Flauschy-Sonntag 9. Oktober 2022.
Von Tienda in die Todgha Gorge, Col du Tizi Tigherrhouzine, Überfall in Agoudal und Ende auf 2.900 m
Moin,
Heute Morgen…kein Regen! Wow! Dafür angenehme Temperatur, Einsamkeit und diesiger Himmel. Wir sind hier 31.380820, -5.281447 . Mitten im Nirgendwo. Niemand kam vorbei, niemand wollte uns was verkaufen, niemand wollte uns verscheuchen. Ich mag Niemand!
Der Morgen wie immer völlig stressfrei. Heute gemeinsames Frühstück, ich bau uns allen Sandwiches mit Raclette Käse und Schinken plus Zwiebeln. Rest von gestern die weg müssen. Offener Raclette Käse im Kühlschrank ist die Pest. Dann lieber in unseren Bäuchen. Wir genießen es vor der Tür in unserer Steinwüste.
Im Anschluss zusammenpacken und Abfahrt. Es ist Sonntag, doch Friedrich muss ran. Er bekommt wieder seine Minikamera und den fliegenden Teppich unter den Watte Hintern und filmt unsere Abfahrt vor den Bergen. Fragt mich nicht wie er das macht. Er kann es einfach. Dass er diese Fähigkeit in Marokko entwickelt, ist echt ein Segen. Drohnen sind ja verboten.
So zottln wir wieder vor zur Straße, neben mir heute Flauschy, durch Matschlöcher und Bodenwellen. Was ein Spass. Kurz vor der Straße sammel ich Friedrich wieder ein und wir begeben uns auf der R113 nach Tinghir, stoppen aber hier 31.530777, -5.549217 noch für einen schönen Blick über die Oase, und die Gorges du Todgha.
Immer wieder verblüffend wie ein wenig Wasser die Wüste zum Blühen und grün werden bringt. Palmen, Gras, grün. Toller Blick über das gesamte Tal von hier.
Natürlich sind hier auch wieder allerlei Leute die Zeug verkaufen wollen. Es ist Sonntag, selbst Kinder wollen selbstgebastelte Kamele an den Mann bringen. Zum Glück hab ich Timo und Julia dabei, die sich immer um diese Leute kümmern, ich schnappe mir meine Kamera und kann erstmal in Ruhe filmen und fotografieren.
Die Beiden gelangen an Saidi, einen Touranbieter laut seiner Aussage. Spricht English und macht einen netten Eindruck. Wir schießen ein paar Fotos mit ihm und machen Quatsch. Er drängt uns auch nicht dazu, etwas zu kaufen, sehr angenehm.
Nach 20 Minuten besteigen wir unsere Vans und fahren weiter. Wir folgen der Straße und Oase bis wir die eigentliche Gorges du Todgha erreichen (31.587220, -5.592348). Straße und Fluss müssen hier durch eine 300 m tiefe Engstelle. Fluss sogar mit Wasser. Wow…imposant und gut was los. Auch hier werden wieder allerhand Sachen zum Kauf angeboten. T&J lenken die Verkäufer ab, ich kann filmen. Super!
Überraschend ist, man darf hier klettern. Die Verkäufer können Ausrüstung besorgen und es gibt drei Routen. Anfänger, Pro, Killer Tour. Nein danke, ich passe!
Nach 15 Minuten düsen wir weiter. Durch die Schlucht, oh…da kommt am anderen Ende noch ein Parkplatz und auch ein Womo Stellplatz. Egal…weiter…immer der Schlucht entlang die nun zwar etwas breiter ist, aber dennoch der Hammer. Kaum noch Verkehr, teils rumpelige Piste, Flussdurchfahrten, geil! Fluss leider ohne Wasser. Nach Starkregen könnte das hier aber eine schwierige Strecke sein.
Am Ende des Canyon ein nagelneuer Stausee (31.655562, -5.576830), gute Straße drum rum und später absolute Pampa. Wir rollen auf der R703, immer wieder kleine Dörfer, Hochebene, Flussdurchfahrten, Berg, wenig Verkehr, staubtrocken und schlicht eine Hammer Strecke. Aber sie zieht sich ewig.
In Aint Hani biegen wir links ab, bleiben auf der R703 und stehen kurz darauf vor einem Berg. Es geht wieder hoch. Teilweise die Luft so dünn und die Rampen so steil, dass wir maximal im zweiten Gang fahren können. Auf der Stecke kommt uns noch eine Gruppe mit Kamelen und Eseln entgegen. Wo wollen die denn hin?
Wir fragen lieber nicht, anfahren am Berg schrottet nur wieder die Kupplung. Also weiter! Immer höher. Immer karger und gewaltiger der Blick auf Sand, Steine und ein wenig Buschwerk.
Wie der Berg heisst, auf dem wir hier rumturnen, keine Ahnung, evtl. steht es auf dem Schild oben am Berg (Col du Tizi Tigherrhouzine).
Die Quälerei lohnt sich, Straße ist gut und die Blicke imposant. Aber kalt ist es hier oben auf über 2.400 m und im Winter kann hier durchaus Schnee fallen. Kurzer Fotostopp und schon rollen wir wieder bergab. Ewig! Kurvig, durch zig Flussdurchfahrten, Schlaglöcher lauern an vielen Stellen. Dauernd Gas, Bremse Spiel. Die Flussdurchfahrten sind jeweils nur im Schritttempo zu fahren. Das ist zermürbend und macht wenig Spaß. Auch sonst immer wieder Wellen und Senken. Eine anstrengende Fahrt. Späterer Nachmittag schon, ich merke dass ich Hunger bekomme.
Über den ganzen Berg gibts auch kein Internet, erst weit unten im Tal haben wir wieder 4G und können die GPS Koordinaten fürs Nachtlager checken. Wir müssen noch bis Agoudal, dort links auf die R704, dann müsste Piste kommen und irgendwann enden wir ziemlich hoch.
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Dann mal los. Doch in Agoudal (32.009165, -5.489960)
leitet uns Google Maps komplett bescheuert, kennt die neue Straße noch nicht. Führt uns daher nicht über die Hauptstraße , sonder denkt sich: ich kenn da ne Abkürzung, die alte Strecke. Mitten durch das Ort und Wohngebiet. Und es ist Sonntag. Alle Kinder lümmeln auf der Straße rum. So, was passiert? Genau, wir ziehen sie an wie ein Magnet. Wie der Fliegenfänger von Timbuktu! Was für ein Mist.
Hinzu kommt, dass wir auch noch falsch abbiegen und in einer Sackgasse enden. Nicht schlimm, wir können wenden, aber um uns rum 30 Kinder. Wir müssen höllisch aufpassen, keins über den Haufen zu fahren. Sie stehen dicht bei den Vans, springen hinten aufs Heck, halten sich an meiner Leiter fest. Bei Timo ebenfalls, dort versuchen sie seine Tasche am Heck zu öffnen. Unglaubliche Szenen. Alle wollen was und rufen und winken. Wir wollen nur drehen und wieder auf die richtige Strecke.
Es fühlt sich an wie ein Überfall, nur dass wir nicht flüchten können, weil wir erst drehen müssen und niemanden über den Haufen fahren wollen. Gut, das Drehen klappt irgendwann. Wir fahren zurück, nehmen eine enge Links im Dorf und folgen nun wieder Google Maps. Hinter uns 20 Kinder, 3 Hängen an Timo’s Heck und fummeln an seiner Tasche rum, 4 hängen bei mir. Davon ein großer, sicherlich 16 oder 17-jähriger. Im Dorf können wir nicht viel schneller als Schritt fahren, zumal überall Kinder im Weg rennen. Die Straße schmal, uneben und mittig unter uns ein Abwasserkanal. Wo sind wir hier nur gelandet!
Timo verteilt weiter einige Lutscher, ich schaue, dass ich niemanden über den Haufen fahre. Langsam kommen wir an den Ortsrand, können etwas beschleunigen. Über die Rückfahrkamera sehe ich, das der Menschenbalast hinten langsam abfällt. Sehr gut. Nur der große Arsch hängt noch dran. Ich geb mal noch etwas mehr Gas….dann springt auch der Penner ab.
Bei Timo sehe ich, dass sie ein großes Stück Holz aus seiner Tasche klauen und ein Hacken aus der Airline Schiene wird entfernt. Bei mir fehlt später der Temperatur Sensor den ich oben an der Heckleiter befestigt hatte. Denn haben sie wohl abgerissen. Verdammter Scheiss, der war teuer! Und alles nur, weil Google Maps mal wieder meinte…ich kenn da ne Abkürzung!
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Kurz nach diesem Überfall, erreichen wir die R704…nix mehr Piste. Planierte und befestige Straße. Wir jagen mit 70 km/h weg von dem Dorf.
Merke: nie an Sonntagen durch Wohngebiete in ländlichem Raum fahren!
Und was nun kommt, wird nochmal so richtig anstrengend…für Zottl. Denn die Straße führt uns immer tiefer in die Berge und höher, der höchste Punkt liegt bei etwas über 2.900 m. Absoluter Rekord fürs Team! Wieder fahren wir teils im zweiten Gang die Steigungen hoch. Und als wir oben sind, endet die zweispurige Straße in einem schmalen Feldweg. Ups…kommt das gut????
Links Abhang, es tröpfelt ganz leicht und windet. Rechts der Berg und die Straße eine Mischung aus Dirt Road und Fels. Schritttempo. Und bitte keinen Gegenverkehr. Es gibt kaum Ausweichstellen. Mei o mei!
So rumpeln wir einige Kilometer über dies Art Hauptverkehrsfeldweg.
Und wie es mit uns an diesem Tag weitergeht und warum wir plötzlich völlig alleine mitten im hohen Atlas stehen. Das erfahrt ihr dann im nächsten Blog/Vlog.
Viele Grüsse
Kai und Flauschy die nun Angst vor Kindern hat
GPS Koordinaten:
morgens: 31.380820, -5.281447
Todgha Gorge: 31.581055, -5.590741
Col de Tizi Tigherrhouzine: 31.874101, -5.475192
abends: 31.913334, -5.661689
Unsere heutige Route: ca. 140 km
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Joachim H. (Sonntag, 30 Oktober 2022 18:19)
Damit dieser Stausee jemals annähernd gefüllt ist, müsstest Du wohl ein paar Monate dort bleiben mit Deiner Wolke...
Hans Benecke (Sonntag, 03 September 2023 19:09)
Wir sind die Strecke anders herum gefahren:
Marokko 2023 Teil 10 – Tage 26 – 27
https://youtu.be/5B3zPYvTq9k
Heute fahren wir eine für uns neue Strecke: Von Goulmima hoch in die Berge und in der Todra-Schlucht wieder runter. Thigremt, Amelago und Assul liegen am Weg. Das Angesicht der Todra-Schlucht ist zum Weinen. Bald bezwingen wir den Tizi n’Tazazert.
Mit Karte haben wir uns nicht verfahren!