Granitberge. Schön, aber nicht soooo schön wie im Reiseführer beschrieben. Es zieht mir nicht die Socken aus. Auch Co-Pi und Friedrich sind nicht mörder geflasht. Aber egal....die Burg war cool. Und wenn ich wüsste, was noch ansteht, wäre ich jetzt schon sehr froh, hier entlang gefahren zu sein. 

 

So düsen wir durchs Tal der Ammeln bei knapp 30 Grad und diesiger Sonne. Das lässt den Fels leider nicht so schön leuchten. Das Tal ist 15 km lang, in Ost-West Ausrichtung. In seiner Höhe verläuft es von 1.000 bis 1.700 m. Die Bevölkerung ist nahezu ausnahmslos berberischer Abstammung. 

Lange lebte die Bevölkerung in dem abgelegenen und schwer erreichbaren Tal als Selbstversorger. Bauten Gerste, Kartoffeln, Gemüse an. Sowie Oliven, Mandeln, Granatäpfel und Arganien aus deren Samen Öl gemacht wird/wurde. 

 

               

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In Ammelne stoppe ich kurz an einem der seltenen Rastplätze, studiere meine Karten und überlege wo und wie ich weiter fahre. Nach 10 Minuten, ohne dass ich weiter gekommen bin, klopft es am Fenster. Ein marokkanisches Gesicht eines Mannes in meinem Alter. 

 

Er spricht...Deutsch...fragt ob ich aus Zug komme. Hä....nee...äh...aus Schwyz. Er redet in gutem Deutsch und meint, seine Frau komme aus dem Berner Oberland. 

So kommen wir ins Gespräch, er erzählt mir etwas über die Region, das Löwengesicht am gegenüberliegenden Berg.

Er ist lokaler Geschäftsmann und Teppichhändler und meint, ich könne ihm gerne folgen, dann könne er mir sein Geschäft in Tafraout zeigen. Da ich gerade eh planlos bin, warum nicht?! Vielleicht ist das ja nun der neue Plan. 

 

Auf seinem Moped fährt er vor, ich folge ihm einige Minuten mit Zottl. In Tafraout stoppen wir dann vor seinem Laden. Zur gleichen Zeit kommt auch ein Holländer hier auf seinem eScooter an. Da alle Deutsch sprechen kommen wir kurz ins Gespräch, dann gehe ich in den Teppichladen. Angenehm kühl hier drin. Das ist also das Maison du TROC.

 

Vorweg gebe ich gleich den Tarif durch: ich filme gerne, lasse mir gerne etwas über Teppiche erklären. Ich werde jedoch keinen kaufen. Ich hab keine Kohle und keinen Platz und ich finde, ganz ehrlich, Teppiche nervig. Es sei denn, sie können fliegen, wie jener von Friedrich. Dann sind sie cool. 

Alles kein Problem. Mir werden die Unterschiede zu Berber und Nomadenteppichen erklärt. Interessant. Die ersteren geknüpft und dicht, die anderen gewebt und leicht und nehmen keinen Sand auf. Mehr dazu findet ihr im Video.

 

Die Führung ist tatsächlich interessant und so hab ich auch Spass dran, den Laden zu zeigen. Im Anschluss werde ich noch auf nen Kaffee eingeladen und sitze dann draußen vor der Tür auf einem kleinen Hocker. Hier genießt auch der Holländer (Derk)  seinen Kaffee und so kommen wir ins Gespräch. Er lässt hier einen 36 Jahr alten Mercedes Bus auf Vordermann bringen. Hat Primer und Rost Utensilien aber selbst mitgebracht. Besser so. Kommt man hier nur schwer dran. Nun steht der Bus in der Werkstatt und er chillt hier etwas rum und wartet. Wohnt quasi im Bus in der Werkstatt. 

Ist auch auf reisen, ohne feste Route und will erst wieder im Frühling in Holland sein. Arbeitet dort als Musiker und genießt nun seinen Winter in Marokko.

So sitzen wir sicher ne Stunde zusammen und quatschen. Ne Horde Polen mit Quads und Buggys kommt aus der Wüste zurück. Killer Fahrzeuge, könnten direkt aus Mad Max stammen. Gegen 18 Uhr gehen wir dann jeder unserer Weg. Ich will ein Stück raus aus der Stadt zum Pennen. 

 



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Also drehe ich Zottl, fahre zurück ins Dorfzentrum, da ist gut was los. Marktaufbau für morgen. Ich verlasse die Stadt auf der R104, fahre ein Stück und biege dann etwas verplant in einen Palmenhain ab. Hier soll es ne Art Stellplatz geben. Doch zu sehen ist davon nix. Kein Schild. Nix. Nur Palmen und irgendwann ein paar Häuser. 

 

Kaum stehe ich dort planlos, kommt ein Fahrradfahrer. Er stellt sich als Garagist aus der Stadt vor, kann allerlei Reparaturen machen. Spricht leider nur Französisch. Er sieht meinen seit 2 Jahren defekten Außenspiegel und meint, könnten sie reparieren. Ich winke ab...geht hier sicher eh wieder kaputt. Ich nehm aber gerne seine Karte, man weiss ja nie. Er meint aber, ich könne hier problemlos nächtigen. Sei sicher und okay. 

 

Kaum ist dieser Herr wieder gefahren, kommt ein Moped angefahren. Der Fahrer spricht gutes Deutsch und besitzt ebenfalls einen Laden in der Stadt und empfiehlt mir das Restaurant Chez Nadia. Gutes und preiswertes Essen. Laut Google stimmt das sogar. Nach kurzer Unterhaltung fährt er wieder ab. Na, ich hoffe, das geht jetzt nicht den ganzen Abend so weiter. 

 

Ich parke Zottl unter ner Palme, drehe den Sitz und schnaufe kurz durch. Schnell noch ein paar Fotos machen und dann an die Arbeit. Schneiden. Bis 20 Uhr also beschäftigt. Dann nochmal Maultaschen, die letzten, seit 3 Tagen abgelaufen. Egal! Sehen noch gut aus. Diesmal nicht in Suppe sondern ich brate sie mir an. Lecker!

 

Bis Mitternacht schneide ich weiter, draußen endlich mal etwas kühler, es kommt tatsächlich frische, kühle Luft durch die Fenster. Das tut gut nach der Hitze der letzten Tage. Verspricht eine gute Nacht zu werden. Finden Co-Pi und Friedrich auch als wir dann gemeinsam gegen 1 Uhr ins Bett fallen. Augen zu und weg...aber warum genau unterhalten sich jetzt ein Hahn in Downtonw und hier durch lautes Krähen? Drecksviehcher....und Downtonw ist auch Hundegebell zu hören...gute stehe ich vor der Stadt. 

 

Ohropax rein und schon ist Ruhe. 

 

Nachts meine ich Gerumpel zu hören...der Van wackelt kurz, es riecht irgendwie kurz nach Farbe, dann fällt die Schiebetür leise ins Schloss....aber auch gut möglich, dass ich das alles nur Träume....

 

Gute Nacht und bis morgen.

 

 

Kai und Team.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Edith Räbiger (Montag, 14 November 2022 23:32)

    Ich war schon gespannt ob du doch noch zur Burg gefahren bist. Bei dem gepflegten Eingang wäre ich auch reingegangen und es hat sich wirklich gelohnt. Von weitem sah es schon etwas ungemütlich aus, aber drinnen ja fantastisch renoviert. Was du inzwischen alles so kennen gelernt hast ist ja unglaublich und dann noch Gespräche in Deutsch. Bin gespannt was noch alles kommt. Die Schmunzel-Story war mal wieder super. Viel Spaß noch auf der Reise. LG Edith