11./12. Oktober 2022 - Wüste bei Foum-Zguid
Hallo zusammen,
hier nun die direkte Fortsetzung vom Blog #522. Timo & Julia stecken mit seinem Van im Sand und wir versuchen ihn wieder flott zu bekommen....
Keine Experimente, bloss nicht noch weiter eingraben, Sandbleche hin und dann Vollgas rückwärts. Erst aber etwas den Sand hinter den Reifen weg, so dass die Sandbleche an und etwas unter den Reifen kommen. Der Plan: Allrad, Sperren…rückwärts.
Ich hoffe inständig, das klappt jetzt. Bei 33 Grad heissen Sandschaufeln ist etwas, dass ich heute ganz gerne vermeiden würde. Noch nicht mal Friedrich und Co-Pilot haben da heute Bock drauf.
Also dann, jetzt zählt es. Timo steigt ein, Motor an…und los!
Die Reifen greifen auf dem Sandblech, Sand wirbelt auf, er gibt noch mehr Gas, rollt rückwärts, kommt in Schwung, bleibt am Gas, passiert kurz darauf die Stelle wo ich mit Zottl gestoppt hatte, gibt weiter gut Stoff, ich komme zu Fuss nicht mehr hinterher, und kommt aus dem Quark wieder raus!
Geiler scheiss! Yes!!! Wieder frei! Er fährt bis Zottl, ich renne filmend hinter ihm her. Drehe dann aber irgendwann um und helfe Julia dabei, die Sandbleche zu holen.
Puh…gut…Sandbleche entstanden und verstauen, alle wieder aufsitzen, weitere 300 m rückwärts. Doch sind wir dann noch immer falsch…Timo dreht, ich fahre weiter rückwärts…sicher 500 m, bis wir wieder auf die richtige Piste stoßen. Timo dreht, ich fahre einfach wieder vorwärts. Rückwärts kann ich!
Aber hier nun teils echt üble Piste, eng, steinig, eine 50 m Passage leicht bergab mit tiefem Sand muss passiert werden, einige kleine Steigungen kommen, dann mal kurz freies Feld fast ohne Steine. Eine verrückte Strecke! Aber traumhaft.
Auch Verkehr gibt es hier, 2-3 Autos überholen uns, von vorne kommen Mopedfahrer, Quads, Buggys, und ne Rallye Karawane bestehend aus alten Kleinwagen. Ich stehe da gerade mit Zottl mitten in der Fahrspur und filme die Rallye Fahrzeuge. Plötzlich sehe ich, wie ein Fahrzeug direkt vor mir auf einer einspurigen Strecke stoppt. Mich an der Weiterfahrt hindert, uns blockiert!
Überfall? Ist das unser Ende? Hier in der Wüste? Werde wir jetzt ausgeraubt und verbuddelt? Co-Pilot und Friedrich schauen mit großen Augen auf das Dacia SUV. Flucht is keine Option, links/rechts kommen wir nicht von der Strecke, überall Steine. Rückwärts…viel zu langsam. Wenn sie schießen, treffen sie uns locker. Oh weia! Wir sind am Arsch! Das wars mit uns! Timo ist weit voraus und bekommt nix mit. Der kann hier maximal nachher die blutige Sauerei sauber machen!
Ein Marokkaner steigt aus, kommt schnell auf uns zu gelaufen, noch ohne Waffe in der Hand. Ich öffne die Tür, nicht dass er durchs Glas schießt und auch noch die Scheibe ersetzt werden muss.
Als er vor uns steht, fragt er, ob alles ok sei. Äh…ja, alles klar hier…und dann streckt er mir eine Karte hin und meint, wenn ich meinen Van mal höher legen wolle, solle ich bei ihm vorbei kommen. Seine Werkstat sei bei der Dades Schlucht.
Äh….ja…okay…bevor ich ihm erkläre, dass es bzgl. TÜV/MFK in der Schweiz schwierige sei…meine ich: Okay, beim nächsten Trip vielleicht!
So steigt er ein, setzt 30 m zurück und folgt seiner Rallye Karawane. Er gehört nämlich zu diesem Trupp als technischer Support falls bei den alten Karren was kaputt geht.
Uff…wir leben also weiter, werden nicht in der Wüste vergraben. Auf den Schreck jeder erstmal nen Lollie. Die hatte ich Timo vorhin noch aus den Rippen geleiert. Jetzt aber weiter. Timo ist schon wieder weit voraus. Die guten News: wir leben weiter, es geht hier weiter!
Über Funk teilt Timo mit, dass wir geraden an dem Platz von P4N vorbeikommen. Der ist aber nix. Also weiter. 1 km später, üble Steinpiste, kommt rechts ne Art feste Düne…Julia checkt sie, meint das geht, Timo fährt drauf, ich folge. Keiner sackt ein. Julia hats halt drauf!
Angekommen. Geiler Spot, paar Bäume um uns, Kamelscheiße und…in der Ferne sogar Kamele die in unsere Richtung kommen. Man nennt sie hier aber landläufig auch Dromedare…ein Höcker und so.
Aber Leute, für mich sind das Kamele. Ich mag den Begriff einfach lieber als Dromedar. Goldene Regel bei mir: Wenn ich von Kamel schreibe/rede, meine ich Dromedar. Hat das Ding zwei Höcker und ich schreibe Kamel, dann ist es ein Kamel. Alles klar? Deal?!
Kaum haben wir Tisch und Stuhl draußen, 17 Uhr und Zeit für ein Ankunftsbier, kommen auch die Kamele (na…is jetzt klar was kommt, oder?) bis auf 10 m ran. Schauen Neugierig und knabbern an den kargen Bäumen. Einen Apfel von Timo verschmähen sie.
Ich muss mich hier aber erstmal um Internet, Blog und Video kümmern. Sonst geht heute kein Video live. Und obwohl wir hier komplett am Arsch der Welt sind, haben wir Netz. Langsames 4G, aber es reicht zum Posten und langsamen Arbeiten. Krass! Stellt euch dazu mal im Vergleich Deutschland vor. Da biegt man von der Autobahn ab und ist im digitalen Nirvana…und hier…mitten in der Wüste…Netz! Geil!
Dem ersten Bier, Prost, folgt ein Caipi aus der Dose und ich hole meinen Laptop, Blog von gestern schreiben. Mit uns am Tisch zirka 20 Fliegen und ein zünftiger Wind. Die Sonne wandert gen Horizont, ich tippe vor mich hin…was für ein Traum. Arbeiten in der Wüste, 30 Grad…nervige Fliegen…und so langsam Hunger.
Timo bereitet seine Außenküche vor, diesmal quer am Van, an der Markise befestigt, hält trotz starkem Wind gut. Er baut nen Nudelauflauf in der großen Omnia Form mit seinen Silikon Formen (www.styyl.de)
Ich beende irgendwann den Blog, schnappe mir einen Rum Cola und genieße den Feierabend. Herrlich…aber was macht der Falter da in meiner Cola-Rum Mischung? Die Fliegen sind weg und mit einsetzender Dunkelheit komme die Falter.
Mir fällt ein, dass ich noch ein Mückenvertreibungsding dabei hab. Das ist so ne Schnecke, die man anzündet und die vor sich hin qualmt. Hatte ich mal auf dem Pragel Pass geschenkt bekommen wenn ich das noch richtig im Kopf habe.
Ich entzünde sie…und sehe nicht, dass es da mehrere Spiralen gibt..ich setze einfach alles in Brand. Das Zeug qualmt und brennt bei dem Wind. Aber: Alle Falter weg. Haha…funktioniert!
Das Abendessen ist gegen 20 Uhr fertig, schmeckt perfekt und wenig später geht vor uns der Mond auf. Voll und rund! Wow! Wüste, Vollmond und die Milchstraße ist auch noch über uns. Grandios! Geiler geht nicht! Absolute Stille, nur der Wind bläst und die Musik aus des Timo’s Lautsprecher ist zu höre. Keine zirpenden grillen, keine Mücken…nur hier und da ein Falter. Ein Hammer Spot und Ort auf diesem Planeten.
Gegen 22 Uhr ist dann Schicht im Schacht. Ich setze mich noch 1,5 h an den Rechner und schneide, dann fallen mir die Augen zu. Anstrengender Fahrtag heute, ab ins Bett. Kommt ihr mit Jungs?
Japp, einstimmig geht es für uns ins Heck. Schlafen.
Gute Nacht und viele Grüsse aus der Wüste
Kai
Mittwoch 12. Oktober 2022,
Wüste (29.912059, -6.783593) nach Tata (29.826575, -7.994820)
Moin,
8 Uhr und die Nacht ist zu Ende. Da ich um Mitternacht im Bett lag, reicht das eigentlich auch. Auch wenn die Nacht nicht so gut war. Zu häufig wach und irgendwie warm war es.
Um das Wetter mache ich mir schon länger keine Gedanken mehr, es ist klar: sonnig und warm draußen! Japp, Verdunklung hoch, genau so ist es. Scheint, ich hab meine Regenwolke fürs Erste abgehängt. Die kommt nicht übers Atlas Gebirge. Geschieht ihr recht. Einfach zu schwer das Ding!
Dann mal aufstehen, um 9 Uhr bin ich in der Wüste und filme und fotografiere. Sehe Ziegen über einen Bergrücken wandern und später gesellen sich auch noch wieder Kamele in unsere Nähe. Schon allein der Anblick dieser Dromedare ist einfach der Hammer. In freie Wildbahn. Gut, es sind keine wirklich wilden Tiere, sie haben einen Knopf im Ohr und/oder ein Brandzeichen.
Co-Pi und Friedrich fühlen sich übrigens nun auch etwas wie Kamele, sie brauchen wenig Wasser, haben auch einen Knopf im Ohr und bewegen sich ebenfalls gemächlich.
Das einzig nervige hier sind die vielen Fliegen. Kaum geh ich vor die Tür, kommen sie an und umschwärmen mich. 5-6 nervige Biester. Laufen geht noch, stehen bleiben ist schwierig. Aber nu, dafür ist es warm und sonnig.
Jetzt aber ab an die Arbeit: Blog von gestern schreiben. Ist ja ne Menge passiert, das gibt wieder nen halben Roman.
Co-Pilot und Friedrich indes, ganz wie immer, pennen einfach weiter. Wobei Friedrich nachher noch seinen fliegenden Teppich starten muss. Ein paar Aufnahmen von eben diesem wollen wir noch machen. Sonst glaubt uns ja niemand, dass er hier wirklich rumfliegt und kommt womöglich noch auf die Idee, wir würden hier Drohne fliegen. Denn eins ist ganz klar: Drohnen sind hier verboten. Wer erwischt wird, wird verhaftet, kurzer Prozess und dann ab in den Kerker für die nächsten 5-10 Jahre. So hat es zumindest der Co-Pilot recherchiert und weigert sich daher, zu fliegen. Selbst der Import der Drohne ist verboten. Sie wird an der Grenze konfisziert, wenn sie gefunden wird.
Ich glaub aber, die Recherche des Co-Pi ist nicht ganz richtig. Fliegt man Drohen, wird erwischt, ist die Drohne weg und 110 EURO Strafe. Kein Bunker!
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Naja, wie auch immer, fliegende Teppiche fallen nicht unter Drohnen, mit unserem Setup sind wir save. Und für Drohnen gibt es auch Ausnahmegenehmigungen.
1 h tippe ich den Blog, frühstücke nebenher, dann schaut Timo bei mir rein und meint: wach! Okay…er ist nicht ganz fit, hat ne Erkältung eingefangen und gibt sie nun auch noch an Julia weiter. Hoffe, mich erwischt es nicht auch noch. Daher sitzen wir auch nicht zusammen im Van. Immer nur an der frischen marokkanischen Luft.
Dann mal ab vor die Tür, in den Schatten der Van4Living Markise setzen und etwas chillen. Blick schweifen lassen über die Wüste! Alter, wir sitzen hier wirklich in der Wüste! Das ist irgendwie schwer zu realisieren. Eigentlich alles hier…es ist so fremd, schön, sandig, steinig und anders als alles, was ich bisher sah. Am ehesten erinnert es mich noch an die USA mit ihren ausgedehnten Wüsten. Hier ist jedoch alles kompakter und näher beieinander. Wer also wissen will wie Amerika so in etwa teilweise aussieht, kann auch einfach nach Marokko fahren :).
Und wie wir so faul sitzen, kommt mir ne Idee: ich könnte noch meine Lampen wieder ändern. Die Glühkerzen von Citroen raus, und meine Philips H7 LED wieder einbauen. Gedacht, getan. Schrauben in der Wüste. Während ich das mache, kommen einige Fahrzeuge und Rallyes vorbei. Ein Landy wird am Abschleppseil an uns vorbeigezogen. Aha…wieder mal einer in der Wüste gestorben? Hoffe, sie bekommen ihn schnell wieder hin. Viel Glück!
Wie ich so an Zottl mit Motorhaube offen schrauben, kommt ein Mopedfahrer aus der Wüste und stoppt. Kommt vorbei, setzt sich zu uns, raucht eine, wir unterhalten uns etwas auf französisch, dann zieht er weiter. Danke für den Besuch.
Obwohl wir heute irgendwie etwa faul unterwegs sind, kommt doch noch Bewegung in uns. Wir wollen noch 170 km machen. In Richtung Agadir. So setzten wir die Zielnadel bei Tata und machen uns parat.
Friedrich geht vorher noch in die Luft und schaut in die Ferne. Dann starten wir die Motoren und machen los. Runter von unserer festen Sanddüne, zurück auf die Piste. Nicht tiefer in die Wüste, dafür fehlt in den drei Wochen von Julia und Timo die Zeit, sondern zurück gen Asphalt. Aber nicht ausgeschlossen, dass ich hier nochmal herkomme….
Wir rumpeln über die Piste, wissen ja was uns erwartet, das schmälert den Abenteuerfaktor etwas, aber dennoch genießt das Team die Fahrt. Vor allem, als sich Friedrich dann bereit erklärt, nochmal aufzusteigen und unsere Fahrt vom Teppich aus zu filmen.
Wir kommen gut voran, durchqueren Sandpartien und die Sonne mit ein paar kleinen Wolken begleiten uns. Schee. Und als ich irgendwann Friedrich dann zum zweiten mal in die Luft lasse, kommt ne Karawane Offoroader aus Israel vorbei. Sehen Friedrich auf seinem Teppich in der Luft, staunen und fragen, ob ich ein paar Aufnahmen machen könnte. Klar….fahrt los. Und so filmt Friedrich also kurz ne Horde Offroader. Vielleicht noch ein Geschäftskonzept?!
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Nach so 1,5 Stunden fahrt, auch über einen längeren Sandabschnitt, mit Friedrich in der Luft…erreichen wir wieder die Militärstation, werden durchgewinkt und haben kurz darauf Asphalt vor den Augen. Kurzer Stopp, Luft in die Reifen, das dauert mit meine Einhell Gerät ziemlich lange. Timo’s Milwaukee Ding ist dreimal so schnell. Aber egal.
Mit Luft in den Reifen geht es auf die Straße, nicht um vorher noch mit einem mit dem Moped vorbei kommenden Marokkaner zu sprechen. Um sein Moped auszustellen, dreht er nicht etwa den Schlüssel, nein, er zieht am Lenker einfach eine Kabelsteckverbindung. Motor aus!
Wir unterhalten uns, während die Reifen gepumpt werden. Er ist Mechaniker, soll in die Wüste ein Auto reparieren, hat es aber scheinbar nicht eilig. Verkaufen will er uns nix, fragt aber nach nem Bier als wir uns verabschieden.
Die nächsten Kilometer führen uns dann an Dünen vorbei, Oasen kreuzen unseren Weg, Kamele stehen neben der Straße und zweimal muss ich gut bremsen weil sie AUF der Straße stehen. Die Straße sonst aber top, wir brettern mit 90 km/h über die Strecke und genießen die Fahrt. Naja, bis auf Friedrich, der ist total erschöpft von seinen Flügen heute. Zwei hintereinander ist doch etwas viel zu den kleinen Flugbär.
Wir erreichen Tata gegen 17 Uhr, schönes Städtchen im Nirgendwo von Süd Marokko. Ein paar Kilometer später dann unser Ziel. Eine kurze steile Rampe führt auf eine ebene Fläche…wenn ich denn da hoch komme!
Ob das klappt und was nachpassiert, lest ihr im nächsten Blog und seht ihr im nächsten Video.
Viele Grüss.
Kai und Team
Unsere heutige Route: ca. 200 km
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